Dritter Tag
Nachdem wir den Milchbart Baldor Flussgold und seinen Jungen Belgo davor bewahrt haben, als Wurmfutter zu enden, haben sie sich direkt mit mehr Arbeit bedankt. „Wir müssen die Toten mitnehmen“. Warum sollte man brüchigen Torf mitschleppen? Als Dünger sind sie besser geeignet, jeder Rabe würde mir da zustimmen. Aber nein, wie Könige sollten wir das Pack aufbahren. Egal, bevor ich noch dreimal anhalten muss, aufgrund ihrer tollpatschigen Lehmhände, baue ich ihnen ihre verfluchte Trage lieber selbst. Aber schleppen können sie alleine, bei Dains Bart, es sind ja auch ihre Toten! Muss wieder hämmern gehen, das Spitzohr hat geeignete Querstränge gefunden
Dritter Tag, Abends
Esgaroth. Gleich mal eins auf die Mütze gekriegt für den Kadaverschwanz, den wir hinter uns herziehen, hab ich‘s nicht gesagt? Aber klar, wenn die Meinung „von unten“ kommt, gilt sie den Flachlandbewohnern ja nichts. Hah. Alles aus Holz hier. Holz! In 200 Jahren rottet ihnen der Abort unterm Hintern weg! Sie hätten die Zerstörung als Chance nehmen sollen, mit Stein neu aufzubauen. Brennt auch weniger gut, falls mal wieder ein Drache kommt…
Nach unserer Ankunft haben wir dem Kommandeur der Wache, Halfdan, berichten können. Ziemlich fähiges Bürschchen glaube ich. Folkmarr schien ganz angetan, andererseits scheint sein Vater da irgendwo zu dienen. Zu dem Typ wäre ich auch nett.
Immerhin: Unsere Rettung hat uns ein hübsches Zimmer eingebracht. Ist mir ja fast ein wenig unangenehm das anzunehmen, auch wenn der Knabe Geld wie Heu zu haben scheint. Ich wollte damit nichts zu tun haben, und jetzt sitze ich doch hier und hab Blut am Hammer und Bier im Krug. Höllen bin ich betrunken? Ich könnte es eigentlich nicht besser haben! Gleich morgen kann ich Gloin aufsuchen, dann gehen auch die anderen ihrer Wege. Morgen vielleicht noch ein zünftiges Abschiedssaufen, mal sehen.
Vierter Tag, Morgens
Botschafter Gloin war nervös wie ein Bock gegenüber einem Wolf. Was treibt ihn so um? Seis drum, er hat mich angewiesen, meine Reisegefährten zu holen und zu ihm zu bringen. Bin ja mal gespannt was da kommt, ich schätze mal, wir lösen unsere Gruppe doch nicht so rasch auf. Man soll das Bier nie beurteilen ehe man nicht am Boden des Krugs ist!
Vierter Tag, Mittags
Hat man dem Kerl den Bart angesengt? Es interessiert mich nicht, welche Erfahrungen er mit Spitzohren gemacht hat oder das er sie nicht mag (vielleicht mit einer guten Soße…), und es interessiert mich… halt das stimmt nicht, es interessiert mich schon dass er ein ehrwürdiges Mitglied unseres Volkes ist, deswegen wettere ich ja hier und nicht in sein Gesicht. Aber bei Thorins Axt, ist er von allen guten Ratschlägen der Raben verlassen, als Botschafter und Repräsentant unseres Volkes die als offizielle Hilfe gesandten Reisegefährten von mir, die Spitzohren die die Informationen bringen die er wollte, zu behandeln wie räudige Hund! Ich schwöre bei meinem Hammer, einen Geringeren als ihn hätte ich auf der Stelle zum Duell gefordert für diese Beleidigung meiner Weggefährten und diesen diplomatischen Fauxpas! Ich brauch ein Bier. Nein Schnaps. Sofort! Ach ja, und gleich ist Aufbruch, denn wir suchen nicht irgendwelche Zwerge, sondern Balin mit einer kreuzverfluchten Botschaft an die verdammten Könige von Adler und Beorn den Wandler. Oh und Gloin träumte davon, dass sein Bruder, der Begleiter Balins, absoff. Im Sumpf. Ich hafte mit meinem Bart dafür, dass er es nicht tut. Zwei Schnaps! DREI! SOFORT!
Vierter Tag, Abends
Weit gereist und Folkmarr über die Brisanz von Balins Gefährten und Gloins Traum unterrichtet. Er weiß also Bescheid, falls ich falle. Den anderen habe ich es nach einiger Überlegung nicht gesagt. Ich will Gloins Wunsch nach Diskretion nicht vollständig ignorieren, auch wenn ich immer noch Zorn verspüre. Ich sehne mich danach, Stahl zu schmieden, aber an dieser Fährstation ist nichts außer diesem Naseweis, der immer noch feucht hinter den Ohren ist.
Ah aber die Treppe, die Treppe! Ein Wunder aus Stein, Zwergenwerk ohne Frage. Die Fugen famos, die Stufen stark, der Stein stolz, die Kanten kraftvoll, die Rundungen wie die einer stolzen Zwergendame. Warum kann von den Völkern der Großen niemand diese Schönheit sehen? Diese Treppe wird noch stehen, wenn wir längst Staub sind, und sie würde selbst eine ganze Horde Drachen tragen.
Da ist der Naseweis wieder. Jetzt reicht’s, wieder so einer der stirbt weil Barden ihm einen Floh ins Ohr setzen. Dem wasch ich jetzt mal den Kopf, mal sehen ob er dann immer noch so begeistert ist nach ein paar guten Schlucken Wahrheit zum Abschmecken der Fantasie…
So, wieder ein paar Ohren so lang gezogen, dass man den Burschen auf dem Boden der Tatsachen festnageln kann. Soll er die Axt ergreifen, aber wenigstens denkt er nicht mehr, er würde mit einer Waffe in der Hand wie ein Schmiedehammer sein, der alles formt. Eher das weiche Eisen, das biegt und bricht. Der Anführer der Leute dieser Station, Nerulf, kam zu uns. Gab uns ein wenig Kraut und ein paar Tipps für den Sumpf mit auf den Weg. Klang alles mehr nach Tuffgestein: Hohl und aufgeblasen. Sumpftrolle und so’n Zeug. Aber wer weiß, vielleicht ist ja doch ein Kiesel Wahrheit darin…
Fünfter Tag, Morgens
Sind per Boot aufgebrochen. Was sehne ich mich nach gleißendem Schmiedefeuer. Kann das verdammte Ding nicht wenigstens aus gutem Fels sein?!
Fünfter Tag, Abends
Nicht viel passiert, aber haben einen guten Rastplatz gefunden. Odo und Noil meinten beide, jemanden gesehen zu haben, der sich am Ufer entlang bewegt wie ein Verfolger. Unwahrscheinlich, aber ich glaube ihnen, der eine hat wohl die Sinne seines Hundes mit adoptiert – was für ein Kalb, das wir nicht gekentert sind, den Göttern sei‘s gedankt! – und beim anderen – naja spitze Ohren haben scharfe Augen, wie mein Vater zu sagen pflegte.
Sechster Tag, Morgens
Hm… das gute Reisefrühstück. Klasse. Man zehrt den ganzen Vormittag, wortwörtlich. Ich habe echt ein Talent dafür, den zähsten Speck zu erwischen. Andererseits auch immer das zähste Leder. Ich könnte mal wieder was mit Nieten herstellen. Eine flexible Lederbrünne vielleicht mit leichter, aber fester Benietung, um Passierschläge abgleiten zu lassen. Beo könnte bei seiner Größe so etwas ohne Probleme tragen und müsste den biss einer Klinge nicht mehr so sehr fürchten. Muss mir das merken.
Sechster Tag, Nachmittags
Dieser Elf, Kundschafter Galion, wollte mich über die Klinge springen lassen, habe es in seinen Augen gesehen. Stoische Ruhe lernt man zum Glück beim Schmieden, hab‘ lieber die anderen reden lassen. War Gloin genau so? Aber er hat nützliche Informationen preisgegeben, nachdem Noil ziemlich sauer geworden war, etwa wie Milch. Arien wirkte auch nicht begeistert. Muss wohl ziemlich beleidigend gewesen sein, das Spitzohr mit seinen Nebel-Freunden. Apropo Nebel. Das kreuzverfluchte feuererstickende Zeug ist überall. Bah! Immerhin wussten sie dass die zwei hier lang waren. Immerhin ist Loki, Sohn von Lorak, auf meine Rufe endlich gekommen. Er hat sich bereit erklärt im Sumpf nach den Zwergen Ausschau zu halten. Treuer Freund! Ab ins Boot würd‘ ich sagen…
Sechster Tag, Abends
Wir haben ihr altes Lager entdeckt. Und wir haben den Brief gefunden, den sie verborgen haben unter einer Zwergenrune. Warum? Keine Ahnung, hoffentlich finden wir sie und es dann heraus. Ich muss zugeben, auf Stein hätten sich nicht so reichhaltige Spuren gefunden wie Odo sie hier entdeckt hat. Aber auf Fels hätte ein Zwerg auch nicht rasten müssen, er hätte die Stärke des Steins nutzen können, jawohl! Egal…wo ist mein Bier?
Ah ja, jetzt. Hammer reinigen beruhigt immer. Wir haben einen Tümpel gefunden, aber es war zu spät, um herauszufinden warum Spuren hinein führen. Verflucht! Vielleicht morgen.
Siebter Tag, Morgens
Immerhin wissen wir jetzt, warum sie so plötzlich und überhastet aufgebrochen sind: Dieser Platz erschüttert sogar den Kern von Granit. Unheimliche Lichter, Laute, Wolfsrudel, der See scheint zu wachsen, die Schatten bewegen sich und bekommen Augen, die Aasvögel färben die Bäume schwarz…
War irgendwie `ne miese Nacht, man fühlt sich wie ein Amboss. Mal sehen was der Morgennebel enthüllt…