Aus den Aufzeichnungen von Shéanna saba Mehtira ay Gedanahakan, 19. Travia 1023 BF
Der Abend des 19. Travia 1023 BF nach der Gerichtsverhandlung war geprägt von Abschieden. Die Bernsteinkarawane sollte am nächsten Tag nach Norburg ziehen. Allerdings sollten die Bannstrahler einschließlich der Geweihten Aldare Marnion mit uns weiterziehen, um das Levthansband zu „übergeben“. Auch wollte uns der Halbelf Floriel noch begleiten. Aurew will zurückkehren, sobald er seinen Austritt aus dem Orden in Glyndhaven erklärt hat, vermutlich wird er nicht vor dem nächsten Frühjahr vor Ort sein. Lyoscho und ich haben Jaminka noch einmal befragt, ob der Sohn des Barons von Mahrenhus ggf. mit irgendeinem Dämon paktiert haben könnte, aber sie kann nichts weiter sagen. Der Leichnam wird mit uns nach Ask transportiert, wo der Magus Allonar Hombar, der auch den Tractatus Daemonicus verfasst hatte, diesen auf widernatürliches Wirken hin untersuchen will.
Am nächsten Morgen macht sich also der stattliche Tross unserer Reisegruppe inklusive der adeligen Jagdgesellschaft auf, um gen Ask zu reisen, während sich die Bernsteinkarawane noch etwas Zeit ließ. Unterwegs ließ Floriel noch durchblicken, dass er einer arrangierten Hochzeit entgegenblickt und Hagen wünschte sich den Trost der Götter für seine angehende Ehefrau. Zudem ergaben sich einige Gespräche über Liebeständeleien und Entscheidungen, die familiäre Bande betrafen.
Ausgestattet mit den schönen Pferden aus den Ställen von Graf Wahnfried von Ask kamen wir dann auch am Abend des 20. Travia über die imposante Steinbrücke des Born, am Horizont die Lichter Norburgs zu erkennen. Der Brückenzoll, so sagten diejenigen, die sich auskannten, brachte dem Herrn von Ask ein nicht unbeträchtliches Sümmchen ein. Der Reichtum der Grafschaft war jedoch keinesfalls in den windschiefen Hütten der Leibeigenen zu erkennen. In einem fast grotesken Widerspruch zu den ärmlichen Hütten ragte eine riesige Trutzburg von 5 m Mauern, in denen mehrere Garnisonen Platz hätten, vor uns auf.
Doch wir hielten gar nicht an der Burg an, wir wurden als angehende Jagdritter direkt zum Jagdschlösschen des Grafen weitergeleitet, das nach etwa 30 Minuten Ritt in das Hinterland hinein, nicht nur einem Traum von einem Schloss beinhaltete, das jedem Kalifen in meiner Heimat die dunkle Farbe aus dem Gesicht hätte fließen lassen, sondern auch das Gestüt umfasste, das so viele Pferde beheimatete wie Knechte, die sich um das Wohl der Rösser kümmerten.
Im Schloss gab es Luxus pur, Thermen, Ahnenreihen und Festtagsschmaus erwartete uns, und auch eine Überraschung: Gräfin Thesia von Illmenstein und Baronin Mirhiban saba al’Kashbah waren ebenso vor Ort wie Baron Ugo von Eschenfurt und Graf Arvid von Geestwindskoje. Sehr praktisch, denn das spart mir in Hinblick auf das Levthansband die Reise nach Pervin.
Ilsbetha von Ask fand sich ebenfalls in der Ahnenreihe der Asks. Sie sei bereits seit 300 Jahren tot, aber eine bekannte Firungeweihte gewesen, die Jarlak gegründet habe. Dort habe sie ein Untier erschlagen. Ilsbetha ist diejenige, die im Wald Isblom und Tsaekal erschienen war und auf das Schicksal von Nidaria Schwanenflug und die Eisrose von Jarlak aufmerksam gemacht hatte. Unser Magister Lyoscho kam gleich in Konflikt mit der rondrianischen Tochter des Hauses Ask, Rondirai von Ask, als er bemerkte, dass es doch seltsam sei, dass die Artefakte , Speer, Überreste des Ungetüms, der Ahnin und Firungeweihten Ilsbetha von Ask, nicht in einem Firun- oder Ifirntempel zu finden sind, sondern im Jagdschloss.
Wir berichteten im Weiteren Thesia gegenüber ausführlich vom Verbleib der Expeditionen um die Schwanenflügel und unseren eigenen Erlebnissen, schwiegen uns aber beharrlich über den Ursprung Isbloms aus. Am nächsten Tag sollten wir bei der Anhörung im Rahmen der Ritterwürde noch von unseren großen Taten berichten. Hagen, der wie immer mit anderen, profanen Dingen, wie der Kelterei beschäftigt schien, sollte aufgrund der Kürze der Zugehörigkeit zu unserer Reisegruppe keine Jagdritterehre erhalten.
Mit Nidaria besprach Isblom dann noch, dass wir eine ifirngefällge Pilgerreise nach Jarlak machen würden, um dort mit der bald erwartet aufblühenden Eisrose Richtung Norburg zu ziehen und dort den verlassenen Tempel des Firun als Ifirntempel weihen zu können. Ich kann es kaum erwarten, mich im Schnee durch den Wald zu kämpfen, statt einfach über die Straße zu reiten.
Ich bin schon gespannt, ob der dunkelgrüne Mantel der Jagdritter des Ordens zur Jagd zu meiner Kleidung als Rahjageweihte passen wird. Aber, was soll´s, der Winter naht ohnehin wieder, noch in diesem Monat soll der erste Schnee fallen……