Der Untergang – Ein sicherer Ort

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12.10.888 n.G.

In Schlote waren alle Öfen erloschen. Stattdessen stieg dichter Qualm von mehreren Bränden in der Stadt auf. Als wir im Hafen anlegten, verwarfen wir all unsere Spekulationen, was wir in der Stadt ausrichten könnten. Eine abgekämpfte Alissa schub dort Dienst und riet uns, was die Pflicht ihr verbot – der Stadt den Rücken zuzukehren. Sollten wir sie dennoch betreten, durfte sie uns nicht mehr hinaus lassen.

Velten und ich schauten auf das Düsterwasser hinaus. Die Dämmerung war angebrochen und der Nebel kroch auf die Stadt zu. Alissa berichtete uns, dass Kreutzing seit fünf Nächten von Monstern – dieselben, die wir zuletzt in Freidorf bekämpft hatten – heimgesucht wurde. Und die Gefallenen erhoben sich wieder. Der Stadtrat hatte sich im Rathaus verschanzt.

Auf dem Weg nach Gaffel kamen wir an einem Berg Leichen vorbei, die nicht beerdigt worden waren. Am Tor zwischen Altstadt und Gaffel wurden wir mit Schüssen verjagt. In der Stadtwache bezogen die Braunröcke Position in den oberen Stockwerken. Beim Haus des Inquisitors hieß es, er selber wäre in Gaffel. Ich erhaschte trotz geschlossener Tür die Worte “Lasst sie uns lieber erschießen.” und riet zum schnellen Rückzug.

Unsere Vorräte waren aufgezehrt, und uns knurrten die Mägen. In Münz bezogen wir Quartier in einem verrammeltem Haus, das verlassen erschien, indem ich uns ein Portal ins Innere öffnete. Die früheren Bewohner hatten etwas zu essen zurückgelassen. Im ersten Stock richteten wir uns eine Schlafstätte ein und hielten reihum Wache, während draußen die übriggeblieben Städter sich der Angreifer erwehrten.

Amir verspürte den Schutz des Einen Gottes – solange wir das Haus nicht verließen. Ich ahnte, dass wir die Stadt nur retten konnten, indem wir das Böse bekämpften.

13.10.888 n.G.

Severin hatte den Eindruck, in der Falle zu sitzen, als etwas eine Zeit lang am Haupteingang schnüffelte. Der Kampflärm, der von draußen hereindrang, bedrückte Velten, und er verfiel in eine düstere Stimmung – bis das Gezwitscher der Vögel das Ende der Nacht und der Kämpfe einläutete.

Die Zerstörung hatte um sich gegriffen. Weitere Häuser waren niedergebrannt, und die Stadtwache schien gefallen zu sein. Wir gingen zum intakten Dom, der jedoch seinen Klosteranbau eingebüßt hatte. Das große Tor war verschlossen, aber nach kurzer Zeit erspähte uns Claudia aus dem Turm und ließ uns durch die kalten Ruinen des Klosters ein. Es waren nur noch fünf Kinder hier. Pater Paulus hatte die Stadt mit allen Priestern nach der ersten Nacht verlassen. Das Gesinde war in der Nacht darauf im Anbau gestorben.

Die Kinder wollten nach Kaltwasser zum Onkel eines Jungen. Jemand sagte, im Hafen wären keine Wachen mehr. War Alissa tot, oder war sie mit unserem Boot desertiert? Wir vertrösten die Kinder, gelobten aber, sie zu beschützen und zu retten, was sie missmutig aufnahmen.

In unserer Ratlosigkeit stritten wir darüber, ob es Sinn machte, mit dem Rest des Stadtrates zu konferieren. Wie Velten den Dämonenfürsten erwähnte, hörte Amir von draußen und wie aus großer Höhe einen Schrei, gefolgt von einem zweiten, den wir alle vernahmen.

Amir blieb im Dom bei den Kindern, während wir anderen auf die Straße eilten. Zwei Furien mit schwarzen Flügeln und Flammenschwert in der Faust kamen vom Himmel herab und flogen zum Murrhaus in Kummer. Zu viert rannten wir dorthin. Im Vorgarten griffen sie ein antikes Uhrwerk an, das eine tönerne, weiße Gesichtsmaske trug und einen weißen Vollbart hatte. Es rief uns um Hilfe an, und wir machten uns kampfbereit.

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