15. Travia abends: Zurück bei der Hütte am See, entschließen wir uns spontan, dort doch nicht die Nacht zu verbringen. Zu verlockend erscheint die Aussicht, den modrigen, nach Fäulnis und Vergänglichkeit zum Himmel stinkenden Ort gegen ein warmes Quartier im Gasthaus zu tauschen und die Dankbarkeitsbekundungen der Dorfbewohner, auch in Form von Nahrungsmittelzuwendungen, entgegen zu nehmen. Ich habe das Gefühl, dass sich Narramis nach bestandenem Abenteuer zudem mehr Hoffnungen auf Zuwendungen anderer Art bei einer der beiden dort beschäftigten Bediensteten macht.
Auf dem Weg durch den Wald besprechen wir, ob es wirklich ratsam ist, dem süßspeisenvernarrten Brückentroll die schamanische Knochenkeule zu überlassen, nachdem sein Vorbesitzer es schließlich nicht vermocht hatte, deren offensichtlich sehr mächtigen Kräfte zu kontrollieren. Zwar hatte er gebeten, einen Nachfolger als Wächter über das Land aus seinem Volk für sie zu finden, doch herrschen auch innerhalb meiner Gefährtengruppe berechtigte Zweifel an der wirklichen Eignung Bomboroschs vor, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Der Vorbesitzer hatte sich, bei deutlich geeigneter, weil schamanischer Ausbildung bei ihrem Gebrauch versehentlich selbst versteinert. Meiner Ansicht nach ist die Zugehörigkeit zur Rasse noch kein ausreichendes Qualitätsmerkmal, dieses mächtige Artefakt gewissentlich zu hüten, geschweige denn ausreichend zu beherrschen. Mangels Alternativen einigen wir uns doch darauf, ihm die Keule zu übergeben und das Beste zu hoffen!
Unser Entschluß reift noch in den Gedanken nach, als wir auf dem Pfad vor uns in Rufreichweite eine weibliche Gestalt ausmachen, die sich uns als Morvin vorstellt und wissen will, ob wir ihr die gefundene Keule überlassen oder verkaufen würden. Mir ist die Frau von Anfang an nicht geheuer, sie erinnert mich ihrem Erscheinungsbild nach zu urteilen an die Erzählungen und Berichte der Dorfbewohner zur in den Wäldern beheimateten „Zauberfrau“. Und richtig, nachdem Karakal ausgeschlossen hat, ihr die magische Ritualkeule zu übergeben, werden wir von ihr und weiteren Begleitern aus dem Hinterhalt mit dem Ruf nach Vergeltung des Todes der Firungeweihten Nella (aus dem Dorf Bregel) heimtückisch angegriffen. Der Kampf ist kurz und blutig. Er endet mit dem Tode von dreien ihrer menschlichen Begleiter und sechs Gobblins, die diese Hexe, wie ich sie von nun an nenne, auf uns gehetzt hat, während sie sich selbst wie eine Ratte bei steigendem Wasserpegel aus einem Wasserrohr davon machte. Es ist wohl ihrer übersinnlichen Fähigkeiten zu verdanken, dass selbst ich es nicht vermochte, ihrer Spur zu folgen. Wir versorgen also unsere Wunden und untersuchen die Opfer, die sich tatsächlich als die gesuchten Jäger aus dem Dorf Bregel ausmachen lassen. Es bleibt zu klären, ob es eine Belohnung für das Stellen dieser Aussetzigen geben wird. Abschließend vor unserer Rückkehr nach Irdenhag, kümmert sich der Geweihte unter Mithilfe weiterer Gefährten noch um eine, wie sie es sagen, ordentlich götterfürchtige Bestattung. Ich werde wohl nie verstehen, warum diese Menschen der Natur zuwider handeln und den Tieren des Waldes ihre Beute durch Vergraben vorenthalten müssen …
Zurück in Irdenhag werden wir von Mik empfangen, der uns freudestrahlend und voller Dank vom Ende der Mindergeisterplage berichtet. Bei Essen und Trank berichten wir ihm und den anderen Dorfbewohnern von unseren Abenteuern am See, bevor wir uns zur wohlverdienten Ruhe begeben. Jeder für sich allein, was mir sehr recht ist, nur der Magus scheint etwas zu vermissen, nachdem heute der wirt selbst die Getränke serviert.
16. Travia: Am Tag nach dem Ende des Wichtelterrors berechen wir schnell in Richtung Sicherlingen auf. Der Dank der Dorfbewohner begleitet und bis hinter die ärmlichen Behausungen hin zur im Sumpf verankerten Holzwehr. Ich bin froh den Ort entlich wieder verlassen zu können und setzte mich zum Führen an die Spitze der Gruppe, bis mich Agrawan zurecht weist, ihm gebühre der Platz ganz vorn.
Wir kommen schließlich zur Brücke, wo wir dem Troll Bomborosch die Keule und einige weitere Honigkuchen übergeben. Er nimmt sich der übertragenen Aufgabe an und wird zukünftig als Wächter über das Land wachen. Bevor er sich mit seinem Sohn Bumburusch in die Wälder schlägt, übergibt er uns einen Sack mit Geld und Sachen, die er anderen Wanderern als Wegezoll abgenommen hat, als diese die Brücke überqueren wollten. Wir schauen ihm noch eine Weile nach, bis das Geräusch berstenden Holzes verebbt und setzen dann den Weg in Richtung Sicherlingen fort. Am Abend schlagen wir ein Lagen in der Wildnis auf.
17./18. Travia: Die Reise bis Sicherlingen verläuft ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Am Abend des zweiten Tages kommen wir beim Freiherren an, dem wir bei einem Festmahl aus köstlichen Eichelspezialitäten Bericht von den Vorkommnissen der vergangenen Tage in Irdenhag und der Lösung der dortigen Probleme durch Weitergabe der Keule an den Troll Bomborosch erstatten. Agrawan weist eindrücklich auf die schändliche Tat der Hexe Morvin hin, was der Freiherr auch gewillt ist, zur Kenntnis zu nehmen. Bevor wir uns zur Nachruhe mit dem Ziel eines frühmorgentlichen Aufbruchs gen Andergast begeben, erhalten wir unsere Belohnung. Das letzte an das ich mich noch erinnere, bevor ich vor dem Feuer in einem der gemütlichen Sessel einschlafe, ist ein wohl gestopftes Pfeifchen und das Lied des extra zum Anlass unserer Wiederkehr geladenen Spielmannes, der mir die Mär des Eichelkönigs in mein Ohr trägt.
Schönes Tagebuch. Hier meine Ergänzungen:
– Der versteinerte Troll mit Namen Rarusch war alt und schwach und hat daher das Ritual nicht mehr geschafft.
– Die Hexe ist keine Hexe, sondern eine Druidin mit Namen Morwen
– Sie hat Ähnlichkeit mit Nella und ihr vermutet eine Verwandschaft ersten Grades
– Die Jäger, die sich Ihr angeschlossen hatten hießen Alvin, Gernot und Erlwin
– Morwen ist geflüchtet und wird sicher weiter auf Rache sinnen. Eventuell werdet ihr Euch wiedersehen…