Kolja Turleff

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Gestatten mein Name ist Turleff. Kolja Turleff, um genau zu sein. Und dies hier ist mein ganz persönlicher Werdegang bis ich die Puniner Akademie verlassen habe. Dieses kleine Schriftstück soll mir selber nützlich sein, als Erinnerung an die Vergangenheit. Aber sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass doch noch wer anderes an meiner Herkunft interessiert ist… Nun ja, ihr haltet das Stück Pergament ja bereits zwischen euren Fingern. Wohlan.

Ich wurde geboren in einem kleinem bornländischen Bauerndorf. Es liegt in der Grafschaft Bornstein. Die Dorfbewohner selber haben wahrscheinlich bis heute ihrem Dorf keinen eigenen Namen gegeben, aber der Vogt von Bornstein, der regelmäßig kommt den Zehnten einzutreiben, nennt es Oberborn. Es liegt auf einem kleinen Hügel nördlich aber in Sichtweite des Fluß Born. Hier wurde ich geboren und verbrachte meine früheste Kindheit.

Mein Vater Toban ist (so denke ich, da ich schon lange nichts mehr von ihm gehört habe) ein einfacher Landarbeiter. Er besitzt kein eigenes Land, was seine Familie gerade in rauhen und langen Wintern immer wieder an den Rande des Verhungerns brachte. Der ein oder andere Säugling hat es auch tatsächlich nicht geschafft. Das weiß ich allerdings nur vom hören sagen, denn ich bin das letzte Kind meines Vaters. Meine Mutter Tatjana Turleff, möge sie in Frieden ruhen, verstarb in der Nacht meiner Geburt. Dieses tragische Unglück verhalf mir nicht gerade zu einem glücklichen Start ins Leben. Ich habe nicht unbedingt das Gefühl, dass ich öfter oder weniger häufig geschlagen worden bin als meine Geschwister, allerdings bin ich mir sicher, dass mein Vater sie, also meine Geschwister, liebt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater dieses Gefühl mir gegenüber nicht hegt.

Wie dem auch sei, mein Vater, so wie ich ihn kennen gelernt habe, ist ein Trunkenbold. Es mag sein, dass diese Neigung der Tod meiner Mutter ausgelöst hat, aber es machte mir und meinen Geschwistern regelmäßig Kummer. Garum der erst-geborene Sohn ist sieben Jahre älter als ich, Olga fünf und schließlich Petra mit drei. Da mein Vater aus offensichtlichen Gründen nicht immer auf uns aufpassen konnte, hat Garum diese Rolle übernommen. Die allgemeine Situation wurde auch nach der erneuten Heirat meines Vaters mit Svetlana Tchurnek nicht besser. Meine Stiefmutter, eine häßliche und dumme Kuh (etwas anderes fällt mir dazu nicht ein), ist nämlich genau so dem Alkohol verfallen wie mein Vater.

Im Endeffekt war es eine Kindheit wie sie wahrscheinlich überall in Aventurien unter gleichen Umständen verläuft. Es wurde nochmal schlimmer als mein Bruder zur Lehre bei einem Zimmermann in Bornstein ging, aber da war ich schon vier und konnte mich selber vor den schlimmsten Ausbrüchen meines Vaters in Sicherheit bringen. Ich hätte es mit ziemlicher Sicherheit meinem Bruder nachgemacht und wäre möglichst bald aus dem Hause meines Vaters ausgezogen, wäre da nicht der Winter in meinem 6. Lebensjahr gewesen.

Es war nicht mehr lange hin bis der Frühling endlich kommen musste, aber wir litten mal wieder Hunger. Eigentlich wie immer am Ende des Winters. Und in diesem Jahr haben es wohl auch die Wölfe zu spüren bekommen. In einer Nacht kamen sie aus dem Wald und rissen alle Schweine vom Bauer Pranzek. Die Nacht war so unheimlich, dass sich keiner raus getraut hat sie zu vertreiben. Ein kleiner Trupp wurde aus dem Dorf nach Bornstein geschickt, um Hilfe zu holen. Zwei Tage später kam die Hilfe. Meister Irjan Luminow, ein Magier aus Festum, nahm sich der Wolfsache an. Ich kann gar nicht sagen was er genau gemacht hat (heute denk ich sogar manchmal, dass er eher etwas zurückgerufen hat,) aber nach zwei Tagen kam er aus dem Wald wieder heraus und teilte Pranzek mit, dass nun alles in Ordnung sei.

Wir Kinder des Dorfes waren natürlich neugierig und standen in einer dichten Traube um ihn herum. Nachdem das geschäftliche geklärt war belustigte er uns sogar mit einer kleinen Darbietung eines einfachen Manifesto. Unsere Unaufmerksamkeit nutzte er, um einen weiteren Spruch zu wirken: Odem Arcanum. Ich kann mich heute noch gut an die kalten bohrenden Augen erinnern, die mich förmlich aufspießen wollten. Danach wollte er unbedingt meinen Vater kennen lernen. Er war aber ziemlich enttäuscht, dass Toban über keinerlei finanzielle Ressourcen verfügte.

In der folgenden Wochen wurde ich mal sanft mal unsanft, je nach Laune von Meister Luminow, erst zum Grafen von Bornstein und dann zur Akademie nach Festum gebracht. Hier wurde mein weiterer Werdegang der nächsten Jahren verhandelt. Festum war dabei die einfachere Station. Ich wurde einem kleinen Tribunal präsentiert, die ebenfalls die Gabe erkannten und ein Schreiben für meinen Vater aufsetzten. Ich weiß aber noch, dass wir mehrere Tage in Bornstein waren in denen ich aber meistens nichts zu tun hatte. Meister Luminow so denke ich aber heute, verschacherte mich und meine Gabe an die Adligen. Er war auf jeden Fall sehr gut gelaut als wir unsere Weiterreise nach Festum unternahmen. Und wie soll ich sagen, die akademische Ausbildung ist teuer. Aber die Herren von Bornstein sind bisher für jeden Heller aufgekommen.

Er brachte mich dann zurück nach Oberborn, gab den Schrieb meinem Vater und schärfte ihm deutlichst ein, dass er von nun an gut für mich zu sorgen hat. Und was hat es mir gebracht? Eine Tracht Prügel an die ich mich bis zum Ende meines Lebens erinnern werde. Die Kunde von meinem Talent verbreitete sich natürlich schnell im Dorf. Und genauso schnell verlor ich meine alten Freunde. Nur mein Bruder war hocherfreut und kam extra eines Tages aus Bornstein her, um mir zu gratulieren. Trotzdem die nächsten paar Jahre waren einsam, in denen ich niemand hatte außer mir selbst. Immerhin musste ich keinen Hunger mehr leiden, denn Soldaten vom Grafen kamen nun regelmäßig in unser Dorf. Angeblich, um nach dem Rechten zu sehen, aber in Wahrheit wurde darauf geachtet, dass mir nichts böses widerfährt.

Ich war gerade 10 Jahre alt, als im Frühjahr abermals Soldaten des Grafen in unserem Dorf auftauchten. Diesmal aber kamen sie mich holen, um mich wieder nach Festum zu bringen. Dort würde über meine genauere Laufbahn beratschlagt werden. Wir ritten jedoch zunächst wieder zum Anwesen des Grafen. Ich fand es damals schon ziemlich ungewöhnlich dass er und sogar seine Frau mitkamen nach Festum. Ich fand mich also unerwartet in dem Gefolge eines Grafen wieder. Nun ja vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen, denn genau das wird wohl mein weiteres Leben darstellen.

In Festum selber wurde ich abermals untersucht, diesmal aber eingehender. Nun ja, zumindestens dauerte es länger und es waren auch mehr Gildenmagier beteiligt. Auch Luminow war einer der Anwesenden. Es war wohl offensichtlich, dass ich eine besondere Neigung zur Elementarkontrolle hatte und dementsprechend in der Halle der Quecksilbers zu Festum gut aufgehoben gewesen wäre. Wahrscheinlich weil es seinem Stand entsprach wurde diese Entscheidung als Empfehlung dem Grafen übermittelt.

Bei diesem Gespräch war ich damals anwesend und ich kann mich noch gut erinnern. Jaunava Dagoneff in Begleitung von Luminow sprach mit dem Grafen. Ich weiß noch, dass Luminow ein süffisantes Grinsen zur Schau stellte und die Halsschlagadern des Grafen hervortraten. Seine Frau bedankte sich höflich bei den beiden hochrangigen Magiern und entließ sie schleunigst, bevor der Graf seine Wut (?) nicht länger hätte zügeln können und ohne ihnen eine Zusage oder Absage zu geben. Die Magier gingen und die Gräfin sagte zu ihrem Mann, dass sie sich darum kümmern würde.

Insgesamt verging knapp eine Woche in der ich mich mit dem Knappen des Grafen zwar öfters prügelte und immer unterlag, aber trotzdem anfreundete. Irgendwas hatte die Gräfin in Bewegung gesetzt und ich weiß bis heute nicht genau was und vor allem zu welchen Zweck. Wohl weiß ich aber noch das eines Abends die Stimme von Luminow laut aus dem Zimmer des Grafen schallte, „Das werdet ihr bereuen ihr elendes Frauenzimmer!“ Die Empfehlung wurde außerdem geändert und statt Festum wurde die Heimstätte der nächsten Dekade die Akademie in Punin.

Nach einer langen Reise kam ich also in Punin an und wurde in den arkanen Künsten unterrichtet. Wie die Magier bereits in Festum festgestellt hatten, verfüge ich über eine besondere Begabung die 6 Elemente herbei zu rufen. Die Herren von Bronstein drängten darauf, dass ich mich auch in den Künsten der Alchemie bewähre und in der Tat ist mir das gut geglückt. Nach den Unterweisungen von Meister Tommelian bin ich nun in der Lage die astrale Macht bei der Erstellung von Tränken zu nutzen. Und wie jeder andere Novize wurde ich ausgebildet in Lesen und Schreiben, Geschichte, Magiekunde und wurde natürlich unterwiesen in den Rechten und Pflichten des Codex Albyricus.

Genaueres zu meiner Zeit in Punin werde ich wohl bald zu Papier bringen, aber nun ist die dritte Pergament Seite an meine Jugend verschwendet und das soll fürs erste einmal reichen. (he)

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Über thd

1984 DSA 1 zum Geburtstag gewünscht und wider Erwarten die Basis-Box bekommen. Nachdem ich Silvana drei mal befreit hatte, merkte ich, dass ich Mitspieler brauchte, um mit der Box weiter etwas anfangen zu können. Glücklicherweise sah ein Freund aus der Nachbarschaft die Bücher bei mir herum liegen und meinte, sie würden in einer Runde etwas ähnliches Spielen, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen. Klar hatte ich das, und so bin ich mit Dungeons & Dragons angefangen. Zahlreiche Runden, Systeme und eine Vereinsgründung später, findet sich auf THORNET ein ziemlich großer Ausschnitt meiner Rollenspielerlaufbahn.

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