30. September des Jahres 2952 des Dritten Zeitalters
Stanford, Östliche Anduintäler, Wilderland
Mit dem Vorsatz wieder zu kommen verließen wir die merkwürdige, unterirdische Anlage und verabschiedeten uns von Loki. Narvi versah den Eingang mit dem Zauber der Geheimhaltung, um zu verhindern das ihn jemand zufällig finden könne, und im Licht der untergehenden Sonne kehrten wir nach Stanford zurück. Dort waren die Aufbauarbeiten noch im Gange und viele weitere Besucher waren eingetroffen. An bekannten Gesichtern konnten wir unter anderem Gelvira von der Alten Furt entdecken.
Wir mischten uns unter die Leute und unterhielten uns unter anderem länger mit Ava. Es machten Gerüchte die Runde das Schwarze Reiter auch in Höft, bei den Erringern und auf der Händlerinsel aufgetaucht waren. In seiner unnachahmlichen Art, begann Hartwulf daraufhin wieder damit, von bösen Omen und Vorzeichen zu sprechen und die Angst der Leute zu schüren. Mit einigen geschickten Worten, fröhlichen Liedern und dem ein oder anderen Krug kühlem Bier, gelang es mir dann aber doch, ihn zum Lachen zu bringen. Als ob ein langer Fluch von ihm genommen sei, erzählte er daraufhin den ganzen restlichen Abend fröhliche Geschichten.
Nachdem wir uns am Festplatz gestärkt hatten, suchten wir Oderic auf, der uns über Tag bereits gesucht hatte, wie uns berichtet wurde. Er bat uns, an seiner statt, für Gunhild und ihren Vater Helmgut bei den Wettbewerben anzutreten und die Sichel erneut nach Stanford zu holen. Natürlich willigten wir sofort ein, ihn bei dieser edlen Tat zu unterstützen, mit der er vielleicht seine Freiheit zurück zu erlangen vermag.
In der Nacht bemerkte ich während meiner Wache ein schnüffelndes Geräusch und konnte eine vierbeinige Gestalt in die Nacht verschwinden sehen. Werden wir doch von den Wölfen beobachtet?
1. Oktober des Jahres 2952 des Dritten Zeitalters
Stanford, Östliche Anduintäler, Wilderland
Am Morgen eröffnete Marschall Torbald mit angenehm einfachen Worten den Wettstreit zum Vollmondfest. Als erstes galt es die Prüfung des geschliffenen Wortes zu bestehen, wo wir uns aber einer überragenden Gelvira geschlagen geben mussten. Nach dem Mittag ging es dann mit drei Fingerhüten und einer Erbse weiter. Die Hände des Hütchenspielers flogen immer wilder über den Tisch und wir anderen konnten schon recht bald nicht mehr folgen, aber Earendils Elbenaugen vermochten diese Prüfung zu meistern und somit die erste für uns zu entscheiden. Nach Einbruch der Nacht ging es dann zur letzten Prüfung dieses Tages, dem Fackellauf. Es ging darum eine brennende Fackel sicher über einen Hindernisparcours zu transportieren. Hier zeigte sich wieder einmal das Größe nicht alles ist, denn mit knappem Vorsprung gelang es mir tatsächlich vor meinem Gefährten, Roderic mit den langen Beinen, durchs Ziel zu laufen.
2. Oktober des Jahres 2952 des Dritten Zeitalters
Östliche Anduintäler, Wilderland
Der vierte Wettstreit fand am Morgen auf einem extra vorbereiteten Feld statt. In vorgegebener Zeit ging es darum, möglichst viele Steine, Münzen und Mondsteine zu sammeln. Zuerst schien es als wenn Avagisa und Earendil gleichauf lagen, aber dann stellte sich heraus das Earendil nach Punkten gewonnen hatte. Da er aber bereits im Kreis der möglichen Sieger dabei war, trat der Elb den Sieg großmütig an das Mädchen ab. Eine Geste die ihm den Respekt vieler Zuschauer einbrachte und vor allem jene verstummen ließ, die gestern noch über seinen Sieg beim Hütchenspiel lautstark gemurrt hatten. Dann folgte ein Rätselwettstreit, bei dem ich mich Turin, welcher für Geral antrat, geschlagen geben musste. Der Mensch könnte glatt ein Hobbit sein, so gut waren seine Rätsel. Beim Mittagsessen beschlossen wir, nächstes Jahr am Vorabend zum Mittsommermarkt am Östlichen Gasthaus, selbst einen kleinen Wettstreit zu organisieren. Auch Beorn wollen wir dazu einladen und wer weiß, vielleicht finden sich ja unter den Marktbesuchern noch weitere Freunde gepflegter Rätsel, Geschichten und Lieder.
Dann war es soweit. Der Höhepunkt des Wettstreites war auch dieses Jahr wieder Schurack der Bulle. Es galt dieses riesige Ungetüm in seine Box zu bekommen, ohne vorher von ihm niedergetrampelt zu werden. Die Anzahl der Teilnehmer an diesem Teil war verschwindend gering und zuerst sah es so aus als wenn Schurack auch dieses Jahr wieder gewinnen würde, aber dann gelang mir das unmögliche. Auch wenn er mich im letzten Moment erwischte und ich einen gemein schmerzenden blauen Fleck und einige Schrammen davon getragen habe, so ist er doch in seiner Box gelandet und besiegt worden. Am frühen Abend ging es dann zum letzten Wettkampf, dem Lied des Mondes. Auch wenn ich mich gemeinsam mit dem Alten Thero in die letzte Runde singen konnte, so musste ich doch eingestehen das das Halali, welches Roderic vortrug, ganz klar besser war. Und so gelang es uns tatsächlich vier von sieben möglichen Plätzen zu belegen und mit drei möglichen Kandidaten die Chancen für Helmgut und Gunhild zu erhöhen.
Während sich Torbald zur Entscheidungsfindung zurück zog, genehmigten wir uns erst einmal ein kühles Bier und etwas zu Essen. Doch die Ruhe sollte nicht lange währen, denn kurze Zeit später, war ein Schrei aus Richtung der Zelte zu vernehmen. Wir stürzten natürlich sofort dorthin und fanden Rathwulf mit gezogener Klinge über einem toten Bilwiss stehend. Im Zelt fanden wir dann einen niedergeschlagenen Torbald. Die Sichel indes, war verschwunden. Earendil und Roderic untersuchten die Umgebung schnell nach Spuren, konnten aber die Behauptung Rathwulfs, es müssten Orks gewesen sein, nicht bestätigen, denn Spuren solcher Art waren keine zu finden. Auch die Tatsache, das Cenric der Hütchenspieler nicht anwesend zu sein schien und Wiliferd ziemlich aggressiv auf Konfrontation ging, ließ uns Zweifel am vermuteten Hergang der Tat hegen. Unsere Zweifel behielten wir aber erst einmal für uns, sondern suchten schnell unsere Sachen zusammen um die aus dem Ort führenden Spuren im Auftrag Avas zu verfolgen.
Nachdem wir das Dorf hinter uns gelassen und die Spuren hier noch einmal untersucht hatten, waren sich Earendil und Roderic sicher: Wir verfolgten fünf Männer in Stiefeln und keine Orks. Der Bilwiss war von hinten durchbohrt und, nicht wie Rathwulf es schilderte, beim Verlassen des Zeltes von ihm überrascht worden. Außerdem waren Fesselspuren an Händen und Hals zu erkennen. Earendil vertraute uns dann noch an, das die Kiste der Sichel ihm gezeigt habe wie starke Hände die Sichel nahmen, diese waren aber ebenfalls eindeutig nicht orkisch gewesen. Alles in allem hegen wir den Verdacht das die drei aus den Hügeln, Wiliferd, Rathwulf und Cenric, hier gemeinsame Sache mit einer unbekannten Partei machten um die Sichel zu stehlen.
3. Oktober des Jahres 2952 des Dritten Zeitalters
Westliche Anduintäler, Wilderland
Wir verfolgten die Spuren die ganze Nacht weiter und gönnten uns nur eine kurze Rast um unsere Kräfte wieder etwas aufzufüllen. Zuerst führten sie in Richtung Düsterwald, dann drehten sie nach Norden ab, nur um plötzlich nach Westen gen Alte Furt zu führen.
Dort kamen wir am späten Vormittag dieses Tages an und erfuhren von den dortigen Wachen, das eine Gruppe aus fünf Männern am frühen Morgen den Anduin überquert hatte. Der Beschreibung nach waren es alles Nordmänner, wobei einer von ihnen Cenric sein könnte wenn wir die Worte des Wächtes richtig deuteten.
Nach der Furt führten die Spuren wieder direkt nach Norden, wo wir sie bis zum Abend verfolgten und gerade den halben Weg gen Carrock hinter uns gebracht haben. Mag unsere Beute vielleicht eine Gruppe von Hügelmenschen sein? Oder gar eine Gruppe Viglundinger?