Aus Styrvakes Journal – Wir erwachten in der Höhle und waren allesamt genesen und wieder hergestellt. Firuns Gnade hatte anscheinend über uns gewacht und uns behütet. Es war ein kleines Wunder. Und es war mir sowas von egal. Ich wollte es einfach nur noch hinter mich bringen. Selbst wenn ich dabei drauf ginge. Ich streifte mir die vom Blut besudelte und ziemlich ramponierte Kettenrüstung über und gesellte mich zum Frühstück. Vielleicht zum letzten Mal. Heute um Mitternacht würde es auf die ein oder andere Weise entschieden sein.
Ich blickte in die Gesichter meiner Gefährten Sheanna, Isblom, Hagen, Tsaekal, Lyoscho und Albin. Mit manchen von ihnen war ich wirklich weit gereist, mit anderen weniger weit. Und um ehrlich zu sein, dem Praioten traute ich noch nicht wirklich über den Weg. Mit den Hexen, der Hochgeweihten, der Magd und den anderen Aufgelesenen wirkten wir eher wie Schiffbrüchige, die von Hranngar in eine eisige Ödnis ausgespuckt worden waren. Auf jeden Fall nicht wie Auserwählte die in der Lage wären Lystramons Beschwörung zu vereiteln. Trotzdem waren alle schon wieder dabei Pläne zu schmieden, wie die nächsten Schritte aussehen sollten.
Ich versuchte mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen und beteiligte mich an der Beratung. Anscheinend waren in der Nacht noch zwei weitere Parteien aufgetaucht, die die Situation nur noch unberechenbarer machten. Die Dämonenwölfin Kyrjaka und ihre Meute war gesichtet worden und machte sich schnurstracks auf in Richtung Vulkan. Immerhin war auch Unterstützung unterwegs, denn das Ifirnsrudel hatte ebenfalls den Weg hierher gefunden. Naja quid pro quo war immerhin keine Verschlechterung der Situation. Tsaekal aber witterte seine Chance sich ein für allemal dem Dämon zu stellen und zu sehen wer siegreich sein würde. Einen Alleingang konnten wir ihm allerdings ausreden.
Während wir diskutierten, hörte ich auf einmal Shir’Khans Stimme in meinem Kopf, dass es vielleicht eine gute Idee wäre für den kommenden Kampf immerhin einen einzigen Probeflug in meinem jämmerlichen Leben zu absolvieren. Ich ließ mich nicht zweimal bitten und erklomm den Rücken des Frostwurms. Das Erlebnis war majestätisch und ich nutzte die Gelegenheit um sowohl die Lage am Vulkan als auch im Lager von Halman zu observieren. Insgeheim hoffte ich mir Streit zu suchen und einen der Kontrahenten zu meinen Gefährten zu locken. Dies gelang leider nicht. Am Vulkan war die Situation unverändert, aber fliegend konnte man auch kaum etwas erkennen. In Halmans Lager konnte ich etwa 60 Feinde zählen. Das waren meiner Meinung nach zu viele um erst mittags ihn auszuschalten und danach Brakador und seine Schergen. Genau das berichtete ich auch meinen Gefährten, als ich zurück kehrte. Unser oberstes Ziel musste sein das Ritual zu stören, denn wäre der Tag siegreich auch wenn wir alle dabei umkamen. Ich fragte den Forstwurm nach seiner taktischen Meinung und er antwortete mit, ‘Ich greife da an, wo es notwendig ist’. Damit war für mich die Sache entschieden. Und auch die Praioten sahen ein, das nun mit den Vorbereitungen begonnen werden musste. Albin und die Hochgeweihte zogen sich zurück und begannen ein mehrstündiges Greifenruf Ritual.
Im Laufe des Tages tauchten noch einige interessante Verbündete bei uns auf. Iloïnen Schwanentochter und ihr Ifirnsrudel würden uns im Kampf unterstützen. Desweiteren machten Teliriyon Kristallpfeil und 5 weitere Mitglieder aus Lyoschos Sippe der Himmelslichter ihre Aufwartung, Am Interessantesten war vielleicht, dass sich nachmittags ein Portal öffnete aus dem die wunderschöne Nahema zusammen mit Sulva heraus trat. Augenscheinlich war sie Lyoschos Lehrmeisterin und gebar sich ziemlich herrisch. Hagen reagierte auf sie leicht verstimmt, erklärte sich aber nicht weiter.
Es wurde Zeit aufzubrechen. Wir würden einen Schlenker über Halmans Lager machen. Es passte für uns immer noch nicht in die Gleichung hinein, warum Glorana ihren Champion hierher entsandt hatte. Doch als wir dort ankamen, war er bereits fort. Die Spur seiner kleinen Armee führte zu einer Gletscherspalte, die vermutlich in Richtung des Vulkans sich ziehen würde. Wir entschieden uns dagegen ihm hinterher zu gehen, sondern wollten mehr oder weniger frontal angreifen. Halman war schließlich nicht unser Ziel sondern die Vereitlung des Rituals. Die Nacht senkte sich herab und wir standen am Rand des kleinen Goblindorfs. Die Zauberer wirkten Unterstützungszauber. Die Geweihten sprachen Gebete. Es war Zeit zu töten oder getötet zu werden.
Unser eingespielter Trupp näherte sich dem Höhleneingang von einer Seite. Lyoscho sprach einen Stillezauber und in der unheimlichen Stille überwältigten wir zwei Wachen. So waren wir in der Lage unsere gesamte Truppe am Eingang zum Vulkan einigermaßen unbehelligt zu versammeln. Tsaekal und ich blickten uns in die Augen und im gegenseitigen wortlosen Einverständnis begannen wir die Erstürmung. Aber natürlich erwartete bereits Brakador auf uns und sandte uns seinen tödlichen Drachenodem entgegen. Ein heilloses Chaos brach aus. Tsaekal und ich stürzten uns auf den Drachen. Wir wollten den anderen eigentlich nur Zeit verschaffen die Ritualwirker zu bekämpfen. Sheanna, Isblom, Hagen und Lyoscho bekamen es aber mit Floriel zu tun, der seine wahre drachische Gestalt offenbarte. Und rings um uns herum die Himmelslichter, das Ifirnsrudel und die ganzen anderen die sich tapfer auf die Kultisten stürzten. Shir’Khan und der Greif stürzten den Vulkanschlot herab und beharkten ebenfalls Brakador.
Im Verlaufe des Kampfs verlor ich den Überblick über die anderen, aber Tsaekal und ich behaupteten uns gegen den Drachen einigermaßen gut. Immer wieder konnten wir seinen Angriffen ausweichen und wir schlugen tiefer und tiefere Wunden in seinen Schuppen hinein. Doch dann tauchte Kyrjaka mit ihrer dämonischen Meute auf und Tsaekal konnte nicht anders als sich ihr zu stellen. Prompt traf mich eine Klaue des Drachen und ich flog quer durch die Höhle. Ich rappelte mich hoch, schnappte nach Luft und hörte nun Gonechs Stimme in meinem Kopf: ‘Nun bin ich dran kleiner Thorwaler.’ Die Walwut übermannte mich und ohne Rücksicht auf Verluste griff ich wieder Brakador an. Meine Axt traf immer wieder ihr Ziel, doch auch die Pranken des Drachen rissen tiefe Wunden an mir. Ich spürte wie ich über das menschenmögliche hinaus ging und trotzdem immer weiter hakte und hakte und hakte. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass meine Gefährten den vermaledeiten Floriel nieder gerungen hatten und nun auch auf den Drachen einschlugen. Auf einmal hörte man ein wildes Wolfsgeheul in der Höhle. Tsaekals Speer steckte tief im toten Leib Kyrjakas und sein Siegesschrei echote von den Wänden. Und dann endlich erzitterte auch Brakador und mit einem dumpfen Krachen schlug der lange Drachenhals auf den Boden und blieb dort liegen. Es war vorbei. Wir hatten gewonnen…