Zwar waren bereits alle Wertsachen geplündert, aber den nachfolgenden Text fanden wir bei der Zwergenleiche in der Höhle unter dem Tresendar-Herrenhaus in Phandalin:
Der Brief von Cousin Gundren war einigermaßen mysteriös. Er bat mich um Hilfe, ich solle ihn in Niewinter aufsuchen. Die Felssucher, Gundrens Familie, waren mit meiner, den Hammerfelsens, nur weitläufig verwandt. Er war allenfalls ein Cousin vierten Grades. Dennoch war es ihm gelungen, mich ausfindig zu machen. Kein einfaches Unterfangen, da ich seit über einem Jahr die Zitadelle Adbar verlassen hatte und auf Wanderschaft war.
So war ich angemessen neugierig, als ich an Gundrens Zimmer in einem Hotel im Stadtzentrum klopfte. Die Tür öffnete sich nur einen Spalt. Misstrauische Augen musterten mich.“Cousin Gundren?”
Im Gesicht meines Gegenübers schimmerte ein schwacher Funke des Wiedererkennens. Hastig schaute er den Flur hoch und herunter. Dann öffnete er die Tür und bat mich herein, nur um dann schnell das Zimmer wieder zu verschließen und die Riegel vorzulegen.
“Kyan Hammerfels! Es ist mir eine Freude, dich nach all den Jahren wieder zu sehen.”
Gundren rang sich ein flüchtiges Lächeln ab, bevor er fort fuhr: “Möchtest du etwas essen und trinken? Nimm doch Platz.”
Hektisch zog er einen Stuhl hervor, wartete meine Antwort aber nicht ab, sondern redete ununterbrochen weiter.
“Meine beiden Brüder und ich sind auf etwas wundervolles gestoßen. Eine Karte. Eine alte Karte. Wir glauben, dass dort die sagenumwobenen Minen der Wellenhallhöhle verzeichnet sind. Unglaubliche Reichtümer und magische Artefakte warten dort auf uns! Meine Brüder sind schon voraus gereist, um unseren Claim abzustecken, während ich hier in Niewinter noch alles rechtliche in trockene Tücher packen muss. Außerdem musste ich ja noch all das Werkzeug besorgen, und Leute, die mir bei der Erschließung der Minen helfen…”
An dieser Stelle unterbrach ich meinen Cousin. Ich hatte mich mittlerweile auf den Stuhl gehievt, eines dieser viel zu großen Menschenmöbel! Natürlich baumelten meine Beine wieder in der Luft und ich musste den Tisch zu mir heranziehen. Da hatte Moradin die Zwerge perfekt geformt, warum nur hatte er das Geheimnis dieser zeitlosen Schönheit nicht auch den anderen Göttern mitgeteilt?
“Gundren, gerne hätte ich etwas Brot und ein dünnes Bier.”
Mein Cousin blinzelte etwas, als wäre er gerade erwacht. Dann fielen ihm seine Manieren wieder ein.
“Natürlich! Wo habe ich nur meinen Kopf.”
Er kramte in einer Anrichte und förderte etwas Brot zutage. Auch Bier schenkte er mir ein. Während ich genüsslich kaute, rutschte Gundren unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ich gebe zu, ich hatte etwas Vergnügen dabei, ihn zappeln zu lassen.
“Das ist ja eine interessante Geschichte, lieber Cousin, aber wie kann ich dir dabei helfen? Ich bin kein Bergmann. Vielmehr habe ich mein Leben Clangeddin, unserem Herren des Kampfes, verschrieben. Und auch wenn ich erkenne, wie in dir die Gier und der Verstand ein erbittertes Gefecht liefern, weiß ich doch nicht, was mein Platz darin sein soll.”
Hier endet der Text. Entweder wurde er nie weiter geschrieben, oder der Rest ist verloren gegangen. Wir haben mittlerweile ermittelt, dass es sich bei dem Toten um Kyan Hammerfels, einem Clangeddinpriester aus Adbar handelt.
Damit schließt sich eine weitere Lücke in den Ermittlungen. Wir wissen bereits, dass jener Kyan Hammerfels von seinem Cousin Gundren beauftragt wurde, einige Versorgungsgüter nach Phandalin zu bringen. Bald weitete sich der Auftrag aus, die mittlerweile verschollenen Brüder und den Eingang zur Wellenhallhöhle aufzuspüren. Ihr findet Berichte dazu in den Aufzeichnungen des Elfen Leoran Amakir und Anderen.
Bei dem Elfen Leoran Amakir handelte es sich um einen der Begleiter Kyans. Wir gehen heute davon aus, dass zu der Gruppe bei ihrem Aufbruch aus Niewinter noch die Elfe Lia Liadon und der menschlicher Söldner Jens Reibmann gehörten. Sie folgten Gundren Felssucher und seinem menschlichen Diener Sildar mit dem Ausrüstungskarren Richtung Phandalin nach. Etwa drei Tage vor dem Dorf fand Kyans Gruppe dann Hinweise auf einen Goblinhinterhalt. Vermutlich wurden sie sogar auf der Straße von einigen dieser Kreaturen angegriffen.
Es ist davon auszugehen, dass Spuren am Ort des Überfalls darauf hindeuteten, dass Gundren Felssucher und sein Begleiter Sildar von den Goblins in eine nahe gelegenen Höhle verschleppt worden waren. Die Gruppe erkundete jedenfalls die Höhle. Es kam dort zu einigen Kämpfen. Unter anderem wurde der Anführer der Goblins, wahrscheinlich ein Popanz, erschlagen und Gundrens Diener Sildar befreit.
Wir wissen, dass die Gruppe hier das erste Mal auf Hinweise stießen, dass eine Figur namens die Schwarze Spinne im Hintergrund die Fäden zog. Als gesichert gilt, dass sie drei Tage nach den Vorfällen in der Höhle einigen Leuten in Phandalin erzählten, dass Goblins des Klippenkieferclans im Dienst dieser ominösen Schwarzen Spinne stünden und Gundren Felssucher entführt hatten.
In der Chronologie schließt sich hier der erste Bericht Leoran Amakirs an, der mit der Bergung einiger Handelsgüter aus der Höhle der Goblinbande beginnt.
Eigentlich wollte ich ja als Kyan Hammerfels die Berichte schreiben. Das ist ja nun leider obsolet… 😥
Ich habe den Textstumpen, den ich hier noch herumliegen hatte, ergänzt um einen kurzen Rahmentext, damit nicht gleich am Anfang der Kampagne eine Dokumentationslücke klafft.
Ich hoffe, dass ich bald wieder einsteigen kann, bin wegen der Seuchenlage aber noch skeptisch. Bis dahin prügelt das Schwarz aus der Spinne bis ihr die Beine abfallen!