Fortsetzung unseres Reiseberichts
—von Karl Auenthal
22. Mai 1733 – Wir berieten, wie wir am besten mit der Baronin von Freyberg in Kontakt treten konnten. Wir versuchten den offiziellen Weg und sprachen im Rathaus vor. Don Ignaçio übernahm das reden. Am Nachmittag um vier wurden wir schließlich vorgelassen. Wir berichteten von dem Heilmittel und dass wir seit zwei Tagen keinen Kontakt zu Seiffenberger hatten. Die Baronin ließ den Doctor daraufhin von der Stadtwache suchen. Eine mitgebrachte Probe des Heilmittels musste ich im Rathaus zurück lassen. Bei der Unterredung mit uns war ständig ein Lakai an ihrer Seite. Sie schien nicht frei reden zu können, also signalisierte ich ihr bei der Verabschiedung, dass wir sie dringend unter vier Augen sprechen müssten.
Während ich im Greifen neues Heilmittel herstellte, machten Roland und Heinrich sich auf, um Erkenntnisse über die Familie Tauber einzuhohlen. Rosa Tauber, die heutige Matriarchin der Familie, war früher eine Mätresse des Grafen von Kronau. Damals waren die Taubers eine angesehene bürgerliche Familie, heute sagt man ihnen nach, mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen.
Maximilian von Freyberg, Neffe der Baronin, suchte uns abends im Gasthaus auf und lud uns zu einem Diné am nächsten Abend, 19 Uhr, im Stadthaus der Baronin ein. Um Diskretion wurde gebeten: Wir sollten den Dienstboteneingang nehmen.
Am nächsten Morgen schlenderte ich durch die Stadt. Beim vermuteten Besucher, dem Herzog von Waldenau, handelte es sich nur um einen Militärattaché, erfuhr ich, der großzügig vom fürstlichen Fuhrpark Gebrauch machte. Bei Seiffenberger öffnet niemand, aber eine Gardine im Obergeschoss hatte sich auffällig bewegt – im Haus war wer. Ich holte Johann und die restliche Mischpoke. Wir durchsuchten das Haus des Doctors. Wir fanden keine Eindringlinge mehr, aber das Haus wurde geplündert. Die Diebe schienen über die Tunnel gekommen zu sein und hatten noch nicht mal vor dem Leichnam des Doctors halt gemacht.
Als wir ehedem schon in den Tunneln waren, nutzen wir die Gelegenheit und gingen zum WIlden Stier, um nach Hubert Gimpel zu suchen. Der Wirt dort wollte fünfzig Gulden, um uns in die Gewölbe zu lassen. Wir bezahlten und bekamen dazu noch die Losung, die die Schurken hier als Erkennungszeichen benutzten.
Unten dem Wilden Stier fanden wir neben normalem Pöbel auch Ganoven, Schwarzfedern und – Hubert Gimpel! Allerdings wurde er bewacht von vier Söldnern und verprasste mit vollen Händen sein neues Vermögen. Wir beobachteten das Treiben eine Weile. Die Notleidenden waren offenbar alle gesund und wurden hier unten sehr gut verpflegt. Bald kam eine rattenhafte Person und drei Schergen mit großen Körben auf dem Rücken. Sie verteilten an die Armen Engelsmilch. Don Ignaçio kauft mir eine Flasche.
Eigentlich wollten wir Hubert Gimpel verfolgen und in einem günstigen Moment ergreifen, aber wir mussten irgendwann aufbrechen zu unserer Diné-Verabredung. Vielleicht würden wir nach dem Gespräch mit der Baronin besser verstehen, was hier in der Stadt vorging.