7.10.888 n.G.
Wir beschlossen, die Nacht in den Ruinen von Freidorf zu verbringen, um für die Toten zu beten, und richteten uns ins der Krypta ein. Bei Dämmerung begann es zu regnen. Amir betete, um die Seelen dem Neuen Gott anzuvertrauen. Er sagte, dass sie noch hier umherirren, aber Severin tat seine Worte ungläubig ab.
Während der ersten Wache schaute sich Amir draußen in der pechschwarzen Nacht um. Wenigstens der Regen hatte nachgelassen. Dafür trug der Wind unheimliches Geheul aus der Ferne heran. Ich übernahm die zweite Wache. Nebel lag über dem See, obwohl es windig war. Das Geheul war weit entfernt. Auf dem Friedhof betete ich für den Seelenfrieden der Toten. Derweil stieg der Nebel zum Dorf hinauf. Mir war kalt, und ich zog mich für 20 Minuten in die Krypta zurück. Danach war das Dorf vom Nebel fast bedeckt. Und dieser war magisch. Auf dem See machte ich ein silbriges Glitzern aus.
8.10.888 n.G.
Das Kreischen schien näher gekommen zu sein, und die Feuchtigkeit kroch durch die Türritzen in die Krypta. Eine halbe Stunde später schaute ich draußen wieder nach dem Rechten. Geister streiften durch den Nebel, und das Kreischen hatte den Waldrand erreicht. Es war Zeit, die anderen zu wecken, aber niemand wusste, was zu tun war. Mit dem Rücken zur geschlossenen Tür erstarrte ich, als ein Geist durch mich ging. Amir sah kurz den Geist von Aldemar Kemp, dem Sohn des Bürgermeisters, dessen Gestalt in zerfetzter Kleidung erschien und etliche große Bisswunden aufwies. Mercurio Blanche, die frühere Wirtin, fuhr durch Severin. Dieser griff nach ihrer Pfeife und zog sich eine schwere Erfrierung an der Hand zu.
Amir beschloss, in Kreutzing Pater Paulus um Hilfe zu bitten, damit dieser die Seelen erlöst, oder ihm die Kraft verleiht, es selber zu tun. Währenddessen hörte ich etwas über uns in der Ruine der Kirche. Wir machten uns kampfbereit und gingen hinauf. Ein vier Schritt hohes, vielarmiges Ungeheuer stand in der Ruine und brüllte fürchterlich. Zu viert erschlugen wir es mit Leichtigkeit. Doch danach hörten wir ganz in der Nähe das Gebrüll von ein paar Artgenossen.