15. September, Volgen, Reikland
Volgen liegt auf der anderen Seite des Flusses, an dem eine kleine Fähre fährt. Der Fährmann ist schweigsam, setzt uns aber ohne Probleme über. Volgen selbst liegt direkt an der Flussgabelung, hat aber nach Süden keine Stadtmauer, nur eine kleine Umfriedung, hinter der auch schon der Wald beginnt. Die Gebäude der Stadt sind größtenteils aus Holz, ein paar Gebäude sind aus Stein beziehungsweise Fachwerk. Es sieht alles sehr bürgerlich aus, am Stadtrand stehen allerdings auch einige ärmliche Hütten. Wir sehen auch ein paar Fabrikschlote.
Am anderen Ufer angekommen empfängt uns ein Zöllner, der etwas verwirrt ist. Danach trennen wir uns: Emma möchte schnell zum Magistrat, wir suchen zunächst eine Unterkunft. Auf dem Weg zum Marktplatz, die Straßen sind hier nicht gepflastert, sehen wir geschäftiges Treiben und wenige Wachen. Hier scheint man ob der wachsen Bedrohung der Tiermenschen ziemlich entspannt zu sein. Oder man glaubt den Gerüchten nicht.
Die Hauptwege in der Stadt sind gut, die Seitengassen sind schlammig; hier sehen wir Kinder, Bettler und zwielichtige Gestalten ebenso wie Schweine und Hühner. Am Marktplatz finden wir eine Gaststätte mit dem anheimelnden Namen „Misthaufen“, die einen nicht sehr hohen Standard zu haben scheint, aber gut besucht ist. Ein Zettel ist hier angeschlagen, auf dem Kämpfer für den Schutz von Waren gesucht werden. Nähere Informationen gibt es drinnen, was wir aber auf später verschieben wollen.
In einer Seitengasse entdecken wir eine zweite Gaststätte mit dem Namen „Scharlachrot“, was besser aussieht und weniger besucht ist. Wir nehmen diese, da wir hoffen, weniger Kontakt zu haben. Außerdem findet Reikhard dieses Etablissement besser.
Der Schankraum des „Scharlachrot“ ist nicht sehr voll, wir sehen ein paar besetzte Tische mit Handwerkern und einem Kaufmann und seinen Wachen. Die Wirtin hier hat scharlachrotes Haar, ein ausladendes Dekolleté und ist ziemlich herrisch. Sie stellt sich als Zora vor. In diesem Haus herrschen strenge Sitten, so gibt es eine klare Sperrstunde um zehn. Wir buchen den Gemeinschafts-Schlafraum für uns alleine und ein Essen, das richtig gut ist.
Am Nachbartisch bekommen wir Getuschel mit; über die Wirtin wird als „rote Witwe“ gesprochen, die Handwerker hier gucken verschwörerisch und etwas ängstlich.
Nach dem Essen gehen wir ins nahegelegene Badehaus, wo Durek ein Bierbad nimmt und hinterher wie eine ganze Kneipe riecht. Ich glaube, er hat das Badewasser auch getrunken. Eine Zahnbehandlung, die der Betreiber hier anbietet, lehnen wir freundlich ab. Auf dem Rückweg erscheint plötzlich wieder der Geist, der nicht nur seinen Namen vergessen hat, sondern auch keine Ahnung, wo er ist und was er hier macht. Ist er durch unsere Zusage, ihm zu helfen irgendwie an uns gebunden? Andere Passanten sehen ihn auch und laufen schreiend weg. Schnell gehen wir in eine Seitengasse und reden kurz mit ihm, haben aber natürlich keine Neuigkeiten. Er verschwindet schnell wieder. Dafür taucht jetzt Emma auf. Mir fällt auf, dass sie sehr nachdenklich ist, warum, weiß ich nicht. Sie hat das Gefängnis erkundet und möchte Klaus befreien. Wieder geben wir ihr keine Zusage und verabreden uns am nächsten Mittag. Dann gehen wir wieder in die Gaststätte und legen uns nach einem Schlürschluck schlafen.
16. September, Volgen, Reikland
Wir bekommen ein wieder sehr wohlschmeckendes Frühstück. Danach brechen wir zum Magistrat auf. Nachdem wir uns im Rathaus im Anmeldezimmer angemeldet und unsere Waffen abgegeben haben, müssen wir kurz warten und werden dann von einem Advokaten namens Adam Horowitz empfangen. Dieser nimmt unsere Aussage zum Tzeench-Tempel auf. Der Vorgang passt zum Rest der Stadt: hier hält man sich mit unwichtigem bürokratischem Kram ewig auf. Bevor wir ungeduldig werden, spricht aber Durek die Kopfprämie für den Tiermenschen an. Adam kann nicht damit anfangen, woraufhin Durek den Kopf holt. Das sorgt im Rathaus für ziemlichen Tumult, wir amüsieren uns prächtig. Gut, der Kopf ist jetzt schon ein paar Tage alt und riecht streng und einem übergroßen Tiermenschenkopf mit Hörnern hat hier auch noch niemand gesehen, daher verständlich. Aber der Amtsschimmel wiehert und schickt uns zum „Waibel“ namens Harald Kornfeld in der Brummgase, wo es das Kopfgeld geben soll.
Wir nerven Adam noch so lange, bis er uns ein Schreiben gibt, was uns hoffentlich bei der Freilassung von Klaus helfen soll. Dann gehen wir zum Waibel. Zwischendurch fällt Caelhir und mir ein Haus in der Nähe des Flusses auf, aus dessen Dach eine Metallstange bis hoch in den Himmel ragt. Beim Waibel beschweren sich die Wachen sehr über den Kopf und den Gestank, aber Durek bekommt dann tatsächlich eine Belohnung von zwei Schillingen.
Wir gehen zum Gefängnis, wo man uns dank des Schreibens von Adam zumindest mit Klaus sprechen lässt. Er nicht unsympathisch, macht sich über seine Situation aber auch keine Illusionen. Er scheint resigniert zu haben. Wir unterhalten uns ausführlich mit ihm- Emma scheint die Wahrheit über die Situation gesagt zu haben. Uns wird auch klar, dass wir Klaus nicht freibekommen werden.
Wir treffen uns am Stadtrand mit Emma und sagen ihr Hilfe zu. Unser Plan sieht wie folgt aus: wir besorgen dunkle Umhänge und ein Seil. Dank der Umhänge wollen wir nicht erkannt werden. Mit dem Seil wollen wir uns aus dem Fenster, unser Zimmer liegt im ersten Stock, herunterlassen. Die strenge Sperrstunde dürfte uns zudem unverdächtig machen. Dann hoffen wir, dass der Geist wieder erscheint; er soll die Wachen im Gefängnis erschrecken und hoffentlich vertreiben, Caelhir soll eilig ins Haus schleichen, den Schlüssel von der Wand nehmen und Klaus übergeben. Der verlässt das Gefängnis und verschwindet mit Emma.
Gesagt, getan, den restlichen Tag verbringen wir unauffällig in der Stadt. Nach Anbruch der Dunkelheit machen wir es wie besprochen. Durek wartet im Zimmer, da er am ehesten erkannt werden könnte. Er zieht das Seil wieder hoch. Wir anderen begeben uns zum Gefängnis. Und tatsächlich erscheint nach kurzer Zeit wieder der Geist. Wir teilen ihm den Plan mit und er macht, was wir wollen. Tatsächlich kappt der Plan: die Wachen verlassen erschrocken und Hilfe rufend das Gefängnis, Caelhir nimmt den Schlüssel wirft ihn durchs Fenster in Klaus Zelle, der das Gebäude dann verlässt. Klaus hat vorher noch dem gefangenen in der Nebenzelle den Schlüssel gegeben. Diesen sehen wir dann irre schreiend aus dem Gebäude Richtung Wald laufen.
Emma umarmt kurz Klaus und beide gehen ebenfalls Richtung Wald. Als wir zurück zum Gasthaus gehen, sehen wir wild gestikulierende Wärter, die mit Wachleuten zum Gefängnis eilen. Wir erreichen unbehelligt das Gasthaus, Durek lässt das Seil herab und wir klettern ins Zimmer.
17. September, Volgen, Reikland
Wir bekommen morgens wieder ein hervorragendes Frühstück. Ich frage Zora, ob eventuell die Person, die jetzt der Geist ist, bei ihr eingekehrt ist. Sie kann sich tatsächlich an ihn erinnern und auch, dass er hier einen großen Ring erhalten haben muss, den er bei seiner Ankunft noch nicht hatte. Der hatte ein Siegel und er trug ihn an der rechten Hand. Das sind interessante Informationen.
Wir besorgen uns dann einige Rationen für die Reise und machen uns auf den Weg. Wir grüßen den Zöllner freundlich und setzen mit der Fähre über.
Wir reisen wieder Richtung „Verhüllter Mann“. Emma und Klaus sind vorausgelaufen und suchen nach Spuren. Wir wollen uns am Schrein treffen. Während Dureks Nachtwache erscheint wieder der Geist. Wir achten auf seine rechte Hand: die fehlt leider. Der Geist kann sich aber an nichts erinnern und verschwindet irgendwann wieder. Wir hören in weiter Entfernung merkwürdige Geräusche, die sich nach Tiermenschen anhören.
18. September, zwischen Grünburg und Altdorf, Reikland
Wir erreichen den Schrein, wo wir uns einrichten und die nähere Umgebung absuchen, aber nichts finden. Abends hören wir Tiergeräusche: Emma und Klaus sind zurück und berichten, was sie gefunden haben. Am „Verhüllten Mann“ sind sie auf Spuren gestoßen, die sie verfolgt haben.
Sie haben zwei Spuren gefunden, die weniger Tage alt sind. Eine, die der Geist sein muss und eine kurz dahinter, die wahrscheinlich Hans Jinters gehört. Beide führen nach Norden in den Wald, wo sie nach etwa drei Kilometern in einem Lager enden. Das ist von Tiermenschen verwüstet worden. Emma und Klaus haben eine Hand gefunden, eine rechte Hand. Diese war mit einem Armbrustbolzen an einen Baum genagelt. Die Leiche des Geistes haben sie nicht gefunden.
Wir sehen uns die Hand an, die schon etwas verwest ist. Der Bolzen ist hochwertig und braucht eine gute Armbrust. Der Geist hat wohl eine besessen, war es seine? Der Ring ist zum Glück noch dran. Ein wirklich großer Klunker aus Gold mit einem großen Aufsatz. Darauf ist ein Wappen mit drei schwarzen Sparren auf silbernem Grund. Ich sehe ihn mir etwas genauer an und finde einen Mechanismus, ihn zu öffnen. Im Ring versteckt sind eine kleine scharfe Klinge und eine Linse, beides Werkzeuge, um Fesseln zu lösen. Auf der Klinge steht eine Gravur: „W.Kugelfang, Volgen“.
Die Spur von Jinters und eine andere Spur führen zurück zum „Verhüllten Mann“ und von dort aus Richtung Osten weg. Was hatte der Geist im Lager zu suchen? Und was hatten Jinters und die Chaostypen mit ihm zu schaffen?
Tja, was nun? Der Spur von Jinters wollen wir nicht folgen. Wir könnten in das verwüstete Lager, um dort vielleicht noch andere Spuren zu finden. Oder wir gehen nach Volgen und besuchen Herrn Kugelfang.