Archiv des Autors: Thorti

Geboren um zu sterben 5 – Eine Spur aus der Vergangenheit

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Montag, der 9. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG – Nachdem es uns gelungen ist, die entführte Kandess Dreen zu ihrem Vater zurückzubringen, sitzen Melina, Krätze, Wilbur und ich wieder in der Turmklausel beieinander. Da die Nacht schon weit fortgeschritten ist, sind wir allein hier.
Also unterrichten wir uns ungestört gegenseitig darüber, was auf der Insel der Schweren Jungs und auf dem Weg zur Villa Dreen geschehen ist. So erfahren wir, dass der Tote im Hafenbecken wirklich Wotan Silberzunge gewesen ist. Melina untersuchte den Leichnam, konnten jedoch nur ein paar Ringe und die tödliche Stichwunde ins Herz finden.
Ein Tattoo, das auf die Bruderschaft der Schatten hinwies, trug der Verbrechner nicht. Seinen toten Körper ließen Melina und Krätze anschließend mit dem Boot auf das Düsterwasser hinaustreiben. Wilbur und ich erfahren auch von dem Gerücht, dass Kandess angeblich mit Silberzunge geschlafen haben soll. Wie sollen wir dieses pikante Detail Herrn Dreen beibringen? Jedenfalls wirft dies nochmal ein ganz anderes Licht auf die junge Frau.
Morgen Nachmittag sollen wir uns zum Tee in der Villa Dreen einfinden. Da wir rechtschaffen müde sind, beschließen wir erst mal etwas zu schlafen, bevor wir unsere nächsten Schritte festlegen. Weiterlesen

Geboren um zu sterben 4 – Die Rettung der Kandess Dreen

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Montag, der 9. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG – Die Nacht lag still und düster über Kreutzing. Gemeinsam mit Wilbur Weinberger harrte ich im tiefen Schatten eines Torbogens aus und spähte hinüber zur Alten Fischerei.
Das Bordell erhob sich wie ein schwarzer Scherenschnitt gegen den Nachthimmel.
In seinem mit allerlei Unrat und Kisten gefüllten Hinterhof hatten Wilbur und ich das Lösegeld für Kandess Dreen hinterlegt. Nun hieß es abwarten, was geschehen wird.
Ich konnte nur hoffen, dass Melina und Krätze, die sich in der Nähe des Goldversteckes auf die Lauer gelegt hatten, nicht von den Entführern entdeckt würden, wenn diese das Lösegeld abholten…
Da ertönten plötzlich Schritte und Melina tauchte aus der Dunkelheit auf. Sie hastete eilig an uns vorbei. Wilbur und ich folgten ihr sofort und holten die Gefährtin rasch ein. Melina berichtete uns, dass niemand anderes als das Uhrwerk aus dem Lagerschuppen das Kästchen mit den 100 Goldkronen abgeholt hatte. Krätze war der mechanischen Kreatur bereits auf den Fersen. Während Wilbur wieder an dem Tor Stellung bezog, folgte ich Melina in das Hafengebiet. Noch bevor wir die Anleger erreicht hatten, kreuzte das Uhrwerk unseren Weg. Fast wären wir ihm in die Arme gelaufen, im letzten Augenblick gelangt es Melina und mir, uns flach an eine dreckige Hauswand zu pressen. Weiterlesen

Geboren um zu sterben 1 – Erste Ermittlungen und ein breites Uhrwerk

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Samstag, der 7. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG – Wir stehen gemeinsam vor der Kanzlei des Advokaten Brünne, der jedoch nicht zugegen ist. Da er als Vater des vom Organräuber getöteten Karl Brünne unsere bester Anhaltspunkt ist, überlegen wir noch zu seinem Wohnhaus in Gaffel südlich der Eisenstraße zu gehen. Möglicherweise ist der Advokat dort anzutreffen? Leider ist die Taschenuhr Karls bereits bei der Sekretärin des Anwalts in der Kanzlei, weswegen Wilbur etwas angesäuert erscheint…
So brechen wir in die Altstadt auf, ebenfalls eines der besseren Viertel von Kreutzing.
Die Häuser sind ansehnlich, die Passanten gut gekleidet. Auf den pittoresken Straßen sind Kutschen und Braunröcke unterwegs. Schließlich erreichen wir die Adresse, unter der Brünne wohnhaft sein soll: eines von mehreren mehrgeschossigen Fachwerkhäusern, die in dichter Reihe aneinander stehen. Neugierig schleicht Krätze durch eine große Toreinfahrt in einen weiten Hinterhof, der von rund einem halben Dutzend Häusern flankiert wird. Doch durch die Fenster kann er keinen Blick auf Brünne erhaschen. Weiterlesen

Ernter des Leids 5 – Die Rettung des Priesters und der Rat des Zauberers

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Donnerstag, der 5. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG
Im finsteren Keller des verfluchten Murrhauses befinden wir uns in einer Szenerie, die einem Alptraum entsprungen zu sein scheint. Der Boden ist mit Unrat, verwesenden Fleischfetzen, verspritztem Blut und Knochensplittern befleckt. Vor mir liegt der Kadaver des Ghuls, dem ich gerade noch den Schädel zertrümmern konnte. Die muffige Kellerluft ist erfüllt vom Gestank nach Tod und dem wimmernden Stöhnen des verletzten Priesters Vater Gregorius. Während Krätze neugierig das Lesepult untersucht und Wilbur geschäftig in dem Sarkophag, dem der monströse „Gugelmann“ entstiegen ist, herumkramt, wende ich mich Gregorius zu. Der Priester fiebert und scheint mich nicht wirklich wahrnehmen zu können. Der Mann ist nur noch halb am Leben, nachdem der „Gugelmann“ ihm einen Fuß und ein Auge geraubt hat um seinen eigenen Leib zu vervollständigen.
Am Rande meines Blickfeldes bemerke ich, wie Melina sich anschickt, die Kellertreppe anzusteuern. Mit eiskalten Schrecken bemerke ich, wie ihr bodenlanger Umhang das reichlich vergossene Blut aufsaugt. Und dabei bleibt es nicht: Das Blut scheint den dunklen Stoff hinauf zufließen … Weiterlesen

Ernter des Leids 3 – In dunkler Nacht am Tränenstrom

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Donnerstag, der 5. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG
Gemeinsam sitzen wir im Schankraum der Taverne „Zur Turmklausel“, die sich im Schatten eines schneeweißen Elfenturmes befindet. Das makellose Bauwerk wirkt hier, umgeben von den ärmlichen Häusern und Baracken von Kummer, noch unwirklicher als die übrigen Türme in den anderen Vierteln von Kreutzing. Nachdem wir besprochen haben, wie wir bei unserer nächtlichen Patrouille im Armenviertel vorgehen wollen, nutzen wir die Nachmittagsstunden, um noch etwas Schlaf zu finden, bevor es daran gehen soll, dem ominösen „Gugelmann“ eine Falle zu stellen. Weiterlesen

Ernter des Leids 1 – Der verschwundene Priester

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Dienstag, der 3. Tag des V. Monats im Jahre 888 nG
Im Morgengrauen treffen Melina, Wilbur, Krätze und ich uns draußen vor dem „Derben Vogt“. Im Auftrag von Bürgermeister Olmor Kemp sollen wir von Pfeilersruh nach Kreutzing wandern und im dortigen Dom um einen Priester zu bitten, der den Platz des ermordeten Vater Salomon einnehmen soll.
Im Grunde wollte ich nie wieder nach Kreutzing zurückkehren. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen sind für mich mit meiner Heimatstadt verbunden. Doch für mein eigentliches Ziel, die Pilgerfahrt zu den mystischen Orten, an denen die Alten Götter umher streifen sollen, verfüge ich im Augenblick nicht über genügend Mittel. Daher sah ich mich gezwungen, zumindest für eine Weile in den Dienst des Dorfs Pfeilersruh zu treten und kann in der Folge Bürgermeister Kemp seinen Wunsch nicht ausschlagen. Da ich nicht weiß, was uns auf dem Weg nach Kreutzing und in der großen Stadt selbst erwarten wird, habe ich mir neben meinem Dolch noch einen äußerst schlagkräftigen Knüppel zugelegt. Zusammen mit den Übungen, die ich mit Harald Krey abgehalten habe, hoffe ich, meine Gefährten und mich selbst im Notfall besser verteidigen zu können. Weiterlesen

Missetat in Pfeilersruh 1 – Das Ding in der Kapelle

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Dienstag, der 10. Tag des III. Monats im Jahre 888 nG
Mein Name ist Joran Keller. Erst vor ein paar Tagen bin ich in Pfeilersruh angekommen und im Gasthaus „Zum derben Vogt“ abgestiegen. Aus Kreutzing komme ich und dieses kleine Dorf mit 150 Seelen wird für mich hoffentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg sein, die Orte und Wunder zu entdecken, die meine arme Enna nun nie zu Gesicht bekommen werden wird …
Hier in der nördlichen Weite gehen die meisten Dinge noch ihren gewohnten Gang. Zwar dringen immer wieder Gerüchte aus dem kälteren Süden zu uns vor, wie die Orks nach dem Sturz des Imperators immer mehr Schrecken und Gewalt unter den Menschen verbreiten. Auch wird von Seuchen berichtet, die dort um sich greifen und von Flüchtlingen, doch all das interessiert mich genau so wenig wie die Schlägerei, die gestern ein paar Reisende im „Derben Vogt“ angezettelt haben. Die resolute Wirtin Mercurio Blanche rief sogar den örtlichen Wachmann Harald Krey zu Hilfe. Nachdem er ein paar Schläge eingesteckt hatte, gelang es ihm, die Radaubrüder zu verhaften. Aber mich kümmert dies nur wenig. In Gedanken beschäftige ich mich mit der Frage, wie ich von hier am besten zur Burg Martereck gelange, dem ersten Ziel meiner Pilgerfahrt. Weiterlesen

Joran Keller

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Mein Name ist Joran Keller und ich bin vor ein paar Tagen hier in Pfeilersruh angekommen. Doch dieser Ort wird für mich sicher nur eine Zwischenstation sein …

Aufgewachsen bin ich drüben, in Kreutzing, bei meinen Eltern, Freda und Korwen. Dadurch, dass mein Vater als Kerkermeister sein Auskommen hatte, ging es uns dort recht gut. Ich musste in seine Fußstapfen treten und lernte schon früh, wie man mit verhafteten Raufbolden, Taschendieben, aber auch Mördern und Vergewaltigern umzugehen pflegt, die auf die Vollstreckung ihrer Strafe warteten. Mir war diese Arbeit zuwider, und damit meine ich nicht das Ausleeren der vollen Eimer, die als Abort reichen mussten. Nein, mich belastete all das Elend und die Gewalt, die ich sah. So fragte ich mich stets, ob es nicht einen besseren Weg für diese Menschen geben könnte. Mein Vater schalt mich oft wegen dieser Gedanken und meinte, ich hätte ein viel zu weiches Herz. Weiterlesen

New Orleans bei Nacht – Kapitel 11: Miss Lucy Flint

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Sonntag, der 07.01.2024: Zusammen mit der Schauspielerin Lucy Flint reisen wir per Boot über den Old Man River zurück nach New Orleans.
Für diese Nacht scheinen wir Lazarus abgeschüttelt zu haben. Als die Stadt vor uns aus der Dunkelheit auftaucht, erscheint sie uns als düsterer, dreckiger Moloch, bis wir von jenem mysteriösen Zauber eingehüllt werden, dem New Orleans seinen Glamour verdankt und der neben Vampiren auch noch andere Kreaturen anzieht wie Licht die Motten.
Ms. Flint wird von uns zum Hotel Roosevelt geleitet, wo in der Zwischenzeit Etienne ihr Zimmer geschmackvoll hergerichtet hat. Eli bezieht für den Rest der Nacht den Sicherheitsposten vor ihrer Tür, wir anderen ziehen uns zurück.

Montag, der 08.01.2024: Wie vereinbart treffen wir uns im Hauptquartier am Hafen. Der Ventrue, uns nun bekannt als Mr. Orley, lässt sich schriftlich entschuldigen. Ohne Zweifel geht er sowohl finsteren als auch gewinnbringenden Geschäften nach. Wir übrigen diskutieren über Larazarus. Was ist von seiner Warnung zu halten? Wie wollen wir uns – und vor allem Ms. Flint – vor weiteren Anschlägen schützen? Was sollen wir tun, wenn der uralte Malkavianer uns erneut auf seine Seite ziehen will? Weiterlesen

New Orleans bei Nacht – Kapitel 10: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal

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Dienstag, der 25.09.1921: Bei unserem nächtlichem Treffen im Hauptquartier teilt uns M. Demond mit, was der tote Manuel Dubruis – ein Werwesen unbekannter Art – ihm über den Vertrag von Gèvaudan enthüllt hat. Selbstverständlich schließt der Ventrue jegliche Rechtskraft des Vertrages, der die Überschreibung seines gesamten Vermögens an die Familie Dubruis festlegte, mit kapitalistischer Entschlossenheit aus. Auch sämtliche Mutmaßungen, dass der Kontrakt möglicherweise durch okkulte Kräfte besiegelt und von übernatürlicher Natur sein könnte, ändern nichts an M. Demonds Standpunkt. Allerdings räumt er ein, Ermittlungsaufträge nach Übersee erteilt zu haben. Seine Schergen sollen herausfinden, dass es mit der Kanzlei in Marseille auf sich hat, von der Dubruis erzählt hat.
Des Weiteren wird M. Demond in den kommenden Nächten sein Firmen- imperium auflösen und auf mehrere kleine Gesellschaften verteilen, damit er weniger angreifbar ist. Monate ziehen ins Land und gegen Ende des Jahres erscheint in den Lokalzeitungen ein Bericht, wonach M. David Emanuel Antoine Demond, der stadtbekannte unanständig reiche Kunstliebhaber und Mäzen, unerwarteter Weise verstorben ist. Große Teile seines beträchtlichen Vermögens werden karitativen Vereinen vererbt und seine zahlreichen Liegenschaften gehen in den Besitz der Stadt über. Weiterlesen