Gerwins Tagebuch, 14. April 2512, Übersreik, Reikland
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir in diesem voll von in Fäkalien liegenden Sterbenden und übel stinkenden Pesthaus mit diesem Ogerding festsaßen! Alanus und Ruben versuchten herauszufinden wie das nur passieren konnte, ohne Erfolg natürlich. Ich weiß warum: wegen der schlechten Auswahl unserer Aufgaben und mangelnder Planung und Missachtung meiner Warnungen. Doch ist es von entscheidender Wichtigkeit meine Kameraden eng an mich zu binden, also spiele ich ihr Spiel mit. Konrad hörte plötzlich eine Fremdsprache und fand eine Medici, die selbst krank darnieder lag. Während der Einfaltspinsel zu nahe an sie herantrat und ihre Tasche prüfte, packte sie ihn und flüsterte ihm mit ihrem Pestatem zu, dass ihre Aufzeichnungen die Wahrheit zu diesen Ereignissen enthielten. Natürlich fehlten diese…
Kurz darauf trafen wir auf Nikolas Krud, der in diesem Nest das Sagen inne hatte. Konrad gab sich wieder volksnah und versuchte die Massen hier zu beruhigen mit eher mäßigem Erfolg. Unterdessen fraß Gino von unseren Rationen, die Alanus und Ruben ihm einfach so überließen und dabei erzählte er von Trudi. Er gab uns Auskunft, dass Trudi Schreiber öfter bei Annika vorbeischaue. Konrad bemerkte eigenartige Geräusche, die ich als Kinderlachen in den hohlen Wänden ausmachen konnte. Konrad tat, was er am besten kann – Leute mit seinem Wohlstand beeindrucken. Er bestach einen der Anwohner und dieser verriet uns wo wir Annika finden würden.
Ich überzeugte die Truppe davon, dass wir Annika einweihen um doppeltes Spiel zu unseren Gunsten zu spielen. Endlich hörten diese Problemmagneten mal auf mich! Ich komme meinem Ziel doch langsam näher! Auch schaffte ich, nicht Konrad, es Annika Passerine zu überzeugen uns reinzulassen in ihr verlaustes Waisenhaus inmitten der Seuche. Sie hatte schon von uns und unseren Freuden mit Rudi gehört. Annika, ein Bär von einem Mann – äh Frau erzählte, dass Trudi gelegentlich Nahrung und Medikamente vorbeibringe und sie sie daher sehr mag. Jetzt brauche sie dringend neue Medikamente und natürlich müssen wir das wieder erledigen. Also ab zu den unwirschen Zwergenbrüdern, um diesen die Arzneien aus den Knochen zu leiern.
Vorher erzählte uns Annika, dass ein Kind Namens “Dreiheit” wohl die Medici Alexandra Giliani beklaut hatte. Ein verwilderter, Lausebengel, der in den Wänden herumkriecht und ein eigenartiges DreiPunkteTattoo auf dem Rücken hat. Als wir loswollten erwischte Annika Nikolas beim Lauschen an der Tür und gab ihm prompt eine Kostprobe von ihrer Muskelkraft. Diese Frau werde ich niemals verärgern! Beim Losgehen spürte ich einen eigenartigen Blick auf mir, schien aber eher nur ein Schaudern zu sein, konnte nichts ausmachen.
Auf dem Weg zu den Zwergen sahen wir zwei alte Menschen in dunklen Roben, die uns sagten, dass der Rabe des Todes uns holen werde. Sehr ermutigend. An der verstärkten Tür von Srulem und Sreluc angekommen erwartete uns schon der nächste Dienstbotengang, wie ich das hasse! Einer der Zwerge fehlte natürlich und wir müssten zu einem Elfen, sagte der andere Zwerg, um den Bruder zu holen. Dann gäbe es auch Medikamente. Fantastisch… Noch bevor wir bei dem Elfen ankamen fanden wir den anderen Zwerg reglos am Boden liegen. Ruben untersuchte ihn und stellte die Blutfäule an ihm fest. Auch zwei kleine Einstichstellen an seinem Hals fand er. Zurück bei dem anderen Zwergen schaffte Konrad es dessen Wut zu zügeln. Vielleicht sollte Konrad sich mehr an die Zwerge halten, die hören wenigstens auf ihn. Anstelle es nun gut sein zu lassen kam auch schon der nächste Auftrag an uns heran. Wir sollten Thulgrim finden, den in Ungnade gefallenen Ziehvater der Zwerge, welcher sich mit Totenbeschwörern einließ und den Klan entehrte, als er sich von den Kaufmannsfamilien Reuter und Stiegler über den Tisch ziehen ließ und das Familienerbe verlor. Ganz toll. Dafür gebe es weitere Medikamente. Ich finde eine zügige Klinge und ein Vertuschen unter der Seuche ja schneller, aber meine edelmütigen Kameraden wollen anscheinend immer mehr Aufgaben erledigen. Ich hoffe meine Zwangshilfe dabei hilft mir mehr Vertrauen aufzubauen, welches ich später nutzen kann.
Die Medikamente, die wir für das Retten des Bruders bekommen haben nahm Annika an sich und reichte uns das Buch der Medici, welches sie Dreiheit abluchsen konnte. Leider kann es niemand lesen, außer natürlich… dem Elfen. Also hoch zu ihm. Eluharath Wellenkamm sah ziemlich alt und abgewetzt aus, ich war etwas enttäuscht, dachte ich doch sie wären allesamt jugendlich und schön, aber naja. Er ließ uns in sein schickes Heim, gab uns Tee und half uns die Wahrheit zu entschlüsseln. Im Keller lebe ein Vampir, der einen Krankenbiss verteile und die Seuche so verbreite. Ganz prima! Sein Hunger wachse und somit die Infizierten. Über Skaven weiß der Elf nichts, also bleibt der Vampir die einzige Bedrohung im Keller, immerhin! Er berichtete uns noch von den Kräften der Vampire. Ich freute mich schon sehr auf das Treffen mit diesem Wesen… nicht wirklich.
Alanus Tagebuch, 14. April 2512, Übersreik, Reikland
Wie Gerwin? Du weißt nicht mehr genau, was dann passiert ist? Der alte Elf wusste nicht viel über einen Vampir. Er gab uns dann einen Spiegel als Geschenk – vielleicht um so eine Kreatur zu überführen und sagte noch, dass diese ekelhaften Blutsauger auch im Dunkeln sehen könnten – na toll…
Auf dem Weg nach unten immer wieder Kichern in den Wänden, nur manchmal unterbrochen von Ginos nicht über hörbarem Magenknurren. Kann mal endlich jemand diesem dicken Wanst etwas zu essen geben!
Vor unserem Eintreten in den Keller kümmerte sich Ruben noch einmal um den verletzten, weiblichen Medicus. Vielleicht hat es ja irgendwann mal Vorteile für uns.
Dann der Keller. In meinem Dorf kenne ich eigentlich nur den Keller unser Schänke. An den waren meine Erinnerungen nur Gute. Wein, Bier, ein paar geräucherte Würste. So ging ich auch mit Hoffnung in dieses Gewölbe, aber mit keiner Großen.
Aber was ich dort sah, war wie ein Alptraum, wie aus den letzten Nächten. Es war grauenhaft stickig, überall stinkendes Wasser, nur Unrat und es roch einfach nach Gefahr. Und von überall schienen Geräusche zu kommen. Bekanntes Quieken von langschwänzigem Getier, aber auch unbekannte Töne. Und schon wieder bekam ich dieses unwohle Gefühl, welches ich in dieser Stadt fast durchgängig habe.
Und dann noch diese vielen Wege und Abzweigungen. Wir nahmen erstmal den rechten Gang. Ein paar Schritte, ich breche fast ein. Tolle Wahl! Überall nur morsche Planken. Aber wir finden „Schätze“. Konrad ein altes Silberbesteck, Ruben Spuren… Wir folgen.
Dann knirscht es wieder unter meinen Füßen. AAAARRRGGGGGHHHH. Diesmal habe ich kein Glück. Ich rutsche ab und einer meiner Füße kommt in einem rostigen Nagel zum Stehen. Was für Schmerzen!
Und durch meinen Schrei bekommen wir auch noch Besuch. Eine Art weibliches Wesen kommt von der Decke auf uns zu. An der Decke? Vielleicht träume ich ja wirklich nur. Nein, kein Traum… Dann wären die Schmerzen ihres Angriffes auf mich nicht so echt. So etwas Scharfes wie ihre Klauen kannte ich bis jetzt noch nicht. Wieder Schmerzen… Ich denke mal wieder: Warum bist du eigentlich aus dem Dorf weg gegangen?
Ich bin, glaube ich, fast tot. So ein Gefühl kenne ich nicht – ich habe große Angst. Ich will nicht sterben. Bitte nicht…
Dann beginnt der Kampf mit dieser Kreatur. Gerwin schießt immer wieder Pfeile auf sie, Ruben rammt ihr seinen Dolch in die Seite, dann Konrad – nichts… Ich, von Sinnen, und mit aller letzter Kraft… Kopftreffer. Die Bestie schreit angsteinflößend, überall schwarzes Blut. Was ist das nur für ein Ding? Und irgendwie scheint sie immer wieder zu gesunden. Wie lange es weiter geht, weiß ich nicht. Ich kriege nicht mehr alles durch meine vernebelten Augen mit. Doch irgendwann… mit sehr viel Glück und mit unseren letzten Kräften – einem letzten Pfeil von Gerwin – es ist tot, es ist vorbei. Ich höre in meinem Kopf irgendeine komische Stimme. „Kopf ab!“ Und ich tue es… Ich schneide dem Kadaver den Kopf ab. Warum tue ich das, was bin ich für ein Mensch geworden!?!
Das ist also ein Vampir. Hätte gerne auf die Begegnung verzichtet. Wir finden in ihrem Verschlag eine Art Tagebuch. Also wieder hoch zum Elfen. Auf dem Weg heilt Ruben unsere Wunden – gut das er bei uns ist. Auch wenn Bauer Essbein aus meinem Dorf immer von diesen Heilern gewarnt hatte und das sie was mit dunklen Mächten zu tun haben. Mir egal, ich finde es besser, wenn ich mich gesund fühle als fast im Sarg zu sein.
Der Elf las uns das Buch vor. Die Frau war mal eine Maria Malone. Kam aus dem Dorf Gotheim, welches zur Grafschaft der Familie von Bruner gehört. Es gab wohl ein Treffen von Andreas von Bruner mit Maria in Gotheim. Er liebte wohl auch, aber nicht nur, ihre Kochkünste und engagierte sie als Köchin für das Anwesen in Übersreik.
Eines Tages kam der Bretone Jean-Pierre de Clairmont-Brissac während eines Festes zum Anwesen der Familie in Übersreik und hatte sie den von Bruners abgekauft. Sie merkte sofort, dass er „anders“ ist. Er machte sie zum Vampir, so wie auch er einer war. Aber GERWIN, jetzt kommt es… Und du kannst dich wirklich nicht mehr an dies alles erinnern. Nach der Verwandlung nannte er ihr Namen, nämlich UNSERE!