Therion Veyloran

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Wellen der Erinnerung

Erinnerungen sind wie die See. Manche sind still und unberührt, wie die Tiefe des Meeres, andere sind wild und unbändig, wie die mächtigen Wellen, die gegen die Küste branden. Noch weiß ich nicht welches Schicksal mir vorbestimmt ist, die ruhige See oder das stürmische Meer, das mich holen will. Auch wenn ich niemals Liebe für die Seefahrt empfinden konnte, so liebe ich doch das Meer mit all seiner Unberechenbarkeit.

Therion Veyloran erblickte am 3. März im Jahre 333 das Licht von Krynn. Geboren in Lancton, einer Stadt in Nord Ergoth. Sein Vater, Garados Veyloran, war ein berühmter Seefahrer und Kaufmann. Seine Mutter, Lady Amadisa Veyloran, war eine Gelehrte aus Solamnia, aber auch eine Fremde in Ergoth. Dann gab es noch eine ältere Schwester, Keylara, die das Talent und die Leidenschaft für die Seefahrt von ihrem Vater geerbt hatte.

Auch Therion sollte der Familientradition entsprechend ein Seefahrer werden, doch sein Talent war mäßig und seine Leidenschaft gehörte seit frühester Kindheit den Büchern. Das hatte er von seiner Mutter geerbt, die, was er damals noch nicht ahnte, eine Magierin war. Sie hatte ihre Berufung für Liebe und Familie aufgegeben und war mit ihrem Gatten nach Ergoth gezogen. So oft sie konnte, reiste sie mit Therion nach Gwynned und zeigte ihm Universitäten und Bibliotheken. Er verschlang Bücher über jedes Thema, besonders die Geschichten über Magie. Sein Intellekt war anderen Kindern überlegen, doch für seinen Vater war er eine Enttäuschung.

Sein Leben war behütet, bis er mit seinem Vater auf See von Piraten überfallen wurde. Minotauren waren unter ihnen und sie segelten unter der Flagge des Roten Kondors. Angst und Wut führten zum ersten bedeutenden Ausbruch seines magischen Talents. Ein Blitz schoss aus seiner Hand und starker Wind kam auf. Bereits zuvor gab es einige schwächere Anzeichen für die in ihm schlummernde Magie, aber bis zu diesem Tag versteckte er sie vor der Welt und seiner Familie, da er fürchtete seine Heimat verlassen zu müssen.

Garados Veyloran wurde von den Piraten gefangen. Kurz bevor er verschleppt wurde, drückte er Therion seinen Kompass und Glücksbringer in die Hand, der ihm immer den Weg weisen sollte. Einige Seeleute entkamen dem Gemetzel, unter ihnen Therion. Als es viele Jahre später noch immer kein Zeichen gab, ob sein Vater noch lebte, stach seine inzwischen erwachsene Schwester Keylara in See, um ihren Vater zu finden und zu befreien. Bis zum heutigen Tage kehrte auch sie nicht zurück.

Die Zeit verstrich, während seine Mutter ihr Wissen an Therion weitergab. Eines Tages wurde Amadisa plötzlich krank und verstarb noch im selben Jahr. Sie schien es geahnt zu haben, denn sie hatte Vorkehrungen getroffen. Sie schenkte ihm ihre Lupe, sie würde ihm helfen den Durchblick zu behalten und seinen Zorn zu bändigen. Ein befreundeter Magier der Roten Roben, Hieronymus Delafaire, kam nach der Bestattung und nahm den Jungen auf, um ihn zu unterweisen. So erfuhr er, dass seine Mutter die Prüfung zur Magierin abgelegt hatte. Weshalb sie der Magie den Rücken zugewandt hatte, blieb bis heute ein Geheimnis.

Der Magier nahm ihn mit nach Neuhafen und gab ihm ein neues Zuhause. Er erkannte schnell, das Therion ein Talent für Beschwörungs- und Verwandlungszauber hatte. Er bereitete ihn so gut er konnte auf die Prüfung im Turm der Magier vor. In seiner wenigen Freizeit besuchte er oft die Universität von Gwynned und verschlang alle Bücher, die er in die Hände bekommen konnte. Sein Wissen über die arkanen Künste, die Elemente und die Ebenen wuchs an und er lernte begierig die Zaubersprüche, die sein Mentor ihn lehrte.

Die restliche Zeit waren sie viel auf Reisen. Er lernte Solace und Haven kennen, reiste durch Solamnia und sah die Türme und Paläste von Palanthas. Es war eine gute Zeit, auch wenn er seine Familie noch immer vermisste und die Gefühle in plötzlichen Wellen über ihn hereinbrachen. Als der Krieg ausbrach, wurde es schlimm in Neuhafen. Sein Meister schloss den Neumondladen und sie verbrachten noch mehr Zeit auf Reisen.

Eines Tages kam sein Lehrmeister zu ihm und sagte, er hätte ihm bereits alles beigebracht, was er konnte, und es sei an der Zeit, zum Turm der Magier aufzubrechen und die Prüfungen abzulegen. Mit dieser Reise begann ein neues Kapitel im Leben von Therion Veyloran, die Wellen trugen ihn fort und spülten ihn an neue Küsten…

Wogen der Prüfung

Es war nun 12 Jahre her, im Jahr 346, das Magister Hieronymus Delafaire mich aufnahm, und mir ein neues Zuhause in Neuhafen gab. Besonders der Dreimondladen faszinierte mich, auch wenn Kunigunde mich einige Male erwischte, die Geheimnisse des Ladens auszukundschaften. Als er 351 nach Ausbruch des Krieges geschlossen wurde, gingen wir noch öfters auf Reisen. Solamnia, Palanthas, Kalaman, Southlund, Vingaard, Lemish, Haven, Solace, Ergoth, Gwynned, Pax Tharkas, das waren nur einige der wohlklingenden Namen der Orte, die ich sehen durfte. Manchmal wirkte es wie ein Traum, doch die Wellen trieben mich immer weiter.

Nachdem wir den Turm der Magier in Palanthas, zumindest aus der Ferne besucht hatten, selbst Hieronymus traute sich nicht näher an ihn heran, sagte mir mein Mentor, er könne mir nichts weiter beibringen und es sei Zeit, die Prüfungen abzulegen. Obwohl ich bereits seit Jahren auf diesen Augenblick zusteuerte, war ich einen Augenblick wie gelähmt. Wieder hörte ich die Brandung in meinem Kopf, sie wurde eins mit mir. So entschied ich, im Jahr 356, nach Wayreth zum Turm der Magier zu aufzubrechen, um meine Prüfung abzulegen. Entweder würde ich bestehen und auf den Wogen reiten oder der Tod würde mich für immer in die Tiefe reißen.

Wir reisten von Neuhafen aus mit dem Schiff. Eines Nachts wurde ich wach, wir wurden angegriffen. Als ich an Deck kam, sah ich eine Piratengaleere, sie segelte unter der Flagge des Roten Kondors. War es dasselbe Schiff, das meinen Vater gefangen nahm? Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Eine brutale Schlacht tobte, mein Mentor verteidigte das Schiff mit Magie. Dann stürmte ein Minotaurus auf mich zu. Ohne nachzudenken, wirkte ich meine einstudierten Schutzzauber, griff den Feind mit Magie an und beschwor einen Wächter aus den Ebenen. Es dauerte nur Sekunden und war denkbar knapp, ich war verletzt, doch mein Gegner war tot.

Der Kampf ging weiter, aber wir konnten vor der Galeere fliehen. Als wir abgetrieben wurden, sah ich durch ein Loch im Rumpf meinen Vater an einer der Ruderbänke angekettet. Die Galeere sank, was sollte ich tun. Gegen den Rat meines Lehrmeisters schwebte ich zum Schiff, sprengte die Ketten und sprang mit meinem Vater ins Wasser. Wir griffen nach einem Fass und wurden schnell abgetrieben. So trieben wir im Meer, weit und breit kein Land und kein Schiff in Sicht und es wurde Nacht.

Die Situation wurde immer hoffnungsloser als wir eine Kiste auf den Wellen entdecken. Sie war zu klein für uns beide, so wechselten wir uns ab, um uns auszuruhen. Als am Tag, wir waren bereits völlig erschöpft, immer noch keine Hilfe in Sicht kam, entscheid mein Vater, sich für mich zu opfern. Ich wollte es verhindern, doch ich hatte keine Kraft mehr. Er stieß sich von der Kiste ab und ich konnte nur zusehen, wie er sich treiben ließ und dann im Meer versank. Den Augenblick werde ich nie vergessen. Schwärze umfing mich, die See forderte Tribut.

Als ich zu mir kam, lag ich völlig erschöpft, entkräftet, ausgehungert und klatschnass auf dem kalten Boden des Turms von Wayreth. Nichts wirkte real, doch es schien, als wäre dies nur in meinem Kopf passiert, als Teil der Prüfung. Vermutlich würde ich nie erfahren, ob es real oder Fiktion war. Die Hohen Magier bestätigten, dass ich den Test erfolgreich absolviert hatte und nun ein vollwertiges Mitglied der Zauberer der Hohen Magie war. Nun standen mir die Türme für meine arkanen Forschungen zur Verfügung. So richtig greifen konnte ich das erst einige Tage später.

Hieronymus Delafaire verabschiedete sich nach Neuhafen und lud mich ein, ihn jederzeit zu besuchen. Mein Ziel war Gwynned, meine alte Heimat. Dort studierte ich und besuchte die alte Universität zum Gedenken an meine Mutter. Im Jahr 358 geschah etwas Unvorhergesehenes. Ich hatte plötzlich das Gefühl, meine Brust explodiert und ich sah eine Vision vom nahenden Tod meines Lehrmeisters. Er schrie und war von Flammen umgeben. Ich griff nach meinem Gepäck, zog instinktiv die kleine Schachfigur hervor, die er mir für Zeiten der höchsten Not geschenkt hatte, zerbrach sie und wurde augenblicklich an einen fernen Ort teleportiert.

Wieder einmal hatten mich die Wogen ergriffen und in die Ferne gespült. Einen Augenblick fühlte ich mich, als wenn mich etwas unter Wasser zog und das Atmen verhinderte. Ich kämpfte um die Oberhand. Dann griff ich in meine Tasche und fand dort eine Lupe. Sofort beruhigte sich meine innere See und entspannte sich. In einer anderen Tasche ertastete ich einen Kompass und wusste, er würde mir den Weg weisen…

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