Upsala, 31.12.1880
Als Sunna am Morgen nach Ingrid schaut, schläft diese noch einen unruhigen Schlaf. Falls sie Verletzungen hatte, sind diese nicht mehr zu sehen. Kaffeeduft steigt in meine Nase. Nach und nach treffen alle Mitglieder der Gesellschaft im Speisesaal ein. Viola und Johanna haben schon eingedeckt, begrüßen uns höflich und schenken uns Kaffee ein.
Sunna erkundigt sich nach Frau Bäcklund. Sie könne selbstständig essen und sei körperlich in gutem Zustand. Sie scheine eine Art Amnesie zu haben und zeitweise völlig apathisch zu sein.
Die beiden berichten, dass heute Morgen bereits Besuch für uns vor der Tür stand: Franzibald Hansen, ein alter Freund von Linnea. Unser Verwalter Algot hat ihm berichtet, dass Linnea in der Nervenheilanstalt verweilt. Heute Nachmittag möchte er uns treffen.
Eine junge Dame, Amanda Lorenz, Journalistin und Freundin von Ingrid Bäcklund war ebenfalls hier. Sie weiß, dass Ingrid uns sprechen wollte, bevor sie verschwand.
Nachdem die Kapelle nun mit Samuels Hilfe eingeweiht ist, soll der Stall fertiggestellt werden. Norvid bittet Viola, uns leckeren Lebkuchen aus dem Bürger & Bäcker zu besorgen. Wir wollen die Untermieter des Pferdestalles wegen der voraussichtlichen Unannehmlichkeiten durch die Renovierung milde stimmen.
Clara schlägt vor, zunächst den Garten zu erkunden, um Spuren unserer gestrigen Erlebnisse zu finden und weitere Erkenntnisse über das Erlebte zu gewinnen. Alle stimmen zu und wir gehen hinaus.
Der Friedhof, samt Eingangsportal und das Grab von Astrid Gudmarsson, der Mitbegründerin des Ordens der Artemis, wirken derart einschüchternd auf uns, dass wir vorbei gehen. Wir wollen ein anderes Mal die vermuteten unterirdischen Verbindungen zur Kapelle suchen.
Wir passieren eine verlassene Bogenschießanlage und ein brach liegendes Turnierfeld. Unsere Phantasie gaukelt uns Kampfgeräusche vor, als wir vorbeigehen.
Der Wald wirkt heute nicht mehr so bedrohlich, sondern einfach natürlich auf uns. Er ist auch lebendiger, ab und zu sieht man ein Eichhörnchen oder hört Vögel zwitschern.
Norvid Runeson entdeckt am Waldrand etwas abseits des Weges, er bricht durch das Gebüsch und findet einen Runenstein, Es kostet ihn Mühe, diesen von den Ranken und Moosen zu befreien. Linda malt die Zeichen ab. Die Runen der Nordmänner stammen etwa aus dem 4. bis 5. Jahrhundert und sollen vor etwas warnen. Es handelt sich um einen Wächterstein, oder Wegweiser zu einer Pforte, stellt unser Gelehrter fest.
Norvid meint, die Geräusche der Quelle zu hören, die den See speist. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein. Bald sehen wir schon den See und die Jagdhütte. In hellem Tageslicht sieht diese lange verlassen und unberührt aus. Clara meint nach einiger Untersuchung, dass seit Jahrzehnten kein Mensch mehr hier war. Das Gleiche stellen wir auch in der Hütte fest. Die alten Jagdtrophäen an der Wand allerdings, hatten wir letzte Nacht nicht gesehen. Mit diesen Erkenntnissen, machen wir uns auf den Weg ins Schloss, um nun erneut in der Bibliothek zu recherchieren. Clara möchte die Wasserspeier inspizieren, verschiebt das Unterfangen jedoch auf später.
Nachdem wir ein Mittagessen eingenommen haben, erscheint auch schon der angekündigte Gast. Ein untersetzter Herr mit freundlichen braunen Augen. Er trägt einen vornehmen Mantel in purpur und grün, auch sonst, dominieren diese Farben seine Kleidung. Als er sich setzt, sehen wir, dass er einen Ouroboros am Handgelenk trägt. Er macht einen so vertrauensvollen Eindruck, dass ich misstrauisch werde.
Aufs höflichste stellt er sich bei jedem mit einem guten Händedruck und strahlendem Lächeln mit Franzibald Hansen vor. Mit offenem Mund starren wir ihn an. Clara findet als erste ihre Sprache wieder und bietet Herrn Hansen einen Platz an.
Er ist ein alter Freund von Linnea, gehört zur Gesellschaft in Kopenhagen und hat ein kleines Büro in Upsala. Wenn er in der Stadt ist, stattet er dem Schloss für gewöhnlich einen Besuch ab. Er scheint glücklich zu sein, dass Linnea es geschafft hat, uns zu rekrutieren. Er will sie in den nächsten Tagen besuchen.
In Kopenhagen residiert die Gesellschaft in einem alten Parlamentsgebäude. Sein halbes Leben, sei er Mitglied der Gesellschaft. Linda will es genau wissen und fragt nach seinem Alter. Er errötet ob dieser Frage und antwortet, was wir bereits vermuten, er habe die 50 bereits überschritten. Sunna merkt, dass ihn die Frage ob seiner Eitelkeit berührt und schmeichelt ihm, dass man ihm das Alter nicht ansähe. Pfau oder Gockel, das werde ich später entscheiden, schließlich bin ich nicht oberflächlich.
Franzibald ist Schriftsteller. Seine Bücher handeln von erlebten Geschichten mit Vaesen. Abgewandelt für den gemeinen Leser. Linda möchte seine Bücher gerne illustrieren. Gerne nimmt er ihr Angebot an. Durch Algot habe der erfahren, dass wir einige Anfragen aus der Bevölkerung erhalten haben, seit wir das Schloss bezogen haben und zwar mehr, als in Kopenhagen vorlägen. Dort habe man weniger Fälle, schon allein wegen der anderen örtlichen Gegebenheiten.
Wir laden ihn zum Mittagessen ein und berichten ihm von unserem letzten Mysterium mit den Trollen, er weist darauf hin, dass sie von den Riesen abstammen. Als er auf die Trollbeutel zu sprechen kommt, erzählt Linda ihm von ihrem Trauma. Unser neuer Freund berichtet, dass er mit ansehen musste, wie ein Werwolf seinen älteren Bruder tötete. Nach dem er sein Studium beendet hatte, sei er in die Gesellschaft eingetreten.
Dann rückt er damit heraus, dass er unsere Hilfe benötigt. Es hat etwas mit der Svea-Bergbaugesellschaft zu tun, Eigentum von Karl Magnussen und seiner Frau Sigrid.
Wenn er seine „Geschäfte“ vor Ort erledigt hat, möchte er noch etwas recherchieren und voraussichtlich in ein paar Tagen, wieder bei uns vorbeischauen, um die bevorstehende Aufgabe zu planen. Wir werden also gemeinsam nach Falun reisen. So verabschiedet er sich von uns und wir wollen nun in der Bibliothek Recherchen anstellen.
Wir brauchen dieses Mal sehr lange, bis wir die gewünschten Informationen in verstaubten Aufzeichnungen finden.
Die Nachricht des Geistes: Vanadisir
Es gab eine geheime Gesellschaft, eine Splittergruppe unserer Gesellschaft, dieses Namens. Die Mitglieder waren Anhänger der Göttin Freya. Sie wollten die alten Traditionen und den alten Glauben hochhalten. Wenn dieser Bund noch existiert, vermutet man dessen Anhänger in Alt-Upsala. Wir finden die Liste der dort begrabenen Könige. Den Namen Harald Schönhaar entdecken wir auch darauf. Linda kombiniert, dass unser gleichnamiger Hausmeister auch der geheimen Gesellschaft angehören könnte. Die Anführerin war immer der Freya geweiht und sie trug das heilige mit Freyas Macht beseelte Artefakt, eine Halskette namens Brisingamen.
Runenstein und Wald
Der Wald ist eine Pforte in die Anderswelt. einmal pro Monat, zu einer bestimmten Sternen- und Sonnenkonstellation, gelangt man tagsüber nach Alfheim. Zu einer anderen bestimmten Sternen- und Mondkonstellation nachts nach Svartalfheim. Himmel und Hölle. Nach einem Bürgerkrieg wurde aus dem einstigen geeinten Volk der Alben, das Volk in Lichtalben und Dunkelalben gespalten. Die Dvergar der Unterwelt sollen daran nicht unbeteiligt gewesen sein. Der Runenstein, wacht über die Grenze.
In der Jagdhütte taucht ab und an der Hüter der Pforte auf. Alfherde (Alfhirte) ist sein Name. Er bewacht die Pforte bis zur Rückkehr des Königs der letzten Tage.
König der letzten Tage
In Alfheim herrscht der Sommerkönig, in Svartalfheim der Winterkönig. Eines Tages, soll der geeinte König ein geeintes Reich regieren. Dann soll der Legende nach ewiger Sommer oder ewiger Winter herrschen. Gott stehe uns bei!
Der Sommerkönig ist Untergebener seiner Gemahlin, der Herrin des Eises, manchmal auch Herrin des Sees genannt. Der Winterkönig herrscht zusammen mit seiner Gemahlin der Onyxkönigin.
Man befürchtet, dass die Anhänger beider Parteien sich bereits formieren und das die Pforte auf dem Grundstück der Grund ist, warum die Gesellschaft das Schloss Gyllenkreutz damals erworben hat.
Der Hüter
Alfherde hat einen Halbbruder, Malakir (Mordred) Sohn von Winterkönig (Artus) und Eiskönigin (Morgaine). Sodom und Gomorra. Alfherde ist demnach Sohn von Sommerkönig und Eiskönigin?
Malakir soll auf der Seite des Winterkönigs stehen. Wir haben ihn befreit, allerdings war er wohl auch schlecht bewacht. Mit Erstaunen und Entsetzten finden wir den Hinweis, dass Professor Albert Wredenhielm vorausgesagt hat, dass wir Malakir befreien. Na ja, schließlich wusste er auch, dass wir die Kapelle nutzen wollen würden. Diese Befreiung war Teil seines Planes, den er den Tod der Balladen nannte. Oscar wurde ermordet, weil er sich diesem Plan widersetzen wollte.
Welche Rolle spielen die Königinnen? Der Geist von Carl Linnaeus sagte uns schon im Garten, dass wir sie nicht außer Acht lassen dürfen. Was steckt hinter den magischen Königstüren?
Wir werden aus unseren Überlegungen gerissen, als sich der nächste Gast ankündigt. Harald Schönhaar (gleichnamig zu dem 1. König des geeinigten Norwegen) wird von Johanna zu uns in den Blauen Salon geführt. Er nimmt artig die Mütze ab und stellt sich schüchtern vor und reicht jedem die schwielige Hand. Steckte er mit gepflegtem Äußeren in neuen Kleidern, wäre er eine stattliche Erscheinung.
Norvid bietet ihm einen Platz an. Verdattert setzt er sich. Er ist zur See gefahren, zuletzt auf der Letizia, das gleiche Schiff, mit dem wir zu unserem letzten Mysterium gesegelt sind. Davor war er einige Jahre auf einem Eisbrecher Miss Paulina unter Kapitän Harrok. Kennt Bengt diesen Mann? Er ist auch auf einem englischen Frachtschiff gesegelt, dort seien seltsame Dinge passiert und er vermutet lebendige Fracht. Harald hat, seit er das Schiff verlassen hat, viele handwerkliche Nebenjobs erledigt. Norvid bittet ihn mehr zu erzählen. Nun fühlt er sich verhört und ist verstockt. Er wolle nur seinen Job machen. Dann wollen wir ihn nicht weiter bedrängen und lassen ihn ziehen.
Kaum ist Herr Schönhaar weg, platzt Viola in den Blauen Salon und wedelt mit einem Brief, den ein Bote ihr in die Hand gedrückt hat. Er ist von Graf Konstantin Konstantinowitsch aus St. Petersburg. Verwandtschaft von Rasgujev? Es ist eine Einladung zu einem Conclavum Sub Rosa westlich von St. Petersburg. Es ist ein Treffen für alle Interessierte an Übernatürlichem. Wir müssen in zwei Tagen aufbrechen, wenn wir pünktlich sein wollen. Bengt wird sich über die bevorstehende Schiffsreise freuen.
Wir wollen heute noch den Vätten einen Besuch abstatten, mit frischem Lebkuchengebäck als Bestechung, nein Freundschaftsgeschenk. Mit Decke und Picknickkorb bewaffnet, bahnen wir uns den Weg durch das hohe Gras in Richtung Stall. Irgendwie niedlich, wie Norvid vor der überwucherten Tür steht und uns ankündigt. “Hallo ich habe auch etwas mitgebracht, wir möchten mit Euch reden.” Dann schlüpft er durch die Tür und tritt unglücklich direkt in ein Loch und wird zu allem Unglück auch noch gebissen. Als er den Fuß aus dem Loch zieht, sehen wir eine Schlange davonschleichen. Sunna erkennt, dass es sich um eine Giftschlange handelt und versorgt die Bisswunde.
Herzallerliebst, wie Linda sich zu dem Loch hinunterbeugt und in das Erdloch hineinspricht, weil sie dort die Wohnung der Vätten vermutet. Wir versuchen die Vaesen mit freundlichen Worten hervorzulocken. Da kommt eine Antwort von oben. “Alle für Mich?!” Es ist Kollo. Als ich ihm Lebkuchen anbiete und ihn bitte Kontakt mit den Vätten aufzunehmen, sagt er dreist: “zu wenig”. Ich wedele mit einem Kuchenteil, währenddessen schlitzt Kollo den Beutel auf und klaut ein paar Stücke hinaus. So ein Frechdachs. Norvids Zunge scheint von dem Gift gelähmt, wir verstehen nicht, was er uns sagen will.
Wir geben nach und jeder reicht dem Großen Kollo einen Lebkuchen. Nur in dem ich an ein verirrtes Schaf denke, kann ich Ruhe bewahren. Er verstaut alle Beutestücke in einen Sack mit scheinbar unendlichem Fassungsvermögen und verrät uns, dass wir nach Sonnenuntergang ein Schälchen warmer Milch mit Zimt und Nelken auf einen Balken im Stall stellen müssen, dann werden die Vätten kommen. Außer dem müssen wir stets ruhig und höflich bleiben, dürfen keine Forderungen stellen, sie sind sehr nachtragend.
Also kehren wir zu Sonnenuntergang mit besagtem Schälchen Milch zum Stall zurück. Es dauert gar nicht lange, da lässt sich der erste der Sippe blicken. Wir stellen uns vor und fragen nach seinem Namen und bieten ihm Milch und Lebkuchen. Er nennt seinen unendlich scheinenden Namen und wir dürfen ihn Toss nennen. Dann folgt ein Weibchen, es heißt Knoss. Es folgen ein halbes Dutzend entzückender Kinderchen, eines niedlicher als das andere.
Wir nennen unser Anliegen. Bei dem Wort Pferd rümpft er angewidert seine im Verhältnis zur Körpergröße riesige Nase. Die stinken und machen Lärm! Mit engelsgleichen Zungen, reden wir auf das Familienoberhaupt ein. Jeden Abend möchte er während des Umbaus Leckereien auf den Balken gestellt bekommen. Es folgt eine Liste. Wir versprechen einen Teil des Stalles nur für die Lagerung des Strohs zu nutzen, damit in der Wohnung darunter keine Erschütterungen entstehen. Ebenso möchte Toss die Baupläne sehen um mit zu entscheiden, wo gebaut werden darf und wo nicht. Als wir zustimmen ist er zufrieden und sagt: “Dann haben wir einen Handel.”
Er reicht allen seine glitschige, aber überraschend starke Hand zur Besiegelung des Paktes. Nun will er den Namen der Person genannt bekommen, die für Verstöße gegen die Abmachung geradestehen soll. Wenn wir den Namen nicht nennen, werden in dem Fall alle bestraft. Wir wollen den Namen später nennen. Toss und sein Tross verabschieden sich, bis wir mit den Plänen wiederkehren und verschwinden, einer nach dem anderen.