Am 8. Efferd 1030 BF erreichten wir schon am Vormittag Angenburg. Meister Retus sprach bei Obrist Sebor vor und bat uns dann für drei Uhr nachmittags ebenfalls auf die Burg, um dort unseren Sold zu empfangen. Ich vertrieb mir die Zeit mit einem Essen und einem ‘Hellen Ferdocker’ im Wirtshaus „Schwarzer Bauer“, im Dorf, zu Füßen der Burg. Bereits zu dieser frühen Stunde waren zahlreiche Gäste im Schankraum. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Soldaten. Das Heerlager war in den Tagen unserer Abwesenheit enorm gewachsen und hatte sich fast verdreifacht. Man sah die Banner eines weiteren Garderegiments, den Skorpion einiger Streiter Kors und das Wappen des Grafen Albrax Sohn des Agam von Waldstein. Albrax war ein berühmter zwergischer Held und Bruder des Königs Arombolosch von Xorlosch.
Bei unserem Treffen mit Obrist Sebor erfuhren wir bald, was es mit dem Aufmarsch so vieler Truppen auf sich hatte. Andergast war von Orks belagert! Der König war gefallen, auf dem Thron saß nun sein Sohn, der aber keine Regierungsgewalt hatte, da er erst zwölf Jahre alt war. Regentin war zur Zeit seine Mutter, Königin Leta. Das Reich beabsichtigte nun, Truppen in die Stadt Andergast zu entsenden, um dort einer Belagerung durch die Orks stand zu halten. Obrist Sebor bot uns an, dass wir uns dem Heerzug anschlössen. Ich musste dies zu meinem Bedauern ablehnen, da ich noch meinen eigentlichen Auftrag zu Ende führen und dringen zurück nach Weiden reisen musste. Meine Reisegefährten der letzten Tage allerdings, schlossen sich allesamt den Soldaten an. Obrist Sebor zeigte sich nicht undankbar und entlohnte mich reichlich für meinen Beitrag zur Vernichtung des Vampyrs von Kölke. Ihm war auch unser Verdacht gegen den Waffenmeister des Barons von Saalberg angetragen worden, allerdings beabsichtigte er zunächst, einige weitere Nachforschungen anzustellen, bevor er vielleicht gegen ihn vorgehen würde. Sein Plan war, Bruder Gregor von Rondra auf den Saalberg zu schicken, um sich vor Ort ein Bild des Waffenmeisters zu machen. Sollte der Graf von Angenburg sich entschließen, gegen den Baron vorzugehen, hatte ich dem Obristen meine Dienste angeboten, Sebor rechnete allerdings nicht damit, dass dies vor Ablauf von zwei Monaten der Fall sein würde.
Ich verbrachte noch eine Nacht im „Schwarzer Bauer“, wo ich am Abend einem Zechgelage des Zwergen im Wettstreit mit einigen Söldnern beiwohnte. Als Gargrimmsch nach 14 Halben und einigen Schnäpsen zu Boden ging, legte ich mich schlafen.
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Meister Retus und verließ Angenburg. Meine Reise nach Weiden und die Dinge, die dort geschahen, sollen an anderer Stelle erzähl werden. Ich erhielt allerdings die Erlaubnis, nach Angenburg zurück zu kehren, um die Angelegenheit mit dem Vampyr zu einem Ende zu bringen.
Der Herbst war schon weit fortgeschritten, als ich mich dem Dorf näherte. Auf meinem Weg hatte ich schon einige Berichte vom Fortgang des Krieges gehört. Am 10. Boron wurde Andergast befreit und die Orks durch einen Ausfall der Kavallerie zurück gedrängt. Die Truppen des Grafen von Waldstein hatten sich in dem kleinen Königreich als Schutzmacht etabliert. Aber nicht nur Andergast hatte Probleme mit den Schwarzpelzen, auch der ewige Rivale Nostria wurde von den Orks bedrängt. Berichten zufolge kamen den Nostrianern horasische Truppen zur Hilfe und hatten sich nun dort festgesetzt. Manche erzählten gar, dass Nostria als Protektorat dem Horasischem Reich angegliedert worden sein sollte. Ich dachte an meine Gefährten, die sicher einiges zu berichten hatten und kehrte am Abend im Wirtshaus „Schwarzer Bauer“ in Angenburg ein.