Erdtag 11. Rondra 1022 BF – Erkenntnisse aus der Chronik von Pilkamm
Zurück in Hinterbruch studierten sie die Chronik genauer. Gerbald von Ruckenau und Rondramir von Jekdisit waren gemeinsam im Eichenhain von Jekdisit gewesen. Sind sie dort von Tasfarelel berührt worden? Die Marschallskette fand 249 BF erstmals Erwähnung. Scheinbar war sie ein Beutestück aus den Feldzügen gegen die Goblins in den Walbergen gewesen. In den folgenden Jahren waren die Riten immer grausamer geworden. Und es schien, dass man sich weniger bemüht hatte, dies zu vertuschen. 261 BF wurde das eine Gesicht des Vierhauptes von Hinterbruch abgeschlagen. Pilkamms Hafen versandete. Rondramir war der Komplize des Marschalls beim Unterschlagen der Schätze des Ordens gewesen. 263 BF war die kompromittierende Chronik an Rovin Ornald von Drachenstein übergegangen.
Es war an der Zeit, Pilkamm zu inspizieren. Außerdem hofften sie, Semjow und den letzten Bernstein der Kette zu finden. Mittags gingen sie in die Große Mosse. Der alte Dammweg war in einem miserablen Zustand, und sie kamen schlecht voran.
Markttag 12. Rondra 1022 BF – Die Große Mosse
In der Nacht sahen sie die Geister gefallener Goblins. Nach Tagesanbruch sahen sie zuhauf Rüstungen und Waffen von Goblins und die Leichen ihrer ehemaligen Träger, die hier vor vielen Jahrhunderten gefallen waren. Der Sumpf hatte sie wohl konserviert, aber was hatte dafür gesorgt, dass sie nun an die Oberfäche kamen? Das Wetter war weiterhin zu schlecht für die Jahreszeit.
Praiostag 13. Rondra 1022 BF – Semjow, der Strandräuber
Nachmittags schlugen sie 500 Schritt vor der Festung ihr Lager auf und untersuchten den Strand in der unmittelbaren Umgebung nach Spuren, wurden aber nicht fündig. Der Graf hatte sie davor gewarnt, sich bei Nacht in der Festung aufzuhalten. Während Styrvakes Wache näherte sich der Geist Semjows dem Lagerfeuer. Doch der Thorwaler scheuchte ihn fort. Als der Geist später nochmal kam, hieb Styrvake mit seiner Waffe nach diesem. Die Axt prallte vom Geist ab, als wäre dieser aus Stein. Wie konnte das geschehen? Das Axtblatt wies danach sogar eine Scharte auf. Der Geist verschwand enttäuscht.
Schneetag 14. Rondra 1022 BF – Die Festung Pilkamm
Wie sie am nächsten Morgen zum Torhaus gingen, nahm der Sturm plötzlich an Intensität zu, und ein gewaltiger Wolkenblitz erhellt den finsteren Himmel, und Donner erschüttert die Luft. Die Figur von Gerbald von Ruckenau hoch zu Ross, wie er die Marschallskette tragend auf die Burg zeigte, erschien kurzfristig vor ihnen. Im Torhaus fanden sie die zwei Wochen alte Leiche von Semjow. Rowin brach die stark verharzte Hand auf, und barg den letzten Stein der Kette. Danach wurde die Leiche des Strandräubers begraben, und der Geweihte sprach den Grabsegen.
Styrvake, Fenew und Tsaekal sprangen über die kaputte Brücke im Torhaus und richteten sie mit Material aus der Burg provisorisch her, so dass die anderen in die Festung gelangen konnten. Im Vorhof fanden sie weitestgehend verweste Leichen, die einige al-anfanische Münzen bei sich hatten. Fenew nahm diese an sich. Möglicherweise handelte es sich um die frühere Besatzung eines Schiffes, das in Pilkamms Hafen halb im Schlamm versunken war. War der Hafen bei Flut noch schiffbar?
Sie erkundeten die Anlage, die einst eine kleine Stadt gewesen sein muss. Im Tempel der Hauptburg fanden sie nach längerer Suche eine Löwinnenstatue. Sie konnten den Ring, mit dem sie schon die Chronik geöffnet hatten, in eines der Augen stecken und so drehen, dass in einer Ecke der Halle ein verborgener Geheimgang freigegeben wurde. Dahinter führte eine Treppe hinunter in eine Krypta. Die Sarkophage standen allesamt offen. Auf einem Skelett lag ein wertvolles Langschwert, doch als Styrvake danach griff, wurde es unerträglich heiß, und er ließ es sofort wieder los.
Zwei Rostratten griffen die verhinderten Grabräuber an, doch verschwanden diese rasch in einem Loch in der Wand, als sich mit gleißendem, silbergüldenem Licht eine stärkere Macht ankündigte. Mitten unter ihnen erschien der Geist eines Kriegers in einem altertümlichen Plattenpanzer, der einen rötlich schimmernden Zweihänder vor sich auf Boden gestellt hatte. Er stellte sich als Arthur Ornald von Drachenstein vor und bat die Lebenden, die Gebeine seines Vaters Rovin zu bergen. Er führte sie zum verschütteten Eingang des Kerkergewölbes, dass sich unter dem höchsten Turm Pilkamms befand. Der Geist löste sich auf, und man machte sich an die mühselige Plackerei, die Trümmer beiseite zu schaffen. Die Sonne neigte sich allmählich dem Horizont zu.
Nachdem sie sich endlich einen Weg gebahnt hatten, fanden sie in der letzten Kerkerzelle ein einzelnes Skelett – und einen Platinring mit einem Smaragd. Dieser wehrte sich nicht gegen Styrvake, der ihn an sich nahm. Durch die Wand kam ein dreigehörnter Dämon. Rowin schlug sich tapfer, um den anderen den Rückzug zu ermöglichen. Doch war es ein ungleicher Kampf, und der Geweihte war im Hintertreffen. Da erschien Arthur und beschwor auf Tulamidya Rondras Macht. Mit zwei gewaltigen Hieben vertrieb er den vor Furcht kreischenden Dämon, den er Balkha’bul nannte.
Rowin verstaute die sterblichen Überreste in einem Sack, und man ging kurz vor Sonnenuntergang mit dem Geist Arthurs zurück in den Tempel. Er schilderte wie er im Jahre 337 BF mit Anshag von Glodenhof, dem letzten Marschall der Theaterritter, im Drachenspalt gegen die Armeen des ersten Priesterkaisers gekämpft hatte. Zuvor waren sie in Scharmützel mit Goblins verstrickt gewesen. Wie der Marschall fiel, verbargen eine Ritterin und er seinen Leichnam in einer Höhle in der Roten Sichel, um einer Schändung durch Praiokraten vorzubeugen. Er schickte sie mit des Marschalls Insignien nach Festum. Er selber kämpfte alleine gegen Goblins, die ihn aufgespürt hatten. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war, wie die Höhle einstürzte.
Er vertraute den Helden den Ring der Ornaldinen an, den sie in der Zelle bei seinem Vater gefunden hatten. Es war eines von zwölf Mysterien, die sie benötigten, um das Geheimnis der Ornaldinen zu lüften. Sie würden den Weg zu Burg Eilsenhoch, dem verborgenen Stammsitz der Drachengrafen, erfahren. Dort würden sie das legendäre Schwert Gnorakir finden. Über ihm in der Tempelhalle erschien Mythrael – mit seinen letzten Worten beschwor der Geist sie, die zwölf Mysterien zusammenzubringen – und nahm ihm mit in Rondras Hallen.
Sie sahen zu, die Ruine vor Einbruch der Nacht zu verlassen, und kehrten zu ihrem Lager am Strand zurück. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen und zu spät, um sich auf den Rückweg zu machen. Beim Abendessen ließen sie das Geschehene Revue passieren. Warum war der Rovin Ornald von Drachenstein eingekerkert worden? Nur weil er Rondra treu war gewesen, oder hatte man ihn des Diebstahls der Chronik von Pilkamm bezichtigt? Wer lag in dem Sargophag in der geheimen Krypta? War dies Gerbald von Ruckenau höchstpersönlich?
Feuertag 15. Rondra bis Erdtag 18. Rondra 1022 BF – Rückweg
Der Rückweg durch die Große Mosse gestaltete sich kein bisschen einfacher als der Hinweg. Nach drei Tagen waren sie abends endlich zurück in Sonngrunden. Und Hinterbruch erreichten sie tags darauf zur Mittagsstund. Der Graf ließ sich den Ring und den neunten Bernstein geben, um sie in Ruhe zu untersuchen.
Markttag 19. Rondra 1022 BF – Letzte Erkenntnisse
Am nächsten Tag rief Graf Thezmar Alatzer die Helden in sein Studierzimmer. Lyoscho sollte einen genaueren Blick auf den Ring mit dem Drachenbildnis im Smaragd werfen, doch er sah nur ein undurchdringliches Gewirr von Matrizen. Der Graf bestätigte diesen Eindruck, fügte aber hinzu, dass der Ring eine starke drachische Energie hatte. Er wies sie an, die Marschallskette zur Untersuchung in die Halle des Quecksilbers zu bringen. Die restlichen Dinge der Theaterritter sollten dem Rondra-Tempel im Festum überreicht werden.
Über Gnorakir wusste er zu erzählen, dass dieser von Zyklopen geschmiedete Zweihänder im Auftrag des Erzdämons Tasfarelel gestohlen worden war. Doch der Trollheld Ilkhold Zottelhaar war von Rahja geschickt worden, um eine Gefangene zu befreien. Er barg die Klinge in den Niederhöllen und besiegte damit ihren Wächter Balkha’bul, dem er drei seiner sechs Hörner mit Gnorakir abschlug.
Schneetag 21. Rondra bis Zinstag 23. Rondra 1022 BF – Wieder auf der Kronstraße
Sie kehrten öfters in den Tavernen an der Kronstraße ein, als sie dies auf dem Hinweg gemacht hatten, und erreichten Festum erst nach drei weiteren Reisetagen.