Tempel der Schatten 5 – Die Katakomben des Katandramus

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Donnerstag, der 19. Tag des VII. Monats im Jahre 888 nG. Mit gezückten Waffen wagen wir uns in Richtung der herrschaftlichen Villa von Katandramus vor. Eine unbekannte Gewalt hat das Gebäude erschüttert; die oberen Stockwerke sind eingestürzt. Über dem zerstörten Anwesen irrlichtert ein scharlachroter, kränklicher Schein den Nachthimmel entlang. Doch das Erdgeschoss erhebt sich noch auf der Klippe am Stadtrand.
Vor uns auf dem Weg erkennen wir eine Kutsche mit angespannten Pferden. Im trüben Licht einer Laterne, die an der Droschke hängt, sehen wir das Siegel der Inquisition. Also muss sich Randolfus ebenfalls auf dem Grundstück befinden. Doch der Weg hoch zur Villa wird von alten Zedern flankiert und düstere Gestalten scheinen zwischen den Bäumen umher zu kriechen. Plötzlich wabern zwei der Kreaturen auf uns zu und greifen an. Wilbur und ich nehmen Melina und Krätze in unsere Mitte und versuchen, gegen die Schatten zu kämpfen. Doch unsere Waffen scheinen nahezu widerstandslos durch die finsteren Erscheinungen zu gleiten. Eine Schattengestalt türmt sich vor dem Halbling auf und bricht dann wie eine Welle aus Dunkelheit über ihm zusammen. Äußerlich bleibt Wilbur unverletzt, doch eine eisige Kälte fährt durch seine Glieder und schwächt ihn. Zitternd wendet sich Wilbur zu Flucht, hin zum rettenden Licht der Straßenlaterne vor dem Grundstück. Melina wird ebenfalls so von einer der Kreaturen umhüllt.
Da wir mit unseren Mitteln kaum etwas gegen die Schattenwesen ausrichten können, ziehen wir uns zu Wilbur zurück. Entkräftet stärkt der Druide Melina und sich selbst mit einem Heilzauber. Als wir zurück zur Villa sehen, ist das scharlachrote Leuchten über der Ruine erloschen. Doch hinter einem der Fenster im Erdgeschoss sehen wir sich ein blassen Lichtfleck bewegen. Doch wie sollen wir es an den düsteren Wesen vorbei zur Villa schaffen?
Wilbur, der alte Stratege, vermutet, dass die Schattengestalten im Grunde körperlos und damit recht unempfindlich gegenüber konventionellen Waffen sind, selbst wenn diese wie mein Kriegskammer durch Magie verstärkt sind. Aber sie werden vielleicht nicht in direktes Licht eintreten können. Um schnell möglichst viele Lichtquellen auftreiben zu können, eilen wir die Straße entlang und klopfen beim nächstbesten Haus. Doch hier werden wir abgewiesen. Bei der zweiten Adresse haben wir mehr Glück. Wilbur zeigt auf sein Hilfswachtmeisterabzeichen und schon ist der Hausdiener bereit, uns Laternen und Lampenöl zu leihen. Zurück am Tor zu Katandramus‘ Anwesen entzünden wir die Laternen. Melina erhält von mir noch eine Fackel, die sie als Waffe verwenden möchte.
So ausgerüstet gelingt es uns, an der Kutsche des Inquisitors vorbei bis zur eingestürzten Villa zu kommen, ohne von den Schattengestalten angegriffen zu werden.
Das Eingangsportal ragt wie ein dunkles, zahnloses Maul vor uns auf.
Die Decke ist teilweise heruntergebrochen und Trümmer liegen in der Eingangshalle verstreut herum. Hier stoßen wir auf die ausgezehrte Leiche der Magierin Margarete Feuerbach. Außerhalb unseres Lichtkreises scheint sich ein Schatten leicht zu bewegen…
Wilbur filzt den Leichnam und findet eine Unterarmschiene mit einem Silberstilett. In die Klinge sind Runen eingraviert, wie sie von meinem Volk verwendet werden, um Magie in Waffen zu binden. Meinen Gefährten drängen zum Weitergehen, ich stecke das Messer ein. Wir erreichen eine Kellertreppe, von dort unten scheint ein helles Licht zu uns herauf. Beim Hinabsteigen hören wir gereizte Männerstimmen, die sich eindeutig streiten.
Plötzlich stehen wir Inquisitor Randolfus und zwei seiner Söldner gegenüber. Der helle Lichtschein, den wir gesehen haben, geht von dem Schlangenamulett aus, das der Kirchenmann und den Hals trägt. Einer der Söldner ist schwer angeschlagen, der andere Mietling ist zornesrot im Gesicht. Wütend besteht er darauf, diesen unglückseligen Ort sofort verlassen zu wollen, während Randolfus ihn nachdrücklich an seinen Eid erinnert und Gehorsam einfordert. Meine Gefährten erkennt der Inquisitor sofort und mich stellt Wilbur mit knappen Worten vor. Randolfus berichtet, dass er gerade in der Villa von Meister Dreen gewesen ist, als eine Art Explosion das Anwesen von Katandramus zerstörte. Auch seine Truppe ist von den Schattengestalten angegriffen worden.
Randolfus vermutet, dass der Enigmastein, der aus dem Murr-Haus verschwunden sein soll, für die Seuche verantwortlich ist, die Kreuzing heimsucht. Wilbur berichtet, was wir zwischenzeitlich über die mysteriöse Bruderschaft der Schatten herausgefunden haben, deren Guru Katandramus zu sein scheint und was sich auf dem Kemp-Hof ereignet hat.
Der Inquisitor nimmt dies alles gefasst zur Kenntnis. Sein zorniger Söldner Alrik hingegen verliert die Beherrschung und desertiert. Wir rufen ihm noch nach, dass er mit seinem Alleingang nur in sein Verderben rennt. Doch er will nicht hören und läuft die Kellertreppe wieder nach oben. Nur wenige Augenblicke später hören wir seinen röchelnden Todesschrei, die Schattengestalten werden ihn wie Frau Feuerbach erwischt haben. Ulf, der andere Söldner, zittert vor Furcht, bleibt aber bei uns, als wir tiefer in die Kellergewölbe eindringen. Randolfus, dessen leuchtendes Amulett uns die Schatten vom Leibe hält, bleibt schön in unserer Mitte.
Die Treppe führt uns in eine Kammer, von der drei Gänge abzweigen. Auf dem Boden findet sich das bizarre Mosaik jenes gehörnten Totenschädels, der den Dämonenfürsten symbolisiert. Auf leisen Sohlen wenden wir uns dem östlichen Gang zu. So gelangen wir in ein größeres Tonnengewölbe, von dem wiederum vier Korridore abzweigen. Überall auf dem Boden liegen verstreute Kissen herum. Der Untergrund ist mit diversen Körperflüssigkeiten befleckt und klebt. Wandmalerei von Menschen und Dämonen, die miteinander verkehren, lassen keinen Zweifel daran, was für Orgien in diesem Teil der Katakomben gefeiert worden sind.
Die zwei schmaleren Gänge entpuppen sich als Sackgassen, die mehrere enge Zellen beherbergen. In einer der Zellen vegetiert ein zerlumpter Mann vor sich hin. Als er uns bemerkt, erwacht er aus seiner Lethargie, springt heiser um Hilfe rufend an die Gitterstäbe und klammert sich am Arm von Melina fest. Es gelinkt ihr, sich los zu reißen und wir ziehen uns zurück. Verdammt, wer weiß, wer sein Geschrei sonst noch gehört hat?
Denn die Katakomben sind definitiv nicht verlassen. Aus einer Richtung schnappen wir kurze Gesprächsfetzen auf. Die gutturale Sprache ist uns unbekannt, erinnert Krätze aber irgendwie an das Elfische. Dann verstummen die Laute wieder. Wir dringen in den breiten Mittelgang vor, der von Orgiensaal abzweigt. Hier entdecken wir zahlreiche Knochensplitter auf dem Boden und hören in der Dunkelheit vor uns ein Knurren.
Also ziehen wir uns abermals zurück und gegen vom Orgiensaal aus nach Westen.
Hier stoßen wir zunächst auf eine Bibliothek, in der sich haufenweise Folianten aber auch rituelle Kelche und Opferdolche in Regalen befinden. Aus der Bibliothek führt ein weiterer Gang heraus, der nach halber Strecke von einer Tür blockiert wird. Es ist die erste Tür, die wir hier unten finden. Als wir sie geöffnet haben, führt der Korridor weiter in einen weiteren großen Raum, dessen Seitenwände von schlanken Ziersäulen flankiert werden.
Als Melina den Saal betritt, sieht sie gerade noch eine schwarze Gestalt hinter einer der Säulen verschwinden. Plötzlich tauchen vor uns drei dämonische Wesenheiten auf, Ausgeburten der Leere. Anders als die Schattengestalten im Garten scheinen diese Kreaturen über feste Körper zu verfügen. Doch Düsternis umwölkt ihre Leiber, das Licht des Inquisitors vermag sie nicht zu berühren. Ein furchterregender Anblick, bei dem sich mir der Bart sträubt. Rasch beschwört Krätze seine Armbrust herauf und wir schließen einen Verteidigungsring um Randolfus.
Die Dämonen stürzen sich voller Wut auf uns zu. Doch es scheint allein der Inquisitor zu sein, auf den sie es abgesehen haben. Anstatt meine Gefährten und mich nach und nach abzuschlachten, versuchen sie unsere Verteidigung zu unterlaufen, um Randolfus zu töten. Wir tun unser bestes, um den Vorstoß der Dämonen abzublocken. Doch die Ausgeburten sind extrem schnell. Sie tauchen immer wieder unter unseren Schlägen hindurch, attackieren den Inquisitor und verschwinden per Schattenteleportation, um an anderer Stelle im Saal wieder zu erscheinen. Dabei müssen sowohl Randolfus als auch wir schmerzhafte Schläge einstecken.
Krätze sieht, wie ein Dämon hinter einer der Säulen erscheint und feuert mit der Armbrust auf ihn. Wilbur brüllt Anweisungen und wir positionieren uns um eine der hinteren Säulen, um den Dämonen weniger Spielraum zu lassen.
Der erbitterte Kampf geht weiter. Randolfus ist verletzt, doch noch kann er seinen Lichtzauber aufrechterhalten. Mit vereinten Kräften gelingt es uns schlussendlich, die Kreaturen der Leere zu besiegen. Im Tode vergehen sie zu schwarzen, brodelnden Säurepfützen auf dem Steinboden. Verwundet und schwer atmend lauschen wir in die geheimen Katakomben der Bruderschaft der Schatten hinein.
Wer oder was lauert wohl noch hier unten auf uns ..?

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