Das Lager im Wolfswald

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Während Gerhild und Gunda im Gebüsch ausharren und ich noch oben auf dem Baum sitze, hören wir nicht weit entfernt kehliges Wolfsgeheul. Die darauf folgenden, geheulten Antworten aus verschiedenen Teilen der umliegenden Wälder sind schon etwas beängstigend, zu dieser Jahreszeit möchte ich ungern einem Rudel hungriger Wölfe gegenüberstehen

Gerhild schlägt vor, den Rückweg anzutreten, da auch langsam die Dämmerung hereinbricht. Da sie als einzige von uns bewaffnet ist, kommen wir diesem Vorschlag gerne nach. Als ich vom Baum herabklettere, habe ich das ungute Gefühl beobachtet zu werden, kann aber nichts Auffälliges entdecken. Langsam erobern sich auch die Tiergeräusche den Wald zurück. Wir erreichen den Waldrand, in einigen Hütten brennen sogar schon Lichter.

Währenddessen befinden sich Gundi und Griemhild in unserer Unterkunft und sehen, wie sich langsam die Dorfbewohner in der großen Halle versammeln. Williferd steht aber unbeirrt draußen mit seiner Axt herum und beobachtet unser Haus und natürlich bekommt er unsere Rückkehr aus dem Wald mit.

Bevor wir nun alle zum Abendessen in das Langhaus gehen, berichten wir unseren Gefährtinnen von den Vorkommnissen im Wald. Dass dieses kleine Dörfchen mit Namen Kieselfurt ein Wolfsproblem zu haben schein, kann Gundi uns nur bestätigen, sie hatte in der Ruine eine nasse Wolfsspur gefunden, dort lag aber keine Kleidung. Und sie hatte auch das Gefühl, beobachtet zu werden.

Wir begeben uns also in die große Halle, wir wollen ja nicht das uns nur eher widerwillig gewährte Gastrecht ausschlagen. Außerdem kann ich nicht mehr ausmachen, ob es Grobe ist, der dort etwas missmutig vor sich hinknurrt oder ob unsere Zwergin ist, die Schmacht schiebt.

Nicht gerade erfreut stellt Gerhild ihren Speer am Eingang des Langhauses in der Ecke ab, unsere letzte direkt verfügbare Waffe. „Gedenkt ihr euch auch uns mit eurer Anwesenheit zu erfreuen – schön“ sind die überschwänglichen Begrüßungsworte von Williferd, während er ebenso seine Waffe abstellt und sich an das Ende der Tafel begibt, wo auch Awa, die Dorfsprecherin, und ihr Vater, der Graubart Hartwulf sitzen.

Wir finden an der Seite der Tafel nebeneinander Platz, zwischen ca. 40 – 50 Dorfbewohnern, die meisten von ihnen betrachten uns nicht feindselig, eher mit neutralen, vielleicht auch etwas neugierigen, manche auch mit etwas misstrauischen Blicken.

Lediglich Hartwulf ist an Griesgrämigkeit kaum zu übertreffen, aber Gundi versucht mit aller Macht eine noch grimmigere Mine zu ziehen, als der Dorfälteste. Er flüstert seiner Tochter immer wieder etwas ins Ohr während er uns mit geringschätzenden Blicken anfunkelt.

Gerhild begrüßt und bedankt sich in unserem Namen bei unseren unfreiwilligen Gastgebern für Speis und Trank und Unterkunft und Awa begrüßt uns ihrerseits an der Tafel. Es ist ein leckeres Mahl, einfach aber sehr reichhaltig, die Nüsse, Beeren und besonders der Käse sagen mir besonders zu. Nach einigen Minuten fragt Awa nach dem Grund unseres Besuchs.

Gerhild berichtet von Merowechs Ableben, dem Verschwinden Oderics und des Richtschwertes. Jetzt meldet sich Hartwulf zu Wort, Oderic scheint für ihn genau das richtige Thema zu sein, seine Flucht deutet er als schlechtes Zeichen und macht ihn verantwortlich für quasi das gesamte Übel der Gegend. Es ist ja auch seine Schuld, dass wir nun hier sind.

Ich merke, wie Gundi neben mir immer mehr anfängt zu brodeln, wenn nicht schnell etwas passiert, platzt sie. Unter dem Vorwand, meine Harfe aus unserer Hütte holen, ein bisschen beruhigende Musik zum Essen hat noch nie geschadet, aber nicht allein gehen zu wollen, begleitet mich unsere Zwergin dann doch schließlich nach draußen. Und schon ist es wieder da, dieses Gefühl beobachtet zu werden.

Während wir unsere Gemüter abkühlen, gesellt sich in der Halle eine ältere Frau zu Gerhild, Griemhild und Gunda und erkundigt sich nach Oderic. Sie beschreibt ihn als höflich und zuvorkommend, aber merkwürdig und für die meisten Bewohner als nicht sehr umgänglich. Ein älterer Mann wirft ein, dass „der Junge“ erst eigenartig wurde, nachdem er als Kind die Leichen seiner Eltern übelst zugerichtet vorgegefunden hatte, nachdem ein paar Gesetzlose mit ihnen fertig waren. Da fing es an, dass Oderic immer seine Kampftechniken übte.

Unsere Gefährtinnen erfahren, dass Helmgut sich seiner angenommen hatte, mit seiner Tochter Brunhild nahmen sie Oderic bei sich auf und zogen ihn groß. Helmgut, der erste Krieger des Dorfes, hatte die Hoffnung, dass sein „Adoptivsohn“ einst seine Nachfolge als erster Krieger antreten würde. Und dann zog vor einigen Jahren dieser Rathwig aus den Bergen ins Dorf, heiratete Brunhild und wurde erster Krieger. Nach der Meinung der Dorfbewohner handelte es sich bei Rathwig um einen ehrenvollen und guten Krieger, nach dessen Tod sich Brunhild sehr zurückgezogen hat. Der derzeitige erste Krieger ist übrigens Williferd!

Als Gerhild Awa auf die Wolfsproblematik im und ums Dorf anspricht, will diese nichts davon wissen. Nun gut, es ist auch langsam an der Zeit sich zu verabschieden und sich zur Ruhe zu begeben. Auf dem Rückweg zu unserem Haus erfahren wir noch, wo Helmgut wohnt und wo wir seine Tochter Brunhild finden können, die beiden waren, verständlicherweise, beim gemeinsamen Mahl in der Halle nicht anwesend.

Angesichts dieser vielen Momente, in denen wir uns hier beobachtet fühlen, beschließen wir, nachts zu wachen. Ich kann zwar nicht sagen, woher es kommt, aber mich beschleicht wieder ein ungutes Gefühl. Gerhild geht während ihrer Schicht ums Haus, sie kann etwas weiter entfernt auf der anderen Seite des Flusses ein deutlich sichtbares Lagerfeuer erkennen, das scheint eine größere Gruppe zu sein.

Griemhild dreht mit Grobe eine Runde ums Haus, auch dieser wird zwischendurch unruhig. Sie bemerkt eine Schar Vögel, vom Fluss kommend Richtung Düsterwald fliegen – solche Spottdrosseln werden oft von Radagast dem Braunen als Späher eingesetzt. Am wenigsten auffällig, scheint das über den Fluss fahrende Hausboot zu sein, das Gundi während ihrer Wache erblickt.

Gerhild findet auch während des Schlafes keine wirkliche Erholung, sie erzählt uns am nächsten Morgen von ihrem Traum. „Auf einem zugigen Hügel, mitten in den Sümpfen, erwacht in einem alten Gemäuer ein an der Wand lehnender Leichnam – mit grünlich-kränklich leuchtenden Augen.“ Na ganz wunderbar, da sind diese Grützeaugen wieder.

Am nächsten Morgen untersuchen wir Oderics Haus erst einmal in Ruhe. Er scheint das Haus vor 2 Wochen verlassen zu haben, bisher wurde aber wohl noch nichts ausgeräumt. In einer kleinen hölzernen Truhe finden wir Kleidung, vor 2–3 Tagen wurde hier wohl noch etwas herausgenommen.

Die Kleidung, die wir hier finden, passt aber nicht zu der, die wir im Wald gefunden haben. Ich bin mir sicher, dass hier vor zwei/drei Tagen noch eine oder mehrere andere Personen im Haus waren. Wir lassen Grobe an den Kleidungsstücken schnüffeln, der eine Fährte bis zum Bootsanleger aufnimmt, dort bemerken wir das Fehlen eines der Boote.

Es nützt nichts, um da an Informationen zu kommen, die uns weiterhelfen, sollten wir mit Helmgut sprechen, es bedarf aber schon einiger Überredungskünste unsererseits, bevor uns der stark alkoholisierte Mann seine Version von Oderics Vergehen erzählt:

Er hatte Oderic früher bei sich aufgenommen und aufgezogen. Helmgut selber hat den Jungen ausgebildet, damit er sein Nachfolger als erster Krieger werden sollte. Zur Tat erzählt er uns, dass er ins Haus kam, Rathwig lag tot auf dem Boden und Oderic stand mit einem Messer über ihn gebeugt. Er verpasste seinem Ziehsohn einen Schlag mit der Breitseite seiner Axt. Denn ganz egal, ob Oderic aus Heimtücke handelte oder nur seine Schwester Brunhild schützen wollte, nach Helmguts Auffassung musste seine Tochter sich ihrem Ehemann Rathwig fügen, alles andere sei inakzeptabel gewesen.

Da Helmguts Plauderbereitschaft nun seine Grenze erreicht hat, entschließen sich Gerhild und Gundi zu einem Besuch bei Brunhild. Kurz vor ihrem Haus sehen sie eine eiskalt schauende junge Frau gerade aus Richtung des Friedhofs auf sie zukommen, die Frau bittet die beiden ins Haus.

Gerhild bittet Brunhild um ihre Einschätzung zu Oderic. Sie beschreibt ihn zwar als aufbrausend und temperametvoll, aber auch als einen sehr ehrenwerten und guten Mann, der stets bemüht war, seinen Ziehvater zufrieden zu stellen. Ihrer Schilderung nach war Rathwigs Tod ein Unfall und keine Absicht.

Oderic war des Dorfes überdrüssig geworden und wollte es verlassen, die Gefährtinnen vermuten, dass er Brunhild mitnehmen wollte, um sie vor Rathwig zu schützen. Anscheinend hatte Rathwig das mitbekommen, darüber gerieten die beiden in Streit, den Brunhild noch versuchte zu schlichten.

Den eigentlichen Teil der Tat lässt sie aus, setzt erst wieder an dem Punkt ein, als ihr Vater ins Haus kam und Oderic mit einem Messer in der Hand über Rathwig stand. Auf Gerhilds Frage, ob nur Oderic eine Waffe in den Händen hielt, bricht Brunhild in Tränen aus.

Als sie sich etwas fangen kann, erzählt sie, dass Rathwig sie geschlagen habe und Oderic deshalb ausrastete. Und dann war ein Messer in Rathwigs Brust… Oderic hatte es gerade herausgezogen, als Helmgut hinzukam und Oderic vermeintlich „erwischte“.

Später erfahren wir noch, dass Rathwig zusammen mit Garulf und Williferd aus einem Dorf in den Bergen kamen, in dessen Gegend Hautwechsler vorkommen

Da die Bereitschaft einiger wichtiger Bewohner zur Aufklärung seltsamer Vorfälle hier im und um das Dorf teilweise sehr gering ist, müssen wir uns selber auf die Suche nach Lösungen machen.

Wir bekommen die Erlaubnis, mit einem Boot über den Fluss zu setzen und finden auch irgendwann das fehlende Boot vom Anleger. Wir machen fest und folgen eine zeitlang Spuren, außerdem ist Wolfsgeheul zu hören. Eine Auskundschaftung ergibt ein Wolfsrudel von ca. 20-30 ausgehungerten Tieren, so dass wir das Nachtlager also in ausreichender Entfernung zu dem Rudel aufschlagen.

Am nächsten Tag treffen wir auf die verlassenen Lagerstelle einer einzelnen Person, außerdem finden wir dort ein Bruchstück einer Messerklinge, ansonsten verläuft der Tag ereignislos.

Für die nächste Übernachtung findet Griemhild einen guten, windgeschützten Lagerplatz. In der Nacht verschlechtert sich das Wetter und tief im Wald ist ein größerer Feuerschein zu sehen, wahrscheinlich ein sehr großes Lagerfeuer

Am nächsten Morgen verfolgen wir die Spuren weiter gen Süden, bis wir auf einen Lagerplatz, vielleicht von Oderic, treffen, an dem wohl ein Kampf mit 4 Gegnern stattgefunden hat. Kampfspuren deuten darauf hin, dass wahrscheinlich jemand gefangen genommen und mitgeschleppt wurde.

Es dämmert schon, als wir am Rande bzw. den Ausläufern des Waldes auf ein Lager mit deutlich mehr als 50 bewaffneten Personen und Patrouillen von jeweils 4 Personen treffen. Es teilt sich in mehrere kleine Lager, dem Anschein nach handelt es sich hier um eher unerfahrenere Leute, die ob ihrer Unwissenheit den Wald komplett überjagt haben, was die ausgehungerten Wölfe erklären würde. Es lassen sich Spuren finden von vielleicht Südländern, definitiv sind es keine Orks.

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