23. Oktober 2512, Übersreik, Reikland
Liebe Hildrun,
das sind ja gute Nachrichten, dass Vaters Streit mit Freiherr von Diefurth beigelegt ist. Es kam jetzt aber wirklich überraschend, dass dem Freiherr plötzlich Hörner wachsen. Das Chaos lauert leider überall. Gut, der Scheiterhaufen war jetzt schon ein dramatisches Ende für ihn, aber so läuft es nun mal.
Apropos Chaos, das erinnert mich an unsere Situation in Übersreik. Wo war ich? Ach ja, wir hatten den Troll erschlagen.
Im Laufe des Nachmittages bekamen wir noch eine Nachricht, dass wir uns die Belohnung für den getöteten Troll abholen konnten. Das war am Ende sogar recht schnell gegangen, wenn man bedenkt, was das für eine Odyssee war, den Kopf überhaupt loszuwerden. Im Rathaus wollte man ihn nicht haben dafür schickte man mich auf einen Rundgang zu irgendwelchen Brückenwächtern zu einem weiteren Wachhaus und wieder zurück, bis ich ihn dann doch endlich irgendwann loswurde. 20 Goldkronen war am Ende die Belohnung die sicherlich für die Gefahr, der wir uns ausgesetzt hatten, etwas höher hätte ausfallen können. Trotzdem bin ich froh, dass dieses Monster keine Unschuldigen mehr töten kann und das ist mir tatsächlich etwas wichtiger. Und auch 20 Goldkronen sind erstmal eine gute Bezahlung damit wir die Schulden, die wir bei Rudi noch haben schnellstmöglich begleichen können. Das aber nur am Rande. Wichtiger war das, was an diesem Abend passieren sollte. Heute sollte die große Party mit Abschluss-Feuerwerk im Roten Mond starten. Dafür gab es noch einiges vorzubereiten.
Die Forderung von Franz Lohner war klar: alle Attentäter, die heute auftauchten, sollten wie auch immer im Haus verbleiben, bis das Feuerwerk losging. Das große Problem dabei: wir wussten nicht, ob sie kommen und wenn ja, wann. Wie viele das wussten wir zumindest grob. Der Slayer und der Attentäter kamen sicherlich allein und die Tileaner zählten wahrscheinlich ein halbes Dutzend. Wir hatten einige Ideen wie man Fallen installieren konnte schließlich hatten wir gerade erst am Nachmittag einige Erfahrungen damit gesammelt. Doch für viele dieser Ideen fehlten uns die Mittel und vor allem die Zeit. Außerdem sollten die Attentäter keine Gefahr bemerken, sonst wären sie vielleicht wieder verschwunden, ohne das Haus zu betreten. Also mussten sie auf jeden Fall reinkommen, durften es aber auch nicht wieder verlassen.
Am Ende einigten wir uns darauf, dass wir die Attentäter im oberen Stockwerk entweder aufhalten oder bekämpfen wollten. Für diesen Zweck installierten wir ein paar einfache Fallen wie Netze über den Türen, um Eindringlinge damit vielleicht fangen zu können. Wir platzierten auch ein Paar Eimer mit Schmierseife und präparierten unsere Schuhe, sodass wir nicht ausrutschen konnten. Vielleicht wird uns auch das helfen, wenn es zu einem Kampf kommen sollte. Franz Lohner hatte derweil den Sprengstoff platziert und uns die Zeitnehmerkerze gegeben, um sie an einer für uns genehmen Stelle zu platzieren. Was wir auch taten.
Was die Sache insgesamt für uns etwas vereinfachte: wir wollten nur zwei Räume bewachen. Zum einen das Schlafzimmer mit einer Tür zum Flur und einer weiteren Tür ins Arbeitszimmer. Zwei Fenster gab es hier noch, eins zur Giebelseite nach hinten und ein kleines Dachfenster. Das Arbeitszimmer konnte man nur durch das Schlafzimmer betreten und es gab nur ein Fenster zur Gasse vor dem Haus. Dieses Zimmer ließen wir erleuchtet durch eine Lampe und ein Feuer im Kamin. Die Chance, dass dort jemand versuchte unbemerkt einzusteigen, sank dadurch erheblich. Das Giebelfenster im Schlafzimmer verstärkten wir zusätzlich, dass es möglichst schwierig und laut zu öffnen war. Kruger und ich versteckten uns in den dunklen Ecken des Schlafzimmers, Alanus und Ruben im Arbeitszimmer.
Nur diese beiden Räume zu bewachen, erleichterte vieles. Es war ein großes Haus, es gab viele Zimmer und Winkel. Wir waren nur zu viert und so hatten wir den Kampfplatz gewählt und hatten dadurch einen Vorteil.
Und so warteten wir, dass etwas geschah. Draußen auf den Straßen wurde es langsam leiser als es vielleicht gegen 23:00 Uhr doch plötzlich sehr laut wurde. Eine Zwergenstimme erhob sich, offensichtlich von jemandem der doch deutlich angetrunken war. Das war wohl sicher der Slayer Thikad Urgolsson, der draußen grölend und Drohungen ausstoßend vor der Tür stand und anfing, auf selbige einzuschlagen. Er beeilte sich dabei nicht besonders und schien es zu genießen. Etwaige Aufmerksamkeit auf der Straße ließ ihn völlig unbeeindruckt.
Also warteten wir weiter als ich ein Geräusch hörte. Irgendwo hier im oberen Stockwerk vernahm ich ein sehr leises Geräusch von splitterndem Glas. Hier schien jemand oder mehrere Personen einzusteigen. Und es dauert auch nicht lange das wir Geräusche an der Tür zum Schlafzimmer hörten. Die Tür öffnete sich leise. Die Falle, die wir installiert hatten, ein Netz an der Decke über der Tür, schien aber irgendwie bemerkt worden zu sein, obwohl es doch sehr dunkel war. Da es mehrere Personen waren, handelte es sich bei diesen Gestalten um die Tileaner.
Einer von ihnen eilte sehr schnell und leise in das Zimmer, vermutlich weil er die Falle nicht auslösen wollte, und blieb dann zunächst stehen. Er sah sich um, bemerkte uns in unseren dunklen Ecken aber nicht. Dann drehte er sich zur Tür und machte ein paar Handzeichen, bevor er sich der halboffenen Tür zum Arbeitszimmer zuwandte. Dieses betrat er, während weitere Personen in das Schlafzimmer kamen. Der erste hatte inzwischen das Arbeitszimmer betreten, wo Ruben wahrscheinlich einen Zauber wirkte, was ich aber nicht richtig sehen konnte. Alanus stürmte auf diese Person ein. Währenddessen nahmen Kruger und ich die Person, die als zweites das Zimmer betreten hatte, unter Beschuss. Zwei Treffer aus meiner Armbrust und von Krugers Bogen reichten und er ging zu Boden.
Tja liebe Schwester, an dieser Stelle muss ich zunächst aufhören. Solltest du einen weiteren Brief von mir erhalten, dann weißt du, dass alles gut gegangen ist.
Bis dahin grüß bitte unsere Eltern und Sigmars Segen
Dein Konrad