Die Äpfel von Avelten 2 – Das Dunkle Geheimnis

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18.05.888 – In der Nähe von Avelten

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt als wir den an einen Pfahl gebundenen Jungen auf der Obstplantage vor Avelten entdeckten. Genau eine solche Apfelplantage für die Avelten als idyllisches Paradies in der ganzen Umgebung bekannt war – wie irrwitzig. Er rief um Hilfe und machte einen verstörten Eindruck.

Als ich ihn fragte was geschehen sei, stammelte er ängstlich von Maskierten die ihn aus seinem Bett geholt und in einen Sack gesteckt und dann hier angebunden hätten. Sein Name war Pel und er kam aus Avelten.

Als ich mich dem Jungen näherte, um ihn zu befreien, tauchten am Waldrand plötzlich diese… Gestalten… auf, sie sahen aus wie Kinder, doch ihre Augen leuchteten unnatürlich, sie hielten scharfe Klingen in den knöchernen Händen und aus ihren Mündern zischte es: „Geht weg… er gehört uns…“. Mehr konnte ich nicht verstehen.

Dann ging alles sehr schnell, noch bevor ich mich entschieden hatte, ob man mit diesen seltsamen Kindern verhandeln oder sie verjagen sollte, schickte Severin das Konstrukt los, um den Jungen loszuschneiden. Doch die Gestalten sprangen auf das Konstrukt und zerschnitten es in Windeseile in viele Stücke.

Dann geschehen einige merkwürdige Dinge. Erst erschien bei Severin eine Art Geschosswerfer, der auf die Kreaturen feuerte, dann rannte Romin wie von einem Wildschwein gejagt auf und attackierte die Gestalten, während Velten sich in eine animalische Kreatur verwandelte. Romin brüllte plötzlich wie ein Schlachtenwüter und vor Severin tauchte ein Funken sprühender Schild auf.

Bislang wollte ich die Gestalten nur verjagen, bis ich den Ruf von Severin vernahm das es Wechselbälger waren. In diesem Moment sah ich auch ihr grünes Blut. Nun griff ich die Bestien mit voller Wucht an. Romin, der wie im Fieberwahn schien, bracht von mehreren Stichen getroffen blutend zusammen. Severin zog sich schwer verwundet zurück und Velten kassierte einige Stiche, bevor wir sie mit vereinten Kräften vertreiben konnten, 3 von ihnen flohen in den Wald.

Was waren das für Kräfte die sich bei den anderen manifestierten? Waren sie alle vom Alten Wald oder den Tiermenschen verflucht worden? Möge die Heilige Astrid ihnen Heilung und ihren Segen gewähren.

Kunibert hatte sich geschickt im Hintergrund gehalten und uns die Arbeit machen lassen. Ich befreite den Jungen von seinen Fesseln und hörte mir seine Geschichte an, er schien schnell Vertrauen zu fassen und wich mir bis zum Dorf nicht mehr von der Seite.

Hier waren wir nun: Avelten, ein Dutzend Häuser aus Holz und roten Ziegeln, ein Gasthaus und sogar ein Tempel des Neuen Gottes war zu sehen. Als wir Pel zu seiner Mutter Jenni bringen wollten, war das Haus leer, keine Spur der Mutter, wohl aber Spuren der Kindesentführung.

Wir brachten Pel zu einer ihm bekannten Frau, sie hieß Margaret und hütete einen ganze Schar Kinder in ihrem Heim. Er kannte sie und stürmte gleich ins Haus. Allerdings verhielt die Frau sich schon recht auffällig und verriegelte die Tür, irgendetwas stimmte hier nicht. Wir beschlossen Romin als Späher draußen zu postieren, während wir das Gasthaus aufsuchten.

Zur Apfelblüte – vermutlich benannt nach dem landläufig bekannten Apfelwein (oder Abbelwoi wie sie hier sagten) – wurde vom Gastwirt Hetrik Tollier geführt. Die Schänke war gut gefüllt und als wir sie betraten, wurde es schlagartig ruhiger.

Noch schweigsamer wurde es, als wir vom Untergang Freidorfs und den Tiermenschen berichteten. Vor allem ein Mann mit Namen Gernot Müller stellte uns einige Fragen und ich hatte den Eindruck, sie wären nicht so verängstigt wie ich vermutet hatte.

Als wir dann von Pel und den Wechselbälgern erzählten kippte die Stimmung, das Verhalten der Bewohner war mehr als merkwürdig, sie hatten sicher etwas zu verbergen und vermutlich wussten sie von der Entführung des Jungen. Anstatt uns zu danken, warnten sie wir sollten uns nicht in ihre Angelegenheiten mischen.

Als ob irgendein rechtschaffener Mann es einfach hätte geschehen lassen und beim gefesselten Jungen weggesehen hätte? Was für Narren, wir mussten dem auf den Grund gehen.

Gernot Müller und sein Bruder Daniel verließen das Gasthaus und wollten sich um alles kümmern, was auch immer das bedeuten sollte. Aber zum Glück hatten wir Romin die Hütte von Margaret beobachten lassen.

Gerade als ich gegen die Wünsche der Bewohner die Tür des Gasthauses öffnete, stürmte Romin mit dem Jungen auf dem Arm herein. Sie wollten ihn also wieder entführen und wegbringen. Das ging nun zu weit. Ich verlangte eine Erklärung als die beiden Müllers wieder im Gasthaus ankamen.

Sie waren schnell eingeschüchtert und gestanden das sie seit Generationen alle 7 Jahre einem Wesen, welches sie Nymian nannten, ein Opfer darbrachten, ein Kind der Dorfgemeinde. Dieses Mal sollte es Pel sein, der Junge der Dorfhure Jenni, die für diesen Zweck oben im Gasthaus gefangen gesetzt wurde. Das schwächste Glied in der Kette der Dorfgemeinschaft.

Egal wie sehr sie auch flehten und bettelten, dass es den Kindern dort gut gehen würde und das Nymian sie dafür beschützen und ihre Ernten segnen würde, und dass es nur schlimmer werden würde und sie sich rächen würde, wenn ihr das Opfer verweigert würde –  Für mich stand fest, den Jungen einer Hexe auszuliefern, die ihn wie die anderen Kinder in ein Wechselbalg verwandeln würde, war keine Option!

Jenni wurde unter resignierenden Blicken der Avelter frei gelassen und schloss unter Tränen Pel in ihre Arme… ein gutes Gefühl. Nun galt es zu klären, wie wir mit Avelten und Nymian verfahren würden. Es war schließlich kein Zufall das wir das Massaker von Freidorf überlebt hatten…

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