Wir befanden uns noch immer in einer seltsamen Parallelwelt auf einem grotesken Jahrmarkt. Ich hatte schon lange davon geträumt, mal selbst einen dieser Märkte zu besuchen, doch dieser war ein einziger Ort des Schreckens.
Ein hässlicher Kobold schlug uns einen Handel vor. Sollten wir es fertig bringen, fünf Aufgaben zu bewältigen, würde er fünf Gefangene, meine Schwester Wolfsmond, Soraya, Dhana, eine Rhaja-Geweihte mit Namen Sulva und eine gewisse Amouri, freilassen und auch uns in die Welt der Sterblichen entlassen.
Ein Wesen namens Morcan, das meinen neuen Gefährten bereits bekannt war und dem sie offensichtlich Glauben schenkten, warnte uns jedoch vor dem Kobold und zeigte uns einen anderen Weg auf. Er behauptete, dass der Kobold ein neungehörnter Dämon sei und durch das Aussprechen seines wahren Namens gebannt werden könne. Um uns den wahren Namen zukommen zu lassen, ließ das Wesen irgendein seltsames Tor auf, durch das die Toten zu uns kommen konnten, um uns Zeichen mit Hinweisen zu geben. Auf diese Weise könnte es ein weiteres Mal von meinen Gefährten befreit werden. Außerdem bot es an, einen Alptraum für eine Person ihrer Wahl zu bereiten, falls es ihnen gelänge, ihn noch ein drittes Mal aus einer Abhängigkeit zu erlösen.
Doch bevor der Kobold uns die erste Aufgabe zuweisen konnte, tauchte plötzlich ein fremder Mann namens Hagen auf, der behauptete, im Wald von Jekdisit eingeschlafen zu sein, und bot einen Apfel an. Diese Begrüßungsgeste war mir bisher nicht bekannt. Wir hatten aber kaum Zeit, uns mit dem Fremden bekannt zu machen, da der Kobold darauf brannte, uns auf die erste Probe zu stellen. Styrvake versetzte das natürlich in eine ungeheure Wut, aber sein Versuch, den Winzling zu erschlagen, scheiterte schmählich.
So mussten wir uns also der ersten Herausforderung stellen und überlegen, wie wir über ein Hochseil balancieren wollten. Währenddessen erhielten wir zwei erste Hinweise von Geisterhand in Sand gezeichnet. Faenwulf Askirson zeichnet eine Turmuhr, die zwölf zeigt, und einen Geist am Nachthimmel. Swafnild Windzwinger zeichnet eine Turmuhr, die zwölf zeigt, mit einem Mittagshimmel.
Um uns unsere Aufgabe etwas zu erleichtern, legten Styrvake und Balthasar die Pfähle um, zwischen denen das Seil gespannt war, so dass wir nun zumindest nicht in der Gefahr waren, bei unserer Vorstellung hinunterzustürzen. Auf unterschiedliche Weise bewältigten wir den Balanceakt und trugen so zur Belustigung des Dämons bei, der die Leben unserer Lieben in seinen Hand hielt. Doch am Ende konnte Tsaekal tatsächlich seine Amouri befreien.
Danach sahen wir uns gezwungen, den Herrscher des Jahrmarkts mit einem Puppentheater zu amüsieren. Unser Stück “Glyndhaven muss brennen” begeisterte den Wicht und führte ihn zu abstoßenden Freudenbekundungen, die jedoch die Freiheit meiner Schwester bedeuteten. Zudem erhielten wir weitere Hinweise: Ailgur von der Eiche zeigte auf einen Vollmond und Marshal Gerbald von Ruckenau wies auf eine Sonne.
Plötzlich entdeckte Balthasar, dass Shéanna von einem Geist “bewohnt” wurde, falls man das so nennen kann. Doch noch bevor etwas dagegen unternommen werden konnte, wurden wir vom Kobold gezwungen, ein angsteinflößendes Kuriositätenkabinett zu besichtigen, in dem geschundene Kreaturen und abscheuliche Monster zur Schau gestellt wurden, die wir töten mussten, um nicht von ihnen zerrissen zu werden. Zum Lohn erhielten wir Dhana. Wieder erreichten uns seltsame Zeichen. Zwei Nivesen, Jokja und Jonuri, zeichneten etwas unter einer Wurzel eines Baumes, während ein Geist namens Liska eine Baumkrone malte.
Und dann, inmitten dieser Schrecknisse, erfuhr ich endlich, warum ich an diesen abstoßenden Ort gelangen musste, warum wir all dies erdulden mussten. Durch die offenen Tore zur Totenwelt konnte mich endlich der Mann aufsuchen, dem ich in meinen Träumen schon so oft vergeblich zu begegnen versucht hatte. Ritter Rondramir von Jekdisit konnte mir noch einmal gegenüberstehen und mir erklären, warum er einst ohne ein Wort verschwunden war. Er konnte uns auch sagen, dass wir Lystramons wahren Namen im Traumhain von Jekdisit erfahren können.
Doch noch bevor wir uns weiter aussprechen konnten, zwang der Dämon uns auf ein Karussell, auf dem wir in eine seltsame Traumwelt entschwanden. Als wir uns mit unserem Bewusstsein wieder auf dem Jahrmarkt fanden, erschienen schon die nächsten Geister. Eine Frinja malte eine erloschene Kerze und mahnte Balthasar: “Lass ab von Kolja, vergib ihm, damit mein Geist ruhen kann.” Plötzlich wurde jedoch Shéanna ganz von dem Geist ergriffen, der in ihr wohnte und der sich als dieser Kolja entpuppte.