Unvermeidliche Opfer 1

Schreibe eine Antwort

Als die Gefährten den Alten Wald verlassen hatten, hielt Rogolosch sein Wort und befreite Ulf von seinen Fesseln. Zögerlich und dann aber geschwind lief der junge Bandit davon.
Vor der Gruppe lag nun Pfeilersruh. Im Süden und Osten grenzte das Dorf an dem Alten Wald. Im Norden waren mehrere Gehöfte und ein größerer Baumhain zu sehen, während im Westen ein vielleicht einen Kilometer durchmessender See lag. Das dunkle Wasser war zu den anderen Seiten von bewaldeten Hügeln umrahmt.
Der Weg zum Dorf führte nach Norden und an einer Windmühle (6) vorbei. Pfeilersruh hatte vielleicht vierzig Gebäude, alle auf einem Steinfundament aus Holz gebaut und mit dunkelblauen Schindeln gedeckt. Als die Gefährten sich dem Dorf näherten, waren die Gassen verlassen. Nur ein Goblin stand am Dorfrand, beobachtete sie und kam ihnen dann freundlich grüßend entgegen. Sein Name war Rotze und das war auch Programm. Nach jedem zweiten Satz zog er tief hoch und spuckte beherzt aus. Er war außergewöhnlich groß und von orangener Hautfarbe. Rotze wusste zu berichten, dass alle Dorfbewohner in der Kirche (2) sind, um dort Bauersleute zu begraben, die vor zwei Nächten in ihrem Hof ein Opfer der Flammen wurden. In dem Feuer waren die ganze Familie und die Knechte und Mägde umgekommen, man hatte aber nur zwei Leichen bergen können, der Rest war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Karte von Pfeilersruh

Karte von Pfeilersruh

Der Goblin selbst war nur auf der Durchreise und wollte eigentlich durch den Alten Wald nach Osten in die Stadt Kreutzing. Alleine war das aber zu gefährlich, deswegen teilte er den anderen mit, dass er sich ihnen anschließen würde.

Gemeinsam kehrte man in das Gasthaus „Sau und Kübel“ (1)ein. Die Wirtstochter empfing sie freundlich und bediente sie. Zunächst war die Gruppe, abgesehen vom Dorftrinker, der an einem der Tische schlief, die einzigen Gäste. Nach der Trauerfeier kamen aber auch zahlreiche Dorfbewohner in die Schankstube. Die Wirtin, Mellorie Rehn, stellte sich kurz vor und insistierte, dass Pocke ein Bad nehmen müsse, bevor er im Sau und Kübel einen Schlafplatz bekäme. Außerdem entschuldigte sie sich, aber das Gasthaus sein nur noch zwei Nächte geöffnet und würde dann zur Mittsommernach schließen. Sie riet den Gefährten, spätestens am Mittsommermorgen ihre Reise fortzusetzen.

Während die Gruppe ihre Zimmer bezog, sich wusch oder noch etwas in der Taverne aß, besuchte Gaia Hella die Kirche und sprach mit dem hiesigen Priester, Vater Junarius Ischaron. Der führte sie zu dem Grab der Heiligen Margarete von Kreutzing, die der Legende nach hier ein großes Übel, den Herold der Leere, alleine durch die Kraft ihres Glaubens und die Reinheit ihres Herzen besiegte und dabei ihr Leben lies. Vater Junarius spulte die Geschichte, die er vermutlich schon Tausend Mal erzählt hatte, eher monoton herunter und wünschte Gaia Hella noch weiterhin alles Gute und Gottes Segen.

Als gegen drei Uhr wieder alle im Schankraum versammelt waren, trat der Bürgermeister des Dorfes, Sebastian Wiehrer, an ihren Tisch. Auch er wies noch einmal darauf hin, dass zum Mittsommer Gäste in Pfeilersruh nicht gewünscht sind, hatte aber noch ein weiteres Anliegen. Seit etwa einer Woche sind in jeder Nacht Tiere von den Weiden verschwunden. Das an sich ist schon ein Problem, aber als in der Brandnacht auch noch Randolf, der Sohn des Müllers, verschwand, bestehe nun dringender Handlungsbedarf. Wiehrer bittet die Gefährten, in der Nacht das Umland zu patrouillieren, während der Wachtmeister und seine Leute dasselbe im Dorf tun werden. Bei Erfolg stellte der Bürgermeister eine großzügige Belohnung in Aussicht. Schnell war man sich einig und nahm den Auftrag an.
Als ersten Nachforschungsort wollte man mit dem Müller sprechen. Leider fieberte Gorphulg auf und Pocke hatte sich wohl an dem Essen den Magen verdorben (zu wenig Schimmelkulturen im Eintopf?), so dass die beiden im Gasthaus zurückblieben.

Bei der Mühle (6) sprachen die Gefährten mit der Müllerin und Sarah, der kleinen Schwester von Randolph. Es stellte sich so da, dass der Müller wohl ein Choleriker war und an dem Abend seine Wut an seinem Sohn ausgelassen hatte, woraufhin der weggelaufen war. Randolf hatte einen guten Freund und das war Jona Trübenau, der mit seiner Familie in der besagten Nacht im Feuer des Hofes seiner Familie umgekommen war. Es war also das schlimmste zu befürchten. Bevor man sich auf den Weg zum Gehöft machte, erhielt Rogolosch von Sarah noch einen blauen Stein an einem Lederband geschenkt. Das Mädchen nannten den Stein einen Fossenstein und hatte ihn am Ufer des Sees gesammelt. Diese Steine wurden im Dorf auch den Ziegeln der Hausdächer beigemengt. Rogolosch hatte davon schon Gehört. Bei den Zwergen nannte man das Gestein auch Leerenstein. Eigentlich fand man es nur in sehr tiefen Stollen, keinesfalls an der Erdoberfläche.
Auf dem Hof der Familie Trübenau (8) war das Haupthaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Scheune und Stallungen waren noch intakt. Die Tiere hatte man mittlerweile in den umliegenden Höfen untergebracht. Nach kurzer Zeit Schlug Swet, der Hund von Adolar, in den Trümmern an. Er hatte eine Falltür gefunden hinter der es in einen kleinen Keller ging. Dort unten fand man die verbrannte Leiche eines der Knechte. Als man den Körper aber umdrehte, sah man, dass der Mann nicht an den Flammen gestorben war, sondern dass ihm jemand die Kehle durchgeschnitten hatte. Das war der Moment, wo man den Wachtmeister des Dorfs hinzuzog. Anders Melchen identifizierte den Knecht und berichtete, dass man ihm vor einigen Tagen gesagt hatte, dass in der Nähe des Dorfes einige finstere Gestalten gesehen wurden. Vielleicht Banditen? Da sie aber ansonsten nicht in Erscheinung getreten waren, hatte er keinen Handlungsbedarf gesehen. Das war jetzt natürlich anders. Während der Wachtmeister sich um die Bergung der Leiche kümmerte, fand Gaia Hella eine Spur, die vom Hof weg in die Hügel beim Fossensee führte.

Nach etwa einer Stunde, es war jetzt etwa fünf Uhr am Nachmittag, endete die Fährte in einer Hügelsenke am Eingang einer Höhle (9). Nicht unweit war der See zu sehen. War das das Versteck von Banditen? Oder vielleicht noch etwas Schlimmeren?


Dieser Spielbericht gehört zur Kampagne Der Schatten des Herolds – ein offenes Angebot des Bellator Aleae e.V.
← vorheriges Kapitel  |  nächstes Kapitel → 

Print Friendly, PDF & Email
thd

Über thd

1984 DSA 1 zum Geburtstag gewünscht und wider Erwarten die Basis-Box bekommen. Nachdem ich Silvana drei mal befreit hatte, merkte ich, dass ich Mitspieler brauchte, um mit der Box weiter etwas anfangen zu können. Glücklicherweise sah ein Freund aus der Nachbarschaft die Bücher bei mir herum liegen und meinte, sie würden in einer Runde etwas ähnliches Spielen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Klar hatte ich das, und so bin ich mit Dungeons & Dragons angefangen. Zahlreiche Runden, Systeme und eine Vereinsgründung später, findet sich auf THORNET ein ziemlich großer Ausschnitt meiner Rollenspielerlaufbahn.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.