17. September des Jahres 2954 des Dritten Zeitalters
Südlicher Wald, Düsterwald, Wilderland
Mitten im Wald waren wir aus den Schatten getreten, das Tor schloss sich gerade hinter uns und um uns herum konnten wir die Schemen der Ahnengeister ausmachen. Im Gegensatz zu uns, hatte diese Reise ihnen wenig anhaben können und so warteten sie geduldig, während wir eine kurz Verschnaufpause einlegten. Viel Zeit nahmen wir uns allerdings nicht, da wir, durch unsere Flucht vor dem Schemen des Ringgeistes, noch einiges an Strecke gen Leichenwald vor uns hatten.
Auf unserem Weg konnten wir die Spuren eines bestimmt vier Dutzend Schwerter umfassenden Trupps Orks ausmachen, welche auf dem Weg nach Nord-Osten unseren Weg kreuzten. Wir vermuteten, dass sie auf dem Weg nach Sonnstatt waren – ein Vorgeschmack auf das, was da kommen würde. Auch einen Trupp Bilwisse aus Dol Guldur konnten wir aufschrecken, entschieden uns dann aber dafür den zur Hilfe eilenden Trollen und Orks auszuweichen und unserer Mission treu zu bleiben.
Wenig später erreichten wir den Leichenwald mit seinen Morast- und Sumpfgebieten. Einen halben Tag mussten wir uns durch hüfthohes Brackwasser kämpfen, bis wir uns den Anzeichen gegenüber sahen, nach welchen wir Ausschau gehalten hatten. Zuerst waren es nur einzelne, dann wurden es immer mehr Moorleichen, die sich aus dem Boden kämpften und in eine Richtung zu wanken begannen. Aus dieser Richtung vermochten wir zuerst leise, dann immer lauter werdend, eine Art Beschwörungsgesang zu vernehmen, wie ihn auch die Grabunholde sich zunutze machen.
Um uns länger unentdeckt dem Lager nähern zu können, schlugen wir einen Bogen und folgten einem etwas trockeneren und mit knorrigen Bäumen bestandenen Teil des Waldes. Im Lager waren fast zwei Schock Moorleichen, vier Dutzend Todesgeister und zwei Dutzend Waldunholde versammelt, angeführt von einem Unholdkönig. Da bereits die Dämmerung hereinbrach, verschwendeten wir keine Zeit für allzu komplexe Pläne, sondern verfolgten einen recht simplen Plan. Unter der Führung von Hergrim, welcher die Mithrilkrone aufgesetzt hatte, teilte sich unsere Geisterarmee in drei Gruppen auf und sorgte mit Angriffen von drei Seiten für Verwirrung im Lager. Sobald die Gegner sich etwas auseinander bewegt hatten, machten wir uns daran, zur Mitte und damit zum König und seiner Leibgarde zu gelangen.
Unser Plan schien aufzugehen und mit koordinierten Angriffen auf die Waldunholde gelang es uns sehr schnell tief ins Geschehen vorzudringen. Auch die Geistergruppen schlugen sich gut und wir gewannen langsam aber sicher die Oberhand. Als wir uns gerade dem Unholdkönig zuwandten, meinte ich ein orkisches Kriegshorn in der Ferne zu vernehmen. Und ich sollte Recht behalten, denn kurz darauf waren weitere Hörner aus anderen Richtungen zu vernehmen, welche dem ersten zu antworten schienen. Nachdem wir den König überwunden hatten, konnten die anderen die Hörner auch vernehmen und es war klar, dass sie sich schnell näherten. Keine halbe Stunde würden die Orks meiner Schätzung nach brauchen um uns zu erreichen. Doch dann stürmte Hergrim auf ein Grab unter den knorrigen Wurzeln eines Baumes zur und begann wie wild nach etwas zu suchen. Mit vereinten Kräften gelang es uns, ihn aus den sich schließenden Wurzeln hervor zu ziehen. Er konnte sich nicht erklären, warum ihn die Gier nach Schätzen so übermannte, dass er völlig weggetreten und nicht mehr Herr seiner Sinne war. Doch darüber zu Grübeln blieb keine Zeit, denn die Kriegshörner waren erneut zu hören und wieder waren sie näher als zuvor.