Kapitel 3: Alltag in Übersreik
Eine Woche nach dem Beginn der Wache. Rudi hat uns inzwischen das Gebiet “unter der Brücke” (auch Dunkelfeucht genannt) gezeigt und uns dringend geraten, sich von dort fern zu halten. Die Altdorfer Wachen scheren sich einen Dreck um das Wohl der Bürger, sodass wir die Einzigen sind, die den Menschen eine echte Hilfe sein können.
Christoph versucht unter den Altdorfern jemanden auszumachen, mit dem man sich evtl. anfreunden könnte, doch er trifft nur auf harsche Ablehnung. Auch Karls Versuche überhaupt irgendwelche rechtschaffenen Wachen zu finden, scheitern. Sogar Baldur stößt überwiegend auf Ablehnung, auch wenn er weniger angeschnauzt wird als wir anderen.
Christoph bietet an, sich um die Herstellung von Heiltränken zu kümmern, doch Rudi winkt ab und meint, wir müssten uns erst einmal den Monat über beweisen, bevor er so etwas in Erwägung ziehen würde. So versuchen wir alle bis auf Karl, entsprechend Rudis Empfehlungen, unauffällig zu bleiben und uns in Geduld zu üben.
Indes brodelt es nach wie vor in der Stadt, denn der schwelende Streit zwischen den Altdorfern und den Übersreikern existiert ungebrochen.
Baldur erfährt inzwischen, wo “Cordelias Apotheke” liegt, wo er Cordelia Wesseling zu treffen hofft, die ihm noch in Dornhagen empfohlen wurde. Christian hört sich um und erfährt, dass das Gebiet unter der Brücke dem Baron gehört, zum dem er irgendwann Kontakt aufnehmen möchte.
Zu Beginn der zweiten Woche kommen wir am “Krummen Hammer” vorbei, wo laut Rudi die “Gekreuzten Finger” eine illegale Spielhölle führen.
Als wir an der Stauergilde vorbeikommen, bemerken wir eine Szene in einer Seitengasse, wo ein Kaufmann von einem wahren Riesen und zwei weiteren Schauern in die Zange genommen wird. Zusammen mit Rudi schlendern wir herüber. Der Kaufmann scheint der Gilde Geld zu schulden und der “kleine Willi”, wie der Riese heißt, nimmt nach einem kurzen aber freundlichen Wortwechsel mit Rudi den Kaufmann in die Mangel.
Etwas später sagt Rudi uns, er sei in einer halben Stunde zurück und wir sollten so lange Wache schieben. Kurz danach kommt ein sehr ärmlicher Junge auf uns zu und bittet uns, seinen Vater zu suchen, der verschwunden sei. Als Karl verspricht dem Jungen zu helfen und ihm folgt, entschließen sich auch Christoph und Baldur, Karl nicht alleine nach Dunkelfeucht gehen zu lassen. Christian weigert sich mitzukommen und wartet statt dessen auf Rudis Rückkehr.
Der Junge heißt Eugen Pechling (Eltern Reikert und Magunde Pechling) führt uns in eine ärmliche Hütte, in der seine Mutter und mehrere Kinder sind. Die Mutter ist zunächst völlig verängstigt und kann kaum glauben, dass wir ihr helfen wollen. Christoph gibt ihr 10 Groschen und rät ihr, für sich und die Kinder Essen zu kaufen. Danach machen wir uns auf, um uns am Steg, wo Reikert zum letzten mal gesehen wurde, umzusehen und zu -hören.
Christoph und Karl fragen sich durch und erfahren, dass keiner sich so recht vorstellen kann, dass Reikert verschwunden ist, da er als guter Kerl galt, der seine Familie durchbringen will. Allerdings sind allein in der letzten Woche ein Dutzend Leute aus dem Hafenviertel verschwunden. Karl wird plötzlich von drei Schlägertypen umstellt, doch da Christoph ihm den Rücken freihält, entgehen die beiden einem Schlagabtausch. Baldur indes versucht, mit den dreien später ins Gespräch zu kommen nachdem er gehört hatte, dass einer der drei “dem Baron” bescheid geben sollte. Er folgt ihnen schließlich ins Zentrum von Dunkelfeucht, muss sich dann jedoch zurückziehen, weil dort zu viele üble Typen ihre Augen offen halten.
Während dessen hat Christian ein skurriles Zusammentreffen mit einer zwielichtigen Gestalt, genannt “der Aal”.
Als wir Rudi von den verschwundenen Menschen im Hafenviertel berichten, zeigt er kein Interesse daran und meint, auch wir sollten uns nicht darum scheren, schließlich verschwänden immer wieder Leute dort. Als wir wenigstens versuchen wollen herauszufinden, ob tatsächlich zwei der Verschwundenen Stadtwachen waren, befiehlt Rudi uns, in der Wache keine Nachforschungen über seinen Kopf hinweg dazu anzustellen. In den folgenden Tagen finden wir lediglich noch heraus, dass die Leute anscheinend immer in Flussnähe und bei Nebel verschwunden sind.
Bei der nächsten Nachtschicht zusammen mit Rudi sollen wir plötzlich zum “Krummen Hammer” kommen, um dort einen Streit zu schlichten. Als wir eintreffen ist bereits eine wilde Schlägerei im Gange. Während Rudi sich entspannt zurückhält und vorschlägt, die Kerle einzusammeln wenn der Kampf vorüber ist und sie am Boden liegen, bleiben unsere Bemühungen die Leute zu trennen, weitgehend fruchtlos. Erst als schließlich Christoph laut brüllt, Kommandantin von Pfeffer sei im Anmarsch, suchen etliche das Weite und die Prügelei löst sich auf. Rudi beginnt daraufhin die am Boden liegenden zu verhaften.
Der Wirt fleht Rudi an dafür zu sorgen, dass die Leute der Wache demnächst woanders zum Saufen hingehen. Immerhin bekommen wir zum Dank noch einige Glas Bier und eine Schüssel warmen Eintopf. Silvie Kreume leitet im Hinterzimmer der Taverne die illegale Spielhölle, erfahren wir von Rudi.
Karl setzt im Folgenden seine Nachforschungen fort und erfährt, dass vor zwei Nächten wieder ein Mann verschwunden ist. Er entdeckt ein kleines Boot, aus dem mit roher Gewalt eine komplette Planke herausgerissen wurde und an der Außenwand finden sich drei parallele Klauenspuren. An der Stelle, wo der Steg aus dem Wasser kommt ist eine seltsame Stelle, wo es den Anschein hat, als wären das Holz des Steges und der Stein der Kaimauer wie Wachs geschmolzen gewesen, ineinander verlaufen und dann wieder erhärtet gewesen. Christoph folgert, das Wesen müsse über menschengroß und extrem stark sein. Außerdem müsse es wahrscheinlich mindestens amphibisch oder wasserlebend sein.
Baldur geht zu “Cordelias Apotheke” und knüpft einen ersten Kontakt mit Cordelia Wesseling und auch Christoph sucht erst den Turm des Christoph Engel auf, findet jedoch keinen Weg hinein und wird auch nicht eingelassen. Er hinterlässt eine Nachricht bei der Apothekerin Wesseling und kehrt zurück in die Wache.
Auch die zweite Woche vergeht. Karl versucht, sich bei den Altdorfer Wachen anzubiedern, kommt jedoch auch nur langsam voran.
Die dritte Woche vergeht recht ereignislos, was den Wachdienst angeht. Immerhin bekommen wir weitere Einblicke, wie Rudi die Dinge so handhabt. Außerdem knüpft Christoph Kontakt mit einem Übersreiker Kollegen von der Wache namens Frank Patzke, der tatsächlich ein freundlicher Kerl zu sein scheint und vielleicht einmal zu einem vertrauenswürdigen Freund werden könnte. Karl und Christoph kehren außerdem noch einmal zur Familie Pechling zurück und warnen sie ausdrücklich davor, sich in Flussnähe aufzuhalten. Besonders nicht nachts und bei Nebel.
Karl sucht nach den Kanalwächtern, die es inzwischen jedoch nicht mehr gibt, da sie sich mit den Rattenfängern zusammengeschlossen haben. Nach der Übernahme haben sie einen neuen Gildenmeister, der sich offenbar in wenigen Wochen zum Gildenmeister hochgearbeitet hat. Er heißt Wahlund.
Karl, Christian, Baldur und Christoph gehen zum Gildenhaus der nun als Rattenfänger firmierenden Gilde. Etwa die Hälfte der Leute sind Ödländer. Außer Spott und Anfeindung zu ernten erreichen wir allerdings recht wenig bei den Leuten. Alle im Gildenhaus, welches gleichzeitig als Taverne fungiert, wirken sehr bedrohlich, der Gildenmeister ganz besonders. Damit endet die dritte Woche.
Am Montag der vierten Woche wartet eine Nachricht der Advokatin Rosanna Winandus auf uns, wir sollten uns in ihrer Amtsstube einfinden. Sie hat neue Informationen für uns und teilt uns mit, dass die drei Mietlinge, die das Fräulein Karstadt angegriffen haben, von dem Armbrustschützen angeheuert wurden, der übrigens Gregor “Einauge” Spaltmann heißt. Er sei ein gedungener Mörder und sehr gefährlich und werde überdies mit Machenschaften diverser Kulte in Zusammenhang gebracht. Ferner wurde ein Mann der Hans Jinkers ähnlich sehe, zusammen mit Gregor Spaltmann gesehen. Der Aufruhr auf dem Markt scheint also wohl geplant gewesen zu sein.
Auf dem Rückweg ersteht Karl für 1 Silber eine alte, abgeranzte Ziege, die auf dem Rücken eine große Brandwunde hat, da jemand im Suff brennendes Lampenöl auf sie geschüttet hatte. Sie soll als Köder dienen, um das vermeintliche Monster anzulocken. Baldur schlägt vor, Gift einzusetzen, doch da wir nicht wissen, um was für ein Wesen es sich handelt, verwerfen wir dies. Statt dessen beschaffen wir uns Lampenöl in der Wache und bauen brennbare Wurfgeschosse daraus. Wir binden die Ziege am vorderen Pier fest und suchen uns ein Versteck.
Wir bemerken das Wesen erst, als die Ziege panisch meckert. Es ist wuchtig, gute zweieinhalb Meter groß mit grüner, geschuppter Haut, Stacheln und einem mächtigen Maul voll spitzer Zähne. Sogar eine Art Waffe scheint es in der Hand zu halten. Mit spielerischer Leichtigkeit schnappt sich das Monster die Ziege und zerreißt das Seil. Lautlos verschwindet die Kreatur wieder im Wasser und ist verschwunden.
In dieser Woche findet Baldur Zugang zu einer Wachweibelin namens Leonora Hüttenstedt und Karl beginnt sich mit einem Altstädter Korporal namens Letho Bärmarder anzufreunden.
Ende der vierten Woche werden wir zur Hauptfrau von Pfeffer einbestellt. Es gibt eine unangekündigte Versammlung, alle sind angetreten und die Hauptfrau hält eine Rede. Es soll ein Mitglied der Wache belobigt werden, zufälliger Weise Wachweibel Rudi, der, so wird nun klar, unsere Ruhmestaten für sich allein geltend gemacht hat.
Zu Beginn der fünften Woche wartet ein Mann (scheinbar gut bürgerlich) auf uns und winkt uns heran. Er stellt sich als Kurlass Meingot vor und lädt uns auf ein Getränk ein und erklärt uns dann sein Anliegen. Er sein ein Kaufmann und habe zusammen mit weiteren Kaufleuten Geld zusammengelegt und mit einem zwergischen Kaufmann ein risikoreiches Geschäft gemacht. Der Zwerg verwahre das Geld in einem bestens gesicherten Tresor in seinem Haus und es solle erst eingesetzt werden, sobald das Geschäft stattfindet. Doch nun habe er Zweifel an der Redlichkeit des Zwerges bekommen und er vermutet einen Betrug. Er bittet uns, der Sache auf den Grund zu gehen und er stellt uns eine hohe Belohnung in Aussicht. Wir teilen ihm mit, wir wollten eine Nacht darüber schlafen und wollen ihn morgen wieder in der selben Taverne treffen.
Nachdem er gegangen ist, steht plötzlich Ilse Fassenbrecht an unserem Tisch (die Hauptfrau der Straßenwächter) und sagt, sie haben einen Auftrag für uns. Zu Belohnung winke uns die Freilassung aus der Wache und wir würden Weibel Rudi los.
Ein Gefangener Steinmetz und brutaler Mehrfachmörder, namens Holger Maurer, ist angeklagt und schuldig befunden worden und wartet auf seine Hinrichtung. Doch im Reich achte man auf seine Zeichen, nämlich die Zeichen der Götter. Gehe bei der Hinrichtung etwas schief, wie ein Blitzeinschlag oder eine gebrochene Axt des Scharfrichters, dann gibt es erst einen zweiten und dann einen dritten Hinrichtungstermin. Wenn drei mal etwas schiefgeht, dann wird dies als Zeichen der Götter für die Unschuld gesehen.
Zweimal ist nun bereits etwas schief gegangen und sie rechne daher mit Ärger beim dritten Versuch. Der Mann werde einem Kult zugerechnet und habe vermutlich gefährliche Freunde. Wir sollen ihn zusammen mit der Hauptfrau zum Block begleiten und seine Hinrichtung überwachen, um freigesprochen zu werden. Er solle in einer Woche auf dem Morrsfeld hingerichtet werden. Auch Hans Jinkers wird dem selben Kult wie Maurer zugeordnet und soll dort ein hohes Tier sein, ebenso wie Gregor “Einauge” Spaltmann.