Aus den Aufzeichnungen von Zahir Errant von Boron, welcher auf seiner Reise begleitet wurde, vom Adeptus Minor Kolja Turleff, dem horasischen Krieger Don Marco di Adante, dem Gelehrten Ninjo Lattanziani und Erian Tappenbeg, einem Hallodri und Frauenschwarm.
Der Echsenmensch führte uns durch den Wald und schließlich zu einer Hecke. Etwas an ihr war unheimlich, der Achaz ging allerdings unbeirrt darauf zu, und wie von Geisterhand teilt sich das Gestrüpp und gab einen Weg frei. In dem dahinter liegenden Tal sahen wir schon bald eine Höhle, deren Eingang wie das geöffnete Maul eines Drachen wirkte. Nach einem kurzen Marsch standen wir direkt davor und entdeckten im Fels oberhalb der Öffnung einen Stein, der wie die Drachensteine, die einige von uns in den vergangenen Wochen erhalten hatten, aussah. Der Echsenmensch ging hinein und verschwand in der Dunkelheit. Wir folgten ihm vorsichtig. Es ging tiefer in den Berg hinab. Nach einer Weile endete der Abstieg vor einem Tor. Dahinter waren Stimmen zu hören. Noch bevor wir etwas verstehen konnten, drängte sich Don Marco di Adante nach vorne und riss die Tür auf.
“Was geht hier vor?”
Mit diesen Worten stürmte er in den Raum. Uns bot sich ein bemerkenswertes Bild. In der Höhle befand sich eine goldene Statue, übermannshoch, die das Abbild eines Drachen zeigte. Im Schatten dahinter stand der Echsenmensch und beobachtete uns teilnahmslos. Vor dem Bildnis stritten sich ein alter Mann in irdenen Gewändern und ein Meckerdrache. Beide verstummten, als wir den Raum betraten und wendeten sich uns zu. Bei dem einen schien es sich um den Druiden zu handeln, der schon mehrmals unseren Weg gekreuzt hatte, den wir aber nie zur Rede stellen konnten. Wir waren noch nicht einmal sicher, ob es sich bei ihm wirklich um einen Druiden handelte, auch wenn sein Äußeres darauf hin deutete. Der Drache war nicht sehr Furcht einflößend, er war nicht viel größer als ein Bornländer Hirtenhund.
Krachend schloss sich das Eingangstor. Und dann begann eine seltsame Unterhaltung. Der Meckerdrache beschuldigte uns, “unwertes Leben” zu sein. Der Druide, der sich als Megallon vorstellte, wirkte etwas zerknirscht und räumte ein, dass die vergangenen Wochen unserer Reise ein Test waren. Ein Test von Pock, so hieß der Drache, um festzustellen, ob wir am Leben bleiben durften. Dabei berief sich der Meckerdrache immer wieder auf Chorfanaë, dem er zu dienen, oder den er zu verehren schien. Die Statue in der Höhle sollte ihn wohl darstellen. Natürlich war die ganze Situation ziemlich abstrus, wir beschlossen aber zunächst, mitzuspielen. Pock sollte der Ankläger sein, während der Druide die Rolle eines Mittlers einnahm. Das Urteil würde dann von Chorfanaë gesprochen werden, dessen Orakel der Meckerdrache war.
Bei der ganzen Befragung warf uns Pock verschiedene Taten der vergangenen Woche vor und unterstellte dabei immer wieder niederträchtige Motive. Im einzelnen die Anschuldigungen hier zu erläutern, würde zu weit führen. Es sei nur soviel gesagt, dass es uns jedes Mal gelang, den Drachen vom Gegenteil zu überzeugen.
Nach vielen Vorwürfen und geraumer Zeit, gab Pock schließlich klein bei und entließ uns zähneknirschend in die Freiheit. Megallon folgte uns. Auf dem Weg hinaus berichtete er davon, dass ihn der Drache vor einigen Monaten gefangen hatte und ihn ebenfalls beschuldigt hatte, “unwert” zu sein. Daraufhin hatte er Pock gebeten, ihn von dem Gegenteil überzeugen zu dürfen und sich die Rätselaufgaben ausgedacht, denen wir in den vergangenen Wochen ausgesetzt waren.
Nach dieser Erklärungen hatten wir gemeinsam das Tal verlassen, und der Druide trennte sich von uns. Im Nachhinein wies seine Handlungsweise natürlich zahlreiche Fragen auf und wurde von uns skeptisch betrachtet, aber wir ließen es darauf beruhen.
Es war schon spät, und wir lagerten im Wald.
Am nächsten Morgen reisten wir zur Burgruine, in der Hoffnung, den Jäger Torge zu finden, leider ohne Erfolg. Also begaben wir uns zurück in die Wälder um Trackenborn. Erian schlich ins Dorf und sprach mit dem Weibel. Danach suchten wir bei der alten Eiche die Hexe auf und arrangierten so ein Treffen.
In der Nacht war es dann soweit. Der Weibel der Wache und Torge redeten miteinander. Der Jäger berichtete von seinen Beobachtungen, wie er den “Braunen Harro” im Wald mit Praioshilf Sonnacker gesehen hatte und wie dieser ihn im Dorf ausliefern wollte. Aus dem Gespräch, das beide führten, ging eindeutig hervor, dass der sogenannte Inquisitor und die Schergen in seinem Gefolge die Bande des “Braunen Harro” waren, die ihren Anführer verraten und verkauft hatten. Diese Information reichte dem Weibel, und er informierte den Burgherren. Danach stürmten wir gemeinsam mit der Wache die Räume der Verbrecher und konnten alle dingfest machen.
Nach einer kurzen Nachtruhe gab es am nächsten Tag ein Fest zu unseren ehren. Man dankte uns, es gab sogar eine kleine Belohnung. Danach machten wir uns auf die Rückreise nach Albenhus. Pagana Boll, die Tochter des Weibels und Soldatin auf der Burg, sollte uns begleiten und die Gefangenen in die Stadt überführen.
Die Reise dauerte fünf Tage und war weitestgehend ereignislos. An einem Abend erschien uns noch einmal Pock. Er war weiterhin übellaunig, keckerte etwas und lies einen Beutel fallen. Als er danach verschwand, fanden wir darin zahlreiche Goldmünzen alter Prägung. Vielleicht war das seine Art, sich zu entschuldigen?
Außerdem sei der Vollständigkeit erwähnt, dass Erian Tappenbeg seinem Ruf alle Ehre machte und mit Pagana Boll einige rahjagefällige Nächte verbrachte.
Am 20. Rondra 1017 BF erreichten wir Albenhus und übergaben die Gefangenen. Auch hier erhielten wir eine Belohnung und den versprochenen Sold.
In den folgenden Tagen trennten sich unsere Wege. Ich reiste weiter nach Norden, über Ferdock und Andergast in das Land der Thorwaler. Von meinen Reisegefährten hörte ich danach nur noch aus Geschichten. Doch davon soll jemand anderes berichten.