Fliegende Pfeile und eine nicht ganz so lustige Seefahrt

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Nachdem wir von ganz vielen Leuten auf einem fast Gold verzierten Schwanenboot des Meisters von Seestadt, dem wahrscheinlich größten der ganzen Stadt empfangen genommen werden, bejubelt man die zurückgekehrten Zwerge und natürlich auch uns.

Rodwen, die elbische Gesandte des Königs, wirkt bei der Begrüßung zwar etwas verhalten, aber man darf nicht außer Acht lassen, dass es zwischen Zwergen und Elfen nicht selten zu „Spannungen“ kommt.

Die Stadträtin Linhild bedankt sich mit ihrer sehr angenehmen Art bei uns, die offizielle rechte Hand des Meisters von Esgaroth, Ketil, spricht zwar auch freundliche Worte, die uns bauchpinseln sollen, aber die wirken auf mich nicht echt – Politiker halt.

Nun haben wir erst einmal Zeit uns in Seestadt umzuschauen, in dem Haus, das man uns als Unterkunft zur Verfügung stellt auszuruhen oder eigenen Dingen nachzugehen, bis man uns während des Drachenfestes zu Ehrenbürgern der Stadt ernennen möchte.

Gundi widmet sich ihrer Schmiedekunst und kann so einige der Schrecken des Erlebten verarbeiten, was mir trotz vieler Stunden allein mit meiner Harfe nicht gelingen will. Griemhild entdeckt auf ihren Streifzügen durch die Gegend Rohrkolbenschilf und Gerhild treibt sich viel am Markthafen herum, die erbeutete Falle hat sie wohl schon lange gesucht.

Nach gut 4 Wochen kennen wir uns schon ganz gut aus in Seestadt, ich will nicht sagen, dass es ein wenig langweilig wird, hier so in den Tag hineinzuleben, aber es ist auch gut, dass endlich das Drachenfest beginnet.

Vor der Stadt wurden viele Zelte errichtet und verschiedene Plätze für die Festivitäten vorbereitet, so dass es am 1. November endlich losgehen kann. Ketil begrüßt an diesem Tag die vielen, vielen, vielen Gäste und eröffnet das Drachenfest (anlässlich des 5 Todestages des Drachen Smaug). In einem kleinen Umzug geht es dann aus der Stadt hinaus zum Festplatz

Nach diesem offiziellen Teil beginnt hier das fröhliche Treiben, wir vergnügen uns, bis endlich das Bogenschießturnier beginnt, dessen Sieger sich als (vorübergehender) Besitzer des „Schwarzen Pfeils“, mit dem König Bard den Drachen Smaug getötet hat, brüsten darf.

Die besten Bogenschützen der königlichen Bogenschützen von Thal und die Bognergilde von Seestadt duellieren sich hier üblicherweise, aber natürlich ist es jedem, der einen Bogen und Pfeil halten kann, gestattet, an diesem Wettkampf teilzunehmen.

Gerhild, Gundi, Griemhild, ihr Hund Grobe und ich suchen uns einen netten Platz an einem Tisch unter den ganzen anderen Gästen. Wir lassen uns die leckeren Köstlichkeiten schmecken und diverse schmackhafte Gebräue befeuchten unsere Kehlen. Im Zuge unserer langsam etwas feucht-fröhlicher werdenden Gespräche, entscheiden Griemhild und ich uns dazu, uns beim Bogenschießwettbewerb einzuschreiben. Bisher haben sich Elben eher von diesem Wettkampf ferngehalten, weil König Thranduil diese Art von Wettstreit als albernen Tinneff bezeichnet, Gerhilds deutliche Worte hierzu lauten: „..er hat doch einen Ast im Hintern“. Nun ja – es wird auch einmal Zeit mit unsinnigen Traditionen zu brechen.

Wir schreiben uns also ein, in den ersten beiden Runden, dem Kranz- und Stabschießen, werden ein oder mehrere Sieger auserkoren, die dann im Endkampf im Ringschießen gegen die Meisterschützen der königlichen Schützen und der Bognergilde antreten.

Galia gesellt sich zu uns an den Tisch und eröffnet uns, dass sie am Bogenschießwettbewerb teilnehmen wird. Sie schlägt mir vor, irgendwann in der Zukunft den königlichen Grenzwächtern beizutreten, um meine Schießkünste zu festigen. Das ist eine gute Idee, aber später…..

Sie erkundigt sich nach den Einzelheiten unseres erfolgreichen Auftrags und tauscht einige Nettigkeiten mit uns aus, über die sehr guten Fähigkeiten der „Meisterschützen“, wenn nur ihr gockeliges Gehabe nicht wäre. Auch der vermeintlich „garstige“ Galion findet Erwähnung, der mittlerweile schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Gundi, die verstanden hat, dass er viele Haare auf dem Rücken sein Eigen nennt, wirkt auf einmal sehr interessiert an ihm, Galia schließt den Bewuchs allerdings definitiv aus. Bevor wir hier weiter ins Detail gehen können oder müssen, beginnt endlich das Bogenschießen.

Griemhild und ich schlagen uns wacker durch die erste Runde, mich verlässt dann allerdings mein Können…. ich sollte mehr trainieren! Griemhild ist noch ein bisschen länger erfolgreich – klasse. Galia schafft es bis in den Endkampf, zusammen mit Freydis und Sigmar, dem schnöseligen Schönling.

Nach einem spannenden Endkampf geht Freydis von der Bognergilde aus Seestadt als Siegerin hervor und wird den „Schwarzen Pfeil“ nun mindestens für einen Jahreszeitenlauf ihr Eigen nennen dürfen, ich gönne es ihr von Herzen, zumal Sigmar ein schlechter Verlierer zu sein scheint.

Während des Wettkampfes vertritt Gundi sich etwas die Füße, als sie in der Ferne scheinbar auf einem Hügel auf der anderen Seite des Sees für einen kurzen Augen blick ein grünliches, kränkliches Leuchten entdeckt, dass sie an die grün leuchtenden Augen der Leiche erinnert. Nach dem Ende des Bogenschießens erzählt sie uns davon, während Freydis´ Sieg nun ordentlich gefeiert wird.

Kurzer Zeit später möchte Halfdan, der Hauptmann der Stadtgarde, uns vier sprechen. Es ist ihm etwas unangenehm, uns ausgerechnet jetzt zu behelligen, aber ein kleiner kräftiger Mann, der etwa 30 Sommer zählt, fleht Halfdan um Hilfe an.

Es handelt sich um den Handwerker Edor, der sich sehr große Sorgen um seinen Sohn Edwin macht, der vom Fischen im Aaltümpel nicht zurück sei, obwohl er bisher immer zuverlässig spätestens zum Sonnenuntergang wieder heimgekehrt sei.

Da sämtliche Wachen, Gardisten und ähnlich berufenen Personen mit dem Schutz des Drachenfestes beauftragt sind, kann Halfdan nun keine Männer mehr für die Suche nach Edwin entbehren und ist daher auf uns gekommen. Und natürlich, als angehende Ehrenbürger der Stadt Esgaroth, nehmen wir uns der Suche nach dem Kleinen an. Vielleicht hat er sich einen Fuß/Arm gebrochen, sitzt nun irgendwo am Aaltümpel mit einem Netz voller Aale und schafft es nicht zurück.

In Windeseile wird uns ein wenig Ausrüstung zusammengestellt, mit einem Ruderboot sollen wir über den Langen See zur Ostseite rudern.

Gerhild, trotz einigem Starkgebrautem noch ruderfähig, legt sich zu Gundis anfeuernden Rufen in die Riemen und wir erreichen im lauschigen Vollmond nach einiger Zeit die Uferböschung des Aalhügels. Wir ziehen unser Boot ins Schilf und waten noch ein kleines Stück durch wadentiefes Wasser. Die Gegend hier ist etwas hügelig, aber unbewaldet. Wir können einen Weg erkennen, der am Rande des Sees verläuft und einen, der zum Hügel führt, der etwa 30 Schritt hoch empor und 50 Schritt im Durchmesser zu den Seiten ragt.

Gundi geht vor und erkundet erst einmal den Trampelpfad zum Aaltümpel hinauf. Der serpentinenartige Weg mündet zwischen zwei etwa 3 Schritt hohen Felsen in eine Art kleinen Talkessel, in dessen Mitte ein etwa 20-30 Schritt breiten See stellenweise umsäumt von ein paar Büschen, ansonsten ist der Untergrund sehr felsig. Im See selber hört sie ein paar Fische zu planschen.

Da der Ort gefahrlos scheint, eilt Gundi leise zurück zu uns, berichtet kurz über das, was sie erkennen konnte und so machen wir uns zusammen auf, den Weg hinauf. Gerhild bleibt immer in Sichtweite zurück, um uns ggf. Rückendeckung zu geben.

Oben angekommen eröffnet sich uns im Mondlicht ein Plateau, umgeben von Felsformationen. Um den See herum führt ein kleiner Pfad, dieser Ort hier scheint durchaus regelmäßig von den hiesigen Fischern zum Angeln genutzt zu werden. Während Gerhild am „Durchgang“ zurückbleibt, um uns den Rückweg zu sichern, gehen wir um den Tümpel auf die andere Seite des Sees, mir ist so, als ob dort etwas am Ufer liegt. Begleitet von einigen etwas frostigen Windzügen und ein wenig Geplätscher im Wasser umrunden wir das Gewässer halb und finden am gegenüberliegenden Ufer tatsächlich etwas.

Ein auf die Seite gekippter Fischkorb, ein paar verstreut herumliegende Aale, teilweise angeknabbert, und eine am Boden kauernd/liegende Gestalt. Beim näheren Betrachten können wir einen etwa 12-jährigen Jungen mit dunklen Haaren erkennen, der kein Lebenszeichen mehr von sich gibt. Die Beschreibung trifft leider auf den jungen Edwin zu, der hier mit vor Schreck geweiteten Augen und schon deutlich ausgekühlt vor uns liegt. Während wir ihn betrachten und keinerlei Verletzungen oder Bisswunden an ihm feststellen können. Seine Kleidung scheint etwas feucht zu sein und an seinem Hals lassen sich kleine Würgemale wie von Kinderhänden erkennen.

Gundi schließt zu uns auf und hört ganz kurz ein leises Patschen/Tapsen auf den Felsen über ihr, aber sie kann nichts erkennen. Sie teilt es uns mit, aber wir können nichts hören oder sehen. Bis der Hund von Gerhild anschlägt, irgendetwas scheint hinter den Felsen oder unten am Fuße des Hügels zu sein. Gundi meint eindeutig Stimmen von Orks zu erkennen.

Dieser Verdacht bestätigt sich, als ich über eine Felsgruppe spähe, dort unten sehe ich eine Gruppe von etwa einem Dutzend teilweise kleine Orks vorüberziehen. Außerdem kann ich am Horizont zwei Rauchsäulen aufsteigen, eine etwas kleiner und eine größere, von einem länglichen Hügel (vielleicht ein Grab?) aufsteigen – außerdem sehe ich ein leichtes grünliches Wabern.

Orks, die sich in der Nähe von Gräbern besonderer Persönlichkeiten herumtreiben (ich meine gehört zu haben, dass hier den letzten Königen und Anführern der Ostlinge ihre letzte Ehre erwiesen wurde, vor ca. 1000 Jahren sind einige der letzten Wagenfahrer hier in die Wilderlande eingedrungen und könnten dort in den Hügelgräbern begraben sein), sind generell kein gutes Omen.

Nach kurzem Beratschlagen, ob wir nun erst dem Vater des ermordeten Sohnes Nachricht überbringen oder besser den Orks Einhalt gebieten, entscheiden wir uns für Letzteres, schließlich war unsere letzte Begegnung mit einem Ork im Zusammenhang mit diesem seltsam grünlichen Leuchten nicht von großer Freude geprägt. Diese orkischen Gesellen auf der andere Seite des Sees von Esgaroth zu wissen ist schon schlimm genug, diese Schlächter aber unbeaufsichtigt an/in solch alten Hügelgräbern ihr Unwesen treiben zu lassen wäre fatal.

Gundi ist auf jeden Fall zuversichtlich genug (für uns alle zusammen), dass wir es locker mit diesen 12 Orks aufnehmen könnten, denn frei nach ihrem Motto: „Nur ein toter Ork, ist ein guter Ork“ – sind ja schließlich nur 3 für jede von uns.

Trotz meiner nicht aller schlechtesten Kenntnisse bzgl. des Umgangs mit dem Bogen kommen mir Zweifel auf, dass sich die Orks einfach so aus der Ferne mit ein paar Pfeilen niederstrecken lassen, besonders die Gerüsteten unter ihnen benötigen wohl eher unsere (Gundis) direkte, gewaltige Körper- und Waffennähe. Ob sie wohl damit einverstanden wären, dass wir uns jeden von ihnen einzeln immer schön nach der Reihe vornehmen? Ich befürchte eher nicht.

Also machen wir uns auf Weg, etwa 1-2 Meilen Richtung Süden. Gundi lässt es sich nicht nehmen, weiter Angriffstaktiken zu planen („Wir nehmen immer den Letzten aus der Reihe und arbeiten uns bis vorne durch!!!“). Vielleicht ließe sich bei dem gegnerischen Trupp auch ein Domino-Prinzip anwenden, wenn der letzte angestoßen würde, fielen alle der Reihe nach um….

Ich habe ja nichts dagegen einzuwenden, wenn es mal zu einer zünftigen Schlacht kommen sollte, aber angesichts der fortgeschrittenen Tages-/Nachtzeit und der vorangegangenen feuchtfröhlichen Feierlichkeiten, wäre ich nicht abgeneigt, an den Orks – bestenfalls unbemerkt – vorbeizukommen und vielleicht noch vor ihnen das Hügelgrab zu erreichen.

Wir nehmen das Boot, Griemhild und ich rudern ordentlich, was unsere Arme hergeben. Gerhild hält den kleinen Leichnam in den Armen, natürlich soll der arme Vater seinem Sohn die letzte, beste Ruhe angedeihen lassen können.

Als wir, nach grober Schätzung ungefähr in der Nähe des Ziels sein könnten, sehen wir gar nicht so weit vom Ufer entfernt eine kleine Rauchsäule in den mondbeschienenen Nachthimmel aufsteigen. Außerdem lässt sich vereinzelt das Blöken von Schafen vernehmen.

Wir beschließen anzulegen und ziehen das Boot in die Böschung. Vielleicht finden wir bei dieser Rauchsäule Jemanden, der unserer Hilfe oder zumindest Warnung vor dem nahenden Orkgesocks brauchen könnte. Oder im besten Falle würden wir dort auch selber auf tatkräftige Unterstützung treffen.

Ich gehe erstmal vor und erspähe in der Nähe eine Art kleineren Talkessel in dem, umsäumt von einer kleineren Hecke, eine Herde schwarzer Schafe, teilweise mit geschwungenen Hörnern friedlich um eine kleine Lichtung sattes, grünes Gras vertilgt.

Den Mittelpunkt bildet ein Erdhügel, aus dessen Spitze sich die Rauchsäule windet. Rundherum wachsen ein paar Obstbüsche und -bäume. An einer gespannten Schnur sind Felle und Häute zum Trocknen und wahrscheinlich Gerben aufgehängt.

In Kombination mit dem ganz eigenen Duft, der einer Schafsherde so anheim geht, lässt sich hier schon ein recht strenger Geruch wahrnehmen, aber noch etwas Anderes steigt uns in die Nasen, als wir uns dem Erdhügel nähern…ein Hauch von Kräutern.

Da wir keinen weiteren Eingang als eine Art Kriechgang ausfindig machen können, erklärt sich Griemhild bereit, diesen Weg zu testen. Durch lehmige Erde kriecht sie durch einen stabil wirkenden Gang erst in die Tiefe, gefühlt mindestens 5 Schritte bis zu einem aus Fell gespannten Vorhang, hinter dem ein Feuer knistert. Durch vorsichtiges Lupfen des “Eingangsfells“ kann sie eine deutlich geräumigere Wohnstätte erkennen, als es die Außenmaße des Erdhügels vermuten lassen. Über dem Feuer hängt ein Kessel und der aufsteigende Dampf verströmt wohlriechende Düfte in dieser gemütlich wirkenden Behausung.

Außerdem kann sie die etwas schmutzigen, stelzigen Waden und unbekleideten Füße einer Person erkennen, die anscheinend in eine ebenfalls nicht ganz saubere Tunika gekleidet vor dem großen Kessel am Feuer steht.

„Na, wie lange willst du denn noch da draußen rumkriechen? Nun komm schon rein!“ vernimmt Griemhild eine etwas kelhig klingende Männerstimme.

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