Im Wald der Selbstmörder

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Auf unserem Weg durch die Eishöhle, die seltsamerweise einen Wald in ihren Tiefen verbirgt, kriecht aus Johnny Blackwoods Rucksack plötzlich eine Spinne. Erschreckt durchsuchen wir unsere Taschen, ob noch mehr Tiere sich in unseren Sachen versteckt haben. Zu unserer Erleichterung sind in den übrigen Taschen nur unsere Sachen. Hoffentlich verursacht dieses Wesen keinen Schaden in der Höhle.

Nach und nach dringen wir immer tiefer in den unterirdischen Wald vor. Wir folgen dem Pfad, auf dem uns ganz unerwartet eine traditionell gekleidete Japanerin, Yun, in Empfang nimmt. Sie begrüßt uns freundlich, bringt uns zu einem Badehaus, in dem wir uns auf ihren Wunsch hin waschen und umziehen, und folgen einem Mann, Daisuke, zu einem kunstfertig gebauten kleinen Dorf, das er uns als Ubasute vorstellt.

Dort treffen wir in einem Teehaus wieder auf Yun, die uns erklärt, dass dieser Ort eine Zuflucht für die Ausgestoßenen und Hoffnungslosen ist, die der Herr des Waldes, die Fee Mori no omo, hier aufnimmt. Diese Leute, die in den Wald kommen, um zu sterben, wurden früher vom Herrn des Waldes in das Dorf geschickt, wo die Bewohner sie in ihre Gemeinschaft aufnahmen und ihnen ein friedliches Leben ermöglichten. Nur Magier können nicht dauerhaft an diesem Ort bleiben.

Doch seit fünf Jahren kommen keine Gäste mehr, da der Herr des Waldes durch die Stimme der Leere zum Kokojin, dem Schwarzen Mann wurde. Das ist die böse Seite der Fee, die – wie wir vermuten – vielleicht durch den beschädigten Kelch geweckt wurde. Seitdem kommen immer mehr Unglückliche, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch Yun weiß leider nicht, wo der unglücksbringende Kelch zu finden sein könnte.

Johnny gesteht ihr, dass wir versehentlich eine Spinne in die Höhle gebracht haben, was Yun zu beunruhigen scheint. Sofort schickt sie Daisuke, um sich um dieses Problem zu kümmern.  Uns bringt sie in einem Gästehaus unter, wo wir übernachten dürfen. Langsam kommt Leben in die kleine Siedlung und wir können einige neugierige Blicke auf ihre Bewohner werfen. Sie wirken alle ruhig und freundlich. Eine alte Dame backt vor ihrem Häuschen und bietet uns lächelnd ihre Kekse an.

In der Nacht wecken mich seltsame Geräusche auf dem Dach. Ich muss zugeben, dass ich das ein bisschen unheimlich finde, daher bitte ich Johnny, der das Geklacker ebenfalls hört, nachzusehen, was sich dort herumtreibt. Zunächst ist nichts zu entdecken, aber uns fallen leuchtend rote Punkt in der Dunkelheit auf. Als wir versuchen, uns das näher anzusehen, tritt die Alte mit ihren Keksen wieder an uns heran und bietet Lena erneut von ihrem Gebäck an.

Sie lehnt höflich ab und versucht, der Frau klarzumachen, dass sie in ihr Haus zurückgehen soll, da schlägt die Alte nach ihr, als sei sie in diesem Moment verrückt worden. Auf ihrem Rücken entdecken wir entsetzt ein schwarzes Wesen mit Armen und Beinen, das sechs leuchtende rote Augen besitzt, von denen seltsame Fäden in den Nacken der Frau führen. Sofort habe ich den Gedanken, dass das Wesen die Frau vereinnahmt hat und sie nach seinem Willen steuert, um uns zu schaden. Und es scheinen noch viele dieser Wesen im Dorf zu lauern, um die Bewohner zu übernehmen.

Wir reißen die Frau zu Boden und Johnny schlägt das Spinnenwesen von ihrem Rücken. Liam entzündet es mit dem Öl aus einer Laterne. Schnell versuchen wir, die Einwohner in ihre Häuser zu schicken und die Wesen zu finden, doch die Dörfler verstehen uns nicht (weil sie nur Japanisch sprechen) und die Monster weichen vor uns zurück. Erst Yun gelingt es in kürzester Zeit, alle in der Pagode zu versammeln, die wie ein Schutzraum konzipiert ist und vom Herrn des Waldes genau zu diesem Zweck geschaffen worden ist. Uns fällt auf, dass zwar viele Einwohner unauffindbar sind, jedoch keine Leichen zu finden sind. Es kann dafür wohl nur eine Erklärung geben. Die Spinnenwesen verwandeln die Menschen in Ihresgleichen, daher verschwinden die Leute und die Kreaturen werden immer zahlreicher.

Wir beschließen, den Ubasutern ihre Vorräte in die Pagode zu bringen und uns auf den Weg zu machen, um den mysteriösen Kelch zu reparieren, damit hoffentlich der Fluch der Spinnenwesen gebrochen wird.

Südlich von der Eishöhle empfinden wir ein Pulsieren, das auch von den Spinnen ausging. Wir folgen diesem Gefühl, das sich immer weiter verstärkt und seine höchste Intensität an einer Steinformation entfaltet, um die alle Bäume kahl und tot stehen. Eine Treppe führt uns in die Tiefe und wir stehen am Beginn eines Labyrinths. Noch während wir über die sinnvollste Taktik zur Bewältigung dieser Schwierigkeit streiten, tauchen hinter uns Unmengen an Spinnen auf, die uns sofort mit einer beängstigenden Geschwindigkeit verfolgen. Wir rennen in Panik los und lassen uns von Liam, der an den Wegkreuzungen immer wieder auf seine Manschette schaute, durch das Gewirr von Gängen leiten. Knapp können wir die Spinnen auf Abstand halten und landen schließlich in einer großen Halle, die die Tiere nicht zu betreten können scheinen.

Wir schauen uns um und entdecken in der Mitte ein Podest mit einem sechseckigen Stein, von dem das unangenehme Pulsieren und ein schwer einzuordnendes Flimmern ausgeht. Irgendetwas zieht mich in diese Mitte, doch vor uns steht ein dunkles Wesen, das von einer Art Lianenhaut umhüllt zu sein scheint – wir sind uns sicher, das muss der Kokojin sein.

Sofort greift er uns an, doch ein Feuerpfeil hält ihn davon ab, weiter Johnny anzugehen, der ihn mit dem Schwert attackiert. Als Liam schließlich die Lampe auf ihn wirft, fängt er Feuer und verbrennt. Doch auch Johnny fängt Feuer. Währenddessen rennen Lena und ich zum Zentrum und stülpen das Kästchen, das uns Inari gab, über den Stein, das sich förmlich an ihn ansaugt und ihn zum Schweigen bringt. Eine plötzliche Ruhe legt sich über den Raum und Liam erstickt schnell die Flammen an Blackwoods Körper. Wir scheinen es geschafft zu haben. Doch statt den Herrn des Waldes zu erlösen, scheinen wir ihn vernichtet zu haben. Nur ein grauer Kristall ist an seiner Stelle zurückgeblieben, den Liam schnell an sich nimmt.

Fiene

Soundtrack: https://www.youtube.com/watch?v=gcUYQ8XdWKU&t=256s

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