Warum eigentlich immer wir?

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Schriftliche Aufzeichnungen von Alanus vom Fischteich vom 30. Oktober 2512

Ich bin so dankbar, dass ich meine Gedanken immer niederschreiben kann. Seitdem wir uns um die Vorkommnisse im Zinnsporn kümmern müssen, dröhnt mein Kopf stärker als jemals zuvor. Und das liegt nicht an den Probekämpfen. Komischerweise verliefen diese für meinen Geschmack zu einfach in unsere Richtung. Was haben denn die anderen sogenannten Kämpfer für Vorerfahrungen? Naja, jetzt weiß ich jedenfalls, welche Vorteile unser bisheriger Aufenthalt in Übersreik hervorgebracht hat. Vielleicht sollte ich doch mal ein paar Gedanken darauf verschwenden, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen. Aber wenn es als Grubenkämpfer immer so langweilig ist – ich weiß nicht.

Was mich seit Tagen aber besonders beschäftigt und sehr nervt, ist dieser Rudelvater des Ulric. Was will der eigentlich von uns? Haben wir bei ihm noch Schulden abzuarbeiten? So redet er jedenfalls mit uns, wenn es um die Aufträge im Zinnsporn geht. Und dann nervte mich auch unsere fehlende Strategie für das weitere Vorgehen in der Arena. Wir entschieden uns daher erst einmal dafür, wenn möglich, weitere Informationen und Pläne der Katakomben des Zinnsporns zu besorgen.

Dafür teilten wir uns auf. Kruger und Ruben gingen zu Cordelia und Christoph Engel. Konrad und ich wollten eventuelle Informationen von Franz Lohner und den Zwergen Sreluc & Srulem einholen. Unsere beiden Kameraden erzählten uns später, dass sie auf dem Weg zu Cordelia noch spontan bei Heske Glazner reinschauten. Sie verwies in ihrem kurzen Gespräch aber wieder nur auf politische Verwicklungen im Bezug auf die Situation im Zinnsporn und gab keine weiteren brauchbaren Informationen. Sie nannte als bessere Adresse Franz Lohner und erinnerte Ruben an die Greifen.

Konrad und ich waren parallel am Brückenhaus angekommen und gingen in die gemietete Etage von Franz Lohner. Er hatte recht gut aufgetischt. Ob die anderen auch so bewirtet wurden? Also zuerst galt „Hoch die Tassen“! Am Eingang vom Brückenhaus hörten wir wieder von neuen Überfällen auf die Postkutschenlinien. Aber das war momentan nun wirklich nicht unser Problem.

Bevor wir Lohner unsere Fragen stellen konnten, bat er uns für die Zukunft wieder einmal eine Kooperation an. Wir dankten ihm und lenkten dann das Gespräch auf den Zinnsporn. Aber auch er hatte wie Heske nur den Plan, Mitarbeiter des Stadtarchives zu bestechen. Er hatte aber mitbekommen, dass viele Ulric Jünger in die Stadt gekommen waren. Ihn wunderte es dabei hauptsächlich, dass sie so viele alte Bücher mit in die Stadt geschleppt hatten. Wir verweilten noch etwas bei Speis und Trank und verabschiedeten uns dann.

Ruben und Kruger gingen dann nach ihren Erzählungen zu Cordelia. Sie erzählte ihnen, dass die gesamten Pläne der „Unterwelt“ von Übersreik in die Burg Schwarzfels gebracht worden sind. Was für ein Zufall! Und dann auch gleich noch unter Verschluss. Komisch, komisch.

Dann sind sie wohl schnell in den Turm zu Christoph Engel gegangen. Sie bekamen auch dort wohl nicht ein vergleichbares Mahl wie bei Lohner angeboten. Tja, man kann nicht immer Glück haben. Auch die Begrüßung fiel laut Kruger recht kühl aus, besonders in seine Richtung. Zum Zinnsporn und den Plänen wollte Engel sich anfänglich nicht äußern. Aber dann kamen wieder einmal heftige Geschichten, die natürlich auch uns einbezogen.

Der jüngste Sohn des Grafen Sigismund von Jungfreud, der von Schwester Haberkorn im Untergrund versteckt wurde, könnte mit den vergangenen und gegenwärtigen Vorkommnissen zu tun haben. Der Magier aus dem Portal war wohl auf der Suche nach ihm. Und dann kam die gewaltigste und schlechteste Nachricht, er soll in der Vergangenheit einen Leibwächter an seiner Seite gehabt haben und der soll ein Gesegneter Ulrics gewesen sein. Er vermutet eine Verbindung zu den Alten Mächten. Ich habe zwar von den Religionen nicht so viel Ahnung, aber mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass es Gesegnete wie Sand am Meer gab. Daher gingen meine Gedanken sehr stark in Richtung Zinnsporn und ein Schauer lief nicht nur über meinen Rücken.

Wir waren in Speichelfeld angekommen. Gino machte uns die Tür auf und war voller Freude wegen der mitgebrachten Abfälle. Diese gingen sofort in seinen Magen. Oder hatte er mehrere? Ich muss mich mal informieren. Etwas gesättigter erzählte er uns von einem seltsamen Mann, der in letzter Zeit im Keller den Spiegel der Vampirin gesucht hatte. Nach seiner wagen Beschreibung handelte es sich wohl um einen Bretonen. Wenn er den Spiegel haben möchte, sollte er bei uns vorbeischauen. Habe ich gedacht, aber nicht gesagt.

Nach einem kurzen Besuch bei Annika kamen wir bei den beiden Zwergen an. Nachdem wir geklopft hatten, brauchte Sreluc etwa fünf Minuten, um alle Türsicherungen zu öffnen. Sicherheit ist gut und schön, aber wenn sie irgendwann schnell aus der Wohnung müssten, wird es schwierig. Aber auch das ist nicht unser Problem. Ich muss aufhören, über alle Dinge nachzudenken.

Sreluc bot uns an, die Pläne über die „Gekreuzten Finger“ zu beschaffen und wir willigten ein. Anschließend tranken wir zusammen ein Gebräu, was so stark war, dass ich mich zusammenreißen musste, nicht einfach umzufallen. Was denken diese Zwerge sich eigentlich. Das ist klare Körperverletzung. Aber ich trank es aus.

Nach diesen ganzen Besuchen trafen wir uns alle im Brückenhaus und brachten uns auf den neuesten Stand. Wir planten dann zum Zinnsporn zurückzukehren. Als wir am Südtor vorbei gingen, sprach uns auf einmal jemand an. Und es wurde sehr merkwürdig. Es war ein Hauptmann der Weißen Wölfe, und zwar der, von dem wir schon vorgestern vom Rudelvater gehört hatten. Der Kerl, der Amok laufen wollte. Und es war wirklich so. Sein Name war Wulfhelm Raker. Er winkte uns zu sich und polterte gleich los. Wir sollten seiner Gruppe und ihm Einlass in den Zinnsporn verschaffen, damit er den gesegneten Champion überwältigen könne.

Als wir alle wohl sehr blöd geschaut hatten, kam er mit seiner Alternative um die Ecke. Wir könnten den Champion auch mit einem Vorwand aus der Arena und in einen Hinterhalt im Wald locken. Hatte er vielleicht auch etwas von dem Zwergentrank gehabt und konnte nicht mehr klar denken? Jedenfalls hinterließ er bei uns den Eindruck, dass wir keine andere Wahl hätten, ihn zu unterstützen. Auch unsere Einwände prallten bei ihm ab.

Nach der Begegnung setzen wir unseren geplanten Weg nicht mehr fort, sondern kehrten um zum Ulrictempel. Dort berichteten wir den Rudelvater von dem jüngsten Gespräch. Für ihn waren es keine neuen Erkenntnisse, aber er missbilligte diese Pläne. Na, das ist ja großartig und hilft uns weiter.

Etwas irritiert gingen wir dann zurück zur Arena. Beim abendlichen Essen kam Felix Eisenseite auf uns zu und sagte, dass der Champion Reikhart Gestenstark uns sehen wollte. Hatte er etwas von unseren Besuchen mitbekommen und wollte uns jetzt enttarnen? Wieder kam dieser Schauer.

Je näher wir seiner Unterkunft kamen, desto mehr hörten wir Geräusche von einer Art Zeremonie. Und auch Wolfsheulen mischte sich darunter. Als wir durch die große Tür gingen, sahen wir einige Männer in einem Kreis stehen. Irgendwie brummten sie und hinter ihnen sahen wir eine Art von Wolfsstatue. Dann gaben sie alle nacheinander ein Blutopfer in eine Schale. Reikhart nahm sich das Gefäß und nahm einen großen Schluck daraus. Anschließend bot er uns die Schale an. Doch wir konnten widerstehen. Die Ablehnung nahm er uns komischerweise nicht übel.

Er sagte mit seiner ruhigen und charismatischen Stimme, dass er unsere Hilfe benötige. Wir sollten mit dem Rudelvater einen Termin für eine Unterredung vereinbaren. Ob er unsere Verwunderung wegen dieses Anliegens spüren konnte? Mir kamen sofort wieder die Pläne des Hauptmanns Raker in den Kopf. Mir wurde schwindelig von den verschiedenen Möglichkeiten, die aus diesen beiden Unterredungen entstehen konnten. Aber es stieg bei mir ein Gefühl hoch, dass die Umsetzung dieses Planes nicht zum Nachteil für den Champion sein sollte. Warum hatte ich diesen Gedanken?

Auch als er dann an einen kleinen Tisch ging, auf dem ein Buch lag und er anfing aus diesem Buch zu lesen, wurde dieses Bedürfnis nicht schwächer, sondern eher stärker. Ich sah auf dem Buch einen Wolfskopf und auch einen Titel. Aber die Sprache war mir unbekannt, sodass ich die Überschrift nicht lesen konnte.

Warum kommen wir seit Monaten in solche Situationen? Was hat das Schicksal mit uns vor? Es lässt mich jedes Mal wieder erschauern, wenn ich darüber nachdenke, dass alles, was geschehen ist und auch das Zusammentreffen mit meinen Kameraden einen größeren Sinn haben muss, den ich mir aber bis heute nicht erklären kann. Es ist im wahrsten Sinne zum Verrückt werden.

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