Prolog: Die Drachenzeit von Esgaroth

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1. August 2946 Drittes Zeitalter

Es war soweit, ich hatte dem Erebor den Rücken gekehrt. All die Jahre seit der Vertreibung meiner Eltern durch  Smaug hatte ich mich hierhin gesehnt. Der Berg wurde lebendig in meinem Verstand durch die Erzählungen meiner Familie. Doch ich war noch ein Kind gewesen und meine Erinnerungen verklärt von der Jugend und der Zeit. Ich hatte lernen müssen das Zeit gleichbedeutend ist mit Verlust. Verlust von Freunden, Familie und Geliebten. Alle waren fort. Zurück blieb ein leerer Berg und Zwerge die ich kaum kannte. Zurück blieb ein Schmerz der nie endete und ein Loch in meiner Brust wo einst Hoffnung, Freude und ein Lebenssinn gewesen waren. Was blieb war nur eins: Rache.

Ich verließ den Einsamen Berg, umwanderte Thal und folgte dem Eilend in Richtung des Langen Sees. Von dort plante ich weiter in die Wilderlande aufzubrechen, um nach Orks zu suchen. Vhardis, einer der Raben des Erebor mit denen ich Freundschaft geschlossen hatte, begleitete mich. Er berichtete von Übeln jenseits des Berges. Von Gerüchten, welche die Raben sich erzählten. Wanderer die verschwanden und das Gloin selbst sich Sorgen darum machte.  Was auch immer das zu bedeuten hatte.

Bereits wenige Kilometer von Thal entfernt traf ich einen weiteren Wanderer, einen jungen Menschen aus Thal. Olvard stellte sich als Wächter heraus, der ebenfalls Thal verlassen wollte. Er beschloss mit mir zusammen zu reisen und erzählte sehr, sehr viel von sich. Kaum zu glauben, das ein bartloser Jungmensch bereits so viel erlebt haben konnte und so viel zu reden hatte.  Ich hatte nicht die Muße und den Anspruch es ihm gleichzutun, jedoch gelang es ihm irgendwie auch mir etwas zu entlocken. Wer hätte das gedacht.

 Zur Mittagszeit des 1. August im Jahr 2946 DZ trafen wir am Ufer des Langen Sees bei der Herberge „Drachenkopf“ ein. Man sagt, das man bei klarem Wetter die Überreste Smaugs von hier zu sehen seien. Leider lag ein Dunst über dem See und die Aussicht blieb uns verwehrt.

In der Schänke herrschte reges Treiben. Scheinbar waren viele Reisende auf dem Weg nach Esgaroth und nutzen die Möglichkeit einer Ruhepause. Zu unserem Glück wurde ein Tisch frei, kaum das wir durch die Tür traten.

Ein spindeldürres, rothaarige Mädchen, Thora, bediente uns. Ich war mir nicht sicher, aber scheinbar hielt sich selbst für witzig. Während Olvard und ich dünnes Bier und einen etwas faden Eintopf (wusste hier niemand das in einen Eintopf Speck gehört?) traten weitere Reisende ein. Zwei Menschen von denen einer wirklich sehr groß war und ein Elb. Ein Elb!  Viele Jahre hatte ich keinen mehr gesehen und ich bereute keines dieser Jahre.

Und ausgerechnet an unseren Tisch kamen sie. Nun gut, niemand sollte sagen das dieser Zwerg nicht gastfreundlich war, daher begrüßte ich sie mit gebotener Höflichkeit. Auch sie bekamen was immer sie bestellten und ich wurde ins Gespräch gedrängt. Die beiden Menschen stellten sich als Roderic und sein Vater heraus. Den Namen des Elben konnte ich mir nicht merken.

Der Schankwirt, Ohtar, gesellte sich zu uns und stellte sich als Veteran der Schlacht der fünf Heere heraus, wo er sein Bein verloren hat. Er hatte Glück und hätte weit mehr verlieren können. Doch in seinen Augen sah ich etwas das ich selbst nur zu gut kannte. Immerhin kredenzte er uns einen Selbstgebrannten der sich auch hinter einem anständigem Zwergenschnapps nicht verstecken musste. Weiterhin berichtete er von Vorkommnissen tiefer im Wald.

Ich geriet mit der vorwitzigen Rothaarigen aneinander. Das dürre Weib masste sich tatsächlich an mir mein Bier wegzunehmen.

Aufgeschreckt von den Berichten beschlossen wir noch heute weiter Richtung Esgaroth zu reisen. Unsere drei Tischnachbarn beschlossen sich uns anzuschließen. Nun gut, niemand sollte sagen das sein Zwerg einem Reisenden seinen Schutz verwehrte wenn dieser ihn benötigt, selbst wenn es ein Elb ist.

Die drei Menschen und der Elb vertrieben sich die Zeit mit Geschwätz und hörten nur kurz auf zu reden als wir an den Ruinen der alten Seestadt vorbei schritten. Selbst ich konnte nicht leugnen das der Anblick der geschwärzten Ruinen, zwischen denen die riesigen Knochen Smaugs aus dem Wasser ragten mir einen Schauer bereiteten. Beim Gedanken daran was dieser Drache ausgelöst hat, fühlte ich einen bitteren Geschmack im Mund.

Kurze Zeit später brach ein Kind aus dem Gestrüpp am Rande des Weges. Es heulte und schrie, das jemand seinen Vater töten wollte. Ausgerechnet der bartlose Olvard stürzte mutig als erster los. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und eilte ihm nach.

Schnaufend kam ich in einer Lichtung an. Dort wurde ein alter Mann von drei zerlumpt aussehenden Menschen bedroht. Olvard richtete bereits eindringliche Worte an sie. Ich zog meine Waffe und knurrte den nächsten Strauchdieb an, er  und seine Kumpane sollten lieber das Weite suchen. Zu meiner Überraschung waren sie dümmer als gedacht, da sie meine Warnung ignorierten. Dann trafen Roderic und der Elb ein und tatsächlich gelang es dem rothaarigen Riesen die Räuber in die Flucht zu schlagen.

Der alte Mann stellte sich als Baldor Flussgold und sein Sohn als Belgo heraus. Sie waren Händler die aus Thal stammten und Waren transportierten um sie weit entfernt feilzubieten. Baldor hatte die drei Nichtsnutze angeheuert um als Wache zu dienen. Doch sie hatten ihn verraten und wollten ihn ausrauben. Gut das wenigstens sein Bengel Geistesgegenwart besessen hatte um Hilfe zu holen.

Überraschenderweise stellte sich heraus, dass der Elb die drei Strauchdiebe erkannte. Warum überraschte mich das kaum?

Baldor bat darum das wir ihn in die Seestadt begleiteten und wir stimmten zu. Schließlich erreichen wir die neue Seestadt. Und bei Ulmos prächtigem Bart. Diese Menschen! Hatten sie denn gar nichts gelernt. Standen die abgebrannten Gerippe ihrer alten Heimat nicht unweit ihrer neuen Stadt? Und trotzdem hatten sie alles aus Holz gebaut?!  Ich konnte bereits jetzt riechen wie es im Seewasser verrottete. Aber vielleicht würde das durchweichte Holz nicht so leicht Feuer fangen? Wer weiß. Aber wenn doch würden die Bewohner dieser Stadt vermutlich in ihren Häuser gefangen sein, da sie die Türen nicht würden öffnen können. So verzogen wie das feuchte Holz sein dürfte, war das sehr unwahrscheinlich. Oh, diese Menschen!

Zum Glück mussten wir uns nicht lange mit den Wachen dieser scheinbar von allen guten Geistern verlassenen Stadt herumtreiben. Olvard kannte sie von früher und sie ließen uns ein.

Baldor hatte uns eingeladen in den „Goldenen Drachen“ einzukehren. Er würde uns alle einladen. Der goldene Drache? Man sollte meinen die Menschen hätten bereits genug Drachen in ihrem Leben gehabt.

Als wir durch die überfüllten Straßen von Esgaroth gingen fielen meinen Begleitern fast die Augen aus dem Kopf. Überall wimmelte es von für das anstehende Drachenfest geschmückten Ständen und Gauklern. Närrisches Treiben und dummer Firlefanz wohin man auch sah. Kopfschüttelnd drängte ich mich durch die Menge und hielt einen der Wächter an. Ich sprach ihn darauf an, was es mit dem Gerücht auf sich hatte das Reisende überfallen und entführt worden seien und er verwies mich auf das Rathaus und den Botschafter Gloin. Gloin! Ich hatte nicht erwartet, dass ein so hoch verehrter Zwerg in dieser Stadt war.

So kamen wir schließlich beim Goldenen Drachen an. Wie alles andere hier war auch dieser aus Holz gebaut. Wir quartierten uns also hier ein und ich muss zugegeben, das dies ein besseres Gasthaus war als ich erwartet hatte. Zumindest bis alles in einer Feuersbrunst abbrennen würde. Leider bereitete sich auch hier alles auf das Drachenfest vor. Leichte, ja seichte Musik trillerte durch den Schankraum wie Vögel auf der Balz. Wenig überraschend zog es den entzückten Elb zu den Musikern, die mit ihren dünnen Stimmchen meine Ohren quälten.

Baldor setzte sich zu uns und berichtete von Entführungen bedeutender Persönlichkeiten. Ich erinnerte mich das auch mein Rabenfreund mir davon erzählt hatte und wurde hellhörig. Angeblich hätten finstere Gesellen, vielleicht sogar Orks, einige Menschen und sogar Zwerge entführt. Ich konnte spüren wie mein Blut in Wallung geriet und wollte unverzüglich zum Rathaus aufbrechen, wurde jedoch daran erinnert, das es bereits sehr spät sei und niemand mehr dort wäre.

Ich ließ mir einen Humpen geben und drängte nach Draußen auf die Straße um ein wenig Ruhe zu haben. Aber das war mir natürlich nicht vergönnt und so ging ich schließlich früh zu Bett.

In aller Frühe machten wir uns schließlich auf den Weg zum Rathaus. Naja, beinahe alle. Der Elb hatte etwas anderes vor. Er musste zum Elbenviertel. Zum Elbenviertel? Es gab ein ganzes Viertel in dieser Stadt das Elben gehörte? Nun, allmählich wunderte mich gar nichts mehr.

Obwohl ich zugeben muss, dass das Rathaus schon sehr beeindruckend war. Wenn es dereinst in Flammen stehend im See versinkt,  wird es tatsächlich ein Verlust sein. Warum nur haben sie nicht ein paar ordentliche Steinmetze eine anständige Arbeit erleidigen lassen?

Und endlich trafen wir einmal auf einen Zwerg. Zumindest dem äußeren nach. Kein wahrer Zwerg hätte sich so verhalten. Als wir ihm die Dringlichkeit unseres Anliegen erklärten und warum wir sofort zu Gloin mussten beharrte er darauf erst dumpfsinnige Fragen zu stellen. Ich konnte kaum an mich halten vor Zorn. Wenn nicht einer meiner Begleiter eingeschritten wäre, ich weiß nicht wie es ausgegangen wäre.

Dann traten wir vor Gloin. Alt war er geworden. Gebeugt von Jahren und Verpflichtungen. Ich hatte ihn vorher schon einmal gesehen, aber damals war ich noch ein kurzbärtiger Jungzwerg. Daher erschrak ich innerlich etwas ihn so zu sehen.

Gloin berichtete schließlich das Balin und ein Begleiter auf einer wichtigen Mission gewesen waren, als sie überfallen und entführt wurden. Balin wurde entführt. Er hatte den Auftrag einen Brief zu Beorn zu bringen. Er und ein Gefährte folgten dem Eilend und dort verlor sich ihre Spur. Vielleicht sind sogar Orks die Übeltäter! Gloin fragt uns ob wir bereit sind Balin zu suchen.

Roderic scheint etwas in Gloins Stimme zu bemerken und fragt näher nach. Er gibt zu das sein Bruder Oin Balin begleitete. Der Rabe Hraf hat ihre Spur in den Sümpfen verloren. Ich frage die anderen ob sie bereit sind sofort aufzubrechen und zu meiner Freude sind sie das tatsächlich. Wir werden Balin und Oin retten oder sie rächen.

Am Gasthaus treffen wie den Elb und selbst er ist bereit uns zu begleiten. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Im Hafen nutzen wir Gloins Schreiben um zwei Bote zu ordern. Es gibt nur Bote mit Drachen und Schwanenkopfverzierung. Bei den Ahnen! Die Reise nimmt einen guten Anfang. Nur der Elb gerät beim Rudern aus der Puste kaum das wir einen Tag gerudert haben.

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