Aus Styrvakes Journal – 15. Rahja 1022 BF – Morgens – Als ob nicht alles schon schlimm genug gewesen wäre, hatte uns in der Nacht wieder einmal das Heulen von Wölfen geweckt. Natürlich nicht irgendwelche Wölfe, die wären bei diesen Temperaturen schon lange umgekommen, sondern das Heulen des Rudels von dieser Dämonenschlampe Kyrjaka. Es war Zeit die Tränensucher, eine firnelfische Sippe, zu suchen. Vielleicht konnten sie uns Unterschlupf gewähren und mit dem ein oder anderen Problem weiterhelfen.
Die Wetterlage war gar nicht mal schlecht, als wir uns weiter aufmachten tiefer in die Grimmfrostöde einzudringen. So erblickten wir bei schönstem Sonnenschein auch schnell wieder einen alten Bekannten, den uns verfolgenden Gletscherwurm. Der war allerdings so nett uns in Ruhe zu lassen. Unsere beiden Späher, Tsaekal und Teliriyon, konnten aber beobachten, dass das Dämonenrudel sich aufgeteilt hatte und ein kleiner Spähtrupp in unsere Richtung unterwegs war. Wie es der Zufall wollte fanden wir in einer Bergkette eine kleine Höhle und entschieden uns entweder dort drin zu verbergen und wenn das nicht klappen sollte, so wäre es auf jeden Fall eine gut zu verteidigende Position.
Wir nahmen unsere Positionen ein. Ulfgard gab ich den Auftrag, dass wenn die Wölfe tatsächlich in die Höhle kommen würden, keiner von ihnen die Höhle verlassen durfte. Es dauerte auch gar nicht lange, da erblickte ich schon ihre geifernden Schnauzen und sah wie sie nach unserer Witterung schnüffelten. Der Kampf war schnell und fast ohne Probleme verlaufen. Nur leider wurden Sheanna, Tsaekal und Ulfgard gebissen. Wir würden also wieder diesen Roten Drachenschlund besorgen müssen – mitten in einer Eiswüste. Darüber hinaus hatte einer der Wölfe einen magischen Schrei ausgestoßen und seiner Herrin unsere Position damit wahrscheinlich mitgeteilt.
Eine wilde Hatz begann und wir waren nicht die Jäger. Während des Tages konnten uns das Rudel nicht einholen, doch unsere Kräfte waren schon über das Limit strapaziert. Ich begann bereits wieder nach einer einigermaßen verteidigbaren Stelle zu suchen, als sich der Firnelf Nauriel uns auf einer Gletscherspalte zu erkennen gab. Neben ihm war sogar eine weitere Elfin, die sich später als Loriane vorstellte. Wir hatten es geschafft, wir hatten die Tränensucher gefunden. Die beiden Elfen gingen voran und führen uns tief hinab in eine Gletscherspalte, bis auf einmal da nur noch der nackte Fels war. Das verfluchte Eis Gloranas hatte hier keinen Einfluss mehr. Wir waren in Sicherheit. Die beiden Elfen geleiteten uns an ein Ahnentor, ermahnten uns als anständige Gäste zu benehmen und brachten uns zu ihrem Führer Eldariel.
Die nächsten Tage trugen nicht gerade dazu bei mein ohnehin schon etwas verschrobenes Bild von den Elfen zu verbessern. Doch eins nach dem anderen. Bei den Elfen waren 3 weitere Menschen. Es waren Wulfen und Selwine, 2 Überlebende der Expedition der Adelsmarschallin, und das Kind von letzterer und dem mittlerweile verstorbenen Expeditionsleiter Frinjen. Wir hatten genug Zeit uns auszutauschen und über den Misserfolg der Expedition zu informieren. Außerdem nahmen sich die elfischen Heiler unserer Gruppe an und so wurden Lyosho und ich diesen seltsamen Eisfluch los und es fand sich etwas von dem Gegenmittel, um den Biss der Dämonenwölfe zu kurieren. Es gab auch einen offiziellen Empfang von Eldariel bei dem ich mein Walamulett als Gastgeschenk ihm darreichte. Was aber wirklich seltsam war, das Loriane die Finger nicht von Lyosho lassen konnte und Eldariel sich mehr und mehr meiner Cousine Sheanna aufdrängte. Es kam sogar zu einem Schaukampf und ich war mir ziemlich sicher damals, dass das tulamidische Blut in ihren Adern kochte und sie diesem weltfremden Lüstling ordentlich die Fresse polieren wollte. Leider hatte Sheanna keine echte Chance. Mehrere hundert Jahre Übung mit dem Schwert war Eladriel meiner Cousine voraus.
17. Rahja 1022 BF – Zum Glück blieben wir nicht lange. Schon nach 2 Tagen waren unsere Wunden soweit kuriert, dass wir uns weiter in Richtung Brecheisbucht aufmachen konnten. Beim Abschied gab uns Eldariel mehrere Geschenke mit. Darunter Gwen-Petryl-Steine, eine Flöte aus Kristall für Sheanna, ein Vulkanglasdolch für Balthasar und ein sternförmiger Kristall, der das Nordlicht anzeigen konnte.
Schon 2 Tage nachdem wir den Palast verlassen hatten, machten wir 2 Feststellungen. Die Wölfe hatten wir anscheinend tatsächlich hinter uns gelassen, aber den Gletscherwurm hatten wir bereits wieder in einiger Entfernung ausgemacht. An einer Oase im Eis fanden wir noch mehr von dem Heilmittel gegen die Dämonenbisse und Loriane, die uns bis hierher begleitet hatte, verabschiedete sich von uns. Noch einmal 3 Tage später hörten wir Meeresrauschen und vor uns breiteten sich die Ruinen vom Palast der Himmelslichter aus.