In einem harten Kampf bezwangen wir die Kämpfer des Schlitzerkultes. Sogar ein aufdringlicher Feuerdämon, dem mein Speer nichts anhaben konnte, wurde von Styrvake vernichtet. Der Glatzkopf mit dem zugenähten Auge, offenbar ein Geweihter des Namenlosen, verschwand durch das Portal, war aber so schwer getroffen, dass er tot sein müsste. Doch sicher können wir uns in keinster Weise mehr sein. Zu viele absonderliche Dinge waren schon geschehen.
Die Gefangene entpuppte sich tatsächlich als die gesuchte Novizin Winja Baerensen – und sie lebte! Sie war verstört und erschöpft, aber es war ihr kein schlimmeres Leid geschehen. Ifirn sei Dank! Sie konnte uns sogar wertvolle Informationen liefern, denn sie hatte beobachtet, wie der Glatzköpfige, der möglicherweise Sharif Al’ Nuad hieß, mit einer alten Gestalt, die ein tiefes Loch statt eines Auges besaß, in dem magischen Portal gesprochen hatte. Der Alte hatte dem Schlitzer zwei Bilder gezeigt. Eines von mir und eines von einer silbrig schimmernden Daunenfeder, die eine der verborgenen Federn von Ifirns Silberschwänen darstellen soll.
Nach dem Kampf hatten wir endlich Zeit, auch die toten Schlitzer und den von Lyoscho versteinerten Mann genauer zu untersuchen. Die Männer des abscheulichen Kultes sind offenbar an einer Tätowierung zu erkennen, die purpurne Ringe zeigt. Tsaekal nahm eines dieser Zeichen an sich. Außerdem fanden wir zwölf Augen. Albin erklärte uns, dass die Schlitzer die Augen anderer Geweihter sammeln, um einen höheren Rang zu erlangen. Außerdem fanden wir Ritualgegenstände, die wir vernichteten, Waffen und Geld, Schriftrollen, eine Karte und Einsatzbefehle, die nur Shéanna verstehen konnte.
Elkwin sollte mit seiner Truppe die Eisrose zerstören, die Geweihten und uns töten! Er kannte nicht unsere Namen, besaß aber eine genaue Beschreibung unserer Gruppe. Nur Hagen und Albin fanden keine Erwähnung. Shéanna sollte verschont werden, sie sollte lebendig gefangen werden für einen gewissen M. Unterzeichnet waren die Anordnungen von einem Z. Dass dies vielleicht auf einen gewissen Zoryan zu Notmark und zu Leuenteich, einem Hofmagier an der alten Theaterritterfeste Pilkamm deutete, wurde meinen Gefährten erst klar, als der Gefangene, nun entsteinert und von einem zu allem entschlossenen Styrvake ordentlich eingeschüchtert, die Totensümpfe als letzten Aufenthaltsort ihrer Truppe preisgab. Styrvake tötete den letzten Schlitzer und wir vergruben die Leichen mit einem Grabsegen von Albin, nachdem Tsaekal allen seinen heiligen Speer zwischen ihre Augen oder deren Reste gerammt hatte. Er war es auch, der die Pferden der Getöteten wieder einfing, damit wir auf ihnen nach Jarlak reiten konnten. Nur er selbst verzichtete auf ein Reittier und lief.
Nidaria war bereits im Dorf und empfing uns freudig. Auch die Dorfbewohner begegneten uns mit großer Gastfreundschaft und umfingen uns mit ihrem winterlichen Idyll. Während es Hagen zunächst unerklärlicherweise immer schlechter ging, erholten sich meine Gefährten zusehends von ihren Verletzungen und nahmen seelsorgerische Aufgaben war oder patrouillierten in der Umgebung. Nach einigen Tagen hatte auch Hagen sich von seinem Fieber erholt und wir begrüßten Graf Tsadan und Baron Fjadir in der uns zugewiesenen Scheune. Sie waren mit wenigen Pilgern angereist und berichteten, dass Shéannas Schwestern, Soraja und Dhana, bereits zwei Tage vor ihnen aus Norburg aufgebrochen waren, um uns zu helfen. Sie hätten uns also längst erreicht haben müssen.
Trotz dieser Besorgnis erregenden Nachricht erwarteten wir voller Spannung das Erblühen der Eisrose von Jarlak. Der Winterbold wurde geraubt und unter großem Spektakel zurückgegeben und dann endlich geschah es. Ifirns Rose wuchs vor uns aus dem Eis empor. Nicht nur ich war tief ergriffen, auch die Dorfbewohner spürten, dass Ifirn nun bei uns war. Sie schickte mir ihre Rose und ihre Bilder. In einer Vision sah ich, wo wir die Feder Aidaris, des jüngsten Silberschwans der Beständigkeit, finden würden: hinter einem Tor aus Eis in einem schneebedeckten Felsengrab in großer Höhe. Das musste unser nächstes Ziel sein.