Die Brücke von Celduin – Teil 8

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4. Dezember des Jahres 2948 des Dritten Zeitalters
Celduin, Wilderland

Wir beratschlagten gerade am zertrümmerten Tor wie wir uns auf die nächste Angriffswelle vorbereiten sollten, als uns Amadisa zu ihrem Mann in das Gasthaus rief. Beoric steckte ein vergifteter Bilwisspfeil tief im Bauch und er sah nicht gut aus. Roderic stellte nach einer Untersuchung fest, dass er vermutlich den Tag nicht überleben würde. Das Gift steckte bereits tief in seinem Körper und die Wunde hatte sich, in den wenigen Stunden seit dem Treffer, bereits stark entzündet. Gemeinsam entschieden wir uns dafür, ihm einen Schluck Düsterwaldlikör zu geben und das Beste zu hoffen.

Roderic begann sogleich mit dem Versuch den Pfeil zu entfernen und wir anderen wurden von einem Jungen nach draußen geholt. Denn dieser hatte einen schwarzen Punkt entdeckt, welcher sich am Himmel schnell von Nord-Nord-West näherte. Earendils scharfe Elbenaugen vermochten einen Raben auszumachen, lange bevor er für mich mehr als ein schwarzer Punkt war. Aber auch die Bilwisse scheinen recht gute Augen zu besitzen, denn gerade als er in Reichweite ihrer Bögen war, tauchte auf der anderen Seite des Flusses ein Dutzend Schützen auf und beharkte den Raben mit Pfeilen. Earendil versuchte sofort dem Raben Deckungsfeuer zu geben und fällte einige der vorher gut versteckten Unholde, konnte aber nicht verhindern das sie den Raben trotzdem trafen.

Diesmal waren es Hergrims Augen, die nicht nur erkennen konnten wohin der Rabe stürzte, sondern auch, dass eine kleine Schriftrollen in die Fluten des Flusses segelte. Todesmutig sprang Earendil hinterher und konnte die Nachricht retten ohne von den Pfeilen der Bilwisse getroffen zu werden. Die Nachricht, versiegelt mit dem Wappen Thals, war trotz der Nässe noch lesbar. Thal marschiert zusammen mit Esgaroth und den Zwergen Erebors, hieß es dort. Noch eine Nacht würden sie für die Wegstrecke benötigen und im Morgengrauen des folgenden Tages eintreffen. Unterdessen war es Hergrim gelungen den Raben zu finden und obwohl er starb bevor wir etwas für ihn tun konnten, vermochte uns Korun, Sohn von Roac, doch eine vielleicht sehr wichtige Prophezeiung zu machen. Im Angesicht des Todes sah er voraus, dass der Schatten mit Feuer oder Wasser bekämpft werden müsse.

Kurze Zeit später gelang es einem Späher die Blockade der Bilwisse zu durchbrechen und die Brücke zu queren. Leider waren die Nachrichten die er brachten nicht sonderlich beruhigend. Das Heer wäre auf dem Weg und würde in etwa zwei Stunden hier eintreffen. Wir bereiteten uns auf eine weitere Schlacht vor und versuchten so gut es eben ging unser Wissen zu unserem Vorteil zu nutzen. Das Heer, etwa 200 Orks und 100 Menschen, verstärkt durch etliche Trolle und teilweise auf Wargen reitend, traf tatsächlich zwei Stunden später ein. Doch sie lagerten in einer Mulde vor der Ebene, welche sich hinter der Brücke erstreckt, und würden vermutlich erst in der Nacht angreifen um die Dunkelheit auf ihrer Seite zu wissen.

Mit dem letzten Licht des Tages hisste Bungo die Flagge von Thal über dem Torhaus und wir wurden von Roderic in die Gaststube gerufen. Beoric war verstorben und die Frauen hatten gerade Amadisa heraus geführt, als der Galgenkönig in die Leiche fuhr. Grün leuchteten seine Augen und er strahlte eine durchdringende Kälte aus. Mit leeren Worten versuchte er uns Angst zu machen. Niemand würde zu unserer Hilfe kommen, alle Hoffnung sei verloren und wir sollten aufgeben. Wenig beeindruckt ließen wir ihn gefesselt und geknebelt im Gasthaus zurück. Wie es schien, war er nicht so gut informiert wie er dachte und wir hofften dies zu unserem Vorteil nutzen zu können.

5. Dezember des Jahres 2948 des Dritten Zeitalters
Celduin, Wilderland

Die Brücke ist gehalten und wir leben noch. Viel länger hätten wir kaum durchgehalten, aber am Ende reichte es doch.

Kaum hatten wir den Geist hinter uns gelassen und waren in das Sternenlicht der Nacht hinaus getreten, hatten sie mit dem Angiff begonnen. Zuerst stürmten Wargreiter und Orks die Brücke, aber kaum hatten sie diese zu zwei Dritteln überquert, ertönte der Befehl „Gail!“ von Earendil. Die Mannen auf unserer Seite waren vorbereitet und wandten ihren Blick ab, von dem kleinen, von einem Seil gehaltenen Boot mit der brennenden Laterne das stromabwärts im Fluss trieb. Doch die Orks verfielen zahlreich dem Zauber des Elbenlichts und so stürzten bestimmt vier Dutzend in die Fluten.

Die Wargreiter, welche nicht dem Zauber erlagen, versuchten erneut von der Brücke direkt ans Ufer zu springen, doch die Speere und Feuer, welche wir dort aufgestellt hatten, sorgten auch hier dafür, dass ein Dutzend den Tod fanden bevor die ersten durchbrachen und von den von Eric und den Zwergen geführten Truppen gestoppt werden mussten.

Auf das provisorisch reparierte und verstärkte Tor stürmte dann ein Trupp Uruks mit einer riesigen Ramme zu. Kochendes Pech und Fußangeln aus Nägeln vermochten sie nicht zu stoppen und wir hatten den Eindruck das auf der Gegenseite etwas wie Angst gänzlich unbekannt zu sein schien. Als nach wenigen Schlägen die Angeln des Tores nachgaben, öffnete Roderic die Sturmtasche. Der wenige Minuten andauernde Sturm richtete viel Chaos an und vernichtete acht bis neun Dutzend Gegner.

Dann wurden wir alle in den Nahkampf verwickelt, da das Torhaus überrannt wurde und auch die abgestellte „Leibwache“ unsere Bogenschützen nicht vor der Masse an Gegner schützen konnte. Wie es schien, unterschätzen mich viele der Orks ob meiner Größe, denn es gelang mir tatsächlich 17 von ihnen zu erschlagen während Hergrim nur 15 niedermachte. Dies änderte sich allerdings als ein Soldat mich mit seinem Speer verwunden konnte.

Als unser Blick wieder auf die Brücke fiel, da auf einmal keine weiteren Orks nachrückten, sahen wir auf der anderen Seite einen Karren heran rollen. Gezogen wurde er von schwarzen Pferden mit rot glühenden Augen und transportierte einen eisernen Käfig mit einer aufgeknüpften Leiche darin, deren Augen grünlich leuchteten. Der Galgenkönig, vor dem scheinbar auch die Orks beträchtliche Angst haben, denn außer einem Trupp Uruks, versuchten alle möglichst weit von dem Karren entfernt zu sein. Nun war er also da, der Schatten von dem der Rabe gesprochen hatte. Earendil stieß zu uns und nach einem Schluck Düsterwaldlikör für mich, machten wir uns bereit für den letzten Kampf. Während der Karren weiter rollte, deutete der Geist auf Hergrim und flüsterte etwas.

Earendil begann mit einem gewisperten „Naur.“ Brandpfeile auf den Karren abzuschießen und es gelang ihm, ihn in Brand zu stecken. An den Seiten tobte eine Abwehrschlacht gegen die dreifache Übermacht und auch wir hatten in der Mitte mehr als nur kleine Probleme, welche vor allem von den Flüchen des Geistes hervorgerufen wurden. Doch nach einer scheinbaren Ewigkeit stand der Leichnam in Flammen und sackte zusammen. Es war als fiele ein Zauber von den Orks, denn viele schauten sich verwirrt um und begannen ob der erstarkenden Gegenwehr zu fliehen. Chaos brach auf dem gesamten Schlachtfeld aus und trotz schwerer Treffer gegen Hergrim und mich, gelang es uns die verbliebenen Uruks zu erschlagen.

Aber es war noch nicht vorbei. Die Söldner, welche sich bisher zurück gehalten hatten, rückten vor und wir sahen uns wenig später Grimald, dem Jagdhund, ihrem Anführer und drei seiner besten Kämpfer gegenüber. Doch auch diese vermochten unseren Widerstand nicht zu brechen, denn schließlich waren wir wieder alle vereint, nachdem Roderic zu uns gestoßen war. Mit letzter Kraft besiegten wir die Söldner und Roderic erschlug den, welcher in seinen Augen kein Waldmensch sein durfte. Damit hatten wir nun vier der sechs Anführer aus dem Wolfswald ihrer Strafe zugeführt.

Während unseres Kampfes gegen Grimald, sah es auf dem restlichen Schlachtfeld nicht besser aus. Die Zwerge waren, wie auch Eric, schwer angeschlagen, viele der Dorfbewohner tot oder bewusstlos. Und die Söldner rückten immer noch geordnet und ausgeruht vor. Doch da hörten wir zuerst Hufschlag und dann die Hörner von Esgaroth und Thal erschallen auf der Niedermark. Hauptmann Elstan und Ritter Alfrim führten schwerere Reiterei von den Flanken ins Getümmel. Auf der anderen Seite des Celduin, konnten wir noch Ghor erkennen, der gerade noch versucht hatte die Orks zu sammeln, wie er feige durch ein Schattentor zu seinem Herrn flüchtete.

Gerade als die Reiter das andere Ufer gesichert hatten, dämmerte der Morgen und das Hauptheer unter König Bard wurde auf den Hügeln im Norden sichtbar. Unter ihnen, geführt von Heermeister Dwalin, auch die Zwerge des Erebor. Mehr als 200 Reiter preschten an uns vorbei über die Brücke, um den verbliebenen Teil des flüchtenden Heeres zu stellen. Aber wir werden uns jetzt erst einmal ausruhen, nachdem wir das Unmögliche vollbracht und das Heer des Galgenkönigs an der Brücke von Celduin aufgehalten haben.

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