Der Zinnsporn

Schreibe eine Antwort

Rubens Tagebuch – Übersreik, 28. Oktober 2512

Heute war ein interessanter Tag, ich habe viel über mich selbst gelernt. Als wir uns morgens im Brückenhaus zum Frühstück trafen, waren wir mehr oder weniger ratlos, wie wir weiter verfahren sollten. Die Erlebnisse der letzten Tage stellten ziemlich klar heraus, das wir planen konnten wie wir wollten, es passierte eh immer etwas vollkommen Unvorhersehbares. Und dann mussten wir sehen, wie wir wieder herauskamen.

Also beschlossen wir erst einmal einfach zum Zinnsporn zu gehen und zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten. Und sie entwickelten sich. Natürlich vollkommen anders als gedacht.

Wie so oft sahen wir die Leute des TVÜ vor dem Zinnsporn. Sie hielten Schilder hoch auf denen ihre Forderungen standen. Warum auch immer?! Die meisten Übersreiker können überhaupt nicht lesen… Da kam uns die Idee, doch die TVÜler zu fragen, ob sie nicht Yannik gesehen hatten. Immerhin waren sie ständig hier.

Ich lief also zu einer der Shallyapriesterinnen, die wir schon hier gesehen hatten und begrüßte sie. Dann schüttelte ich allen anderen die Hand, was sie ziemlich verwirrte. Scheinbar waren sie es gewohnt beschimpft oder mit faulem Gemüse beworfen zu werden. Ich beschloss, ihre Verwirrung zu nutzen und redete schnell auf sie ein. Als ich Yannik erwähnte, dass er ein Freund sei und wir ihn suchten, wurde Gabriela Brestrich sichtlich erschüttert und wandte sich ab. Leider drängte sich ein Mann zwischen mich und sie, so dass nur Kruger dies mitbekam. Er heftete sich an ihre Fersen, als Gabriela sich einige Schritte entfernte.

In der Zwischenzeit redete ich auf den Mann, Kurt Ungemach, mit Engelszungen ein und er glaubte mir. Schließlich rückte er mit der Wahrheit heraus: Gabriela und Yannik seien ein Paar und er sei bereits seit ein paar Tagen verschwunden. Darum würden sie hier nach ihm Ausschau halten.

Kruger bedrängte in der Zwischenzeit Gabriela wohl etwas zu sehr mit seinen Fragen, denn sie verpasste ihm eine heftige Ohrfeige. Und das von einer Shallyapriesterin! Aber ehe es eskalieren konnte, kam Konrad hinzu und meinte das wir doch alle dasselbe wollten, nämlich Yannik finden. Schließlich vereinbarten wir, zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach ihm zu suchen. Als Kurt hörte, dass wir im Zinnsporn arbeiteten, machte er große Augen und wage Andeutungen. Er meinte, sie könnten für ein Ablenkung sorgen. Ich machte ihm klar, dass sie nichts tun sollten, was uns im Zinnsporn gefährden konnte.

Dann gingen wir hinein zu Wilhelm Schettler, der uns fast väterlich begrüßte. Also, ich denke das zumindest. Bei meinem Vater gab es meist ziemlich viel Arbeit, wenn er sich sehen ließ und gelegentliche Kopfnüsse, wenn etwas nicht so lief wie er wollte…

Aber egal, wir unterschrieben einen drei Monatsvertrag, den wir zum Glück auch vorher kündigen konnten, und wurden dann von Felix Eisenseite zu den Kammern geführt, in denen wir wohnen konnten. Er führte uns noch ein wenig herum. Überraschend sauber und ordentlich war es hier unten, also völlig anders als in der verlotterten Kaserne der Wache.

Wir erfuhren, dass es noch andere Neulinge außer uns gab und dass der Champion weiter unten lebte, zusammen mit seinen treuen Anhängern und dem Eiswolf. Aber dort hätten wir keinen Zutritt. Als ich Felix fragte ob er dort vorher gewohnt hatte, weil er ja vorher Champion war, wurde sein Blick kurz ziemlich kalt und hart. Das war also ein wunder Punkt. Schließlich verließ Felix uns mit dem Hinweis, dass wir uns in zwei Stunden wieder träfen. Dann würde das Training beginnen.

In dem großen Speisesaal gab es überraschend gutes Essen und wir konnten mit ein paar anderen Kämpfern sprechen. Alle sprachen mir Respekt und beinahe Ehrfurcht von Reikhart, was doch irgendwie eigenartig war. Alle lobten diesen Mann über den grünen Klee! Konrad fand noch heraus, dass in den letzten Tagen recht viele neue Leute außerhalb von Übersreik angekommen waren. Viele sahen aus wie Veteranen und schienen Reikhart bereits zu kennen. Was konnte das wieder bedeuten? Wir würden es herausfinden müssen.

Dann war es Zeit sich wieder mit Felix zu treffen. Wir und andere Neulinge wurden in die Waffenkammer gerufen. Dort erzählte er uns ein paar Dinge über die Kämpfe und das er sehen wollte, wozu wir uns eigneten. Dazu wollte er Alanus, Kruger, Konrad und mich als Gruppe gegen eine andere Vierergruppe kämpfen lassen. Wir konnten jeder zwei Gegenstände, bzw. Waffen wählen und sollten uns eine Taktik überlegen. Natürlich handelte es sich um Übungswaffen, aber es würde trotzdem ziemlich wehtun, davon getroffen werden.

Wie wir bestand auch die andere Gruppe aus zwei guten Nahkämpfern und zwei weniger erfahrenen. Wir taxierten uns gegenseitig, aber auch wenn die anderen eine gewissen Gefahr darstellten, so machten sie mir keine Angst. Wir hatten gegen Mutanten, Attentäter und zahlreiche Monster gekämpft und gewonnen. Diese Erkenntnis überraschte mich selbst ein wenig, aber es stimmte. Ich hatte keine Angst vor diesen Typen. In den Gesichtern meiner Freunde konnte ich das gleiche sehen. Mittlerweile waren wir ziemlich gut darin anderen die Hölle heiß zu machen.

Felix führte uns in die Arena und wies uns an loszulegen. Und wir legten los. Alanus stürmte voran und traf den ersten Gegner gleich hart. Kruger setzte hinterher und fiel dem gleichen Kämpfer in die Seite. Damit hatten wir unsere Taktik gefunden. Wir konzentrierten uns immer mit mehreren auf einen Gegner, um diesen schnell auszuschalten. Von den Zuschauerrängen ertönten begeisterte Zurufe. Dort hatten sich andere Kämpfer eingefunden, um uns zuzusehen.

Immer wieder versuchten die anderen uns anzugreifen und ihren bedrängten Kämpfern beizustehen, aber sehr schnell fiel der erste von Ihnen in den Staub. Dann der nächste und so weiter. Natürlich wurden auch wir getroffen. Alanus und mich erwischten ein paar harte Treffer, aber wir waren schlimmeres gewohnt. Einmal traf Konrad einen der Gegner so hart, das er dessen Rippen brach, doch dieser kämpfte verbissen weiter und war sogar der letzte der noch stand ehe auch er zu Boden geschickt wurde.

Irgendwann während des Kampfgetümmels konnte ich aus den Augenwinkeln sehen, wie Reikhart mit Felix sprach und auf uns zeigte. Da sollte noch etwas auf uns zukommen. Und so war es auch. Kaum das der letzte gegnerische Kämpfer außer Gefecht war, rief Felix zu, dass es eine zweite Runde für uns gäbe.

Dann preschten vier Kampfhunde auf uns zu. Sofort nahmen wir eine Verteidigungsformation ein. Die Hunde griffen blitzschnell an, bissen aber nicht wirklich zu. Dann ertönte ein Pfiff und sie rannten zurück zu Reikhart. Es war vorbei und wir hatten klar gewonnen. Wir halfen den anderen auf und ich untersuchte den Mann, dessen Rippen gebrochen waren, um ihn zu behandeln.

Auch ich würde ein paar ordentliche blaue Flecken bekommen, doch es war auch aufregend gewesen.  Es hatte sogar Spaß gemacht. Ich musste unbedingt mehr trainieren, um besser zu werden. Es würde immer Momente geben, in denen Magie nicht möglich oder fehl am Platz war. Ich konnte mich nicht immer darauf verlassen zaubern zu können. Tatsächlich freute ich mich darauf weiter mit Waffen kämpfen zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutzhinweise: Die E-Mailadresse wird an den Dienst Gravatar übermittelt (ein Dienst der Wordpress Entwickler Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Deiner Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Dich auf unsere Datenschutzerklärung. Du kannst gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.