Man wächst mit seinen Aufgaben

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Schriftliche Aufzeichnungen von Alanus vom Fischteich

Schreiben ist schon ein Segen. Die Gedanken endlich nicht mehr nur im Kopf zu haben, sondern sie auf ein Blatt zu verschieben, erleichtert das Leben. Aber ich muss noch besser werden. Es strengt mich noch sehr an, diese Zeichen immer korrekt zu zeichnen. Wenn das die Leute aus meinem Dorf wüssten! Alanus kann schreiben und lesen… Was würde ich auf einmal für eine Stellung haben. Naja, kann ja noch kommen. Vielleicht werde ich dann sogar Dorfvorsteher – und dann sollten sich einige warm anziehen.

Aber jetzt zum Erlebten:

Wir lagen in einem Wald in der Nähe unseres Ziels. Auf dem Bauch, zwischen zwei Gruppen, die nichts Gutes mit uns vorhatten. Auf der einen Seite die Hexenjägerin mit ihren Söldnern und auf der anderen Seite unser „Freund“ Orban samt Begleitung. Der Anblick der Söldner war schon beeindruckend bzw. beängstigend.

Gegen die möchte ich nicht kämpfen. Deswegen kam mir der Gedanke: „Lieber auf der Seite der Sieger kämpfen!“ Ich zog mein Schwert und schrie: „Tot den Kultisten!“ Gerwin zog den Bogen und Ruben holte eine Schleuder aus seinem Mantel. Es schien so, dass sie auch die meinige Seite gewählt haben. Nur Konrad zielte aus irgendeinem Grund auf die Gruppe der Hexenjägerin.

Sie, Ursula, und einer ihrer Söldner schossen sofort und trafen den ersten von Orbans Leuten – tot. Einfach umgefallen wie ein gefällter Baum. Passt ja irgendwie zur Umgebung. Und so ging es weiter. Sogar wir hatten Erfolge im Kampf, und Konrad war nun auch auf der richtigen Seite.

Aber unser Kampfgeschick war nichts gegen die pure Gewalt der Söldner. Orbans Kumpel starben wie die Fliegen. Ein Schlag – ein halbierter Körper. Ein Schuss – ein Kopf zerplatzt. Wie halte ich diese Beobachtungen eigentlich immer wieder aus?

Und auch mein Töten. Irgendwie wird es von Mal zu Mal einfacher einen Menschen seinen Lebensatem zu nehmen. Und diese Gefühl von Macht dabei wird immer stärker und angenehmer. Wo das wohl endet?

Als Orban sah, dass immer weniger Unterstützer übriggeblieben waren, bekam er offensichtlich Panik und floh. Was für ein Wurm… Beim Wegrennen schaffte er es jedenfalls nicht getroffen zu werden, im Gegensatz zu seinen letzten Begleitern. Das hatten sie sich wohl etwas anders vorgestellt.

Nach dem Kampf wurde Ruben von einem der Söldner verarztet und Konrad unterhielt sich mit Ursula über unseren Auftrag, den Tod Bärmarders aufzuklären und klarzustellen, was wir in ihrem „Kampfraum“ zu suchen hatten. Natürlich gaben wir nicht alle Informationen preis. Um diese Geschichte zu untermauern, zeigten wir das Dokument der Baronin von Nacht. Die Hexenjägerin forderte uns abschließend auf, bei unserer Rückkehr nach Übersreik mehr zu diesem Thema zu erfahren. Auch über das Thema „Hannah Baumann“ wurde kurz, aber emotional gesprochen, nachdem Gerwin ihr sagte, dass er sie kenne.

Auf dem Weg zum Wetterfahnenturm fanden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit das Lager der Kultisten. Aber dort war nichts mehr zu holen.

Und dann dieser Anblick. Hinter einem Gletscher stand dieses Monstrum. Irgendjemand sagte, dass müssen mindestens 300 m an Höhe sein. Und die Außenschicht sah aus wie Metall. Oben war eine riesige Kuppel. Eins war für mich klar: Das hatten keine menschlichen Hände hingekriegt. Ruben erzählte später, dass er beim Durchlaufen des Tals keine Geräusche gehört haben will. Ich kann mich nicht erinnern, da ich so fasziniert von diesem Anblick war. Ja, aber es war ein sehr merkwürdiger Ort.

Ruben sagte dann beim Näherkommen, dass es wohl ein Elfenturm sein muss. Um den Turm herum war eine riesige Eisfläche, die aber sehr tragfähig erschien. Ein schlechtes Gefühl machte da eher die vielen Ork-Leichen, die um den Eingang verteilt lagen. Auch hier waren nach ihrem schrecklichen Zustand wohl keine einfachen Menschenhände verantwortlich. Einige waren verbrannt oder wie von einem riesigen Felsbrocken überrollt. Andere sahen wie von tausend Vögeln zerhackt aus.

Und komisch, der Eingang zu diesem imposanten Turm war offen… und unbewacht! Im Turm war der Anblick nicht weniger aufregend. In der Mitte eine Plattform, nach unten eine kunstvolle Wendeltreppe und nach oben eine sich windende Rampe. Wie konnte man nur so viele schwierige Dinge bauen… Wir riefen ein unverbindliches „Hallo“, aber niemand antwortete. Nach oben oder unten war dann die Frage. Ruben und Gerwin entschieden sich schnell nach oben zu gehen, da sie bei der Wendeltreppe ein sehr schlechtes Gefühl verspürten. Ruben begründete dies mit dunkler Magie.

Und auf dem Weg nach oben erlebten wir die Magie. Der eine hatte Visionen von unserem Tod, andere verspürten Feuer und wurden sogar verwundet oder Kälte, die auf einmal da war. Und dann die vielen magischen Runen oder Symbole. Ebene für Ebene wurde uns klar, dass hier ein Ort starker Magier war. Das komischste war, dass Rubens Kleidung sich selbstständig machte. Unheimlich…

Dann endlich oben angekommen. Ein starker Wind, eine riesige Glaskuppel. Aber niemand da, Komisch, waren wir am falschen Ort? Nein, denn hier sahen wir diese Gerätschaft mit achtfacher Linse. Dieses Ding war sogar noch auf Übersreik gerichtet. Ruben erzählte uns, dass es sich um ein Luminarium des Lichtordens handelte. Dieses Ding soll mit seiner zu erzeugenden Kraft fast alles durchschlagen können und ist daher höchstgefährlich.

Konrad steckte einige Aufzeichnungen ein, die auf den umliegenden Tischen lagen. Und einen Brief an den Kantor Karolus Fortweicher. Die Schussrichtung war wirklich genau auf den Magnusturm gerichtet.

Und dann… Klopfen aus einer Kiste. Nach dem Öffnen sahen wir in die Augen einer verwirrten Sybille Hagerdorn. Sie berichtete uns von ihrer Suche nach dem Kantor Karolus und welche Geschichte ihn begleitete. Sie erzählte von einer langen Bekanntschaft der beiden seit ihrer Kindheit in der Gosse von Altdorf und dass sie, im Gegensatz zu ihm, seitdem eine steile Karriere im Himmelsorden gemacht hatte.

Er hingegen wurde von keinem Ordnen aufgenommen und schloss sich nach einem Putschversuch vor acht Jahren deshalb einer Gegenbewegung zu den Magierorden von Ergrimm von Horstmann, dem ehemaligen Obersten Patriarchen der Orden, an, dem er zuvor als rechte Hand gedient hatte. Und dann zum Vergrößern seiner Macht der Bau dieses Gerätes.

Dann sahen wir ihn. Den Mann über den wir sprachen. Karolus war auf einmal an dem Luminarium und entnahm etwas. Nach einem kurzen und aussichtslosen Kampfversuch mit einer Demonstration seiner magischen Stärke, schrie Sybille uns an, dass wir gehen sollten, da die Gerätschaft überladen sei. Das wollte ich mir nicht zweimal sagen lassen. Karolus schwebte unterdessen wie ein Vogel ins Tal. Unglaublich… Aber es wurde noch unglaublicher.

Nachdem wir unsere Beine in die Hand genommen hatten, erblickten wir den gegnerischen Magier in der Mitte des Tals bei etwas wie einem Ritual. Auf der anderen Seite spürten wir komische Energieschübe aus Richtung des Turmes. Und dass beides nichts Gutes bedeuten sollte, war allen klar. Deswegen wollten wir ihn irgendwie stoppen. Und dann erwachten auf einmal auch noch die toten Orks.

Deswegen teilten wir uns. Ruben rannte auf Karolus zu und Konrad und ich kümmerten uns um die Grünlinge. War nicht so schwer, aber kostete Zeit. Ruben zauberte etwas, um den Bannkreis zu treffen. Das Eis fing an zu vibrieren und brach an den ersten Stellen. Wir versuchten alle von der Fläche zu kommen. Wir blickten immer wieder zu diesem Magier und sahen auf einmal, wie er eine Lichtsäule in den Himmel schoss. Und dann als Antwort… folgte etwas Großes, wie eine Art von Komet, der auf seine Position zuschoss.

Wir schafften es in einem Felsvorsprung außerhalb der Eisfläche Schutz zu finden und sahen den Einschlag. Aus Lärm wurde Stille. Ein riesiger Krater kam zum Vorschein. Karolus war weg. Wir liefen zurück zum Turm, um nach Sybille zu sehen. Sie war aber auch nicht mehr da, auch weitere Teile des Gerätes und Bauunterlagen fehlten.

Egal, unsere Kraft war am Ende. Wir beschlossen auf dem Turm zu übernachten. Und zur Überraschung war es eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen beschlossen wir uns auf den Rückweg zu machen. Und auch hier, zu meiner Verwunderung, war alles ganz normal. Sollte sich das Blatt jetzt wirklich wenden und alles sich normalisieren? Mal sehen, glauben kann ich es aber nicht…

Aber ich glaube wirklich fest daran, dass ich durch das Erlebte immer stärker werde. Ich bin gespannt, wo es für mich endet.

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