Gen Norden III – Die Hrm Hrm

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Abrupt brach Tjalf seine spannende Geschichte ab. Kurz ließ er den Blick über seine Zuschauer wandern und stellte dabei fest, dass ihm inzwischen nicht nur die Kinder, sondern auch noch der eine oder andere Gast, lauschten. Eines der Kinder konnte die Spannung allen Anschein nach nicht länger aushalten und platzte sodann heraus: „Was ist los? Warum hast du aufgehört zu erzählen? Es ist doch noch gar nicht zu spät!“ „Nun ja, die Sache ist die“, antwortete er schmunzelnd, „meine Kehle ist sehr trocken vom Erzählen geworden“. Lächelnd deutete er auf sein Trinkhorn, in dem zu beginn seiner Erzählung sich noch dampfend warmes Met befunden hatte, und drehte es mit der Öffnung nach unten. Kurz blickte Tjalf den Wirt an, der ebenfalls zu seinen heimlichen Zuhörern gehörte, und hob nur kurz sein Horn. Mit einem knappem Nicken machte sich Stirbjörn daran, Tjalf einen neuen Becher mit warmem Met zu bringen, damit dieser seine Erzählung fortsetzen konnte. „Hab Dank, alter Freund“, erwiderte Tjalf während er das neu befüllte Trinkhorn entgegen nahm. 

„Nun, wo war ich? Ah ja, ich erinnere mich, unsere Helden waren gerade dabei von einem Riesenkraken verschlungen zu werden.“ „Neeeeeeeein“, schallten die ihn umringenden Kinder im Chor. „Nein? Seltsam“, Tjalf kratze sich am Kopf, „dann kommt das gleich noch“. Auf einmal herrschte totenstille, als einige der Zuhörer Luft durch ihre Zähne einsogen und den Geschichtenerzähler mit großen Augen anstarrten. Lachend setzte dieser sodann seine Erzählung fort: „Sachte, sachte. Alles zu seiner Zeit. Aber erst gilt es, den geheimnisvollen zweizähnigen Kopfschwänzer zu finden…“

“Am nächsten Morgen des 27. FIR 1007 BF stellten unsere Helden fest, dass bei weitem nicht jedes zuvor gebaute Iglu die Nacht heil überstanden hatte. Aber wenigstens hatten die Bewohner der Iglus die Nacht schadlos überstanden. Der Morgen allerdings darf nicht mit einem Wintermorgen, wie es sie bei uns gibt, verwechselt werden. Gewiss wird es im Winter früher dunkel und später hell, aber soweit im Norden, wo sich unsere Gruppe herumtrieb, da wird es erst zur Mittagszeit hell; und das nur für ein paar Stunden. Aber trotzdem war es nicht finster, ganz im Gegenteil, dadurch, dass sich das Mada- und Sternenlicht an dem weißen Schnee wiederspiegelt, entsteht ein Zwielicht wie bei uns kurz vor der Dämmerung. Eine weitere Besonderheit im ewigen Eis ist die gespenstische Stille, die ständig überall herrscht. Den stetig wehenden Nordwind hört man nicht, man spürt ihn und man sieht ihn an den Schneekristallen, die vom Boden aufgewirbelt werden.

Um die Expedition schneller voranzutreiben, ließ der Kapitän Phileasson vier Eissegler auftakeln, die er in alle Himmelsrichtungen aussendete, um einen sicheren Weg zum Festland ausfindig zu machen, denn zu diesem Zeitpunkt verweilte die gesamte Expedition noch auf dem zugefrorenem Meer. Doch bevor die Segler aufbrechen konnten, wurde jede Mannschaft kurz in die Bedienung eines solchen Seglers instruiert. Erstaunlicherweise lassen sich die Eissegler wie ein kleines Segelschiff bedienen, so dass es für Ramón und Leif ein Leichtes war, schnell den Dreh herauszubekommen und den Segler zu Manövrieren. Wie der Zufall es wollte, bildeten die Helden eine Eissegler-Otta und machten sich unter der Leitung von Ramón und Leif in Richtung Norden auf.
Die Fahrt verlief mehr oder minder ereignislos, bis auf die Tatsache, dass die Helden kurz nach Sonnenaufgang es geschafft haben, aus dem Eissegler einen Eisflieger zu machen. Durch das gleißende Licht geblendet und durch die relativ hohe Geschwindigkeit abgelenkt, erscheint es wie ein Wunder, dass Ramón eine Spalte im Eis rechtzeitig entdecken konnte, um die Bremsen ins Eis zu schlagen, doch leider, oder besser gesagt glücklicherweise, war das Gefährt so schnell, dass es über die Spalte in die Luft katapultiert wurde, um nach einem kurzen Flug von einigen Schritt am anderen Ende hart auf dem Eis zu landen, wo der Segler dann auch endgültig zum stehen kam. Das Eisschiff war, Swafnir sei dank, noch intakt und auch der Mannschaft war nichts zugestoßen. Von dem anfänglichem Schreck erholt, beschlossen die Helden, ihren Weg fortzusetzen, doch leider erwiesen sich die Spalten im Eis ein ernsthaftes Problem zu sein. Überall durch das Eis pflügten sie quer durch die Landschaft, manchmal nur einige Schritt tief, ein anderes Mal aber so tief, dass man das Ende nicht zu erkennen vermochte. Die Risse waren auf jeden Fall so breit, dass sie an ihrer schmalsten Stelle knapp vier Schritt breit waren. Nachdem die Gruppe den klaffenden Wunden im Eis etwas gefolgt waren, kamen sie zu dem Entschluss, dass es an dieser Stelle keine Möglichkeit gab, die Expedition in Richtung Norden fortzusetzen und so wurde alles für die Rückreise ins Basislager vorbereitet.

Am darauffolgenden Tag, also dem 28. FIR, wird vom Kapitän beschlossen, dass die Gruppe einen Weg in den Norden finden muss und fortan als Vorhut fungieren soll. Nachdem das Gepäck sicher im Segler verstaut wurde, brechen dann alle nach Norden, zu der Stelle, an der der Segler am vorherigen Tag beinahe verunglückt wäre. Dort angekommen erschafft Leif eine magische Brücke über die Spalte, mit deren Hilfe es alle über die Schlucht schaffen. Aufgrund der Gefahren, die hier lauern, beschließt Tjalf ein altes Ritual durchzuführen, das ihm ermöglicht, ein Band mit der Erdmutter Sumu zu knüpfen und so vor lauernden Gefahren rechtzeitig gewarnt zu werden. Tjalf, der mit dem Hund geht, meint nach einiger Zeit eine Spitze am Horizont zu erkennen. Von dieser Erkenntnis ermutigt, wird beschlossen der Sache auf dem Grund zu gehen. Während sich der Segler auf die Spitze am Horizont zubewegt, kommt es zu einem Umschwung des Wetters. Der Himmel verdunkelt sich und es fängt an zu schneien. Tjalf, der Wasserläufer, beschleicht ein unheimliches Gefühl und mahnt die Gruppe zur Vorsicht. Kurz darauf setzt ein heftiger Sturm ein, der das Segel des Eisschiffs zum reißen bringt. Der Wind ist so kalt, dass den Helden nicht anderes übrig bleibt, als das Gefährt zu kippen und als Schutz gegen den Wind zu benutzen bis sich der Sturm gelegt hat. Dann geschieht etwas unheimliches. Jedes Mannschaftsmitglied beteuert etwas anderes gesehen zu haben, doch Fakt ist, dass irgendeine Art von Geisterwesen einen Angriff auf die Helden durchgeführt hat. Jeder unserer Helden sah etwas anderes und als der Angriff erfolgreich zurückgeschlagen werden konnte, bemerkte man, dass Leif reglos und fast erfroren auf dem Boden lag. Sofort rieb sich Tjalf seine Hände, legte sie auf Leifs Kleidung und schaffte es mit Hilfe von Magie dessen Körperwärme zu erhöhen und ihn so vor dem sicheren Tod zu bewahren. Nachdem der Sturm vorüber war, sahen alle ein rötlich schimmerndes Licht am Horizont leuchten. Der Segler wurde startklar gemacht und die Gruppe hielt auf besagtes Licht zu. Auf dem Weg dorthin wurden seltsame Gebilde aus Eis ausgemacht. Runde Kugeln, aus denen Spitze Eisdornen in alle Richtungen gingen standen überall in der Landschaft verstreut. Ramón schafft es, das Schiff vorsichtig durch diese Ansammlung von „Eisigeln“ zu manövrieren und schließlich kommt die Gruppe zur roten Lichtquelle an: Ein Schiff, das halb versunken im Eis eingegraben wurde. An dem höchstem Mast im Krähennest befestigt, leuchtet eine Laterne im roten Licht. In der Takelage hängt auch die verhedderte Leiche eines Matrosen, der mit gespreizten Armen und Beinen über dem Schiff schwebt. Gideon und Ramón schaffen es mit vereinten Kräften den Matrosen und die Laterne zu bergen. Wie es sich herausstellt, befand sich im Inneren der Laterne ein Gwen Petryl, welcher die Quelle für das Licht war. Nachdem Gideon den Leichnam des unbekannten Matrosen würdevoll bestattet hatte, macht sich die Gruppe dann auf weiter nach Norden vorzudringen.

In der Nacht vom 28. auf den 29. FIR hört man in der Ferne das ständige Geräusch eines Klirren, als ob man eine Karaffe Glas an die Wand wirft. Im Laufe des Tages trifft die Gruppe auf ein verlassenes Lager von Beorns Mannschaft. Unglücklicherweise sind auch Tote auszumachen, die, nach altem thorwalschem Ritus, auf  Throne aufgebahrt wurden. Auch wird eine riesige, abgetrennte Hand im Lager entdeckt. Aufgrund der Anatomie und der Legenden, wird schnell klar, dass es sich um die Hand eines Yetis handeln muss. Da die Gruppe hier nichts mehr ausrichten kann, wird die Reise schließlich fortgesetzt.
Kurz nach Sonnenaufgang trifft die Expedition auf die Überreste eines zertrümmerten Eisseglers. Rings herum liegen vier Leichen mit herausgerissenen Gliedmaßen. Außerdem liegen Felsen zerstreut auf dem Eis, die als Wurfgeschosse gedient haben müssen.
Am Horizont sind erstmals Berge zu sehen; Land in Sicht!
In der Nacht fährt das Schiff vorsichtig in eine, wie sich später herausstellen sollte, Kolonie von wild schnatternden Boronskappentauchern. Trotz des wilden Geschnatters hört Tjalf in der Ferne ein leises Wimmern und Jammern. In der Hoffnung einen Überlebenden der Beorn-Expedition zu finden, gehen Leif und Tjalf der Sache nach, doch sie finden nur die Überreste eines drei Schritt langen Yetis, von dem das Jammern ausgeht. Wie sich nach genauer Untersuchung herausstellt, lag ein junges Yeti unter der vermeintlichen Mutter begraben. Leif nimmt sich dem armen Wesen an, füttert es und gibt ihm etwas zu trinken. Erstaunlicherweise haben Yetis eine verblüffend ähnliche Mimik in ihren Gesichtern. Zwar sind sie nicht menschlich, doch man kann ihre Gemütszustände im Gesicht ablesen.

Am nächsten Tag, den 30. FIR, zerreißt während der Fahrt plötzlich erneut das Segel. Verblüfft blickt sich die Mannschaft um und erkennt, dass sie in einen Hinterhalt der Yetis hineingeraten sind. In gebührendem Abstand um das Schiff herum bauen sich zwei Dutzend dieser Eisbewohner auf und umkreisen die Helden. Ein besonders großes Yeti-Exemplar stürmt aus der Menge mit gezückter Keule auf die Mannschaft zu. Erst als Leif ihm das warm eingepackte Yeti-Junge zeigt, hält das Monster in seinem Angriff inne. Unsicher, wie er sich verhalten soll, läuft er seitlich vor dem Segler auf und ab und macht dabei zahlreiche Drohgebärden mit seiner riesigen Keule. Tjalf versucht die Situation zu entschärfen, indem er das Monster mit einem Zauber belegt, doch anscheinend sind Yetis resistenter gegen Magie, als gedacht. Der Yeti, jetzt noch mehr hin und her gerissen baut sich vor Tjalf auf und schlägt bedrohlich mit der immensen Keule auf dem Boden. Allein Leif ist es zu verdanken, dass die Situation nicht eskaliert. Vorsichtig nähert er sich dem Ungetüm und hält ihm den jungen Yeti entgegen. Es verstreichen einige Augenblicke der Stille, jeder ist angespannt und auf einen Kampf vorbereitet, doch schließlich schnappt sich der angreifende Yeti das Junge und bringt es zu den anderen Yetis.
Nach kurzen Verständigungsproblemen mit den Bewohnern der gleichnamigen Insel, werden die Helden dann von ihnen in das nahe liegende Gebirge eskortiert, in dem sich ein Tal befindet, an dessen Hängen sich Iglu-artige Behausungen schmiegen und wo eine große, von zwei Yetis bewachte, Treppe, die zu einer Höhle im Berg führt, auszumachen ist. Die Gruppe wird schließlich zu einem der großen Iglus geführt, wo ihnen verständlich gemacht wird, dass sie erst einmal abwarten sollten.
Irgendwann betritt dann eine Elfe das Iglu, die die Helden befragt, weshalb sie Krieg gegen den Stamm der Yetis, den sog. Hrm Hrm, führen. Nach einem kurzen Gespräch wird ihr klar gemacht, dass nicht unsere Helden, sondern Beorns Leute für die Angriffe auf die Yetis verantwortlich waren. Leif, der anscheinend darauf gehofft hatte, die Elfe zu treffen, bittet um ein privates Gespräch mit ihr, was ihm auch gewährt wird. Beide verlassen für eine kurze Zeit das Iglu und kehren nach einer weile wieder zurück. Da die Elfe, die sich als Galandel vorstellt, inzwischen von den Absichten der Helden überzeugt ist, bittet sie die Gruppe ihr zu der großen Halle am Ende der Treppe zu begleiten…”

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