23. Dezember 2953 DZ – Rhudaur
Nachdem wir die letzten Tage immer ostwärts gewandert sind, erreichen wir jetzt eine Stelle, an der uns Glorfindel nördlich in die Wildnis führt. Es handelt sich um einen versteckten Elbenpfad, den wir kaum bis gar nicht erkennen und uns ohne Glorfindel sicherlich nach kurzer Zeit verlaufen würden. Nach kurzer Zeit überqueren wir den Bruinen, der hier zwar schmal ist aber dennoch ziemlich wild ist und schnell fließt.
25. Dezember 2953 DZ – östliches Rhudaur
Der Weg ist relativ gut zu gehen und führt uns die meiste Zeit am Bruinen entlang durch Wildnis und Schluchten. Heute durchqueren wir eine solche, gehen einen kleinen Hügel hinauf und oben angekommen sehen wir dann Bruchtal. Der Anblick ist erstaunlich, überwältigend und irgendwie auch absurd. Inmitten der Wildnis steht eine gewaltige Halle umgeben von mehreren anderen Gebäuden und gepflegten Gärten. Thal ist ja schon beeindruckend, aber das hier ist eine andere Liga. Es gibt keine Mauer und kein Tor, dafür viele Fenster und einladendes Licht. Vielleicht mag Dol Guldur zu elbischen Zeiten einst eine ähnliche Aura gehabt haben, aber so etwas hier habe ich noch nie gesehen, nein, erlebt.
Wir sind noch weit weg, doch die Baukunst ist schon von hier aus beeindruckend. Je näher wir kommen, desto filigraner, schöner und beeindruckender wird es. Sogar Narvi schweigt ehrfurchtsvoll.
Glorfindel geht direkt auf das Haupthaus zu. Auf dem Weg sehen wir einige der hier lebenden Elben. Sie sehen anders aus als ihre Verwandten, die Waldelben. Sie sind größer, 1,90 bis 2 Meter, und kräftiger. Am Haus selbst öffnet sich die Tür als wir ankommen. Heraus tritt ein Elb, der sich als Hofmeister Lindir vorstellt und Glorfindel freudig begrüßt. Er sieht jung aus, soll Elrond aber schon ein paar hundert Jahre dienen. Er bittet uns herein und spricht kurz mit uns. Drinnen sehen wir die hohe Handwerkskunst der Halle, jedes kleine Werkstück ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Wir sind nach wie vor beeindruckt und die Atmosphäre ist sehr entspannend- es wahrer Ort des Friedens.
Den Hügelmenschen wird ein geräumiges Gästehaus zugewiesen, wohin Roderic und ich auch gehen. Die verletzten Ferdibrand und Narvi werden in ein Zimmer ins Haupthaus zur weiteren Behandlung gebracht. Dort quartiert sich auch Earendil ein.
Elrond will mit uns sprechen, aber wir sollen uns zunächst zwei bis drei Tage erholen. Ferdibrand und Roderic passt das zwar nicht, aber ich bin ganz froh, wir sind ja doch ziemlich zerschlissene, zerlumpte und blutverkrustete Gestalten mit wilden Bärten und Frisuren (außer Roderic, der sieht ja immer so aus). Abgesehen davon habe ich das Bedürfnis, mich zu waschen.
Ferdibrands und Narvis Wunde werden von Erestor, einem Heiler und Ratgeber von Elrond, behandelt. Das zeigt unmittelbar Wirkung und beiden geht es schon besser. Die Betten, in denen wir liegen, sind unglaublich bequem und wir alle fallen nach einem Abendessen sofort in einen tiefen und ruhigen Schlaf.
26. Dezember 2953 DZ – Bruchtal
Morgens wachen wir bestens erholt auf. Im Gästehaus wird das Frühstück gebracht, während Ferdibrand und Narvi zunächst Besuch von Elrond bekommen. Er behandelt die Wunden der beiden ebenfalls.
In den nächsten Tagen entspannen wir, sonst passiert nicht viel. Wir treffen einige Leute, Narvi besucht den Schmied des Hauses, Damron, und unterhält sich mit ihm, wir treffen Bilbo Beutlin und sehen auch Elronds Tochter Arwen, deren Schönheit größer ist als in den Legenden. Wir können Bäder nehmen, ich lasse mir Bart und Haare stutzen (was die Elben irgendwie lustig finden, verstehe ich nicht) und unsere Waffen und Kleidung werden ebenfalls gereinigt und überarbeitet. Wir bekommen stattdessen bequeme Elbenkleidung. Narvi möchte als Dank etwas herstellen, ich schnitze den Hügelmenschen-Kindern ein paar Spielzeuge.
30. Dezember 2953 DZ – Bruchtal
Tagsüber erzählt uns Lindir, das Elrond Abends mit uns in seinen Privatgemächern speisen möchte. Dort angekommen stellen wir uns vernünftig vor und unterhalten uns mit ihm. Er ist anders als Thranduil, fast bodenständig und überhaupt nicht arrogant. Er fragt uns über Carn Dum aus und will möglichst jedes Detail wissen. Es ist ein langer Abend, an dem auch wir einiges erfahren. Der dunkle Herrscher hat sich offenbart und die Ringgeister, von denen wir ja auch schon welche treffen durften, sind wieder unterwegs. Ob das alles zusammenhängt, wissen wir nicht. Er zeigt sich zudem erstaunt, dass sich unser zusammengewürfelter Haufen freiwillig solchen Aufgaben stellt.
Am Ende des Gespräches lädt uns Elrond ein, den Winter in Bruchtal zu verbringen. Es gefällt uns hier äußerst gut und auch mangels Alternativen sagen wir freudig zu. Einige Tage später verabschiedet sich noch Hiraval Richtung Heimat, während wir es uns heimelig machen. Narvi erkundet seine Rüstung, Roderic seinen Bogen, wir anderen suchen in der großen Bibliothek des Hauses ein paar nützliche Informationen.
Und so geht ein ruhiger Winter für uns vorüber.