Wir erreichten das Dorf und suchten das Wirtshaus auf. Wie auch der Rest des Orts wirkte das Gebäude ziemlich heruntergekommen. Hier gab es keine Zimmer aber ein deftiges Frühstück. Für Übernachtungen wurden wir an das Hotel „Old House“ verwiesen. Aber erst wollten wir etwas Warmes zu uns nehmen. Ich schaute mir beim Essen noch mal das Foto an, weswegen wir hier waren. Vor einigen Wochen war ein Journalistenkollege und alter Freund von mir verschwunden. Ich fand heraus, dass er an einer Geschichte dran gewesen war, bei der es um Kannibalismus im Sezessionskrieg ging. Kurz vor seinem Verschwinden war er in diesem kleinen Örtchen hier gewesen. In seinen Unterlagen hatte ich dieses Bild gefunden. Auf ihm sah man eine Uniform in einem Wohnzimmer hängen. Ich zeigte das Foto dem Antiquariar Denton Osborn Brumley, der das Kleidungsstück den Südstaatlern zuordnete. Er hatte schon davon gehört, dass es so weit im Norden versprengte Truppen aus dem Süden gegeben haben soll, das Foto könnte ein handfester Beweis dafür sein. Also war auch sein Interesse geweckt und er entschloss sich, mich hierher zu begleiten. Auf dem Bild schien man einen Blick in eine Bauernstube zu werfen. Man sah neben dem Fenster an der Hausfassade ein seltsames Symbol. Es zeigte eine Muschel und gewellte Linien, die wie Sonnenstrahlen sich ausbreiteten. Dieses Zeichen hatten wir hier bereits an diversen Häusern und auch im Gasthaus gesehen. Der Wirt konnte oder wollte zu dem Zeichen nichts sagen. Angeblich handelte es sich dabei um eine alte Tradition, zu der er aber auch nichts genaues wüsste.
Nach dem Frühstück suchten wir den Schmied auf. Der wusste nicht genau, ob er den Wagen reparieren kann, schickte uns aber zu einem gewissen Mr. Turner, der mit seinen Pferden das Automobil abschleppen und hier her bringen könnte. Tommy wollte sich darum bemühen, während ich mich mit Denton ums Foto kümmerte.
Im Archiv der Lokalzeitung fand sich ein Artikel, der auf ein historisches Datum hinwies: Nach Auslöschung des Dorfs im Sezessionskrieg hatte sich hier ein Südstaatenregiment niedergelassen und das Dorf neu besiedelt. Das Symbol könnte etwas damit zu tun haben. Die Neugründung des Städtchens war jetzt etwa sechzig Jahre her.
Nicht alle Häuser hatten das seltsame Zeichen. Zum Beispiel fehlte es am “General Store”. Denton Osborn Brumley befragte den Jungen im Laden. Der hielt die Dorfbewohner zwar für merkwürdig, zu dem Zeichen wusste er aber auch nichts konkretes zu sagen. Sein Vorgänger hatte ihm von all zu bohrenden Fragen abgeraten. Dafür kannte der Junge aber das Haus, dass auf dem Foto zu sehen war und erklärte uns den Weg.
Tommy Stone schleppte mit Turner das Auto ab. Die Farm, auf der all die schrecklichen Dinge in der vergangenen Nacht geschehen waren, lag verlassen am Straßenrand.
Denton und ich gingen den beschriebenen Weg zum Hafen am Fluss hinunter und fanden das Haus. Es wirkte verlassen. Wir fanden einen Schlüssel im Blumentopf und schlossen auf. Ich schaute mich im Wohnzimmer um. Dort fanden wir die Uniform, die auf dem Foto zu sehen war. Doch nicht nur das, in ihr steckt noch die Haut ihres Trägers! Am Kragen war der Kopf säuberlich abgetrennt worden. Neben dem stummen Diener mit der Uniform lag ein Buch auf einer Anrichte: „Nordstaatler richtig garen“. Ich musste sofort nach draußen und erbrach mich schwallartig vor der Tür. Mein verschwundener Kollege hatte recht gehabt. Offensichtlich hatte es unter den versprengten Truppen der Südstaatler in Neu England einen weit verbreiteten Kannibalismus gegeben.
Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, blickte ich die Straße herunter und sah einige Männer zu unserem Haus laufen. Sie waren mit Säbeln bewaffnet. Ich floh mit Denton zur Hintertür heraus.
Beim abschleppen kam es zu einem Unfall. Der Wagen war in den Graben abgerutscht. Als Tommy sich das anschaute, nähert sich Turner völlig unerwartet mit einem zum Schlag erhobenen Schürrhaken. Tommy konnte dem Angriff knapp ausweichen und zog seine Waffe.
„Turner, was soll das?“
„Wir mögen keine Fremden!“
Tommy drohte dem Bauern mit seinem Revolver, woraufhin dieser sich entwaffnen und fesseln lies.
Wir flohen durch den Garten zur Straße, um zum Auto zu gelangen. Denton verlor dabei seine Brille. Die Dorfbewohner entdeckten uns. Wir rannten um unser Leben.
Tommy sah uns kommen und machte Turners Kutsche fluchtbereit. Wir erreichten ihn mit einigen Blessuren, die wir uns beim Laufen zugezogen hatten und flohen auf dem Pferdefuhrwerk. Bald passierten wir wieder die Farm, hielten aber nicht an. Wir wollten nichts anderes, als möglichst schnell möglichst weit fort von hier.