Fynns Traum: Kein Ende in Sicht

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Wir liefen zurück zu den Trauerweiden an dem kleinen Teich, die ruhig im Schein der Gaslaternen standen. Wieder trafen wir auf das Pärchen mit Kinderwagen. Johnny stellte sich der Frau in den Weg. Unmittelbar bewegte sich etwas im Inneren des Wagens. Riesige Tentakel griffen nach ihm. Während er selbst ausweichen konnte, hatten die Eltern weniger Glück. Zahlreiche Greifarme zogen die beiden in das Gefährt und schnappten dann weiter nach Johnny, der sich mit Mühe unter dem Wagen in Sicherheit brachte. Erst ein Schlaflied konnte die Situation wieder beruhigen.

Im Hauptgebäude suchten wir nach einer Treppe ins Erdgeschoss. Durch ein Gangsystem kamen wir zu einer Reihe von Türen, von denen wir die letzte öffneten. Doch der Hörsaal dahinter war leer. Im Nebenraum jedoch fanden wir die nackte Dozentin, die furchtbar zugerichtet war. Hunderte Schnitte übersäten ihren Körper und dennoch gab sie wimmernde Schmerzenslaute von sich. Offenbar überlebte sie die Angriffe ihrer Studenten. Das erklärte auch, warum sie sich an ihre Erlebnisse erinnern konnte. Augenscheinlich heilten auch ihre Verletzungen immer wieder ab und das Martyrium begann von Neuem.

Wir beschlossen, zu warten, bis sie wieder ansprechbar war. Doch für mich war das alles zu viel. Ich konnte dieses Leid einfach nicht aushalten. Also beschloss ich, im Hörsaal zu warten.

Als die Verletzte endlich wieder bei Bewusstsein war, erschrecke sie sich fürchterlich, als sie Liam und Lena sah. Sofort schrie sie, dass sie raus müssten, weil er käme. Einen Moment später trat ein bedrohlich wirkender Mann ein. Liam und Lena stürzten aus dem Raum heraus, während er eine Schusswaffe zog und feuerte. Lena konnte sich mit einem Sprung aus dem Schussfeld bewegen. Ich rannte die Treppe hoch, während die anderen zur anderen Tür liefen. Auf der Treppe nach unten trafen wir wieder aufeinander und gingen zurück zum Büro der Dozentin. Liam riss die Tür auf und wir beobachteten erneut, wie die schreckliche Vorlesung begann. Doch diesmal rief sie uns noch zu, dass wir sie umbringen sollten. Ich fühle mich so hilflos, wie noch nie in meinem Leben.

Da wir hier nichts ausrichten konnten, liefen wir zum Bootshaus und schnappten uns Rettungswesten und Seile. Mit unserer neuen Ausrüstung gingen wir noch einmal zur Bibliothek zurück und ich schrieb Fynn noch einmal in sein Buch. Danach kehrten wir ins Sanatorium zurück.

Wieder überwanden wir den Sumpf. Auf dem Steg über dem Lavasee musste Johnny mich packen, damit ich nicht runterfiel. Wir zogen die Schwimmwesten an und öffneten die Türen so lange, bis uns Salzwasser entgegen schwappte. Plötzlich befanden wir uns auf einem kleinen Kutter, der deutlich Schlagseite hatte. Johnny sprang ins Wasser und stellte fest, dass das Boot auf einer Sandbank lag. Nach ein paar Metern wurde das Wasser tiefer und er schwamm Richtung Insel. Sofort schwammen Haie heran, aber Johnny erreichte die Insel souverän und verschwand in der Hütte. Nach einiger Zeit verschwanden die Haie wieder und wir folgten ihm.

Johnny begann sofort, den Teppich vom Boden zu reißen, um uns damit einzuhüllen. Ich bestand darauf, mich mit ein bisschen Sport warmzumachen. Hinter der nächsten Tür, die wir auswählten, empfing uns einfach nur schmerzhafte Kälte. Johnny stocherte im Schnee herum und stieß auf verborgene Klüfte. Aber mir setzte die Kälte so sehr zu, dass ich einfach loslief. Mit einem unglaublichen Glück schaffte ich es bis zum Ziel und rettete mich in die  Wärme des nächsten Stockwerks.

Hier entbrannte eine intensive Diskussion, welche Tür die nächste sein könnte. Schließlich entschieden wir uns für das Kinderzimmer, in das wir Johnny schickten, weil er sich bei der Überwindung der bisherigen Räume am geschicktesten angestellt hatte.

Johnny betrat ein verwaistes Kinderzimmer mit einem Bett in der Mitte des Raumes. Aus dem Schrank packte ihn eine Hand, die ihn mit enormer Stärke festhielt. Er schlug sie zur Seite und lief zur Tür. Jedoch trat er wieder ins Erdgeschoss hinaus. Mühsam kämpfte er sich wieder bis zu uns durch.

Plötzlich fiel uns eine Luke in der Decke auf. Johnny nahm mich auf die Schulter und ich öffnete die Luke. Eine Leiter sauste nach unten. Johnny stieg sofort die Sprossen empor und wir folgten ihm. Wir landeten in einem kleinen, mit gediegenen Holzmöbeln eingerichteten Raum. Hinter einem eindrucksvollen Schreibtisch saß Fynn und starrte ins Leere. Er sah ungesund aus. Als ich seine fieberheiße Haut berührte, hörten wir eine Stimme aus einer Bücherecke.

Ein weiterer Fynn saß dort und sprach mit uns. Er stellte sich als Alister vor. Er berichtete uns, dass er auf Fynn aufpasste und der eigentliche Fynn schon vor über zwanzig Jahren aufgehört habe zu existieren. Fynn hatte von einem Unbekannten einen Kristall überreicht bekommen, mit dem er die Magie erhalten hatte. Dieselbe Person hatte auch seinen Vater erschossen. Den Würfel hatte er in einer Höhle mit einer Werkstatt gefunden.

Als Alister und Fynn in der Traumwelt angekommen waren, war der Traum noch angenehm, aber nachdem immer mehr schlimme Personen aufgetaucht waren, war Fynn immer stärker überlastet worden und schließlich, nach Einschätzung von Alister, an einem Hirntod zugrunde gegangen. Wenn er erwachen würde, würde er sterben, glaubte sein Alter Ego. Während er mit uns sprach, spielte er mit einer hölzernen Pyramide.

Er wusste, wo sich der Ausgang aus der Traumwelt befand. Er zeigte uns durch das Fenster ein goldenes Schimmern im Wald. Dort befand sich die Werkstatt, aus der der Würfel stammte. Er warnte uns noch, dass auf der anderen Seite des Flusses die Ängste der älteren Bewohner dieser Welt zum Leben erwacht waren. Auch Fynns Alpträume würden uns dort begegnen. Das war der Grund, warum Fynn nie zum Ausgang vorgedrungen war. Während er mit uns sprach, nahm immer mehr die Pyramide in seinen Händen meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Was hatte es damit wohl auf sich?

 

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