Aus den Anekdoten von Mentor Rubinion Salinder:
3. Efferd 1033 BF – Der Ingerimm-Finger
Die Halbelfenzwillinge begleiteten uns zur Felsnadel im Norden von der Stadt Andergast und bereiteten für uns den Aufstieg vor. Auf der Spitze fanden wir eine Fläche vor, auf der sich ein Kreis aus sechs Steinen befand. Die Symbole für Luft, Erz und Winter waren in jeweils zwei hineingemeißelt worden. In jedem war eine Aussparung, in die man z.B. ein Kerze stellen konnte, und die auf einen weiteren Menhir in der Mitte zeigte. In diesem befanden sich jeweils entsprechende Löcher, die zu einem kleinen Hohlraum führten, von dem aus ein siebter Kanal schräg nach oben in der Himmel zeigte. Ohne ergründen zu können, was es für eine Bewandtnis mit diese Anlage hatte, schlugen wir unser Nachtlager auf.
4. Efferd 1033 BF – Die dritte Prüfung
Erich holte Wolorion von Kolburg aus der Stadt, und mit den beiden Zwillingen standen sieben tapfere Recken auf einem Finger. Auf der Rückkehr nach Andergast warnte er uns, dass man versuchen würde, unsere Bemühungen zu vereiteln. Bei unserer Rückkehr beobachtete Erich, wie eine Stadtwache einen Botenjungen zur Burg schickte. Er fing ihn ab und bezahlte ihn, um die Nachricht in Erfahrung zu bringen. In der Tat wurde unsere Ankunft gemeldet.
Die Gaukler nannten uns Stumme und Blinde, die uns bei den nächsten Aufgaben helfen konnten. Der stumme Maurergeselle Fringus sollte uns behilflich sein, auch wenn sein Meister Theobald unserem Wunsch nur widerwillig entsprach. Wir hatten gehört, dass sich eine Hochzeit zwischen zwei Adelshäusern anbahnte. Dass sollte unsere Neuigkeit sein.
Wie wir wieder zurück ins Gauklerlager vor der Stadt gingen, wurde ein weiterer Botenjunge losgeschickt, den Erich wieder abfing. Diesmal log er, dass er die Nachricht selber überbrächte. So gewannen wir etwas Zeit, und er malte ein Banner mit der Neuigkeit. Doch wie wir Fringus am Nachmittag abholen wollten, sagte uns sein Meister, dass der Geselle im Schuldturm saß.
Im Rathaus konnte man mir dazu noch keine Auskunft geben, und Hesione von Myranthis war erst wieder am nächsten Morgen zu sprechen. Erich heuerte in der berüchtigten Schänke Schwarz und Rot Wächter an, die den Turm über Nacht beobachten sollten. Larja gab sich am Schuldturm als Fringus Velobte aus, um mit ihm sprechen zu können und ihm Mut zuzusprechen.
5. Efferd 1033 BF – Der Pantomime und zwei weitere Prüfungen
Hesione erklärte mir am nächsten Morgen, dass Ritter Osgar von Otternpfott eine Schuld über 34 Dukaten von dem armen Gesellen gefordert hat. Erich erfuhr, dass der stumme Akoluth Korwin war nicht mehr in der Stadt war, nachdem Ritter Gwinnling von Borkenquell dem Ingerimm-Tempel eine stattliche Summe gezahlt hatte, damit dieser auf Wanderschaft ging. Und bei einem Boron-Geweihten stellte sich heraus, dass er sich nur gewissenhaft an sein Schweigegelübde hielt. Wir beglichen die Schuld, so dass Fringus die Neuigkeit von der Hochzeit auf dem Marktplatz verkünden konnte, bevor bereits jeder davon erfahren hatte, was er hingebungsvoll und mit viel pantomimischem Geschick machte.
Wir bestanden auch diese Prüfung, aber der junge Mann war besorgt, dass man ihn später abstrafen würde. Es ergab sich, dass er lesen und schreiben konnte, und nachdem wir ein gutes Wort bei Wolorion eingelegt hatten, nahm ihn dieser in seine Dienste auf.
Einen Blinden fanden wir leichter. Ein geblendeter Söldner, den Erich am Abend aus dem Schwarz und Rot anschleppte, folgte des hellen Feuers Schein oder vielmehr der Wärme einer Fackel, die man vor ihm hertrug. Wolorion war zufrieden.
6. Efferd 1033 BF – Ormans Mund
Am nächsten Tag ritten wir den Ingval flußaufwärts, bis wir den Orman erreichten, der ein paar Wegstunden vor Andergast in den Ingval mündete. Dieser Mund befandt sich in einer tiefen Klamm, in die nie die Sonne hinabschien. Larja kehrte um, um in der Stadt ein poliertes Blech zu besorgen, mit dem wir das Sonnenlicht umlenken wollten. Derweil stiegen Erich und ich in die Klamm hinab, weil wir hofften, diesem Platz ein Geheimnis entreißen zu können. Er beschränkte sich allerdings darauf, ein unwirtlicher Ort für ein kaltes Bad zu sein.
7. Efferd 1033 BF – Die sechste Prüfung
Larja kam am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages mit dem Blech und Wolorion zurück. Trevor hatte die Ehre, das Sonnenlicht auf Ormans Mund scheinen zu lassen, und die vorletzte Prüfung war bestanden. Im Licht blitze etwas unterwasser auf, und wir bargen ein durchscheinendes Prisma mit den Symbolen für Feuer, Wasser und Humus. Nach meinem Dafürhalten war dies ein magischer Fokus. Wolorion kehrte zurück, und Flammbart begleitete ihn und nahm unsere Pferde mit, während wir uns durch die Wildnis schlugen, um zum Adlerschloss zu kommen.
8. Efferd 1033 BF – Am Fuße des Adlerschlosses
Zielsicher führte Erich uns zu diesem Felsen im Wald. An dessen Fuß war noch ein Kreis aus sechs Steinen. Diese Anlage war ähnlich wie die auf dem Finger gestaltet, jedoch waren auf den Steinen alle sechs Elemente eingeschlagen, und der Zentralstein war umgestürzt. Als wir ihn aufrichteten, fanden wir im Erdreich noch ein Prisma. Dieses war aus einem rotbraunen Material und hatte die Symbole von Luft, Erz und Winter. Wir waren wohl auf einen vergessenen Ritualplatz der Sumen gestoßen – womöglich befand sich hier eine Kraftlinie. Aber wir konnten uns keinen Reim darauf machen, was für ein ungeborenes Kind vom Schloss winken sollte, und kehrten mit den zwei Prismen in die Stadt zurück.
9. Efferd 1033 BF – Die siebte Prüfung
Erich erinnerte sich an eine Frau, die vor einigen Jahre im Ingval ertrunken war. Sie wäre kurz vor der Niederkunft gewesen, so dass man ihr das Kind aus dem Bauch geschnitten hatte. Tsa sei Dank hatte es überlebt. Der Junge wurde Tsamir getauft und wuchs im Tsa-Tempel auf. Doch hatte es ihn zu Rondra gezogen und diente seit einiger Zeit in ihrem Tempel. Schwertbruder Ulfried Zornbold gab ihn uns gerne mit, um ihn von Andergasts Königsburg winken zu lassen, und die letzte Prüfung zu absolvieren. Wolorion sah die Forderungen des Prinzens als erfüllt an, und forderte uns auf, noch am selben Abend bei König Efferdan vorzusprechen.