….der gehe leise und meide das Galgenkraut
Esgaroth, die Seestadt war seit 2 Wochen ein Ort, an dem von Morgens bis spät in die Nacht geschäftiges Treiben herrschte. Die Vorbereitungen auf das Drachenfest, die Vorfreude und die Neugier, die jeder von weit her gereiste Gast in den Seestädtern erzeugte, machte Esgaroth zu einer Stadt, die zu pulsieren schien. Doch Nichts kann sich einer Unruhe so gekonnt entziehen wie ein großes stehendes Gewässer und so lag der Lange See, einen Kontrast zu der Aufregung der Stadt bildend, ruhig, fast erhaben, da.
Die Sonne spiegelte sich in der glatten Oberfläche und einzig ein kleines elbisches Schwanenboot erzeugte ein leichtes Kräuseln und, sich schnell wieder auflösenden, Wellengang. Die erschöpft wirkenden Insassen waren drei Zwerge (eine von ihnen eine Zwergin), eine Elbin und zwei Menschenfrauen.
2946 Drittes Zeitalter. Die Zwergin Gundi, die Elbin Garfiel, die Waldmenschenfrau Griemhild und die Beorningerin Gerhild Grauwolf waren 10 Tage zuvor aufgebrochen, um sich auf die Suche nach zwei Gesandten der Zwerge zu begeben und sie zurück nach Seestadt zu begleiten.
Kein Geringerer als Gloin, Held des Erebor und der Schlacht der fünf Heere, hatte sie gesandt. War er doch durch finstere Träume sicher, dass die Beiden – keine geringeren als Balin und Oin, ebenfalls Helden des Erebor, sich in Gefahr befanden. Diese waren auf dem Weg zum Fürsten der Adler um ihn zur Zusammenkunft der fünf Heere Einladung zu überbringen. Doch hatte sich die Spur, wie die Raben des Erebor berichtet hatten, in den Sümpfen verloren.
So waren die Gefährtinnen, die sich einen Abend zuvor im Gasthaus zum Drachenkopf zusammengefunden hatten, über den Langen See, die tosenden Wasserfälle und die Gideonstreppe hinab, den Flussweg in den Düsterwald hinein, dieser letzten Spur gefolgt.
Die am Flussufer patrouillierenden Elben des Düsterwaldes, angeführt von Galeon (der den Fassreiter und die Zwerge seinerzeit aus der Gefangenschaft durch Thranduil hatte entkommen lassen) nahmen sie nicht gefangen und ließen sie weiterreisen. Obwohl Zwerge, wohl durch diese unvergessene Begebenheit, eine Miss-Stimmung bei den Waldelben erzeugen, hatte sich eine von ihnen, Galia, als freundlich erwiesen und Hinweise zur letzten Raststätte der vermissten gegeben, anhand derer die Gefährtinnen schließlich Balin und Oin gefunden hatten.
Doch der Weg zur Rettung war nicht ohne Schrecken gewesen. Überall wachsendes verderbtes Galgenkraut, dass seine Opfer zu erwürgen pflegt, wäre Gundis Verderben geworden, nur verhindert durch Gafiels Kunstfertigkeit im Bogenschießen. Dem mordlustigen Sumpftroll, mit dem sich auch Balin und Oin einen kurzen Kampf geleifert hatten – einige Tage zuvor – entrannen sie nur mit knapper Not.
Was alle Insassen des Bootes auf dem Langen See aber so erschöpft und schweigsam bleiben lies, waren die Erlebnisse in der alten Ruinenstadt im Sumpf. In einem Tümpel, unter den Augen hunderter stumm erstarrter Blutkrähen – Späher des Bösen – hatte das unterirdische Gemäuer gelegen, dass mit zauberischem Glockenschlag die Gefährtinnen, genau wie zuvor Balin und Oin, willenlos in sein Innerstes gezogen hatte.
Dutzender garstiger Sumpflinge und einem außergewöhnlich starken Ork galt es sich zu erwehren. Nachdem diese ihren Tod durch die Gefährtinnen gefunden hatten, wären um ein Haar noch hunderte rattengroßer abscheulicher Bewacher eines Goldschatzes aufgescheucht worden. Obwohl Gundi, die Gescheite, sich noch die Zeit nahm, den Schlägel der Glocke zu entfernen, entflohen sie doch mit der gebotenen Eile dem verdorbenen Ort und befreiten Oin und Balin, die ohne ihr Eingreifen dort ihren Tod gefunden hätten.
Nachdenklich betrachteten sie nun verschiedene Gegenstände. Balin und Oin ein kleines kunstfertiges Kästchen, mit Intarsien und Darstellungen eines Adlers verziert. Ein Geschenk für den Fürsten der Adler, froh dass Gundi es an ihrem letzten Rastplatz geborgen und für sie verwahrt hatte. Und die Gefährtinnen den orkischen Schlüssel und die, auf Tierhaut gezeichnete, elbische Karte des Düsterwaldes. Die uralten Runen des 1. Zeitalters , die das Versteck des Buches des geheimen Feuers offenbarten.
Den Galgenkönig hatte der Ork die schauerliche Stimme genannt, die durch einen verwesenden Leichnam zu ihm gesprochen hatte. Er hatte nach diesen Gegenständen verlangt.
Was war er und was hatte all das zu bedeuten? Langsam glitt das Boot weiter auf Seestadt zu…….