Die Ruhe vor dem Sturm

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Schriftliche Aufzeichnungen von Alanus vom Fischteich am 22. Oktober 2512

Ich sitze hier im Varieté–Theater von diesem sonderbaren Gurkenfeld und warte auf die Dinge, die noch kommen sollen. Es ist noch etwas Zeit bevor die Vorstellung los geht, und die will ich zum Schreiben nutzen. Ich weiß ja nicht, ob ich in ein paar Stunden noch in der Lage bin zu Schreiben.

Nachdem wir vor ein paar Tagen noch fast gestorben waren und unglaubliche Ereignisse erlebt hatten, kommen mir die Stunden seitdem irgendwie belanglos vor. Irgendwie, als ob meine Kameraden und ich ein fast normales Leben führen würden. Daher muss ich mir diesmal gar nicht so viel von der Seele schreiben.

Am späten Abend des 21. Oktober verließen wir Heske Glazner mit sehr vielen neuen Informationen. Auf dem Weg in unsere Unterkünfte versuchten wir noch unsere bestehenden Verpflichtungen zeitlich und nach Wichtigkeit zu ordnen. Da war am heutigen Abend erst einmal die Sicherung eines reibungslosen Ablaufes der Vorstellung “Der Tod des Oswald” im Varieté. Dann in zwei Tagen die „Planung“ von Franz Lohners Geburtstag mit all den gewünschten Knalleffekten. Und wenn wir dann noch wohl auf sein sollten, müssen wir uns noch um den Champion im Zinnsporn kümmern. Die anderen weiteren, kleineren Aufgaben kann ich mir gar nicht merken. Ansonsten würde mein Kopf wohl auch die ganze Zeit dröhnen.

Wir gingen also in unsere Unterkünfte. Ruben erzählte heute, dass er gar nicht mehr die beiden Kopfgeldjäger vor Cordelias Apotheke gesehen hatte, sehr merkwürdig. Auch wieder einmal gruselig waren unsere Träume, von denen wir uns erzählten. Sie waren fast identisch, nur meiner schien am stärksten und beängstigten zu sein. Es waren die Ereignisse rund um das Portal. Überall waren diese widerlichen, grünen Tentakeln und die furchteinflößende Gestalt im Portal mit ihrem Stab. Komisch war auch meine Erinnerung, dass sie diese komische Maske der Gesichtslosen trug. Ich kam ihr immer näher und sah dann diese, von Chaos leuchtenden, schwarzen Augen. Es schien, als ob sie die Maske abnehmen wollte. Welches Gesicht ich wohl gesehen hätte? Aber dazu kam es nicht mehr, da ich in dem Moment hoch schrecke und sehe, dass ich in meiner Kammer im Brückenhaus war. Trotz meiner körperlich schlechten Verfassung nach den letzten Tagen und dieser Nacht, ging ich runter in den Schankraum und traf meine Gefährten.

Konrad sprach vorher noch mit Lohner über unseren Stand der Vorbereitungen im Roten Mond. Hier wurde nur weiter über die nicht endenden Überfälle auf die Postkutschen gesprochen. Ruben erzählte, dass auch Cordelia über die Abwesenheit der Kopfgeldjäger verwundert war. Und das Christoph Engels darauf aufmerksam machte, dass diese Schwester Haberkorn noch mit uns sprechen wollte. Aber das muss ja erst einmal warten! Sie konnte wohl etwas mit diesem Portal zu tun haben. Ruben sagte, dass wohl das Portal geöffnet wurde, um den Erben der von Jungfreuds zu finden. Diese Haberkorn versteckte ihn bevor die imperialen Truppen nach Übersreik kamen. Bei dieser Aktivität sollen wir sie jetzt scheinbar unterstützen und sie schützen. Aber das muss ja erst einmal warten.

Nach dem Austausch teilten wir unsere Aufgaben für die Vorbereitung bei Lohner ein und gingen los, um die „Geburtstaggeschenke“ zu kaufen. Kruger kümmerte sich allein um die Schmuggler vom “Hohlen Kahn” und die Abreise Lohners aus der Stadt. Ruben besorgte die Zeitnehmerkerze bei der Bootsbauergilde. Dort traf er wieder auf Meister Prochnow, den er noch von der vergangenen Zeremonie kannte. Die Beschaffung verlief reibungslos, außer dass Prochnow nach Rubens Geschichte über die Verwendung der Kerze als Gegenstand eines magischen Experimentes nachträglich einen Bericht darüber wünschte.

Den Sprengstoff zu besorgen, war für Konrad und mich etwas komplizierter. Wir wägten lange ab, ob wir es bei Luigi & Salvatore in der Morgenseite oder im Zwergenladen Axt & Hammer versuchen sollten. Bei Luigi & Salvatore würde es mit weniger Fragen gehen, aber es wäre teurer und unsere Besorgung könnte sich schnell rumsprechen, auch in der Unterwelt. Bei den Zwergen war die Gefahr nicht gegeben, aber sie verlangen für die Abgabe eine offizielle „Genehmigung“. Wie entscheiden uns für die zweite Variante. Uns fiel ein, dass wir für den Erhalt einer Genehmigung einen Gefallen bei Johanna Stiegler einfordern konnten. Also gingen wir zu ihrem Kontor und baten sie darum. Sie schien zu ahnen, dass unsere Geschichte mit dem Sprengen der Steinkreise nicht ganz die Wahrheit war. Sie schrieb auf die Genehmigung etwas allgemeiner „für Baumaßnahmen“ und verweis mit Nachdruck darauf, dass ihre Familie und sie nicht mit Aktivitäten, bei denen dieser Sprengstoff genutzt werden sollte, in Verbindung gebracht wurde. Das versprachen wir ihr.

Nach dem Besuch veränderten wir zuerst kurz unseren Plan und wollten den Sprengstoff jeweils zur Hälfte in beiden Läden kaufen. Doch dann kam uns die Erleuchtung, dass es viel einfacher wäre, unsere benötigte Ware bei gut geschmierten Schmugglern aus der Gilde zu erhalten. Trotzdem war der Besuch bei Johanna Stiegler für uns im Nachhinein keine vergeudete Zeit, denn man weiß nie, wofür wir das Dokument noch gebrauchen können. Die diskrete Beschaffung verlegten wir auf den Nachmittag.

Um die Mittagszeit trafen wir uns alle am Varieté, da wir uns die Begebenheiten vor Ort noch einmal für den Abend anschauen wollten. Am Eingang gab es kurz Stress, da so ein verwirrter Künstler uns nicht rein lassen wollte. Aber nach ein paar konkreten Drohungen von Konrad, kam ein sich entschuldigender Direktor Gurkenfeld und wir konnten eintreten.

Auf dem Weg in sein Büro und auch bei unserem Rundgang war es offensichtlich, dass dieser komische Geselle sehr aufgeregt war. Da kann man nur sagen – selbstgemachte Leiden!

Der Rundgang ging durch die Vorhalle mit einer Art von Ausschank in den Saal mit seinen etwa 70 Plätzen. 50 davon im Saal und 20 als weiter oben gelegene Logen. Hinter der Bühne waren Räume zum Umkleiden und für Requisiten. In der oberen Etage lag Gurkenfelds Büro und es gab natürlich auch einen Keller. In das Theater konnte man über den Haupteingang, über den Lieferanteneingang und über den Kellereinstieg gelangen. Mir fielen in der Zeit einige Orte auf, die sich sehr gut für Sabotageakte anboten. Uns wurde klar, dass wir noch Unterstützung brauchten, die uns Gurkenfeld nicht geben konnte oder wollte. Unverständlich, aber für dieses Theater wohl passend!

Daher wollten wir Franz Lohner nach Kontakten fragen. Auf dem Weg zu ihm, fielen uns die Zwerge Srulem und Sreluc ein, die als „Zwischenhändler“ für den Sprengstoff in Frage kamen. Also gab es einen Abstecher nach Speichelfeld. Gino bekam wie immer etwas für ihn „LECKERES“. Er erzählte uns, dass Leute im Keller waren und etwas gesucht hatten. Bei unserem kurzen Besuch bei Annika erzählte sie uns über einen Traum, der mit Dreiheit zu tun hatte. Viel erfuhren wir aber nicht. Ich glaube, sie wollte nur auf seine Situation aufmerksam machen. Anschließend ging es zu den Zwergen. Sie schlugen unsere Bitte nicht aus, aber verlangten natürlich eine Gegenleistung. Srulem will unbedingt Kutscher werden. Ich sagte ihm, dass ich mich bei den Kutschermeistern im Brückenhaus für ihn einsetzen werde. Sreluc will über uns Kontakte zu den Gekreuzten Fingern. Sein Bruder möchte das wohl nicht und bat uns anschließend lieber um ein gutes Wort für seinen Bruder in einer Handwerksgilde. Er zieht wohl einen ehrbaren Weg für seinen Bruder vor. Am Ende des Gesprächs bekamen wir die Auskunft, dass wir den Sprengstoff morgen bei ihnen abholen können.

Mit diesen Informationen gingen wir zu Lohner, der nach unserem Bericht zufrieden aussah. Wir berichteten auch über unsere Pläne für den Abend. Es sagte uns zwei Männer zu, die uns jetzt gleich bei unserer Aufgabe unterstützen sollen und für die er bürgt.

Bis jetzt sind sie noch nicht aufgetaucht. Mal sehen, ob sie noch kommen…

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