Am Morgen sprach Meister Lyoscho mit der Muhme Sanja von der Larsinnen Sippe. Nachdem gestern einer der Ihren durch die Dorfbewohner getötet worden war, sonnen viele auf Rache. Sie wollten ihr „Recht“ durchsetzen, das Dorf und damit einen alten Ort ihrer Geschichte, jederzeit bereisen zu dürfen. An einen Kompromiss war da nicht zu denken. Das Beste, was Lyoscho verhandeln konnte, war ein Aufschub um eine Stunde, um mit den Dörflern zu reden. Zur selben Zeit im Dorf begann der Schulze Linnjew, wohl auf Geheiß seiner Mutter, die Neu-Drakensteiner zusammen zu rufen. Auch hier waren die Gemüter erhitzt, und einige wollten ganz offensichtlich ein Blutvergießen. Also wurde Se. Gnaden Rowin von Vallusa doch geweckt und begab sich auf den Versammlungsplatz, um eine Ansprache vor den Leuten zu halten. Er berichtete von der vergangenen Nacht und der Zerstörung der zentralen Stele, womit der Fluch vom Dorf genommen worden war. Die Bewohner stellte er vor die Wahl, entweder gemeinsam mit ihm und Vertretern der Norbarden einen Kompromiss zu suchen, oder aber rondragefällig eine Lösung im Zweikamp zu finden. Nach kurzem Hin und Her begleiteten ihn der Schulze Linnjew und, auf dessen Wunsch, die Schmiedin Villera. Vor dem Tor traf sich die Abordnung mit der Muhme und Okru von den Larsinnen. Die Norbarden waren, nachdem Meister Lyoscho sie unterrichtet hatte, ebenfalls zu dem Gespräch bereit.
Nach zähen Verhandlungen wurde zwischen den Bornländern und den Larsinnen ein Abkommen geschlossen, dass den Norbarden freien Zugang zu Neu-Drakenstein gewährte, sodass sie im Dorf Handel treiben, aber auch ihre alten Kult- und Grabstätten aufsuchen durften. Von den drei Bernsteinketten beanspruchte die Sippe eine und eine sollte als Grabbeigabe zu den Gebeinen Ailgurs gelegt werden. Endlich war ein, wenn auch brüchiger, Frieden im Tal erreicht. Lyoscho, Rowin, Styrvake, Fenew, Balthasar und Tsaekal wollten am nächsten Tag aufbrechen, wenn auch noch nicht klar war, wohin die Reise gehen sollte. Gerade als darüber gesprochen wurde, tauchte Pettar Muselken mit einer Nachricht vom Schwertbruder Jegor Andrastar aus Festum auf. In ihr bat er Rowin darum, die Grabräuber zu verfolgen und sowohl die Bernsteinkette Ailgurs, welche wohl eines der Mysterien des Bornlandes war, als auch das heilige Schwert des Ornaldinen zurück zu bringen. Außerdem war er besorgt um das Wohl des Dorfes Drachenzwinge. Dort gab es einen berühmten Schrein zu Ehren des Sieges Irjan von Irberods über einen Höhlendrachen. Normalerweise erreichte Festum regelmäßig Kunde von dort, doch dieses Jahr war die letzte Nachricht von den Festtagen zum 1. Rondra. Darin hieß es, dass immer mehr Drachen im Umland gesichtet worden waren.
Somit stand das Ziel der kommenden Reise fest, auch wenn sich noch nicht alle entschlossen hatten, Rowin zu begleiten. Aber darüber konnte jeder noch in Ruhe nachdenken, denn erst nördlich von Larsach gabelte sich der Weg, was zwei bis drei Tage Fußmarsch entfernt war. Und bis dahin hatte man vielleicht schon eine konkrete Spur. Am Nachmittag suchte Meister Lyoscho noch einmal Gariguuna auf und sprach mit ihr über das weitere Schicksal von Dunja. Die Goblin-Schamanin wollte ein wachsames Auge auf das taubstumme Mädchen haben und überließ Lyosche die dritte Bernsteinkette. Diesen deponierte der Magier nach Absprache mit dem Dorfschulzen im Grab von Ailgur Ornald von Drakenstein. Damit war es den Gefährten möglich, den letzten Stein, der noch in den Händen der Räuber war, für die weitere Suche nach den Mysterien und dem Schwert Gnorakir zu requirieren.
Am 27. Efferd 1022 BF verließ die Gruppe das Tal von Neu-Drakenstein. Der Schulze und auch die Schmiedin hatten eine Nachricht für den Fürsten von Salderkeim verfasst, die sie baten, entweder direkt dort oder in Larsach abzugeben. Obwohl der Fluch des Dorfes gebannt war, war es an diesem Morgen recht kühl. Der Winter würde dieses Jahr früh kommen.
Teil zwei ist jetzt online.
Ich habe den letzten Abend auf zwei Berichte aufgeteilt, die dann jeweils zu den Abenteuern gehören. Die Namen im Text darf Andreas gerne wieder korrigieren. 🙂
Teil zwei folgt in Kürze.