Die Bestie des Waldes – Teil 4

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06. Mai 2953 DZ – am Fuße der Düsterwaldberge

Nach dem Kampf erholen wir uns kurz, verstecken die Boote und machen uns auf den Weg ins Gebirge. Nach kurzer Zeit steigt das Gelände schon an und wir beginnen mit dem Aufstieg. Wir merken in den nächsten Tagen, wie schwer der Schatten auf dem Land lastet und wie uns das beeinflusst: wir fühlen uns immer bedrückter. Vor allem Earendil scheint das zu belasten; er redet kaum noch ein Wort.

Der Aufstieg wird immer beschwerlicher, da es keine Wege gibt. Nachts hören wir immer wieder Wolfsgeheul, zum Glück aber weit weg. Auch sehen wir in einiger Entfernung östlich von uns in der Abenddämmerung immer wieder Schwärme von Fledermäusen aufsteigen. Je höher wir kommen, desto karger wird das Land und bald sehen wir auch schon die ersten schneebedeckten Gipfel. Roderic findet zwischendurch immer mal wieder Spuren von Wölfen und Orks, allerdings sind alle schon älter.

So vergehen etwa zehn Tage, die wir in das Gebirge aufsteigen.

16. Mai 2953 DZ – im Düsterwaldgebirge

Wir haben die letzten Tage schon einige Höhleneingänge gesehen, doch heute bleibt Narvi vor einem stehen. Dies soll der von Orophal beschriebene Eingang sein. Leider ist es ein sehr kleiner Tunnel mit einer Höhe von höchstens 1,50m, aber ich hoffe, dass es drinnen etwas großzügiger wird. Wir übernachten noch einmal draußen, obwohl es nachts bitterkalt wird. Narvi schätzt, dass wir auf etwa 3.000 Meter Höhe sind, wo es um diese Jahreszeit nachts noch friert.

17. Mai 2953 DZ – im Düsterwaldgebirge

Wir wärmen uns morgens noch einmal am Feuer und betreten dann die Tunnel. Nach wenigen Metern kommen wir in eine Höhle, die nach Wolfs- und Orkexkrementen stinkt. Solche Höhlen durchqueren wir immer mal wieder, aber immerhin scheinen die meisten schon länger nicht mehr bewohnt zu sein. Der Weg, er sieht nach natürlichem Ursprung aus, geht langsam aber stetig bergab und ist recht gut begehbar. Nach kurzer Zeit ist es totenstill und stockdunkel. Zum Glück haben wir den Elbenkristall und Earendils Lampe, so dass wir unser Lampenöl nur wenig verbrauchen. Wir kommen immer mal wieder an Abzweigungen oder Kreuzungen vorbei, wobei Narvi sehr zielstrebig der Wegbeschreibung, die wir bekommen haben, folgt.

Gegen Abend, den wir hier nicht wirklich wahrnehmen, suchen wir eine Höhle zum Übernachten und finden eine mit einem Rinnsal. Es scheint klaren Wasser zu sein, schmeckt aber etwas bitter. Wir trinken es lieber nicht. Narvi schätzt, dass wir schon ein paar hundert Höhenmeter geschafft haben und uns etwa in südöstlicher Richtung bewegt haben.

Mitten in der Nacht weckt uns Ferdibrand. Er meint einen Schatten wahrgenommen zu haben, der aber im Schein des roten Kristalles nicht wirklich zu erkennen war. Wir alle sind schnell wach, nur Earendil ist fast nicht zu wecken; er schläft sehr tief. Als er endlich wach ist, zieht er sein Schwert, das hell leuchtet. Plötzlich haben wir alle das Gefühl, dass irgendetwas von unserem Geist Besitz ergreifen will und danach ein Wispern. Narvi meint die schwarze Sprache darin zu erkennen, als wir im nächsten Moment Earendil zusammenbrechen sehen. Er atmet, ist aber bewusstlos und wir schaffen es nicht, ihn zu wecken. Der einzige Ausweg ist Roderics Heilstab, der glücklicherweise auch Wirkung zeigt- Earendil erwacht. Er kann sich aber nur noch daran erinnern, dass er sich hingelegt hat und dann Alpträume hatte, nicht daran, dass er eben wach war.

Das Wispern ist weg, die Gefahr anscheinend auch. Die restliche Nacht passiert nichts mehr.

18. Mai 2953 DZ – unter dem Düsterwaldgebirge

Wir machen uns wieder auf den Weg und nach ein paar Stunden erreicht wir eine Kreuzung. Narvi bleibt stehen, er meint Ork-Stimmen vernommen zu haben, die auf uns zukommen. Wir verstecken uns im Schatten. Die Stimmen kommen näher und wir erkennen acht Orks und eine gefesselte, humanoide Person, die sie mitführen. Wir entscheiden schnell, sie anzugreifen. Sobald wir ihnen in den Rücken fallen, ruft der Anführer, ein Uruk mit riesigem Schwert, ein Kommando und ein der Orks rennt in einen der Tunnel. Earendil zieht sein Schwert und folgt ihm.

Nach einem kurzen, heftigen Kampf besiegen wir die Orks, wobei einer fliehen kann. Narvi, Roderic und ich folgen ihm, um ihn aufzuhalten. Ferdibrand kümmert sich um den Gefangenen, ein Nordmann namens Gerwulf. Er gehörte zu einer Gruppe eines Anführers namens Geirbald, wurde im Wald aber versprengt und geriet vor längerer Zeit in Gefangenschaft. Er berichtet von großen Höhlen mit vielen Orklagern, vielen andren Gefangenen, zu denen auch ein Elb gehörte und einem großen Ork, der Ghor sein könnte und auf der Suche nach einem Elben war.

Wir folgen also dem flüchtenden Ork, Narvi holt ihn ein und zermatscht ihn ziemlich emotionslos mit einem einzigen Hieb seines Hammers. Nur die Spur von Earendil finden wir nicht. Wir folgen dem Hauptgang ein Stück, bis wir Licht sehen und Stimmen vernehmen. Hier scheint eine recht große Höhle zu sein, in der definitiv ein Orklager ist. Der Zugang zu unserem Gang wird von drei Orks bewacht, dahinter hört man noch mehr. Ist Earendil vielleicht hier? Etwas unschlüssig stehen wir im Gang, als wir etwas mitbekommen: im Lager bewegt sich etwas. Der Anfang des Kampfes geflohene Ork scheint hier angekommen zu sein und nun macht sich eine Patrouille mit einem ziemlich dicken Ork in unsere Richtung auf den Weg. Wir ziehen uns sofort zurück, sammeln Ferdibrand und Gerwulf ein und gehen tiefer in die Höhlen. Nach einigen Stunden, es muss schon spätabends sein, finden wir eine leere Wolfshöhle. Zwar findet Roderic hier Spuren, die nur wenige Tage alt sind, aber trotzdem lagern wir hier. Gerwulf wird von Roderic behandelt und kann besser laufen. Zurücklassen wollen wir ihn nicht.

Während Ferdibrands Wache hört er Schritte und weckt mich. Sofort gehen wir in die Richtung und hören die Schritte sich schnell entfernen.

19. Mai 2953 DZ – unter dem Düsterwaldgebirge

Den ganzen Tag laufen wir stetig bergab. Immer wieder durchqueren wir Höhlen mit Wolfs- und Warglagern und dem einen oder anderen bewohnten Lager weichen wir aus. Das kostet zwar einiges an Zeit, aber wahrscheinlich weichen wir so auch einigen Kämpfen aus. Bis auf Narvi hat keiner von uns mehr Orientierung für Richtung oder Tageszeit. Bis auf Narvi hat eigentlich auch keiner gute Laune.

20. Mai 2953 DZ – unter dem Düsterwaldgebirge

Wir gehen weiter bergab und versuchen dem von Orophal beschriebenen Weg zu folgen. Inzwischen scheint es hier keine einfachen Wölfe zu geben. Dafür wird es immer leiser und noch düsterer. Wir scheinen unserem Ziel also näher zu kommen. Und immerhin reicht es jetzt etwas besser.

Gegen Ende des Tages bleibt Narvi stehen und verkündet, dass wir unser Ziel erreicht haben. Vor uns öffnen sich mehrere kleine und große Höhlen, die miteinander verbunden sind. Was aber richtig abstoßend ist: in den Ecken liegen stapelweise Knochenhaufen von Menschen und Orks. Dazwischen liegen auch immer wieder Reste von Waffen, Rüstungen und Helmen. Zum Teil sicherlich Jahre oder Jahrzehnte, zum Teil aber auch erst Monate alt. Ansonsten ist es still in den Höhlen.

Im Zentrum dieses Höhlensystems erreichen wir eine gewaltige Höhle, ebenfalls mit Knochenhaufen. Aber wir sehen auch zwei Skelette, die nur Tage, vielleicht wenige Wochen hier liegen. Bewohnt ist diese Höhle also. Da wir Hinweise finden sollen, fangen wir an zu suchen. Roderic fällt etwas auf: in der Nähe der beiden Leichen sind Kratzspuren einer offensichtlich riesigen Klaue im Fels, ziemlich frisch und einige Zentimeter tief. In einer kleinen Höhle finde ich etwas. Als ich diese Höhle betrete, schlägt mir eine Welle das Hasses entgegen, der ich nur schwer widerstehen kann. Auf dem Boden liegt eine Lampe. Sie scheint elbischer Machart zu sein, ihre Herstellung erforderte hohe Handwerkskunst. Sie scheint sehr alt zu sein und ist mit elbischen Runen verziert. Die Lampe ist kaputt, das Glas gesprungen. Aber sie sieht aus, als wenn sie dutzende, hunderte Male gegen die Wand geworfen und zertrampelt worden wäre. An Wänden und Decke sind tiefe Kratzspuren und es sieht aus, als wenn jemand, der Wolf?, einen unbändigen Hass auf diese Lampe hatte und sie zerstören wollte. Es ist ein Wunder, dass die Lampe als solche überhaupt noch zu erkennen ist. Im inneren der Lampe steckt ein milchiger Kristall, der aber verblasst aussieht.

Ich stecke die Lampe ein. Wir suchen noch etwas weiter und finden noch einige Schätze. Roderic findet eine Perle, Ferdibrand ein Schmuckstück und einige Goldmünzen finden wir ebenfalls.

Als wir uns auf den Weg nach draußen machen, passiert plötzlich etwas. In der Mitte der großen Höhle materialisiert sich etwas. Ein schwarzer Schatten erscheint, der zu einer dunklen Kreatur mit dunklem Mantel und Schwert in der Hand wird.

In diesem Moment tritt Earendil aus einem der Gänge.

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Peter

Über Peter

Spielt mit Unterbrechungen seit 35 Jahren Pen & Paper. Angefangen mit DSA, mit AD&D weitergemacht, einiges ausprobiert und momentan bei DER, WHF und D&D5 gelandet.

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