21. Rondra
Da keiner der Gefährten Verwendung für das Streitross hat, entschließen wir uns, das Pferd zum Preis von 60 Dukaten zu verkaufen. Mit Marik Meyler und den Jägern machen wir uns auf den Weg nach Andergast. Wir verbringen wieder eine Nacht in der Gaststätte Andras Mund (hier verlassen uns die Jäger) und erreichen am nächsten Tag die Hauptstadt Andergast.
22. Rondra
Die Hauptstadt ist die bei weitem größte Stadt Andergasts und wird durch 6 Schritt hohe Stadtmauern geschützt. An der Stadt fließen die Flüsse Andra und Ingval vorbei. Im Norden und Süden gibt es jeweils ein Stadttor und ein weiteres auf dem Berg, das so genannte Bergtor. Die Stadt mit ca. 6000 Einwohnern teilt sich in 4 Viertel auf: Am Fluss liegt der Hafen und das Holzviertel. Hier sind viele Handwerker ansässig. Das Schmiedeviertel ist das reichste Viertel und das Gerberviertel das ärmste. Hier ist der allgegenwärtige Schlamm auf den Straßen besonders tief und es tummeln sich erheblich mehr Wühlschweine, als in den anderen Vierteln. Das Tuchviertel beheimatet ebenfalls Handwerker und Händler. Es sind relativ wenige Wachen zu sehen. Gut bewacht werden natürlich die Burg und die Ingvalfeste. Es gibt eine magische Akademie der Grauen Gilde mit etwa 10 Lehrmeistern (genannt Magister) und 40 Studenten (genannt Studiosus). Außerdem gibt es von fast jedem Gott der Menschen mindestens einen Tempel in der Stadt. Sehr beliebt sind die zahlreichen Kneipen, Gaststätten (die teuerste ist der Ratskeller) und das Badehaus (bei den wohlhabenden Bürgern). Die Alchimisten des Roten Salamander unterhalten hier ebenfalls einen Laden.
Als wir uns der Stadt nähern, sehen wir ein Gauklerlager auf einer vorgelagerten Wiese. Man winkt uns zu und wir vermuten, dass es das Lager der Familie Kornplotz ist. Im Moment haben wir aber keine Zeit, dort vorbei zu schauen. Wir kommen von Norden und passieren die Zollbrücke und das Nordtor. Da Karakal auch diesmal für uns bürgt, werden wir nur kurz nach übergroßen Waffen und Giften gefragt. Man sagt uns, es sein noch viel fremdes Volk in der Stadt, da die Ritterfestspiele hier vom 13.-14. Rondra stattfanden.
Zunächst müssen wir uns eine Unterkunft für die nächsten Tage suchen. Karakal wird eine Bleibe im Rondra-Tempel finden und Xandros wird in der Magierakademie unterkommen. Wir anderen entscheiden uns für den sehr guten Gasthof “Zum fetten Schinken“. Der Gasthof besteht aus Fachwerk und bewirtet hauptsächlich gut betuchte Bürger wie Handwerker und Kaufleute. Die Wirtin Andrine (etwa 40) begrüßt uns gut gelaunt. Wir mieten uns für zwei Nächte in einem Vier-Bett Zimmer ein und nehmen ein Essen an den rustikalen Holztischen zu uns.
Im Tempel der Rondra, der vollständig aus Steineichen besteht und schon fast wie eine eigene kleine Festung aussieht, schaut sich Karakal die alten Banner und zersplitterten Schilde an, die an der Wand hängen. Dies sind alles Relikte aus den Kriegen gegen den Nachbarn Nostria. Karakal wird vom Vorsteher Ulfried Zornbold begrüßt und unterhält sich mit ihm eine Weile, allerdings ohne weitere Anhaltspunkte zu erhalten. Was das Wappen angeht, so sollen wir uns an den “Herren aller Herolde“ (gemeint ist der Turniermarschall Wolorion von Kolburg) wenden.
In der Akademie öffnen Gardisten der grauen Garde die Tore für Xandros. Eine etwa 26 Jahre alte Frau kommt dem Magier entgegen. Xandros kann sich gerade noch daran erinnern, dass dies Brunhild, eine von zwei Zwillingsschwestern, ist. Sie ist in ihren jungen Jahren bereits Magister ordinarius geworden, was eine ganz hervorragende Leistung darstellt. Auch ihre Schwester Hildgard ist sehr begabt. Xandros meldet sich bei Brunhild zurück. Die Spektabilität Aljawa Walsaraffnaja, eine etwa 45 Jahre alte norbadische Halbelfe, ist leider erkrankt und wird durch Magister Marbo Morgentau (etwa 50) vertreten.
Xandros spricht mit Marbo, dem man nicht ansieht, dass er trotz seines Bauches ein gefürchteter Kampfmagier ist. Xandros war während seiner Ausbildung der Eleve des Magisters. Die beiden unterhalten sich angeregt und Xandros erzählt von unseren Abenteuern. Als der Magister erfährt, dass Xandros mit weiteren Gefährten unterwegs ist, bietet er uns eine Tätigkeit als Trainingspartner / Gegner der Eleven für die Zeit von einer Woche an. Die Eleven haben demnächst ihre Examina (Abschlussprüfungen) und es werden edle Recken gesucht, die sich als Gegner zur Verfügung stellen. Xandros wird uns von dem Angebot berichten.
Währenddessen besucht Karakal das Badehaus in einer Seitengasse des Tucherviertels. Die Besitzerin Dittlinde (etwa 50) ist höflich und zuvorkommend. Karakal nimmt ein Bad und lässt sich die Haare schneiden, muss allerdings immer genau darauf achten, dass niemand den immer noch in seiner Brust steckenden Karfunkelstein entdeckt. Zum Abendessen treffen wir uns im Gasthof Zum fetten Schinken. Erfreut erkennen wir Vartan von der Eich, seinen Knappen Ulf von Bitterbach sowie den Ritter Detter von Dettelsdorf mit seinem Knappen Ulrick von Nibquell und seiner Knappin Koscha von Egelingsfenn unter den Gästen. Xandros erzählt uns von dem Angebot des Magisters. Wir sind geehrt, an dieser Zeremonie teilnehmen zu dürfen und freuen uns auf ehrliche Wettkämpfe.
23. Rondra
Wir kaufen uns Holzstelzen und hohe Schuhe, um die Verschmutzung unserer Kleidung durch den allgegenwärtigen Schlamm zu verringern. Außerdem stören die im Schlamm nach Nahrung suchenden Wühlschweine das Vorankommen, wenn man nicht etwas höher steht und im Schlamm einsinkt. Latu und Xargrosch besuchen den Alchimistenladen des Roten Salamander. Über dem Eingang prangt ein Schild einer fetten Eidechse, die sich auf einem Haufen Kohle sonnt. Der Verkaufsraum ist gefüllt mit Gläsern aller Art, in denen allerlei Wurzeln, Elixiere und alchimistische Gegenstände lagern. Beim Ladeninhaber Sevastianus Zornbold kauft Latu einige Heilmittel ein.
In der Burg treffen Karakal und Einskaldir die Prinzessin Irina (etwa 27), eine hochbegabte Gelehrte, die im Horasreich studiert hat, im Hesinde-Schrein. Irina ist die Schwester der hiesigen Königin und eine Verfechterin der Politik der Modernisierung des Königs. Die Prinzessin zeigt sich sehr interessiert an den Erzählungen Karakals. Sie gibt uns den Tipp, in der Magierakademie ebenfalls die Archive zu durchstöbern (was wir sowieso schon vorhaben). Außerdem sollen wir dem König Efferdan die Geschichte der weißen Burg erzählen. Wir erhalten eine Einladung zum Abendessen. Im Archiv sucht der Archivar Havel Sohn des Harbel, ein Zwerg mit Bauchansatz, nach den gewünschten Dokumenten. Havel betreut seit über 100 Jahren das Archiv und kennt sich sehr gut aus.
In der Magierakademie zeigt mir Xandros die Gebäude. Leider werde ich nicht mit in die Bibliothek gehen können, da diese den Angehörigen der Akademie vorbehalten ist. Ich entschließe mich, meine Freunde Xargrosch und Latu beim Gauklerlager zu treffen. Die Gaukler sind noch immer unglaublich dankbar für die unsere Hilfe in Andrafall, können uns bei unseren Nachforschungen allerdings erst einmal nicht weiterhelfen. Sie werden allerdings am Abend eine Vorstellung beim König geben. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nichts von der Einladung zur Tafel des Königs und dass wir uns dort wieder sehen werden.
Unterdessen quält sich Xandros in der (ganz und gar nicht staubigen) Bibliothek der Magierakademie und meine Gefährten in der Burg lesen die Dokumente, die Ihnen der Zwerg Havel bringt. Dies sind die Informationen, die Sie durch mühevolle Kleinarbeit sammeln können:
* etwa 300 BF: Kunolt von Angenmahr erschlägt auf einem weißen Felsen einen mächtigen Orkenzauberer und wird dafür als Belohnung zum Freiherren von Dragenstein erhoben. Er erhält das Recht, dort auf dem Felsen eine Burg zu erbauen – dies wird die spätere Burg Dragenstein sein.
* etwa 645 BF: In einem Verzeichnis von Burgen wird die Burg Dragenstein genannt.
* das Geschlecht der Dragensteins scheint recht berühmt und tapfer gewesen zu sein. Es finden sich viele Nennungen in Schlachtenberichten
* ca. 710 – 720 BF: Folkmar von Dragenstein holt einen ungenannten Hofmagus auf seine Burg
* 718 BF: Turolfus Tricorius macht seine Abschlussprüfung an der Magierakademie
* ca. 720 BF: Turolfus scheidet aus der Akademie aus und wird Hofmagus
* alle Aufzeichnungen über die Burg enden 721 BF. Zu dieser Zeit war Folkmar (der Vater von Kono) Freiherr der Burg. Abgesehen von Kono gibt es nach 721 keine Referenzen mehr auf das Geschlecht Dragenstein.
* das Wappen taucht bis 721 BF in Turnierberichten auf
* 722 BF: Maraleis von Eschental heiratet Kono von Dragenstein und gilt bereits kurz danach als verschollen
* 723 BF: Reisebericht des Studiosus Baguslaus von Dunkelsprung, der im Auftrag von Kono nach einer verschwundenen weißen Burg suchen sollte. Er findet keine Burg jedoch vermutet er Sumen-Magie hinter dem Verschwinden. In dieser Zeit findet auch ein Krieg gegen Nostria statt, weshalb vermutlich viele ausgebildete Magier (Magister) in den Kampf gezogen sind und Kono keine andere Wahl hatte, als einen Studiosus zu beauftragen.
* 724 BF: in einem Schlachtenbericht aus dem Krieg gegen Nostria wird von den Heldentaten des Drachenritters Kono von Dragenstein berichtet
* 725 BF: In einem Gerichtsprotokoll wird der Gaukler Bortwin beschludigt, den berühmten Ritter Kono veralbert zu haben
* 727 BF: Kono wird wegen Trunkenheit und Ruhestörung zu einigen Tagen Kerkerhaft verurteilt
* 727 BF: In einem Kerkerbericht tauchen Kono von Dragenstein und Adita von Eichenfels sowie ein uneheliches Kind der beiden auf.
* nach 727 BF: keine Berichte mehr zu Kono von Dragenstein.
* 727 BF: Untersuchungsbericht der Akademie über ein unbekanntes magisches Artefakt: Eisenhelm mit Zeichen von Sumen-Magie. Dies ist ungewöhnlich, da Eisen bis dato nicht mit Sumen Magie (und mit Magie im Allgemeinen) in Verbindung gebracht wurde.
* 880 BF: Um die Kosten für die Renovierung eines abgebrannten Gebäudes aufzubringen, werden verschiedene Gegenstände aus dem Akademielager verkauft, darunter ein Eisenhelm in Drachenform. Der Käufer ist Lugbert von Egelingsfenn (ein Ahnherr der Knappin Koscha).
In der Taverne kann uns die Knappin Koscha von Egelingsfenn folgendes über Lugbert berichten:
* Lugbert von Egelingsfenn, genannt der Romantische, fiel im Kampf gegen die Orks. Er hofierte ohne Erfolg Olara von Bärental.
Mit diesen Informationen kennen wir nun einen Großteil der Geschichte des Helmes, wobei einiges noch Spekulation ist: Wann der Helm erschaffen wurde wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall befand er sich im Besitz der Ritter von Dragenstein und kam auf noch unbekannte Weise und zu einem unbekannten Zeitpunkt abhanden. Kono heiratete 722 BF Maraleis von Eschental. Kurz darauf wurde er beauftragt, den Helm zu suchen und zurück zu bringen. Es gelang ihm offenkundig auch den Helm zu finden (Beweise hierfür fehlen). Allerdings konnte er den Helm nicht zur Burg zurück bringen, da sich in der Zwischenzeit dramatisches ereignet hatte. Der von seinem Vater Folkmar an die Burg geholte Magus Turolfus Tricorius experimentierte mit dunklen Mächten. Dies führte dazu, dass die Burg durch Sumen-Magie entrückt wurde und nur noch in der Nacht vor Vollmond betreten werden konnte. Der Fluch traf die Burg etwa 722 bis 727 BF. Dieses Wissen war Kono unbekannt und so suchte er vergeblich nach der Burg. Auch der von ihm beauftragte Studiosus konnte nur das Verschwinden der Burg feststellen. In der Burg beging Maraleis von Eschental aus Gram über den Verlust Ihres Gatten Kono Selbstmord – sie stürtzte sich vom Turm.
Kono selbst verzweifelte und fiel dem Alkohol anheim. Er zeugte sogar ein uneheliches Kind. Von ihm muss der Helm ca. 727 BF in den Besitz der Magierakademie gekommen sein. Vielleicht hat Kono ihn an die Magier verkauft, da er für ihn keinen Wert mehr hatte. Die Akademie untersuchte den Helm und lagerte ihn ein. Gut 150 Jahre später wurde der Helm 880 BF an Lugbert von Egelingsfenn verkauft, der ihn Olara von Bärental wahrscheinlich zum Geschenk machte, da er in sie verliebt war. Auf diese Weise gelangte der Helm in den Besitz der Familie Bärental. Da aber keiner der Bärentals tapfer genug war, um den Helm nutzen zu können, lagerte er weitere 150 Jahre in Andrafall. Dort endlich wurde er als Preis beim Lanzenstechen ausgesetzt und von Prinz Wendelmir gewonnen.
Froh darüber, endlich Klarheit über den Helm gewonnen zu haben, gehen wir gemeinsam zur Burg, um an der Tafel des Königs Efferdan zu berichten. Ein Diener stellt uns ausführlich die Etikette vor und wir hören aufmerksam zu. An der Tafel erkennen wir Prinzessin Irina und Wolorion von Kolburg, der mit einer edel gekleideten Frau (aus dem Mittelreich) spricht. Der König Efferdan (etwa 30) ist schlank und athletisch und entstammt einer horasischen Baronsfamilie. In der Mitte des Saales beschließen die Gaukler Ugdalf und Nina gerade ihre Vorstellung. Leider ist auch Prinz Wendelmir mit Gefolge anwesend.
Karakal spricht unter perfekter Einhaltung der Etikette beim König vor und erzählt unsere Geschichte von der Suche nach der verschwundenen Burg. Der König bestätigt, dass Burg Dragenstein einst eine Lehensburg von Andergast war (damals war Andergast noch kein eigenes Königreich). Unsere Geschichte klingt unglaublich, findet aber einigen Anklang. Der Prinz und sein Gefolge versuchen uns als Feiglinge und Lügner zu diffamieren, was wir aber durch unsere guten Ergebnisse beim Turnier in Andrafall und durch die Fürsprache von Wolorion entkräften können.
Auf Nachfragen des Königs bestätigt der Prinz, im Besitz des Helmes zu sein. Natürlich will er ihn nicht freiwillig herausrücken und so befiehlt der König ihm, einen Preis dafür zu nennen. Wendelmir allerdings ist verschlagen und hinterhältig. Er will kein Gold sondern verlangt, dass wir uns beweisen sollen, indem wir “Prinzessin Nimuan zu einem Gatten verhelfen”. Ein Raunen geht durch die Menge, als der Name Nimuan fällt. Offenbar scheint diese Aufgabe nicht so einfach zu sein. Xandros hat den Namen Nimuan schon einmal gehört, ohne sich an Einzelheiten zu erinnern. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Handel zu beschließen. Wenn wir Nimuan zu einem Gatten verhelfen, wird der Helm unser sein! Wolorion wird als Schiedsrichter fungieren.
Im Speisesaal stellt uns Wolorion der gut aussehenden Hofbardin von Gareth, Amber Zahrajan (33) vor. Wir werden alle mit vollständigem Namen vorgestellt, was eine große Ehre ist (normalerweise sind wir Karakal von Andergast “samt Gefolge“). Ich finde Amber sofort äußerst interessant und attraktiv. Amber erzählt uns, dass die Redensart “Nimuan zu einem Gatten zu verhelfen“ für das unmöglich erreichbare steht. Ein über 600 Jahre altes Lied erzählt von Prinzessin Nimuan und den sieben Prüfungen, die ein einfacher Mann einst bestehen sollte, um sie zur Frau nehmen zu dürfen:
Das Lied von Prinzessin Nimuan
Amber gibt uns einige Hinweise: Zur Zeit des Liedes war Andergast noch kein Königreich. Viele Begriffe könnten Synonyme für etwas anderes sein. Außerdem soll es noch zahlreiche andere Varianten des Liedes geben. Die älteste davon, etwa 400 Jahre älter als die heute gebräuchliche Fassung, enthält eine kleine, eventuell wichtige Abweichung. Dort steht im Text an der entsprechenden Stelle folgende Passage:
Ach Rittersmann, ach Rittersmann,
willst Du´s wissen, höre her
der Mann, der mich einst freien kann,
muss sein ein Sumenherr.
Wir danken Amber für die Informationen und beraten uns. Wird es uns gelingen, alle sieben Prüfungen zu bestehen und den Helm an uns zu bringen?