1Aus den Nebeln war ein düsteres Wesen getreten, den sie den HEROLD DER LEERE nannten.
2Er war gerufen von den Ewigen, die gar nicht hätten sein dürfen, um den Tisch zu bereiten für den Verschlinger der Welten, der kommen sollte, um zu vernichten, was ihnen nicht gestattet war zu besitzen.
3Und als sich der Schatten des Herolds über die Nördliche Weite legte, da entsandte die Matriarchin aus der Heiligen Stadt eine Dienerin des EINEN GOTTES, die in sich das Licht des Glaubens trug und deren Herz rein war, und ihr Name war Margarete, welche aus der Stadt Kreutzing kam.
4Sie bereiste die Länder des Nordens von Hexton bis zu den Eisenfelsen, von den Trollhöhen bis ins ferne Porta.
5Allen Ortes flüsterten die Menschen von einer Finsternis, die jedes Licht verschlang, von einem Sendboten, dem Opfer gebracht wurden, auf dass er den Schleier zerreiße, damit der Fürst der Leere sich an der Welt laben möge.
6Als Margarete das hörte, war ihr Herz von großer Furcht erfüllt, woraus sich der Nebel der Ewigen nährte und ihren Blick vor der Wahrheit verhüllte.
7In der dunkelsten Nacht, am unwahrscheinlichsten Ort, erschien ihr dann die, die ihr Leben den Hunden gab bevor die Dolche ihrer Häscher sie zu Fall bringen konnten.
8Und Astrid sprach: “Fürchte dich nicht.”
9Und Margarete wurde ruhig, und Zuversicht füllte ihr Herz.
10Da wehte der Nebel der Ewigen fort, und obwohl sie großen Schrecken sah und sie sich ihres Schicksals gewiss wahr, verspürte sie keine Angst, denn Astrid war bei ihr.
11Nun folgte sie dem Schatten und trotzte allem Unbill; kein Verrat, kein Zauber und keine Versuchung konnten sie trügen.
12Und schließlich fand sie den HEROLD DER LEERE an dem Ort, an dem sich Himmel und Unterwelt verbanden.
13Der Sendbote des Letzten Übels wollte die Pfeiler einreißen, auf denen der Leib der Welt ruhte und somit einen Riss im Schleier öffnen, um seinem Herrn alles Leben als Gabe darzubringen.
14Doch als der HEROLD DER LEERE Margarete erblickte, sah er, dass sie in sich das Licht des HERRN trug und wurde wütend.15Erfüllt von unermesslichem Zorn verdunkelte sich die Himmel, als der HEROLD DER LEERE dem Leib den Weltenpfeiler entriss und damit über sie kam.
16Margarete erblickte die Finsternis und hatte keine Furcht, denn nichts würde das Licht ihre Glaubens verlöschen lassen können.
17Und so geschah es, dass das Licht des HERRN die Finsternis besiegte und nur ein leises Jammern in der Ferne entschwand.
18Da, wo der Pfeiler dem Weltenleib entrissen ward, füllten die Tränen der Ewigen die klaffende Wunde, und der Zorn ließ ihre Körper zu Stein erstarren.
19So fand man Margarete von Kreutzing an Litha im 444. Jahr am Ufer des Sees, wo sie ihr Leben gab zum Heil der Welt.
20Die Menschen trugen sie zu Grabe und errichteten dort einen Tempel zu Ehren des EINEN GOTTES.
21Als die Kunde die Heilige Stadt erreichte, war die Matriarchin voller Trauer ob des Verlustes aber auch voller Freude und Dankbarkeit und sprach: “Heilig sollt ihr die nennen, in deren Herzen das Licht wohnt, das die Finsternis vertreibt. Denn da wo das Licht des HERRN ist, kann der Fürst der Leere und keiner seiner Diener sein.”
—
Inschrift am Grab der Heiligen Margarete von Kreutzing in der Kirche von Pfeilersruh (Übersetzung aus dem Hocharchaischen)