Die Fürsten der Winde und die Schrecken von Heutal

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3. Oktober 2947, 3. Zeitalter

Nach der Schlacht an der dunklen Falte gaben die fünf Gefährtinnen ihrem Bedürfnis nach Ruhe, Zerstreuung und dem Festigen ihrer Freundschaften nach und kehrten für einige Zeit an der Alten Furt ein. Manch schönen und geselligen Abend ließen sie im Östlichen Gasthaus ausklingen und an diesem Abend sollten sie gleich zwei bekannten Gesichtern wiederbegegnen.

Die erste Begegnung bildete das plötzliche Auftauchen – oder endgültige Aufschließen – von Bungo Hornbläser, dem kurzweiligen Hobbit, der direkt einige durchaus gelungene selbstgeschmiedete Verse über die Schlacht an der dunklen Falte vortrug, die allen Gefährtinnen und sogar der schwer von dererlei Prosa zu begeisternden Gundi wirklich sehr gut gefielen. So trug die erste Begegnung zu Kurzweil und Zerstreuung bei.

Die zweite Begegnung hingegen war anderer Natur und beendete die Zeit der Rast noch am selben Abend. Galia, die Bogenschützin, eine Elbin, deren Bekanntschaft die Gefährtinnen in Esgaroth während der Feierlichkeiten zum Drachenfest, gemacht hatten, trat ein und schritt eilig auf Garfiel zu. Nach einer kurzen Unterredung zwischen den beiden Elbinnen entschied Garfiel sich sogleich in Richtung Düsterwald aufzubrechen und Griemhild, Gunda, Gundi und Gerhild schlossen sich an. Auch Bungo Hornbläser liess es sich diesmal nicht nehmen die Gefährtinnen zu begleiten. Durch seine aufmunternden Marschlieder erreichten sie in Windeseile und wesentlich früher als erwartet den verabredeten Treffpunkt im Düsterwald.

Dort wurden sie von Galia und drei weiteren Elben erwartet. Zum Einen der ihnen bereits bekannte Galion, der seinem Verhalten nach trotz vieler vergangener Jahre noch immer unerfreut über das Mitwirken der Zwerge an seiner Laufbahn am Hof des Waldelbenkönigs war. Zum anderen der Prinz des Waldelbenlandes, Legolas, der durch sein Auftauchen die Augen der fröhlichen Elben-Gefährtin Garfiel zum Leuchten brachte und zur guten Durchblutung ihrer Wangen beitrug. Beides war selbst im Zwielicht des Waldes noch sichtbar. Des Weiteren stand eine Elbin an Legolas Seite, die so viel Erhabenheit und Würde in jeder ihrer Bewegungen und so viel Weisheit in ihren tiefblauen Augen zu erkennen ließ, dass kein Zweifel  an ihrer edlen Herkunft und tiefer Bedeutsamkeit für das Volk der Elben bestand. Sie wurde den Gefährtinnen als die hohe Dame Irimee vorgestellt.

Prinz Legolas führte ein kurzes Gespräch mit den Gefährtinnen, bei dem er scheinbar zu dem Schluss kam, dass die ausstehemde Aufgabe, die hohe Dame Irimee sicher zum Hohen Pass zu geleiten, bei den Gefährtinnen in guten Händen lag. Und so erhielten sie diesen Auftrag und Galia, Legolas und Galion verschwanden auf der Stelle im Unterholz, um die Jagd auf Orks weiter zu führen, bevor deren Spuren erkalteten.

Die Dame Irimee aber wandte sich den Gefährtinnen zu, führte sie zu einer Lichtung auf der sie reichlich gute stärkende Speise, wohltuende Gesellschaft und anschließend tiefen erholsamen Schlaf erhielten und erwies sich während der frühmorgens beginnenden Reise durch den Düsterwald als geübte Reisende, die nach keinerlei Sonderbehandlung verlangte und das Geschichtenwissen aus alten Zeiten der Gefährtinnen durch Erzählungen und Lieder bereicherte.

Ein paar Tage lang verlief die Reise ereignislos und am 7. Oktober überquerten sie die Alte Furt über den Anduin, wie sie dachten unbemerkt. Doch sah Garfiel bei ihrer nächtlichen Wacht plötzlich mehrere Lagerfeuer und ein Spatz berichtete Gerhild, dass mehrere Gruppen von Orks bereits die Verfolgung der kleinen Gruppe aufgenommen hatten. Sie versuchten auf bestem Wege Abstand zwischen sich und die Verfolger zu bringen, jedoch hatte Griemhild mit sauren Augen einen unguten Weg ausgespäht, der sie zu mühsamer Kletterei zwang und sie viel wertvolle Zeit verlieren ließ.

In der Nacht sahen sie sich von zwei Dutzend Lagerfeuer eingekreist und Irimee flüsterte Garfiel zu, dass ein Kampf kurz bevor stände und die Gefährtinnen so lange Stand halten sollten wie möglich. Danach stimmte die hohe Dame Irimee einen Gesang an, dessen Ton so markerschütternd wie schön war und den der Wind weit weit fort trug. Die Orks lauerten weiter ohne sich zu nähern.

Dann entzündeten auf einen Schlag 150 Orks ihre Fackeln und in diesem Licht ritt Ghor der Plünderer auf einem abscheulichen weißen Wargen heran, um nach der hohen Dame Irimee zu verlangen.

Nachdem die Gefährtinnen die Herausgabe verweigerten erscholl ein Horn und der Kampf zwischen einer kleinen Gruppe Kämpferinnen und einer Überzahl an Orks entbrandete. Der Ring der Irimee erzeugte im Kampf ein gleißendes Licht, das den Gefährtinnen Kraft zu verliehen schien. Aber so tapfer sie auch kämpften und Stand zu halten versuchten, den Kampf zu gewinnen war aussichtslos. Es würde ihr Ende sein.

Doch als alle Hoffnung schwand und die Kräfte der Gefährtinnen versiegten war die Luft auf ein Mal vom  markerschütternden  Rufen mehrerer Raubvögel angefüllt. Ein majestätischer riesiger Adler nach dem Anderen flog auf den Kampfplatz zu. Sie fielen über die Orks her und wüteten in ihren Reihen. Und so grausam sie die Orks mit ihren Klauen ergriffen, so behutsam umschlossen diese sodann die Gefährtinnen, die hohe Dame Irimee und zuletzt den tapfer kämpfenden Hobbit Bungo Hornbläser und mit mächtigen Flügelschlägen erhoben sie sich in die Lüfte. So wurden Elben, Menschen, Zwerg und Hobbit in Höhen emporgehoben, die atemberaubende Bilder zu sehen ermöglichten und für alle unvergessen bleiben würden.

Schließlich hatten die Adler sie auf einem Plateau abgesetzt und in einem ihrer gigantischen Horste ruhen lassen. Im Morgengrauen des nächsten Tages suchte Gwaihir, der Fürst der Adler sie auf, um sich von den Entwicklungen um die nun vermehrt in Erscheinung tretenden Orkgruppen berichten zu lassen. Griemhild bot in dieser Unterredung an ihr heilendes Lied für einen Adler anzustimmen, der von einem vergifteten Orkpfeil getroffen worden war. Gwaihir nahm dieses Angebot an und so durfte Griemhild die Bekannschaft mit Gaetor machen, einem majestätischen Tier. Aus dieser Begegnung ging Gaetor vollständig geheilt heraus und Griemhild mit Gaetors Versprechen, ihrem Ruf in höchster Not zu folgen um ihr beizustehen – als Dank für das heilende Lied.

Dann war die Stunde des Abschieds gekommen und die Adler setzten die Reisenden im Waldgebiet kurz vor dem Hohen Pass ab. Nach kurzer Wanderung brach die Dämmerung herein und die hohe Dame Irimee entschied, dass der beste Platz für eine Rast die Ruinen der Stadt Heutal seien. Kein Ork würde freiwillig diesen Platz betreten, wegen der Schrecken, die dort umhergingen. Den Gefährtinnen war nicht sehr wohl zwischen den düsteren Ruinen, zwischen deren Gemäuern sich immer wieder Schatten zu bewegen schienen, doch irgendwann übermannte sie die Müdigkeit und da die Dame Irimee im sachten Leuchten ihres machtvollen Ringes die Wache übernahm, fielen sie schließlich in den Schlaf.

Plötzlich erwachten die Gefährtinnen vom betriebsamen Lärm geschäftiger Leute, von Kinderstimmen. dem Schnauben von Pferden und Hundegebell und fanden sich in einer Scheune in Heutal wieder. Einem belebten, vollständig erhaltenen Heutal. Nach einer kurzen Beratung suchten sie das Wirtshaus “Zur fallenden Ziege” auf, um ihren immer größer werdenden Hunger zu stillen. Niemand schien sich über sie zu wundern, im Gegenteil zeigten sich die weiteren Gäste des Wirtshauses sehr freundlich und nahmen sie in ihre Runde mit auf.

Während sie dort mit Rodwen der Elbin, Aldor dem alten Wirt, Geb dem Barden und dem aufgeregten Jungen Haleth unterhielten und Haleth mehrfach den Wunsch äußerte als Knappe in Gundas Dienste zu treten, hörten sie plötzlich laute Jubelrufe. Sie wurden Zeuge von der Ankunft Heafods, des Ratsherren, der auf einem Streitwagen unter dem Jubel aller Heutaler in Heutal einfuhr. Sie sahen wie ein Heer von 200 Ostlingen in roter Rüstung mit ihm auf dem Dorfplatz Aufstellung nahm gemeinsamen mit Heafods eigenen Gefolgsleuten.

Ein Schauder überfiel die Gefährtinnen als sie bei einem näheren Blick auf die heimgekommenen Heutaler Mannen sahen, dass diese merkwürdig bleich, mit blinden Augen und Spuren der Verwesung mehr tot als lebendig wirkten und in diesem Augenblick fielen die Ostlinge über Heutal her….

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