Gier
Ein Pfad führte am Berghang entlang nach Süden. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir ein Plateau, auf dem ein aus koscher Fels errichtetes Haus stand. Doppelgeschossig und nach Süden hin direkt am Abhang gebaut, markierte das Gebäude das Ende des Weges. Eine schwere Tür aus Steineiche befand sich am Ende einer kurzen Treppe und führte in das Erdgeschoss des Hauses. Alle Fenster waren mit Läden verschlossen oder schmal wie Schießscharten.Der Morgen dämmerte noch nicht. Es würden noch einige Stunden vergehen, bis Gregor von Rondra den Waffenmeister vom Saalberg, Guldewart vom Berg, aufschrecken und hier hinauf treiben würde. Das Haus wirkte verlassen. Also beschlossen wir, uns Zugang zu verschaffen und das Gebäude zu sichern, um ihn dann hier oben zu erwarten und zum Kampf zu fordern. Es waren die dunkelsten Stunden der Nacht am Morgen des 28. Boron 1030 BF, als Greifwin mit einem leisen klicken das Schloss der Eingangstür knackte.Schnell untersuchten wir das Erdgeschoss und die erste Etage. Das Haus wirkte wenig genutzt. Überall lag eine dünne Schicht Staub, vor allem die Küche schien schon lange nicht mehr ihrer Verwendung zugeführt worden zu sein. Wir fanden direkt neben dem Haupteingang einen Lagerraum, in dem allerlei Vorräte und Werkzeuge verstaut waren. Im Obergeschoss erwähnenswert waren vor allem eine umfangreiche Bibliothek, ein Baderaum und ein Zimmer mit zahlreichen präparierten Tieren. Alles war geschmackvoll und kostspielig eingerichtet, nichts wies aber darauf hin, dass außer dem Waffenmeister hier noch jemand wohnen würde.Als wir in den Keller hinab stiegen, fanden wir dort eine weitere verschlossene Tür aus Steineiche und mit Metallangeln beschlagen vor. Wieder machte sich Greifwin an die Arbeit und konnte nach einer Weile auch dieses Schloss öffnen. Als wir den Raum dahinter betraten, gerieten die Schatten in Bewegung, und aus der Dunkelheit krochen sieben Riesenamöben auf uns zu. Ein Kampf entbrannte, in dem es uns nur knapp gelang, die Kreaturen zu töten. Vor allem Ragnar der Thorwaller und ich wurden erheblich verletzt, aber auch Ansgar der Fjarninger trug einige Wunden davon. Außerdem sonderten die Amöben ein ätzendes Sekret ab, das unsere Rüstungen angriff und dauerhaft beschädigte. Gargrimmsch hatten wir wohlweislich nach oben auf Wachposten geschickt, da er sich schonen sollte, für den noch bevorstehenden Kampf gegen den Vampyr Guldewart.Vom Raum mit den nun toten Amöben ging ein kurzer Gang ab. Der Boden war hier auf etwa vier Metern weggebrochen. Am Boden des tiefen Lochs schien eine ätzende Brühe zu blubbern. Waren hier die Gallertwesen herausgekrochen?Der Raum hinter dem Durchgang war über und über durchzogen mit fingerdicken Spinnweben. Wir besorgten uns aus dem Lager einige Planken und gelangte so über das Loch. Wie nicht anders zu erwarten, kroch eine riesige Spinne auf uns zu, und ein weiterer Kampf entbrannte. Dieses Mal überwanden wir unseren Gegner einfacher und mussten nicht so viel Schläge einstecken.Am Ende der Höhle fanden wir eine Tür, besetzt mit Symbolen des Namenlosen. Nach einer schnellen Untersuchung durch unsere Magier war klar, dass wir hier nicht weiter kamen. Wir gingen also nach Oben und warteten auf die Ankunft des Vampyrs.Einige Zeit verstrich, als sich zur Mittagszeit ein großer Rabe dem Anwesen näherte. Vor dem Haus verwandelte sich das Tier in den Waffenmeister Guldewart vom Berg. Gargrimmsch forderte ihn zum Duell, eine Forderung, die der Vampyr dank der Macht der gesegneten Klinge nicht ablehnen konnte. Nach einigen kurzen Schlägen war jedem von uns jedoch bewusst, dass der Waffenmeister unserem Angroschimfreund haushoch überlegen war. Just in dem Moment spaltete Guldewart mit einem mächtigen Hieb die Brustpanzerung des Zwergen und schickte ihn zu Boden. Nur noch wankend kam Gargrimmsch auf die Beine. Lange würde es nicht mehr dauern. Da sahen wir am Rand des Plateaus am Aufweg eine Gestalt auftauchen. Plötzlich flackerte ein gleißender Blitz auf und fuhr in den Vampyr. Gefällt von dem Zauber ging Guldewart zu Boden. Ein zweiter Blitz verbrannte ihn zu Asche.Unser (vor allem Gargrimmschs) Retter war Meister Balduin Borga, der Magier, der meinen Gefährten schon bei den erkrankten Elfen behilflich war, und dem ich damals eine Nachricht meines Herren überbringen musste. Er hatte den weiten Weg hierher auf sich genommen, um uns zu treffen, denn Meister Borga hatte einen Auftrag für uns. Er wollte, dass wir nach Norden reisen, um einen Kelch und eine Schriftrolle zu finden. Beide Gegenstände sollten wir nach Gareth bringen, wo Meister Borga auf uns warten würde. Die Kaiserin des Mittelreichs plante eine Invasion der Schwarzen Lande. Hierzu benötigte sie die Hilfe einiger Elfen. Diese wiederum brauchten eben jenen Kelch und die Schriftrolle.An sich war dies eine noble Aufgabe, wenn auch das unerwartete Erscheinen des Magiers genau zum rechten Zeitpunkt etwas verdächtig war, aber Meister Borga war in seinem gesamten Auftreten dermaßen arrogant und überheblich, dass ich mich innerlich mehrmals übergeben musste. Für mich stand außer Frage, dass ich diesem Mann helfen würde. Als ich ihm dies so mitteilte (nun, ich habe es natürlich etwas diplomatischer und vor allem gesundheitsförderlicher erzählt), berief der Magier sich auf ein Dekret der Kaiserin, welches mich aufgrund meiner Abstammung verpflichtete, ihm behilflich zu sein.Auch meine Gefährten willigten gegen entsprechende Bezahlung ein. Außerdem baten sie den Magier, die versiegelte Tür im Keller des Hauses zu öffnen. Bevor Meister Borga nach Wengenholm zurück kehrte, um dort für letzte Instruktionen auf uns zu warten, ging er tatsächlich hinunter und bannte die Schutzzeichen auf der Tür. Dahinter befand sich eine Schatzkammer mit Gold und Geschmeiden, Waffen und einem Lehrbuch für Diener des Namenlosen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, dort irgendwelche Dinge an mich zu nehmen. Außer Meister Retus teilte aber niemand meine Bedenken, und so wurde sich fröhlich an den Schätzen bedient. Immerhin wurde das Buch des Namenlosen verbrannt.
Gier
Schreibe eine AntwortEin Pfad führte am Berghang entlang nach Süden. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir ein Plateau, auf dem ein aus koscher Fels errichtetes Haus stand. Doppelgeschossig und nach Süden hin direkt am Abhang gebaut, markierte das Gebäude das Ende des Weges. Eine schwere Tür aus Steineiche befand sich am Ende einer kurzen Treppe und führte in das Erdgeschoss des Hauses. Alle Fenster waren mit Läden verschlossen oder schmal wie Schießscharten.
Der Morgen dämmerte noch nicht. Es würden noch einige Stunden vergehen, bis Gregor von Rondra den Waffenmeister vom Saalberg, Guldewart vom Berg, aufschrecken und hier hinauf treiben würde. Das Haus wirkte verlassen. Also beschlossen wir, uns Zugang zu verschaffen und das Gebäude zu sichern, um ihn dann hier oben zu erwarten und zum Kampf zu fordern. Es waren die dunkelsten Stunden der Nacht am Morgen des 28. Boron 1030 BF, als Greifwin mit einem leisen klicken das Schloss der Eingangstür knackte.
Schnell untersuchten wir das Erdgeschoss und die erste Etage. Das Haus wirkte wenig genutzt. Überall lag eine dünne Schicht Staub, vor allem die Küche schien schon lange nicht mehr ihrer Verwendung zugeführt worden zu sein. Wir fanden direkt neben dem Haupteingang einen Lagerraum, in dem allerlei Vorräte und Werkzeuge verstaut waren. Im Obergeschoss erwähnenswert waren vor allem eine umfangreiche Bibliothek, ein Baderaum und ein Zimmer mit zahlreichen präparierten Tieren. Alles war geschmackvoll und kostspielig eingerichtet, nichts wies aber darauf hin, dass außer dem Waffenmeister hier noch jemand wohnen würde.
Als wir in den Keller hinab stiegen, fanden wir dort eine weitere verschlossene Tür aus Steineiche und mit Metallangeln beschlagen vor. Wieder machte sich Greifwin an die Arbeit und konnte nach einer Weile auch dieses Schloss öffnen. Als wir den Raum dahinter betraten, gerieten die Schatten in Bewegung, und aus der Dunkelheit krochen sieben Riesenamöben auf uns zu. Ein Kampf entbrannte, in dem es uns nur knapp gelang, die Kreaturen zu töten. Vor allem Ragnar der Thorwaller und ich wurden erheblich verletzt, aber auch Ansgar der Fjarninger trug einige Wunden davon. Außerdem sonderten die Amöben ein ätzendes Sekret ab, das unsere Rüstungen angriff und dauerhaft beschädigte. Gargrimmsch hatten wir wohlweislich nach oben auf Wachposten geschickt, da er sich schonen sollte, für den noch bevorstehenden Kampf gegen den Vampyr Guldewart.
Vom Raum mit den nun toten Amöben ging ein kurzer Gang ab. Der Boden war hier auf etwa vier Metern weggebrochen. Am Boden des tiefen Lochs schien eine ätzende Brühe zu blubbern. Waren hier die Gallertwesen herausgekrochen?
Der Raum hinter dem Durchgang war über und über durchzogen mit fingerdicken Spinnweben. Wir besorgten uns aus dem Lager einige Planken und gelangte so über das Loch. Wie nicht anders zu erwarten, kroch eine riesige Spinne auf uns zu, und ein weiterer Kampf entbrannte. Dieses Mal überwanden wir unseren Gegner einfacher und mussten nicht so viel Schläge einstecken.
Am Ende der Höhle fanden wir eine Tür, besetzt mit Symbolen des Namenlosen. Nach einer schnellen Untersuchung durch unsere Magier war klar, dass wir hier nicht weiter kamen. Wir gingen also nach Oben und warteten auf die Ankunft des Vampyrs.
Einige Zeit verstrich, als sich zur Mittagszeit ein großer Rabe dem Anwesen näherte. Vor dem Haus verwandelte sich das Tier in den Waffenmeister Guldewart vom Berg. Gargrimmsch forderte ihn zum Duell, eine Forderung, die der Vampyr dank der Macht der gesegneten Klinge nicht ablehnen konnte. Nach einigen kurzen Schlägen war jedem von uns jedoch bewusst, dass der Waffenmeister unserem Angroschimfreund haushoch überlegen war. Just in dem Moment spaltete Guldewart mit einem mächtigen Hieb die Brustpanzerung des Zwergen und schickte ihn zu Boden. Nur noch wankend kam Gargrimmsch auf die Beine. Lange würde es nicht mehr dauern. Da sahen wir am Rand des Plateaus am Aufweg eine Gestalt auftauchen. Plötzlich flackerte ein gleißender Blitz auf und fuhr in den Vampyr. Gefällt von dem Zauber ging Guldewart zu Boden. Ein zweiter Blitz verbrannte ihn zu Asche.
Unser (vor allem Gargrimmschs) Retter war Meister Balduin Borga, der Magier, der meinen Gefährten schon bei den erkrankten Elfen behilflich war, und dem ich damals eine Nachricht meines Herren überbringen musste. Er hatte den weiten Weg hierher auf sich genommen, um uns zu treffen, denn Meister Borga hatte einen Auftrag für uns. Er wollte, dass wir nach Norden reisen, um einen Kelch und eine Schriftrolle zu finden. Beide Gegenstände sollten wir nach Gareth bringen, wo Meister Borga auf uns warten würde. Die Kaiserin des Mittelreichs plante eine Invasion der Schwarzen Lande. Hierzu benötigte sie die Hilfe einiger Elfen. Diese wiederum brauchten eben jenen Kelch und die Schriftrolle.
An sich war dies eine noble Aufgabe, wenn auch das unerwartete Erscheinen des Magiers genau zum rechten Zeitpunkt etwas verdächtig war, aber Meister Borga war in seinem gesamten Auftreten dermaßen arrogant und überheblich, dass ich mich innerlich mehrmals übergeben musste. Für mich stand außer Frage, dass ich diesem Mann helfen würde. Als ich ihm dies so mitteilte (nun, ich habe es natürlich etwas diplomatischer und vor allem gesundheitsförderlicher erzählt), berief der Magier sich auf ein Dekret der Kaiserin, welches mich aufgrund meiner Abstammung verpflichtete, ihm behilflich zu sein.
Auch meine Gefährten willigten gegen entsprechende Bezahlung ein. Außerdem baten sie den Magier, die versiegelte Tür im Keller des Hauses zu öffnen.
Bevor Meister Borga nach Wengenholm zurück kehrte, um dort für letzte Instruktionen auf uns zu warten, ging er tatsächlich hinunter und bannte die Schutzzeichen auf der Tür. Dahinter befand sich eine Schatzkammer mit Gold und Geschmeiden, Waffen und einem Lehrbuch für Diener des Namenlosen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, dort irgendwelche Dinge an mich zu nehmen. Außer Meister Retus teilte aber niemand meine Bedenken, und so wurde sich fröhlich an den Schätzen bedient. Immerhin wurde das Buch des Namenlosen verbrannt.