Kreutzing, 10.06.888 n.G.
Die Verhandlung ist beendet, ich bin wieder ein freier Mann und von allen Vorwürfen frei gesprochen. Auch wenn ich keinen Besucht empfangen durfte, als wäre ich ein Verbrecher, so wurde ich zumindest gut behandelt. 10 lange Tage im Gefängnis gehen zu Ende, in denen ich viel Zeit hatte über alles nachzudenken. Das “Recht” in Kreutzing ist nicht das was ich für Gerechtigkeit halte und was Harald Krey mir beigebracht hat. Es ist viel zu undurchsichtig und man muss sich anpassen, um in einem solchen Ort zu bestehen – ich bin mir nicht sicher ob ich das will und dies mein Weg ist.
Karl Brünne, der Strafverteidiger der von Meister Dreen bezahlt wird, hat wohl gute Arbeit geleistet, um mich frei zu bekommen, auch wenn dafür viele Tatsachen auf allen Seiten verdreht wurden. Mir ist klar geworden, ich habe mich von meinen Emotionen leiten lassen und bin zu weit gegangen, ich wollte das Uhrwerk stoppen, nicht töten, doch ich wollte das Richtige tun. Eines habe ich durch die Verhandlung gelernt, immer bei der Wahrheit zu bleiben scheint eher zu schaden als zu helfen – wie ich Freidorf vermisse!
Nach der Verhandlung gab es eine weitere Überraschung, meine drei Gefährten aus Freidorf waren ebenfalls im Gerichtssaal und Karl Brünne präsentierte mir Romin als den Mann, für den ich arbeiten müsse. Das war wohl ein Teil des Handels mit Meister Dreen. Nun gut der Sache wollte ich eh auf den Grund gehen, also sollte das kein Problem sein. Wenn das hier vorbei ist werde ich wohl die Stadt verlassen, dieser Ort wird niemals eine Heimat für mich sein.
Wir gingen in die Turmklause, Bier und Eintopf schmeckten viel besser als sonst und ich atmete durch. Romin, Velten und Severin berichteten von dem Gespräch mit Meister Dreen. Die Entführung von Kandess war vorüber und sie wie auch Philippus Phrent erzählten wohl die gleiche Geschichte, zumindest in Grundzügen. Nun sollten wir für Meister Dreen die Hintergründe der ganzen Geschichte, vor allem in wie weit seine Tochter Kandess darin verwickelt war, aufklären.
Nachdem wir in unsere Quartiere zurück gekehrt waren begrüßte ich Hector, ihm ging es gut. Dann ging ich in die Stadt mir von dem Geld was wir bekommen hatten neue Kleidung zu kaufen und eine Rüstung bei einem Schmied in Auftrag zu geben. Mit einem Abendessen im Dom ließen wir den Tag ausklingen und nach einer Besprechung über unser weiteres Vorgehen – Observation von Kandess und Phrent, mögliche Erkundung des Murr-Hauses – war ich sehr müde und ging zu Bett. Das Bett kam mir heute besonders bequem vor.
Kreutzing, 11.06.888 n.G.
Am Morgen nach dem Frühstück ging Romin zu Pater Paulus, um ihn zu fragen ob ein Umzug in die Kapelle von Pater Gregorius möglich sei, was abgelehnt wurde. Also werden wir weiter Gäste im Dom bleiben, um unser Geld – wir bekommen 5 Kupfer pro Tag von Meister Dreen – nicht vollständig für eine Unterkunft auszugeben.
Wir stellten einen 24 Stunden Überwachungsplan für Philippus Phrent auf, nach jeweils 3 Stunden sollte eine Wachablösung stattfinden. Der erste Tag verlief ereignislos, ich langweilte mich bei meiner ersten Wache von 18 bis 21 Uhr am Abend.
Doch dann passierte etwas. Um 23.30 Uhr, Severin hatte Wache, kamen 3 Gestalten aus verschiedenen Richtungen auf ihn zu. Severin flüchtet sofort auf ein Dach. Die Männer gehörten anscheinend zu den “Schweren Jungs” und wollten angeblich nur “reden”, doch Severin ließ sich auf kein Gespräch ein.
Kreutzing, 12.06.888 n.G.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr, ich habe Wachdienst, verlässt Phrent das Haus. Ich folge ihm, er geht zum Haus seiner Eltern in der Altstadt. Kurz danach erscheint ein Mann mit Melone und Koffer und tritt ein. Der Mann, anscheinend ein Arzt, verlässt das Haus nur wenig später. Phrent geht gegen 9 Uhr zurück zu seinem Haus, als Severin und ich, Severin fängt um diese Zeit seine Wache an, ihm auf der Straße begegnen.
Es kommt zu einem kurzen Gespräch. Ich teile Phrent mit wir müssten erneut mit ihm über seine Aussage zur Entführung sprechen und diese auch von seinen Leuten bestätigen lassen, dafür brauchen wir Namen und Anschrift aller in der Nacht anwesenden Personen. Phrent versucht sich heraus zu reden, ich mache ihm etwas Druck und wir teilen ihm mit, das wir morgen wieder kommen, um ihn zu befragen und die Namen zu erhalten. Sichtlich nervös verschwindet er schnell in sein Haus und verlässt es nicht mehr.
Severin übernimmt die Wache und ich gehe zurück zum Dom, um mich Romin und Velten zu sprechen. Romin geht daraufhin zu Meister Dreen, um sein Einverständnis zur Befragung zu Philippus Phrent zu bekommen. Dieser ist einverstanden, auch mit “härteren Maßnahmen” sofern sie nicht publik werden. Wörtlich sagt er wir sollen uns “das Wiesel zur Brust nehmen“.
Kreutzing, 13.06.888 n.G.
Bis 18 Uhr ist alles ruhig, dann brechen wir zum Haus von Phrent auf. Er lässt uns durch seinen Diener abwimmeln, da er “unpässlich” sei und ein Treffen für den morgigen Tag um 12 Uhr wird vereinbart. Daraufhin setzten wir die Überwachung jeweils zu zweit fort.
Um 22 Uhr verlässt der Diener das Haus. Severin folgt ihm, während ich das Haus bewache. Der Diener geht nach Säckel zu einem großen Anwesen an einem Park gelegen. Ein Wächter erscheint am Tor und der Diener von Phrent überreicht ihm einen etwa faustgroßen Gegenstand und kehrt zurück. Die restliche Nacht verläuft ohne Ereignisse.
Am Tor des Herrenhauses prangt ein Familienwappen mit einem Sinnspruch. Später finden wir heraus, das Anwesen gehört Pentachus Katandramus, dem Oberhaupt einer sehr reichen und mächtigen Familie von Kreutzing.
Kreutzing, 14.06.888 n.G.
Wir bereiten uns auf das Treffen um 12 Uhr mit Philippus Phrent vor und sind sehr gespannt auf seine Ausflüchte. Bevor wir gehen mache ich noch einen Abstecher zum Schmied, überreiche ihm ein kleines Vermögen und erhalte die für mich gefertigte Rüstung, einen Schuppenpanzer, ganz so wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Harald Kray wäre sicher stolz auf mich, könnte er mich nur sehen.