?. ??? des Jahres 2954 des Dritten Zeitalters
Hiravals Festung, Wetterberge, Eridaor
Mitten in der Nacht wurden wir von einem Tumult geweckt und fanden Herbert von einem mächtigen Axthieb Roderics zu Boden gestreckt. Jener wiederum war gerade dabei eine tiefe Dolchwunde auf der Brust von Elwyn zu versorgen. Wie Roderic uns später berichtete, hatte er während seiner Wache eine kleine Runde durch die umliegenden Räume gemacht und war dann wieder zu Herbert zurück gekehrt. Dieser hatte ihn aber wohl nicht kommen hören und so sah Roderic wie jener mit einem Dolch auf Elwyn ein stach als er den Raum betrat. Sofort stellte er Herbert zur Rede, wurde dann aber selbst von ihm angegriffen und streckte ihn mit einem gewaltigen Hieb zu Boden.
Dank Roderics Heilkünsten gelang es sowohl Elwyn als auch Herbert zu retten und die jungen Abenteurer glaubten Roderics Ausführungen wohl auch aus diesem Grunde. Sie erzählten, dass es schon länger eine gewisse Rivalität zwischen Elwyn und Herbert um die Führung der Gruppe gegeben habe und das sich Herbert seit der Ankunft in der Festung immer aggressiver verhalten habe. Eine ähnliche Veränderung, wie wir sie auch jetzt wieder bei Hiraval bemerken konnten, der nur lapidar meinte es geschehe diesen Strauchdieben recht was passiert sei.
Kurze Zeit später, nachdem wir uns wieder zum Schlafen gelegt hatten, begann es zu stürmen. Während der folgenden Stunden wurde aus dem Sturm eine Gewitterfront und die Wetterberge machten ihrem Namen alle Ehre. Trotz des vorherrschenden Lärmes, wurde ich erneut von einem Geräusch geweckt und konnte die Wachen, zu diesem Zeitpunkt Narvi und Arnulf, nirgends entdecken. Auch Hergrim war schnell auf den Beinen und er konnte aus einem der Fenster eine Gestalt mit einem kleineren Körper auf den Armen ausmachen, die auf der Außentreppe nach unten ging. Sofort brachen wir zur Verfolgung auf und fanden auf dem Weg zur Treppe den niedergeschlagenen Arnulf. Während Hergrim weiter der Gestalt, in welcher wir Hiraval und seinen Sohn vermuteten, folgte, prüfte ich einmal die Lebenszeichen des Waldmenschen. Zum Glück hatte er nur einen ordentlichen Schlag auf den Schädel bekommen und schwebte nicht in Lebensgefahr. Unsere Gefährten hatten in der Zwischenzeit die anderen geweckt und schlossen auf dem Weg in die Schlucht zu mir auf.
Unten angekommen, fanden wir Narvi vor einer, durch Ranken versteckten, Öffnung stehend, welcher Hergrim mit seiner Axt auf Distanz hielt. Uns war schnell klar, dass auch hier eine dunkle Macht am Werke sein musste und so zog ich mein Horn vom Gürtel um ein zwergisches Alarmsignal zu geben. Daraufhin konnte sich Narvi zumindest so weit wieder in den Griff bekommen, das er uns vorbei in die Dunkelheit lassen konnte.
Am Ende eines leicht abschüssigen Ganges, fanden wir uns in einer grabeskalten Gruft mit zehn Steinsarkophagen auf jeder Seite wieder. An der Stirnseite beugte sich gerade Hiraval mit erhobenem Schwert über seinen scheinbar bewusstlosen Sohn. Hinter ihnen war eine durchscheinende Gestalt mit grün leuchtenden Augen zu erkennen. Mit einem beherzten Sprung riss Hergrim Hiraval von den Füßen und verhinderte so den tödlichen Streich. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Während der Geist weiterhin versuchte Hiraval zu befehligen, konnte Roderic einen sauberen Treffer landen, welcher mit einem Kreischen quittiert wurde. Aus den Sarkophargen erhoben sich weitere Geister, welche aber vor dem Elbenlicht Earendils zurückwichen. Während Hergrim Hiraval mit einigen Hieben der flachen Schwertseite niederstreckte, konnte ich den Jungen aus der direkten Gefahrenzone ziehen. Leider wurden wir von den Geistern eingekesselt und mussten uns dann einigen Angriffen erwehren. Ich wurde verwundet, aber Roderic gelang es den Anführer der Geister mit seinen Pfeilen zu Fall zu bringen. Kaum war dieser, Huldrahir wie wir später erfuhren, besiegt, flohen auch die anderen.
Auf den Grabplatten konnten wir bei einer schnellen Überprüfung die Namen der Dúnedain aus Hiravals Linie ausmachen. Angefangen mit Huldrahir, ihrem Ältesten, bis hin zu Hiravals Vater. Als Hiraval später wieder zu sich kam, berichtete er, schon seit Tagen von Huldrahirs Geist heimgesucht und beeinflusst worden zu sein. Auch Narvi berichtete von einer Stimme in seinem Kopf die ihm befahl den Eingang zu bewachen. Über jenem Eingang fanden wir auf unserem Weg zurück noch eine nachträglich angebrachte Inschrift in der dunklen Sprache von Angmar:
In meinem alten Haus ihr euch versteckt,
in meinen edlen Thron ihr dringet ein,
aus meinem längsten Schlaf ihr mich erweckt,
Euer Fleisch und Blut sind jetzt mein!